Seydisfjördur
Nun also sind wir im Osten Islands, der von Aida wohl eher selten angefahren wird, dieser Teil der Insel und der Ort Seydisfjördur. Am Ende des Tages werden wir uns fragen: Warum eigentlich?
Seydisfjördor am Ende des Fjordes ist klein und wirkt erst einmal unscheinbar mit seinen nur etwa 700 Einwohnern.
Auch deshalb kaum zu glauben, aber es war der erste vollelektrifizierte Ort Islands, dank eines Wasserkraftwerks. Und noch eine Sache hatten die hier als erste, einen Leuchtturm. Und wer sich am Hafen über eine Boje mitten im Wasser wundert, -da liegt noch immer ein alter britischer Tanker drunter, der im 2. WK hier von deutschen Fliegern versenkt wurde. Damals, als es hier noch eine Militärbasis der Alliierten war.
Die kleine Ortschaft werden wir uns mal später näher anschauen. Wird ja wohl nicht so lange dauern...
Denn heute haben wir erstmal einen langen Ausflug vor der Plüschbrust.
SEY03 „Auf den Spuren der Elfen“
Mit unserer Troll-Erfahrung aus Norwegen wollen wir mal ein wenig dieser Elfensache auf den Grund gehen. Elfen, Seemonster und Fabelwesen. Eine Sache an die wohl die Hälfte aller Isländer glaubt. Am Ende des Tages werden wir sehen, ob sich auch die Teddybande von diesem Glauben überzeugen lassen kann. So leichtgläubig sind wir nicht, da muss man uns heute aber schon was Überzeugendes bieten, damit wir kein „Aber“ vor den „Glauben“ setzen…
Wohl nur diese eine Passstraße führt aus dem Fjordtal und diese schleppt sich der Bus nun in weiten Kehren hoch, vorbei an kleinen Wasserfällen und vor allem auch dem Gufafoss auf der linken Seite. Vorbei auch an einem kleinen Skigebiet auf der rechten Seite bei unserer Fahrt in Richtung der Stadt hinter dem Berg, Egilstadir. Oben angekommen geht es jetzt erstmal vorbei an großen Schneeflächen und kleinen und größeren Schmelzseen.
Und auf dieser bisher so vom Wetter verwöhnten Reise werden wir jetzt auch noch mit einer super klaren Fernsicht überrascht. Insbesondere auch auf diesen 1800m hohen Berg da hinten in der Ferne, von dem ich nicht weiß wie der heißt und den wir aus dem Bus heraus auch nicht vernünftig fotografieren können, der aber normalerweise eher nur von Akureyri aus zu sehen ist. Die einheimische Reiseleiterin räumt dann auch ein, dass selbst sie eine solche Wetterlage wie die letzten Tage und Heute äußerst selten erlebt.
Noch 2 oder 3 Tage vor unserer Ankunft gab es z. B. in Reykjavik wahres „Mistwetter“ mit z. T. sintflutartigen Regenfällen. Es wird immer klarer: Wir haben offenbar genau das richtige Zeitfenster erwischt.
Spätestens jetzt hinter Egilstadir erwartet uns im Landesinnern wieder eine ganz andere Landschaft als bei den bisherigen Erkundungstrips. Island ist wirklich vielfältig. Davon haben wir uns und sind wir jetzt überzeugt.
Hier gibt es den größten Bestand an Wald, sonst ja eher spärlich hier in Island. Und z. T. ist der auch wild gewachsen. Außerdem gibt es in diesem Teil des Landes eher keine der sonst so häufigen Thermen. Das Landschaftsbild, das wir jetzt auf einer Schotterstraße entlang des großen Lagarfljot-Sees durchfahren, es ist ein ganz anderes.
Und jetzt fängt die „Spurensuche“ auch schon damit an, dass man ausgerechnet den Teddys offenbar einen Bären aufbinden möchte. Nicht nur das in dieser Gegend das Monster Naddi leben soll, welches immer mal wieder vom Berg runter durch die Wälder kommt und sich Menschenseelen holt, sondern in dem See soll auch noch ein Seemonster leben, ein großer Wurm.
Aus der Wikinger-Zeit soll es wohl stammen, dieses alte Märchen, dass ein kleines Mädchen mal einen Goldring mit einem Wurm geschenkt bekommen hat. Und ehe der kleine Tiger noch auf den Schwindel reinfällt, dichte ich mal schnell hinzu: „Wahrscheinlich von „Naddi“ bekommen…, würde ja zu dem ganzen Räuberpistolen-Hokus-Pokus passen.“ Jedenfalls wurde versprochen, dass der Goldring mit der Zeit immer größer werden wird. Wäre ja an sich ein tolles Geschenk, stimmte aber nicht. Das hatte man bei dem ganzen Schwindel wohl etwas verdreht. Größer wurde nämlich nur der Wurm, und damit wird man leider nicht reich und will auch niemand haben. Also ab in den See mit dem blöden Geschenk. Und seither lebt in dem See ein Monsterwurm…
Tja, jeder See der was auf sich hält wird interessanter mit einem Monster. Aber obwohl er sogar mitten in Reykjavik auf die Straße gemalt ist,
hat es Wurm dennoch irgendwie eh nicht geschafft, so bekannt wie Nessie zu werden und dann doch noch wenigstens ansatzweise Geld einzubringen. Nüchtern betrachtet fällt dem Teddy bei dem ganzen Schwindel aber eine Frage ein, die offenbar vernachlässigt wird: „Wo ist der Goldring?!“
So, diese Story konnte uns jetzt also schon mal nicht überzeugen.
Wenigstens aber die Sache mit den importierten und hier jetzt wild lebenden Rentieren scheint zu stimmen, die sehe ich nämlich gerade, zumindest eine kleine Herde davon, flüchtig hinter Büschen.
Während aus der Straße mittlerweile eine Schotterstrecke geworden ist, geht der See jetzt in Sumpflandschaft über und so überrascht es nicht, dass dies hier, in dieser gottverlassenen Gegend, ein Vogelschutzgebiet ist.
Berg hoch und dann erreichen wir im Tal Borgafjördur. Und hier ist tatsächlich schon jemand vor uns in der Bucht. Ein kleineres Expeditionsschiff von „Hurtigruten“ liegt vor Anker. Offenbar auch die also auf den Spuren der Elfen…
Es gibt in dieser Siedlung einen Hügel und das wenigstens stimmt offenbar, denn ich stehe gerade davor,
in dem soll eine Elfenprinzessin oder gar die Elfenkönigin wohnen. Das soll nämlich eine Elfenburg sein. Okay, etwas seltsam sieht diese Erhebung hier mitten in der flachen Talebene schon aus.
Aber wer das alles mal bestimmt oder gar festgestellt hat, das weiß wohl heute niemand mehr. Ist wohl schon lange her. Aber auch heute noch werden in Island sogar Straßen um gewisse Stellen herumgebaut, nur weil jemand meint, dass genau an der Stelle, unter diesem Fels oder jenem Stein Elfen wohnen. Und wenn es wirklich mal nicht anders geht, dann baut man denen sogar Ersatzhäuser. Manchmal groß, aber manchmal auch ganz klein, im Vorgarten z. B.. Sieht man hier ganz oft. Manchmal haben die dann sogar offizielle Hausnummern. Große Angst hat man nämlich, diese Elfen zu verärgern, denn was dichtet man denen nicht alles an… Im geringsten Fall soll eine Begegnung wenigstens zur Verwirrtheit führen. Okay, manchmal glauben wir, dass auch der Träger wohl schon mal eine getroffen hat, muss aber dann schon lange vor der Islandtour gewesen sein. „Kann aber auch am Alter liegen“, flüstere ich feixend dem grinsenden Ty zu.
Den Träger aber jagen wir zur Wahrheitsfindung jetzt erstmal diesen Hügel, also die Elfenburg hoch. Aber wir finden da oben weder Eingang noch sonst was verräterisch Beweiskräftiges. Auch keine der Steine mit Gesichtern, aber wir haben ja auch keine Zeit zum Suchen. Wahrscheinlich steht auch in der Ausflugsbeschreibung „keine Garantie auf Sichtung der Elfen“, damit man sich ja nicht beklagen kann. Beklagen können wir uns wenigstens nicht über die Aussicht von hier oben, denn so sehen wir auch, wo die Reserveträgerin in diesem übersichtlichen Örtchen zwischenzeitlich hingelaufen ist.
Menschliche Behausungen stehen ohnehin in respektvollem Abstand von der Burg.
Und auch wir halten uns mit unseren Zweifeln lieber mal respektvoll zurück und machen uns nur so unsere Gedanken, denn da können die Isländer sonst wohl ganz schön sauer werden, -zumindest die eine Hälfte von denen.
Nach der kleinen Kirche,
steht die Trägerin jetzt vor einem traditionellen „Turfhouse“, Lindarbakki von 1899.
Habe auch erst gedacht die Reiseleiterin meint bei ihren Erzählungen ein Haus aus Torf. Aber eigentlich meinte die ein „Grashaus“. Dieses englische Wort Turf bedeutet wohl auch Grassode. Schon die Wikinger haben wegen dem Holzmangel auf Island beim Hausbau damals diesen alternativen Baustoff benutzt und die Idee hat sich, zumindest bis es Baumärkte gab, durchgesetzt. So sind hier einzelne Wände und insbesondere das Dach aus Grassoden gebaut, bzw. damit eingedeckt und an machen Stelle nur das Grundgerüst aus Holz. Soll aber da drin ein wenig muffig riechen und der Dämmwert soll auch nicht so toll sein. Eher also eine Notlösung, diese Innovation der Wikinger.
Nun aber erstmal Pause von Grashügeln und diesem Elfentreiben. Ein kleines Stückchen nur weiter fahren wir mit dem Bus, zu einem Felsen mit Namen „Hafnarholma“
in dieser Bucht von Borgafjördur, wo auch schon das Expeditionsteam „Hurtigruten“ gerade mit Schlauchbooten einheitlich in Wetterkleidung gehüllte Passagiere anlandet.
Und was uns jetzt erwartet, damit haben wir nun mal gar nicht und vor allem nicht in diesem Ausmaß gerechnet. Auf diesem Felsen sollen unter anderem,- nein, diesmal nicht Elfen-, sondern Papageientaucher, also diese „Puffins“ leben.
Und die Reiseleiterin trägt jetzt im Vorfeld aber mal ganz dick auf. Sie gibt anders als sonst, großspurig sogar „eine Garantie auf Sichtung der Tiere!“ Ausgerüstet mit Feldsteher geht es den Weg herunter zur ornithologischen Expedition. Aber dort angekommen merken wir schnell, das Fernglas mitzunehmen war ziemlich albern. Braucht man gar nicht. Die Puffins sind -anders als noch bei der Tour in Reykjavik- hier so dermaßen nah und wenig scheu, dass man sich mit diesem Wissen den Ausflug damals hätte sparen können.
Es sind bestimmt hunderte, die hier nicht nur rumfliegen, sondern auch seelenruhig auf den Felsen und im Gras sitzen. So ruhig, dass es fast den Eindruck hat, als wenn sie unsere Nähe und das Fotografieren und Beobachten genießen.
Und damit hier keiner von den Besuchern zudringlich wird und etwa auf dumme Gedanken kommt, gibt es einen Wildhüter und später teilweise Taschenkontrollen. Jedenfalls verlassen auch wir den Ort ohne neues Haustier oder Ei.
Die vielen bunten Wimpel, wie bei einem „Fähnchenhändler“ vom Gebrauchtwagenmarkt, haben übrigens den Sinn, die Nesträuber unter den Vögeln von insbesondere der Eiderente fernzuhalten. Die hat es wohl nicht so mit der Selbstverteidigung und ist beim Feind als „Opfertyp“ bekannt.
Also das war jetzt mal ein überraschendes wie tolles Highlight dieser Tour.
Überraschend jetzt auch das Erlebnis im Bus. Da sitzt plötzlich eine jüngere Frau mit Hurtigrouten-Expeditionskleidung drin und behauptet gegenüber den eintreffenden Platzinhabern voller Überzeugung, dass dies ihr Expeditionsbus sei. „It`s our bus!“ gibt sie entrüstet zum Besten, bis sie sich dann schließlich doch, möglicherweise auch wegen unserer durchgängig zivilen Kleidung, vom Gegenteil überzeugen lässt und aussteigt. Zumal die doch eigentlich mit dem Schlauchboot gekommen ist…
Ty, Tiger und ich schauen uns zweifelnd an. "Wenn die mal nicht ner Elfe begegnet ist...!" Leichte Zweifel an unserer bisher so abwehrenden Haltung zu dieser Elfengeschichte werden ja nun doch wach…
Das bringt mich jetzt eben ans Grübeln und in dem Zusammenhang fällt mir ein, dass schon gestern, von den Balkonen über uns, jemand ganz begeistert behauptet hatte, dass da gerade Papageientaucher vorbeifliegen, als eigentlich nur schneeweiße Möwen die Ausfahrt des Schiffes begleiteten. Ob da auch ne Elfe die Finger im Spiel hatte? Auf welchem Ausflug waren die vorher wohl? Wenn dann weiße Möwen zu Papageientauchern werden… Hoffentlich zeigen die zuhause nicht eventuelle Fotos von diesen „Papageientauchern“.
Ohne Hurtigrouten-Passagier fahren wir jetzt zurück zum Ort, -Mittagspause.
-- Fortsetzung folgt --
Im nächsten Teil sind wir diesem Naddi ganz nah und lernen, warum genau an einer bestimmten Stelle, einem seiner übelsten Tatorte, schon seit langer Zeit ein Holzkreuz steht.
In Seydisfjördur erforschen wir dann eigentlich elfen- und wurmfrei einen Teil dieses interessanten kleinen Ortes und dennoch fehlen später Passagiere...
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