29. April 2018, es geht nach Warnemünde
Mutti (inzwischen 88 Jahre alt) hat sich fast ein Jahr auf diese Reise gefreut, es geht nach Schweden … in die Hauptstadt – wo eine Königsfamilie residiert; endlich ist es soweit!
Ich bin wieder einen Tag vorher angereist – und wieder viel Zirkus mit der Bahnfahrt. Aber ich will mich nicht aufregen und fülle lieber das rosafarbene Formular für die Reklamation aus. Zwei Stunden später als geplant trudle ich bei ihr ein. Die Outfits liegen schon auf dem Bett bereit und wandern geschwind in den Koffer. Na ja, ein paar Diskussionen unter Frauen sind normal …“ nä Mutti, das kommt nicht mit, nimm lieber den Glitzerpullover – steht dir doch so gut“.
Der Wecker klingelt früh, aber Mutti ist noch früher dran. Ich glaube, sie konnte vor Aufregung nicht schlafen. Der Taxifahrer ist pünktlich da und weil wir wollen, dass Mutti nicht so einen Stress am frühen Morgen hat, fahren wir ein ganzes Stück weiter und ersparen ihr damit einmal umsteigen. Traditionell frühstückt das Trio in der Bahnhofsbäckerei und ich kaufe im Zeitungskiosk noch ein paar „Blättchen“ für sie. Sie weiß ja ziemlich gut Bescheid, welche Personen mit „blauem Blut“ gerade im Gespräch sind. „Die Schwedenprinzessin hat vor einiger Zeit ein Baby bekommen. Da ist die Königin bestimmt glücklich, wieder mal Oma geworden zu sein oder?“, berichtet sie uns. Meine Schwester und ich nicken zustimmend.
Ich
schaue auf die Uhr und in meine BahnApp, die Aussichten auf eine entspannte
Bahnfahrt stehen schlecht. Beim Info-Schalter besorge ich mir gleich neue
Platzkarten, denn wir nehmen jetzt einen früheren Zug. Boah, ist der voll. Es
ist so ein Brückentag und jede Menge Volk unterwegs, aber zum Glück, unsere
Plätze sind nicht belegt und wir ersparen uns unnötige Diskussionen und den
Blick auf beleidigte Gesichter, wenn die Plätze geräumt werden müssen.
In Hamburg angekommen, wir müssen umsteigen - ein Bahnhof, der zum Glück so angelegt ist, dass man bequem von einem Bahnsteig zum anderen kommt. Wenn der Zug dort auf dem Gleis auch abfährt, ist es ja gut; aber die Anzeigen sind auch nicht mehr so zuverlässig, was sie mal waren. Wenn ein weißes Band läuft, das erkennt sogar Mutti, ist Hektik angesagt. Meine Schwester hat Mutti fest an der Hand und ihren Koffer, ich habe zwei Gepäckstücke und wir legen einen Spurt ein – Uffz, Zug erreicht. Der ist noch besser belegt, wie nach Hamburg. Ist egal, Hauptsache drin.
In Schwerin endet die Fahrt für alle, die im Zug sitzen. „Meine Damen und Herren, der Zug endet hier und wir bitten alle Passagiere auszusteigen.“ Tönt es durch die Wagen. Ein Gedränge beim aus steigen, jeder möchte zuerst am Bus des Schienenersatzverkehrs sein, der nach Rostock fährt. Soooo schnell sind wir nicht und als wir den Vorplatz erreichen – oh Graus: ein einziger Doppeldecker-Bus steht dort. Menschen in der Schlange mit jeder Menge Gepäck. Da passen nicht viele rein, denn das Gepäck findet gar nicht den Weg in das Kofferfach, also muss es mit in den Sitzbereich genommen werden. Ich rechne kurz durch, Wartezeit bestimmt über eine Stunde. Nö, das wollen wir Mutti nicht zumuten und entscheiden, wir fahren Taxi. Und was sagen wir am Ende der Fahrt: „Es war eine schöne Fahrt. Wir haben viel gesehen und die Taxifahrerin war eine so fröhliche Frau. Was haben wir gelacht unterwegs – bis nach Warnemünde. Dankeschön!“
Unser
Hotel liegt direkt am Strand und man kann die Seeluft riechen.
Auf dem Wasser sind Segelboote und Fähren unterwegs, am Strand liegen bekleidet Menschen oder chillen im Strandkorb. An der Rezeption sitzt ein freundlicher Mann, ich erledige den Check-In und die anderen beiden sehen sich um. Mutti jetzt „Kinder, es ist hier wie im Schlossmuseum. Schaut euch mal die Möbel und die Schinken an der Wand an. Das ist wohl ein sehr altes und doch schönes Hotel. Habt ihr gut ausgesucht“ Große dicke Teppiche dämpfen die Schritte und im Spiegel sehen wir unsere von der Fahrt zerzausten Köpfe.
Die
Zimmer sind nett, Mutti streckt sich aus und verabschiedet sich für ein kurzes
Schläfchen.
Die Kinder machen einen Spaziergang entlang der Promenade und genießen die warmen Sonnenstrahlen. In den Straßencafe's ist viel los, ich denke mal, es sind schon die Brückentagsurlauber.
Unterwegs der Duft von Gegrilltem, Fischbrötchen macht Appetit – wir trinken jedoch nur eine Kleinigkeit, denn in unserem Hotel soll man gut essen. Als wir zurück sind, ist Mutti schon wieder gerichtet und wir gehen runter in das Restaurant, wo man wirklich nett sitzt.
Oh, beim Anblick des Schnitzels fangen wir drei an zu kichern. Hatte die freundliche Bedienung nicht extra gefragt, ob Mutti den Seniorenteller haben möchte? Ihre Antwort war nein, sie isst gerne Fleisch; dass es dann so eine riesige Portion werden würde, hatte sie nicht gedacht. Ab und zu schneidet sie ein schmales Stück ab und schiebt es rüber auf unseren Teller. Da helfen wir doch gerne, denn so ein saftiges Schnitzel habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Nach dem opulenten Mahl fallen wir ermattet aufs Bett und schauen den Gotland-Krimi an; dort werden wir auch hinkommen. Mutti ist schon so voller Vorfreude und wir natürlich auch.
30. April 2018, Warnemünde
Die Sonne lacht, Frühstück war sehr lecker und der Fahrer steht bereit, uns zum Hafen zu bringen. Dass die Diva schon da ist, wissen wir – denn das „Sommer-Trio“ von der letzten Reise hat sie schon gesichtet von ihrem Balkon aus. Check-In ist schnell erledigt, Mutti macht ihre Bordkarte an dem AIDAhalsband fest und wir setzen uns noch draußen hin.
Großes Hallo am Pier 7. Treffpunkt für Freunde, die einfach nur kommen um zu schauen oder die mitfahren. Jipiiii, die Sommer's, also unsere drei Schwestern von der letzten Reise sind auch schon da. Welch eine Wiedersehensfreude. Wir sitzen zusammen draußen und Mutti mit dem lustigen Schwesternhaufen in der Mitte."Kinder, das wird was geben mit euch fünfen an Bord!"sagt sie an uns 5 gerichtet. "Jaaaaa und werden versprechen, wir werden auch brav bleiben" rutscht es meiner Schwester raus. Ähmmmm.... Es wird Zeit, wir dürfen aufs Schiff und dann geht es hoch auf Deck 6, wieder ganz nach hinten.
„Kinder, wieder die schöne Kabine und
kommt, wir setzten uns auf den Balkon!" ruft Mutti, als ich die Tür öffne. Erst als sie vorne an der Balkontür steht, fällt ihr auf, der Balkon auf Deck ist ja wirklich noch größer, wie der auf Deck 7. "Ihr seid verrückt, aber einen größeren Balkon gibt nicht auf dem Schiff?" fragt sie. Wir schütteln lachend den Kopf.
Sie schaut sich suchend um und ich sage nur „... Mutti, der kommt schon noch!“ Es fehlt ein wichtiges Utensil für das Sail away. Die Koffer sind relativ schnell da, es wird ausgepackt und zu Mittag gegessen im Weite Welt-Restaurant. Für sie ist es schön, dass ihr so vieles vertraut vorkommt. Sind die Schiffe, mit denen sie bisher gereist ist, ja fast alle gleich.
Ein Glück, bei der Seenotrettungsübung sind alle Passagiere vollzählig und das Anlegen der Schwimmweste gestaltet sich immer leichter bei meinen beiden Damen. Das Wetter ist heute typisch nordisch, Regen halt. "Aber ich hoffe, es wird nicht die ganze Reise so weitergehen" murmelt Mutti so vor sich hin. "Das hoffen wir auch und wenn es regnen sollte, wir können es das ja nicht ändern. Dann machen wir uns trotzdem schöne Tage", antwortet meine Schwester drauf. "Genau ..."
Zum
Sail away ist der Champagner rechtzeitig gekommen, meine Schwester holt die
gelbe kleine Lautsprecherbox hervor, die drei Mädels und ein weiterer
AIDAfreund sind auch da und los kann die Reise gehen.
Immer wieder ist sie angetan von den Zaubereien der Köche im Rossini. "Das ist doch mal ein Dessert, das man erste eine Weile anschauen muss, bevor man anfängt, das Kunstwerk aufzuessen", ist ihr Kommentar zu dieser Creation.
Nach dem Abendessen im Rossini hat Mutti nicht viel Lust, so spät noch auf das Pooldeck mitzukommen. Sie legt die Beine hoch und schaut ein wenig
fern, während die Kinder sich auf dem Pooldeck vergnügen werden. Eigentlich mag sie diese Veranstaltung gerne, aber es ist auch in Ordnung, wenn sie mal genug hat. Der Tag war ja auch lang genug und dann diese ganze Frauenpower um sich herum - das ist vielleicht auch etwas anstrengend mit dem "Jungvolk". Wir schnappen unsere Jacken und schon sind wir weg.
Auf dem Pooldeck warten die gefüllten Sektgläser auf die Passagiere, Bühne frei für General Manager Thomas Scharfenberg, Entertainment-Manager Chris Mateschka und den Gastgebern. Wie gewohnt gibt es auch für die drei gefüllte Gläser und dann kommt das traditionelle „Sie haben Uuuuuuuuuuuurlaub!“ Thomas kenne ich von einer anderen Reise und so freue ich mich, ihn hier wiederzusehen.
Unsere drei Freundinnen haben sich auch eingefunden und so stoßen wir noch einmal einen wunderschönen Urlaub an. Dann kommt das Showensemble auf die Bühne und begeistert uns mit der Show "Soulman". Wir kennen sie zwar schön, aber die Musik ist toll.
Ach neee, das gibt es nicht. Nachdem die Bühne wieder frei ist, wird das Pult für dem DJ aufgebaut und dann kommt er auf die Bühne. Wie wunderbar, DJ Andi!! Ach, was habe ich für tolle Erinnerungen an die Pur Tour und Transasienreise Ende des Jahres. Er war auch an Bord der Bella und hat dafür gesorgt, dass so richtige Stimmung aufkam. Die Abend waren damals immer sehr lang, denn er hat den musikalischen Geschmack der Passagiere getroffen und es wurde getanzt, bis das Licht aus ging.
Ich flüstere meiner Schwester zu, ich gehe jetzt schon mal … es ist halb eins.
Kleine Bordrunde im Dunst und in der Kabine macht Mutti die Augen auf und fragt sogleich: „Sag, wie war es oben auf dem Pooldeck, wen hast du getroffen, wo ist deine Schwester und wann kommt sie?“ So ist, wenn man die große Schwester ist. Ich beruhige sie, Schwesterherz kann nicht verloren gehen. Sie wird schon kommen. "Gute Nacht Mutti und träume auch was.“ „Hast du den Kapitän gesehen, kann ich von ihm träumen?“ „Nein, leider noch nicht!“ So ist sie unsere Mutti, immer für einen flotten Spruch gut. Meine Schwester kam spät, aber ich habe sie nur vorbeischleichen gehört.
1. Mai 2018 , Seetag nach Stockholm, 7 Grad
Ausschlafen, das tun wir drei heute mal. Und welch ein Glück, Augen auf und blauer Himmel. Das wird ein schöner Tag und Mutti kann auf den Balkon nachher.
Was steht auf dem Programm: Gemütlich frühstücken, das große Kind macht eine Kochschule wie auf jeder Reise,
das kleine Kind geht mit Mutti zum Friseur, anschließend warm eingepackt auf dem Balkon sitzen und Meer schauen, zwischen drin lecker essen,
im
Theaterium ein wenig „Can you feel it“ schauen, am Abend auf der Kabine Fußball
gucken (es wird auch ins Theatrium übertragen)
Kommentare 1