13. Juli 2017 – Klaipeda/Litauen
Punkt 7 Uhr meinte der Wecker, mich wecken zu müssen. Er schaffte es - gähn … Der übliche Blick durch unser Fenster. Hmh – so vertrauenserweckend sah es nicht aus. So. feucht … Na ja, bisher hatten wir Klick mit dem Wetter. Ein wenig Deckreinigungsanlage, wie des Kapitän Krüger nannte, ließ sich nicht vermeiden. Als ich das Pooldeck enterte, bewahrheitete es sich – Regen! Und schon wieder war Kapitän Krüger schneller als versprochen. Wir fuhren schon auf der Dange, dem Abfluss des Kurischen Haffs. Aus der Backbordseite Industrieanlagen – wegsehen! An der Steuerbordseite mit nicht zu kleinen Häusern aufgelockertes Grün. Ältere Häuser- anscheinend Relikte aus der Deutsch-Balten-Zeit. Ca. 8.30 Uhr legten wir in Klaipeda an. Dieses Mal mit Drückerhilfe. KLASCO 3 sorgte dafür, dass die AIDAcara nahe genug an den Kai kam.
Zeit zum Frühstücken und damit Vorbereitung auf diesen Tag. Und dann runter zu einem sympathischen Empfang. Eine litauische Gruppe begrüßte uns in traditioneller Kleidung mit althergebrachter Musik. Eine wunderbare Tradition, die Gäste willkommen zu heißen. Das zweite herzliche Willkommen kam von dem Reiseführer dieses Tages. Wieder ein deutscher, der in Litauen festgesetzt wurde. Natürlich von einer Frau … Aber da er bereits eine lange Zeit in diesem Land lebte, schien er sich in der neuen Umgebung nicht unwohl zu fühlen. Schnell hinein in den Bus und los ging´s nach kurzer Vorstellung des Tagesplans. Der Regen wurde zum Glück immer spärlicher und hörte schließlich ganz auf. Gut – so konnten wir die uns bislang unbekannte Landschaft besser genießen. Auf einer Fähre überquerten wir den Abfluss des Haffs und wir befanden uns auf der ca. 98 km langen Landzunge, auf dem UNESCO-Welterbe und in dem Nationalpark. Das Kurische Haff im Osten hatten wir verlassen, die Ostsee im Westen konnten wir zu diesem Zeitpunkt nur erahnen. Zunächst fuhren wir durch Mischwälder. Weder Ostsee noch das Haff waren zu sehen. Nach einigen Kilometern war es so weit – auf der Backbordseite erstreckte sich das Haff.
Weiter – rechts sahen wir Mischwald. Dann tauchten auf einmal Häuser auf. Die Vorboten von Juodkrantė. Und links eine Lagune – die Bernsteinbucht. Unser Wagen hielt direkt neben dem Wasser. Komische Gebilde schwammen auf dem Wasser. Nein, nach genauerem Hinsehen konnte das nicht sein – die waren im Boden der Lagune verankert. Bei dem an diesem Tag herrschenden Wind musste das auch so sein. Doch warum gab es diese aus Weidenästen geflochtenen Skulpturen?
Sie waren nichts anderes an eine vergängliche Erinnerung an einen alten heidnischen Brauch, der auch von den christlichen Kirchen akzeptiert wurde. Der Johannistag ist einer der prunkvollsten Feiertage im Baltikum. In der kürzesten Nacht des Jahres – und zwar vom 23. auf den 24. Juni – treffen sich Litauer an bestimmten Orten zu ausgelassenen Feiern. Man tanz, man betet, man führt Rituale auf von der Dämmerung bis zum Morgengrauen. Man glaubt, dass dadurch besondere Kräfte frei werden, die Krankheiten heilen und die Fruchtbarkeit des Bodens erhöhen. So ganz trocken geht es nicht – Tanzen und Beten macht durstig und dagegen gibt es ein besonderes Bier. Die Feiernden tragen selbstverständlich die landesübliche Tracht; die Köpfe der Frauen schmücken Blumenkränze, die der Männer Eichenblattkränze. Eins ist in dieser Nacht unheimlich wichtig: Jeder muss bis zum Morgengrauen durchhalten – schafft man es nicht, hat man bis zur nächsten Sonnenwendfeier kein Glück. Also ein Feierzwang … Da sich in der Nacht auch Hexen und Zauberer breit machen, müssen sie vertrieben werden. Feuer ist das beste Mittel und so zünden die Feiernden aus Juodkrantė die sich aus dem Wasser erhebenden Skulpturen an.
Eigentlich viel zu schade – aber was tut man nicht alles, um gegen böse Kräfte gewappnet zu sein?
So, die Weidengebilde, die wir sahen, durften noch relativ lange die Vorbeifahrenden erfreuen. Sie werden erst im Juni 2018 ihrer Bestimmung gerecht – dann werden sie abgefackelt …
Juodkrantė sahen wir uns während eines sehr kurzen Fotostopps an.
Seinen Namen hat dieser zweitgrößte Ort auf der Kurischen Nehrung von dem dunklen Wald, der ihn vor den Wanderdünen schützte. Übersetzt bedeutet Juodkrantė Schwarzort, der offizielle Name in der deutschen Zeit, als Hinweis auf die schwarzen Bäume. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Juodkrantė ein mondäner Kurort. An diese Zeit erinnern viele gut instand gehaltene Holzvillen.
Einen Kilometer hinter Juodkrantė machten wir den nächsten Fotostopp. Hinauf auf die Düne und dann sahen wir sie – die größte Komorankolonie auf der Kurischen Nehrung. Sie besetzten mit Vorliebe starke Kiefern und bauten auf ihnen ihre Nester Dabei hinterließen sie ihre Spuren. Ihre scharfen Ausscheidungen führten zum Aussterben ihrer Nist- und auch Aufenthaltsbäumen. Wie mahnenden Finger ragten sie in den Himmel.
Ein wenig mehr Bewegung tat uns gut. Sie sollten wir haben beim „Erklimmen“ der Toten Düne.
Wir spazierten zunächst eine kurze Strecke durch den Wald, danach fing das Schnaufen an. Es ging dünenauf! Teilweise auf Bohlenwegen, teilweise durch den goldgelben Sand. Der Wegesrand war gesichert mit Holzpfählen, die den durch starke Winde und Stürme fortlaufend durch die Gegend gewirbelten Sand aufhalten sollten. Welche Auswirkungen die Sandbewegungen haben könnte, zeigten die am Wegesrand in den Sand gesteckten Stangen. Orientierungsstangen – so wie in schneereichen Regionen … Wir stapften weiter und bewältigten die moderate Steigung.
Wenn man bedenkt, dass wir uns über vier vom Dünensand bedeckte Dörfer und zwei Friedhöfe bewegten … Zwischen 1675 und 1854 wurden sie vom Sand begraben; zwischen 0,5 m und 1 m pro Jahr sollten damals die Dünen gewandert sein. Ein immerwährender Kampf mit den Elementen – in diesem Fall sogar mit dem Erdreich …
Schließlich erreichten wir die höchste Erhebung der Toten Düne. Den Neegelschen Berg. Ganze 53 m hoch … so schlimm war die Dünenwanderung doch nicht …
Der Blick auf die unter uns liegenden Dünenausläufer, auf das Haff und auf die weiten Wälder des Festlandes war einfach faszinierend. Und dann die Kontraste, als wir die andere Seite betrachteten. Der geldgelbe Sand, der im starken Wind schwankende Strandhafer, der grünen Schilfgürten am Haff, die verschiedenfarbigen, welligen Dünen mit dunkelgrünen Farbtupfen – Büsche und Bäume, der breite, auch tiefgrüne Waldgürtel – einfach nur schön …
Leider mussten wir das Schöne verlassen – ein Vorteil hatte es: es ging bergab! Zunächst durch die Sahara-ähnliche, fast nur aus Sand bestehende Dünenlandschaft. Weit vor uns die Ostsee. Dazwischen der Waldgürtel, in dem der Parkplatz und unser Kleinbus versteckt war. Der uns aufnahm und uns durch den langen Baumstreifen fuhr. Mit der Chance, während er nächsten fünf Kilometer einen Elch vor die Linse zu bekommen. War aber nichts … Kurz vor Nidden verließen wir den Bus. In der Nähe eines landesüblichen Holzhauses. Unser Reiseführer ließ uns alleine – er gab uns genaue Hinweise, welchen Weg wir nehmen sollten und fuhr mit dem Bus zum Hafen. Und wir machten uns auf, die Parnidder Düne zu erobern. Wir standen letztendlich auf einem 52 m hohen Sandberg und hatten eine optimale Rundumsicht. Weit – bis zum russischen Teil der Kurischen Nehrung, wozu die Landzunge gehörte. Auch hier gingen wir über verschüttete Dörfer. Unter uns lagen die ursprünglichen Siedlungen von Nidden, deren Einwohner 1675 und 1732 dem Dünensand weichen mussten.
Auch wenn kleinere Teile des Dünengebietes der afrikanischen Wüste ähnelten, gab es von Menschenhand hierhin geschaffte Pflanzen. Durch Wiederaufforstung und Pflanzen von Strandhafer wurde der Erosion Einhalt geboten. Der Wind half auch, dass auch Blühpflanzen heimisch wurden. Weiter – an der Sonnenuhr auf dem Dünengipfel vorbei zum Abgrund … na ja, so schlimm war´s nicht … Aber der Blick am Dünenrand Richtung Nidden hatte etwas …
Das Treppensteigen begann. 159 Stufen – aber abwärts … schade … Wir konnten nicht ohne anzuhalten nach unten steigen. Immer wieder mussten wir die großartige Dünenlandschaft bis nach Russland hinein betrachten.
Das Ende nahte. Nicht unser – das Ende der Treppe.
Auch schön, wie sich das Wahrzeichen Niddens, der 29 m hohe Leuchtturm im rot-weißen Ringellook über dunkelgrüne Bäume ragte. Die Hafeneinfahrt mit vielen kleinen Bötchen kam langsam näher und auch mein hölzerner Thron, den ich später besuchen musste. Ach ja – dort war er …
Nach dem Abstieg von der Parnidder Düne mussten wir Pause machen. Bänke lockten die alten Leute an. Pause im Schutze von einer Heiligenfigur. So ließ es sich aushalten …
Es war nicht mehr weit bis Nidden. Der Ort empfing uns mit einem herrlich gelegenen Restaurant.
Nicht hinter Gittern, wie das Foto zeigt. Ein Ort mit großem Charme, herrlich umrahmt von grünen Wäldern, dem Wassern des Haffs und den weißen Dünen. Ein Fischerstädtchen, Kurort und Ferienort mit Hafen. Ein Dorf, das noch immer mit der ehemals viel stärkeren Fischereivergangenheit lebte. Das zeigten die Kurenwimpel am Wegesrand.
Kennzeichen von Fischerbooten, die am Masttopp befestigt waren. Sie wurden Mitte des 19. Jahrhunderts den Fischern vorgegeben und zeigten über die unterschiedliche Farbgestaltung, aus welchem Ort die Fischer kamen. Über diese Kennzeichen konnte vereinfachter kontrolliert werden, ob die Fischer in den kurischen Gewässern zum Fischfang berechtigt waren. Wir waren von den bisherigen vielen Eindrücken überwältigt und ein bisschen müde und hatten eine weitere Pause verdient. Der Kaffee oder sonst etwas an der frischen Luft schmeckte hervorragend! Anschließend spazierten wir durch Nidden. Nicht, dass wir uns in die farbenfrohen kurischen Holzhäuser verliebten, aber die in den landestypischen Farben eisenrot, kobaldblau und titanweiß angestrichenen Häuser gefielen uns sehr. Auch die an bestimmten Ecken zu findenden Kurenwimpel brachten uns immer wieder zum Stehen. Die Bewohner Niddens gingen mit der Zeit – sie boten ihre liebevoll restaurierten Häuser als Urlaubsdomizile an. Und dann die teilweise etwas verwilderten Blumengärten! Waren wir im Paradies?
Natürlich gab es in Nidden auch den für diese Gegend üblichen Bernsteinladen. Uns fiel in der Auslage der angebotene Bernsteingriesel auf.
Wozu konnte man ihn verwenden? Die Antwort kam sehr schnell: Als natürliches Heilmittel. Keine Angst, man sollte die Steinchen nicht runterschlucken sondern vor der Anwendung behandeln. Zunächst mit Wasser – aber nur zur Reinigung. Dann trocknen lassen. Anschließend liebevoll in eine Flasche rieseln lassen, die danach mit gutem Wodka (nicht den von ALDI!) gefüllt wird. Zwei Wochen im Dunklen stehen lassen, dabei alle zwei Tage gefühlsvoll und vorsichtig schütteln. In dieser Zeit MUSS man sich zurückhalten! Nicht den Wodkapegel in der Flasche senken! Nach der unendlich langen Zeit abseihen und den Griesel nur nicht wegwerfen! Er kann wieder mit Vodka seinem ureigenen Zweck zugeführt werden. Für die nächste Ration. Was hat man von dem Bernsteinwodka? Wenn man zu viel trinkt einen dicken Kopf. Wenn man ihn in Maßen (nicht den bayerischen!) genießt, soll er gegen Magen-Darm-Beschwerden helfen (Hilfe!). Auch äußerlich kann man ihn anwenden: Bei Rheuma oder Zerrungen tränkt man Umschläge und legt sie auf die schmerzende Stelle. Ich wusste vorher nicht, dass Bernstein magische Kräfte besitzt … und Ihr könnt Euch vorstellen, dass zwei Mitglieder unserer Gruppe mit Bernsteingriesel beschwert aufs Schiff zurückkehrten …
Dieser Laden zog übrigens Touristen nicht nur wegen des Bernsteins an. Er war u.a. mit Collagen aus von der Ostsee angespülten Gegenständen und mit Produkten aus dem Wald geschmückt.
Als Wasserratten mussten wir auch den Hafen besuchen. Weit war er nicht
und nach einigen Minuten standen wir auf dem Kai, um die Segelyachten und die weiten Dünen im Hintergrund zu bewundern. Im Hafen lagen nicht nur die zeitgemäßen Segelschiffe sondern auch eine Nachbildung eines früher für den Fischfang üblichen Kurenkahns.
So, genug frische Luft geschnappt und wieder hinein in den Bus. Quasi um die Ecke befand sich neben der evangelischen Kirche der ethnografische Friedhof.
Dieser Friedhof wurde 1732 seiner Bestimmung übergeben. Im Vergleich zu unseren Gottesackern fiel auf, dass an vielen Gräbern Kurenbretter standen.
Diese Kreuzersatze trugen oftmals die Gestalt einer Kröte, die nach altem heidnischen Glauben als heiliges Tier das Symbol für die Erdgöttin und ihre lebensspendenden Kräfte darstellte. Mit dem Aufkommen des Christentums wurden die „Krötenbretter“ mit christlichen Symbolen erweitert, um sie vor der Zerstörung zu retten. Kurenbretter wurden am Fußende des Verstorbenen aufgestellt, damit sich die Toten nach heidnischer Überlieferung am „Tag der Auferstehung“ leichter daran aufrichten konnten; alternativ wird es als Zeichen der Verbindung zwischen Himmel und Erde gewertet. Auffällig war eine Gedenktafel für Lovis Corinth, einem Maler des deutschen Impressionismus. 1893 erstellte er während seiner schöpferischen Zeit an der Ostsee sein Werk „Fischerfriedhof in Nidden an der Kurischen Nehrung“. Die Lage des Friedhofes ist einzigartig. Der Blick auf das Haff … auch die evangelische Kirche ist an einem exponierten Ort erbaut worden, so dass man vom Vorplatz eine gute Übersicht hat. Das gefiel auch Wanderfreunden, die einen Wanderweg quer durch den Friedhof anlegten. Wir hatten keine Zeit, diesem Weg zu folgen – im Gegenteil: Wir nahmen die andere Richtung zur evangelischen Kirche. Sie wurde Ende des vorletzten Jahrhunderts im neugotischen Stil erbaut. Schlicht und einfach wie auch das Kircheninnere. Der Altar wurde aus der Kirche des nahe gelegenen Kunzen nach Nidden gebracht, nachdem Wanderdünen die Kunzener Kirche bedrohten.
Von einem kulturellen Zentrum fuhren wir zum nächsten. Wer Nidden besucht, muss auch dem Schwiegermutterberg seine Aufwartung machen. Wir versäumten es nicht und besuchten das einer der hiesigen Fischerhütten ähnelnde Haus, in dem Thomas Mann die Somme 1930 bis 1932 verbrachte.
Vor der Vergabe des Auftrags zum Bau des Hauses stand er auf dem Hügel und verliebte sich in diese Gegend. Verständlich, wie der Blick aus einem Fenster des Hauses unterstrich:
Für Thomas Mann war es der Rivierablick. Für uns der Haffblick – und das reichte uns! Direkt neben dem Thomas Mann – Haus wurde es verwunschen: Auch das gehörte zur Kurischen Nehrung und unterstrich, wie reizvoll diese Gegend war. Den Kontrast hatten wir der Weiterfahrt von einigen Kilometern – zu Litauen gehören auch unendlich lange Strände.
Wir hielten am Strand von Preila. Modenagatte ließ sich nicht aufhalten – er stürmte Richtung Wasser!
Na ja, er hielt sich zum Glück zurück, denn gegen diese Wellen hätte er kaum eine Chance gehabt. Wir haben in der Vergangenheit viele Strände kennengelernt – der Strand von Preila war einer der schönsten. Gleißendweißer Sand, grünes und klares Wasser, die Wucht der Wellen – wir hätten länger bleiben können. War aber nix – denn wir mussten weiter zurück. Über die bewaldete Nehrung passierten wir das Haus unseres Reiseführers. Keine Frage – erste Lage direkt an der Ostsee! Und auch nicht so wahnsinnig weit entfernt von Klaipeda, unserem nächsten Ziel. Das Wetter hatte sich inzwischen zum Allerfeinsten entwickelt, wie auch die Wolkenspiegelung im Hochhaus zeigte. Wir steuerten den alten Teil der Stadt an und zwar den Theaterplatz. Dort stand sie, die größte Berühmtheit der Stadt – Ännchen von Tharau, auf dem Simon-Dach-Brunnen träumend stehend.
Wenn Ännchen damals gewusst hätte, wie berühmt sie aufgrund des Volksliedes geworden wäre, hätte sie bestimmt ihren verschmähten Bewunderer Simon Dach, den Verfasser des Liedes, geheiratet. Und Ännchen hätte auch vielen Schülern Gutes getan, die die 17 Strophen nicht hätten auswendig lernen müssen … Àpropos Heirat: Ännchen überlebte drei Ehemänner – alles Pfarrer …
Unser Reiseführer brachte uns zum Hafen, in dem wir unsere AIDAcara enterten. Viel Zeit blieb uns nicht bis zum Abendessen – denn wir wollten uns rechtzeitig vor dem Auslaufen wieder einen Tisch direkt an der Reling reservieren. Um 20.00 Uhr war es so weit – die AIDAcara legte langsam ab und schob sich in die Dange. Wir ließen die Hafenanlagen hinter uns, grüßten noch einmal die nicht mehr zusammenpassenden Hochhäuser K (für Klaipeda) und D (für Dange)
sowie die restaurierten alten Lagergebäude. Vorbei an dem „Garten der alten Boote“ zog unsere AIDAcara ihre Bahn Richtung Ostsee und erwartete das Lotsenboot. Nach einer knappen halben Stunde erreichten wir die Ostsee. Einfach herrlich, wie die langgezogenen Wellen den Strand anstrebten.
Lange besetzten wir unsere Stammplätze bei der Calypso-Bar. Bis die Elke Winter – Zeit kam. Und wir die mehr als schlüpfrigen Witze genossen … Merkwürdig, an diesem Abend war Elke schwach auf den Beinen. Sie ruhte sich zwischendurch auf dem Rücken liegend aus, kam wieder zu Kräften, rappelte sich auf und schaffte es, voller Energie wieder sicher auf allen Vieren, nein! Zweien zu stehen und ihr Publikum mit ihren Geschichten aus dem Leben nicht nur wach zu halten. Lang anhaltender Beifall war ihr sicher. Und wir mussten dann noch die Zugaben aushalten …
Vor dem Aufsuchen unserer Kabine machten wir noch eine Deckrunde. Den Sonnenuntergang hatten wir verpasst, aber die Rottöne sprachen für sich …
Zu diesem erlebnisreichen Tag passt ein Gedanken von Wilhelm von Humboldt aus dem Jahre 1809: „Die Kurische Nehrung ist so merkwürdig, dass man sie ebenso gut als Spanien und Italien gesehen haben muss, wenn einem nicht ein wunderbares Bild in der Seele fehlen soll.“
Ach ja, auch wenn Ihr es vergessen habt: Memel als temporäre Hauptstadt Preußens? Ich habe nicht einen vom Pferd erzählt – während der napoleonischen Kriege musst König Friedrich Wilhelm III in den Osten seines Königreichs fliehen und machte Memel 1807/1808 zu seiner Hauptstadt.
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