Aarhus
Ein Hauch von Dänemark muss jetzt zum Abschluss auch noch sein. Mal was anderes als immer nur Norwegen.
An den Wikingern aber kommen wir auch hier in Jütland nicht vorbei. Die haben es nämlich gegründet, dieses Aarhus. Viel sieht man in der Stadt heute nicht mehr davon. Doch an manchen Ampeln, da sieht man sie noch und da haben sie sogar heute noch das Kommando.
Weniger kulturbelastet ist heute unser Liegeplatz. Denn anders als beim ersten Besuch, macht die Bella heute im Industriehafen fest.
Weder aber auf die Spuren der Wikinger, noch sonstiger alter Kultur begeben wir uns heute. Haben wir alles schon damals abgehakt und auch die kompensierte umzäunte Kultur im Freilichtmuseum De Gamle By besucht.
Das war damals echt lustig, weil da nicht nur alte Höfe, sondern auch Mietswohnungen der 60er und 70er Jahre anzuschauen sind. Und bei der Einrichtung, Tapeten, Pril-Blumen etc. fühlten sich die Träger in ihre Jugend versetzt. Das scheint ne komische Zeit gewesen zu sein, so ein unmoderner Kram…
Also Tipp vom verwunderten Teddy: Denen jedenfalls scheint es mehr als Spaß gemacht zu haben...
War also toll beim ersten Besuch, aber hier wird nichts doppelt gemacht, sondern Teddy arbeitet Reste auf.
Erstmal aber ein Aida-Ausflug. Passte noch ins Zeitfenster. Es ist der „Club-Ausflug.“ Die Fellbande war halt dagegen, dass sich unsere Leute alternativ im Steakhouse durchfuttern oder einen auf Wellness machen und sich durchkneten lassen. Haben denen einfach eingeredet, dass sie fit genug sind, dass dies auch so bleiben soll und nicht etwa durch ein Steak ruiniert wird.
Draußen trifft die Fellbande auf einen „Fanbeauftragten“. Ein Herr spricht den Träger an, zeigt auf uns im Rucksack und fragt, ob wir diejenigen sind, die im Wasserurlaubforum ein Portraitbild vor der Nordkapkugel gepostet haben. Teddys Trip ins World Wide Web zeigt Wirkung, denn die daheimgebliebene Frau hat in „beauftragt“, mal Ausschau nach uns zu halten. Ja, wir sind es und registrieren voller Stolz, dass der Mann nun ein Beweisfoto von seiner erfolgreichen Fahndung macht. Auftrag also erfüllt. Und Mist, Teddy hat immer noch keine Autogrammkarten. Eine wäre er jetzt losgeworden. Aber okay, mehr auch nicht auf der ganzen Fahrt…
Wer die Userin ist, dass weiß ich allerdings nicht. Wie heißt es immer…: „Wenn Du diese Zeilen liest, bitte melde dich!“ Haben immerhin Grüße ausrichten lassen.
„Aarhus vom Wasser aus erleben / VIP-Version“,
so der Ausflugstitel.
Hätten wir sonst sicher nicht gebucht, aber einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul.
Was aber nicht alle so sehen, wie sich gleich zeigen wird.
Das Boot ist klein und „auf Alt gemacht“, dient sonst auch zu offiziellen Hafenrundfahrten.
Etwa 20 Gäste der VIP-Version sind es und ungefähr genauso viele der 10€ billigeren Basic-Version. Zu sehen bekommen alle das gleiche, aber an Bord herrscht ein 2 Schichten-System. VIP sitzt oben, bekommt Kaffee und ein Stück Torte, Basic sitzt unten und kriegt nichts.
Rein optisch mag es etwas dekadent anmuten, diese Oben und Unten-Schicht bei der Platzverteilung, aber den Ausflug kann man ja auch frei buchen, sich also nach oben einkaufen und zahlt dann eben mehr. Ist im Kino oder sonst wo ja nicht anders, insofern dann doch wieder irgendwie okay. Ein bisschen wie Premium und Vario. Da gefällt das Ergebnis, gefallen die Plätze/Kabinen ja auch nicht immer jedem.
Gemeckert aber wird diesmal bei uns hier oben.
Und dabei sind wir noch nicht mal losgefahren!
Ein Trio aus gehbehinderter Oma, gehbehindertem Opa und Tochter, nennen wir sie mal „Familie Motzki“, sitzt feist auf einem gepolsterten Stuhl auf dem Außendeck und darf gleich einen Panoramablick erwarten. Irgendwas aber haben die trotz Polstermöbel „quersitzen“. Der vorbeikommende Scout wird erstmal vollgemeckert.
Oma: „Ne, bis hier oben muss man! Das ist bei uns in Rostock aber ganz anders!“
Opa dagegen missfällt erstmal das Boot an sich und nörgelnd fragt er direkt mal den dabeistehenden deutschsprechenden Skipper nach dem Alter des „Kahns“. Dessen Antwort „1995“ wandelt er spöttisch in „Ja, 1895!“ um.
Lieber Opa, dieses Boot ist nicht alt, sondern absichtlich auf „Retro“ gemacht. Absichtlich!
Das ist anders als bei dir peinlichem Nörgler, denke ich mir so. Und am liebsten hätte ich gesagt, dass er sich die Fahrt mit der Bella dann auch hätte sparen sollen, denn so jung ist die ja auch nicht mehr.
Die Tochter nun noch lauthals: „Nee, da bin ich aber jetzt enttäuscht!“
Zerschlagene Gastfreundschaft, großes Fremdschämen ist angesagt und der Teddy fragt sich: „Warum ist da eigentlich ein Geländer hinter den German Großkotz?“ Schade…
Und nochmal, wir sind bis jetzt noch gar nicht losgefahren!!!
Diese Combo hat bestimmt auch einen ganz tollen Urlaub, wenn die sich immer so schön negativ ergänzen, sich reinsteigern und runterziehen…
Durch das Hafenbecken jetzt rüber zu dem neuen Stadtteil mit der bizarren Architektur.
Da gibt es u.a. diesen spitzen eckigen Gebäudekomplex Iceberg,
und ganz neu nun auch daneben das 142m hohe Lighthouse, Dänemarks höchstes Wohngebäude, mit etwa 400 Wohnungen. Horrende Preise verlangt man, aber dennoch ist nahezu alles verkauft.
Und das wird wohl auch bei dem Haus mit der Uhr so sein.
Das Aberwitzigste aber sind diese 20 oder auch mehr frontseitig offenglasigen Kästen oberhalb der Steinschüttung. Jeder Vorbeigehende wird quasi gezwungen seinen Blick in die sage und schreibe nur 20 qm zu werfen.
Genauso groß ist unser Blockhaus im Garten, hat aber keine 400.000 € gekostet. Ja, kein Schreibfehler, es sind tatsächlich 5 Nullen! Das ist der Preis und es kommt noch besser, alle sind verkauft.
Manche wohnen hier auch auf einem Hausboot, sind den Kummer mit neugierigem Kurzbesuch vom Wasser her gewohnt und entsprechend abgestumpft registrieren sie ignorant die Vorbeifahrt der seemännischen Fellbande.
Jede Menge Leute tummeln sich am Ende des Hafenbeckens gerade in dem Hafenbad, welches im Meerwasser von einem Pontongebilde begrenzt wird. Da kommen wir aber nicht näher ran. Das Becken ist zu Ende, der anschließende Kanal zu klein, wir wenden.
Heute werden wir hier oben übrigens von der Reiseberaterin begleitet, denn die ist ja Clubbeauftragte. Deshalb hat sie den Teddys ja auch die Buttons verweigert, weil sie so eine ganz eigene Ideologie verfolgt und es sich auf die Fahnen geschrieben hat, diese nur an Leute außerhalb des Clubs zu verteilen.
Diese Fernwehexpertin und „Clubbeauftragte“ bleibt auch hier an Bord dem Club eher fern und sitzt von Anfang bis Ende der Fahrt allein an einem Tisch und macht wohl mal innerlich Pause von diesem ganzen Clubgedöns. Finde ich aber auch gut so, denn ich glaube die kann ich nicht leiden. Die Kollegin von der Basic-Tour war dann auch ersatzweise diejenige, welche sich von dem Opa, Oma, Tochter-Trio hat anpflaumen lassen müssen.
Schon beim Clubtreffen war der Informationsgehalt ihrerseits eher nicht gegeben, indem diese „Clubbeauftragte“ das „Thema Club“ mit dem Kompetenz ausstrahlenden Satz: „Ach, da wissen Sie alle sowieso viel besser als ich Bescheid.“ schnell beendete. Eine merkbare Pflicht-Veranstaltung für sie, eine künftig wohl entbehrliche Beweihräucherungs-Veranstaltung für uns.
Ohne einen Kuchenteller mit Torte darauf, verfolgt der „Smile-Teddy“ nun die Rückfahrt und als wir nach gut einer Stunde den Schriftzug passieren, den man extra für den Kurzbesuch der World Race-Regatta installiert hat,
ja da ist der Spaß auch schon vorbei.
Oma und Opa können es nun wohl kaum mehr abwarten, als Erste von Bord zu kommen. Noch nicht ganz angelegt wird aufgesprungen und Zack ist Omas Pranke am Geländer, versperrt allen den Weg und sie mühen sich vom „Kahn“. Dabei zeigt sie aber Mitgefühl zu den anderen 38 Passagieren indem sie, von der Situation überrascht, bedauert: „Ach, jetzt halte ich hier noch den ganzen Verkehr auf!“
Ja, das war so wirklich nicht vorauszusehen…
Die Stadt scheint ihnen auch nicht zu gefallen, denn als die Reiseleiterin diese empfiehlt, kommt von der Tochter ein empörtes „Nöööh!“
Wir haben jetzt Zeit. Vermeintlich alles schon abgeklappert, wollen wir nur noch zu dieser Aussichtsplattform bei diesem Kaufhaus „Sailing“. Die haben wir damals echt nicht gefunden, unsere Leute waren des Latschens müde und erst dann bei der Abfahrt vom Schiff aus, haben wir sie dann gesehen. Der nette „Fanbeauftragte“ hat es uns jetzt nochmal erklärt und tatsächlich werden wir sie gleich finden.
Aber erstmal noch einen kleinen Umweg zum Dom. Doch dort kommt der Teddy ums Beten rum, weil der nämlich geschlossen hat, -wohl eine Hochzeit. Das ist zwar für den Teddy einerseits günstig, aber nicht so für die potentiellen Besucher in den 2 Aida-Ausflugsbussen die da gerade auf dem Vorplatz geparkt haben.
Hilft nichts, Hochzeit geht vor. „Kirche“ ist eben nur nachrangig für Touristen da.
Und da haben die von Aida noch Glück, dass die Motzki-Combo von der Hafenrundfahrt nicht dabei ist. Da hätten die sich aber warm anziehen können und die Combo anschließend dann wahrscheinlich einen bunten Abend mit Coktailgutschein als "Schweigegeld".
So verpasst die Kirche also den zweiten Besuch der Fellbande. Diese Aarhus Domkirche, der St. Clemens Dom, der jetzt aber eine protestantische Kirche und das längste und höchste dänische Gotteshaus ist.
Die Leute verpassen auch die Freskenmalereien, von denen aber viele von der Reformation zensiert wurden und die Buntglasfenster mit Szenen aus dem Leben Jesu. Nur der Teddy, der verpasst nichts, denn der kennt das alles schon, kann sich jetzt nur gerade nicht erinnern. Zur Not lese ich halt den alten Reisebericht. Tut aber im Moment keine Not, ist mir auch egal und sogar recht. Denn Erfolgszwang lastet auf mir, ich muss jetzt erstmal dieses Kaufhaus finden. Sonst kommt mir der ungeduldige Ty wieder blöd von der Rucksack-Seite.
Links halten, auf die Fußgängerbrücke, und den Geheimtipp für das Spiel „Stadt Land Fluss“ überqueren. Den kleinen Fluß „A“ nämlich. Ja, so heißt er. Mit diesem kleinen „o“ oben drauf. Kürzer geht nicht. Das Darüberlaufen dauert jedenfalls länger als man dann beim Spiel die Punkte eingetütet hat.
Das war ja einfach, da ist er ja schon, der Vorsprung von der Dachterrasse. Rein ins Kaufhaus, 6. Etage und wir sind überrascht. Da ist ja nicht nur diese Plattform, sondern ein ganzer Dachgarten. Über 2 Etagen „Roof-Top“ und mit Gastronomie.
Der gläserne "Skywalk" kann uns beim Blick durch den Boden aber kaum schocken, ist nämlich arg verkratzt und das trübt den Blick nach unten.
Farbig hingegen wäre der kostenpflichtige Blick von da drüben, aus dem Skywalk vom Kunstmuseum geworden.
Dann widmen wir uns jetzt mal unserem neuen Hobby, der Mission, das alte Kleingeld von daheim loszuwerden. Blick auf die Preistafel und erwartungsgemäß sind dem Genuss jetzt Grenzen gesetzt. Lediglich die Flasche Wasser passt noch so eben ins begrenzte Münzgeldbudget.
Die junge Kassiererin ist dann auch sichtlich verwundert, als wir ihr „old fashioned“ das Klimpergeld herüberreichen. Misstrauisch dreht sie den antiquarischen Schatz in den Händen, schaut ihn sich an und strahlt dabei solch einen ungläubigen Blick aus, wie man ihn sieht, wenn jemand ihrer Generation das erste Mal so ein Telefon mit Wählscheibe vorgesetzt bekommt.
Mission erfüllt, gesamtes Restgeld weg, und ich hätte nicht gedacht, dass man so einen Spaß daran haben kann, eine kleine Flasche Wasser für 3,50 € zu kaufen…
Flasche leer, Spaß vorbei, denn jetzt geht es über den Aboulevarden, dieser Promenade am Fluß „A“ entlang, diesem Kanal, der Mitte des vorigen Jahrhunderts sogar mal zubetoniert war. Heute sitzen hier die Leute in der Sonne, essen, trinken und blicken auf das Flüsschen. Das war`s, mit der zweitgrößten Stadt Dänemarks, die sich noch bis 2011 nur mit einem "A" geschrieben hat.
Schnell sind wir wieder an Bord, denn der kostenlose Shuttlebus ins Industriegelände wartet wohl nur noch auf die Fellbande und fährt nach dem Einsteigen direkt los. Ja, wenn es läuft, dann läuft es. Schon wieder ein kleines Glück, welches uns bei der Tour so groß begleitet hat.
Wir dürfen jetzt auch weiter glücklich sein und ungestört den Blick auf den Industriehafen genießen, der zwischenzeitlich zum Flugplatz wird.
Unsere Leute aber haben dazu keine Zeit und sind jetzt weniger glücklich, weil sie drinnen das Expeditionsgepäck zusammenpacken müssen.
14 Tage von Glück beseelt laufen wir gleich ein letztes Mal aus.
Einmal Norwegen rauf und runter.
Und morgen früh schon legen wir in Kiel an, steigen von Schiff auf Schiene um und hoffen mal auf eine ruhige Heimfahrt mit der Bahn.
Kiel
Beim morgendlichen Einlaufen sind die optischen Hinweise der heute endenden Kieler Woche unverkennbar. Segler neben Riesenrad.
Und zum Abschied dann noch ein kräftiger Heizergruß, wir gehen von Bord.
Die Bahn scheint sehr beliebt. Am Bahnhof ist die Hölle los und auch in Hamburg quälen wir uns durch dichtes Gewusel von Menschenmengen und kämpfen uns auch am Bahnsteig durch die Massen von Sektion F nach A . Denn da soll er gleich halten, unser Wagen 14, direkt hinter der Lok. Ziel erreicht und jetzt nochmal zurück. Denn eine Durchsage verkündet, dass die Wagenreihung heute mal umgekehrt sein wird. Steht in der App aber gar nicht drin. Egal, zurück nach Sektion A. Dann noch mal Wechsel des Bahnsteigs, aber zum Glück nur umdrehen, ist direkt gegenüber. Mit 15 Minuten Verspätung kommt der Zug rein und Wagen 14 rollt an uns vorbei. Oh, doch nicht geändert! Wenn wir jetzt nicht versuchen Boden gut zu machen, müssen wir mit dem Überseegepäck durch den gesamten Zug von Wagen 1 nach 14 und werden wohl mit Glück und geschunden ungefähr erst in Bremen unsere Plätze erreichen. Also kurzentschlossen im Dauerlauf Slalom durch die Massen, die Kofferrollen verlieren dabei mal rechts mal links zeitweise die Bodenhaftung, laufen heiß und wir schaffen es tatsächlich wenigstens bis Wagen 12.
Drinnen kurzer Begegnungsverkehr und schweißgebadet erreichen wir das Ziel. Puh, erstmal zur Toilette, den Schweiß abwischen, erste Notversorgung. Aber die Toiletten sind defekt und daher verschlossen, an beiden Seiten.
Also auf dem Schiff war irgendwie schöner…
Nun wird es aber auch Zeit, meine Erzählungen zu beenden. Geht ja bald schon wieder los. Muss ich ja noch vorbereiten…
Neue Tour, neue Reiseabenteuer…
Und ähnlich wie bei dieser Tour dann die Aida Aura nach ihrer letzten Kussmundfahrt, sagt die Fellbande jetzt Farewell und Danke.
Danke an die treuen Leser dieses „etwas anderen“ Reiseberichtes, der daher sicher nicht jedermanns Sache ist. Vielen Dank für die nichtsdestotrotz überraschend vielen lieben Kommentare, Herzchen und Pokale.
In diesem Sinne jetzt Zeitsprung in den „Time Tunnel“
Wir sind dann mal weg…
Und mal sehen wann wir wieder auftauchen…
--- E N D E ---
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