
Fortsetzung Seydisfjördur
Selten wohl erlebt man hier in Borgarfjördur solch einen Ansturm hungriger Leute in Kompaniestärke in dem ansonsten mit heimischer Deko schön ausstaffierten Lokal.
Denn vom Buffet ist hier noch nichts zu sehen. Und als unsere Leute nach einiger Zeit schon denken, dass dies hier zur Abendveranstaltung wird, ist es aber dann da und auch recht lecker.
Wir unterdessen im Bus haben jetzt unseren Mittagsschlaf beendet und nun geht es retour. Auf dem selbem Wege, also auch wieder den steilen Küstenabschnitt „Njardvikurskridur“ entlang,
wo sich seit jeher schon so mancherlei Unglücksfälle ereignet haben, die man zumeist dem imaginär gerade bevorzugt an dieser Stelle hausenden Naddi in die Schuhe schiebt. Obwohl wir sogar anhalten, bleiben wir hingegen unbehelligt. Eigentlich soll der auch schon vor 700 Jahren von einem mutigen Bauern hier ins Meer getrieben worden sein und auch deshalb und wegen der Ehrfurcht vor diesem gefährlichen Ort,
steht hier dieses sogenannte „Naddikross“.
Weiter geht es dann entlang am „Monstersee“ und das einzige was ich wieder an Handfestem sichte, das sind die Rentiere, fast noch am gleichen Platz wie vorhin. „Stopp!“ rufen einige Businsassen die sie auch entdeckt haben, aber da sind wir schon vorbei...
Zuvor auf der Bergkuppe, welche Börgarfjördur von diesem Tal mit dem See trennt, hatten wir noch beim Scheitelpunkt des Bergpasses an einem Aussichtspunkt Vatnsskard angehalten
und im Tal dieses sumpfige Vogelschutzgebiet und auch den Strand am Ende des Tals von oben betrachtet. Und blendet man da die Kälte aus, ja dann könnte es auch so ein dunkler Strand auf Fuerteventura oder so sein. Okay, spätestens beim Gang ins Wasser würde diese Illusion recht schnell verfliegen. Aber so weit weg, von hier oben…
Kurzstopp nochmal in Egilstadir, Pippipause und kunsthandwerklicher Souvenirshop. Serpentinen hoch und nach dem Plateau geht es wieder abwärts auf Seydisfjördur zu.
Na ja, also das mit den Elfen, Monstern und so… Selbst der sonst leichtgläubige Tiger ist eher davon überzeugt, dass sein momentaner Schweißausbruch und das damit einhergehende gewisse Unwohlsein weniger von Elfen, als vielmehr von seinem neuen Pullover kommt. Der kratzt. Wenn man sich in einen Schlüsselanhänger zwängt, muss man offenbar gewisse Abstriche beim Tragekomfort machen. Egal, da schälen wir dich j
vorerst nicht wieder raus. Besser jedenfalls als frieren, -beschließen wir jetzt mal mit unserer luftigen Boutiqueware.
Unser Problem liegt jetzt eher darin, unsere Leute noch zu einem Rundgang durch den Ort zu überzeugen. Ist dann aber doch einfacher als gedacht.
„Blaue Kirche“, wieder so ne „Regenbogensache“
und einige kleine Impressionen am Wegesrand.
Und obwohl wie bei uns auch schon mal Fahrräder vor der Türe stehen...
ist hier auch dies normal...
Viele Künstler haben sich hier nieder- und Spuren hinterlassen.
Und wahrscheinlich entstammt auch dieses Wappen vom "Asturland" wie diese östliche Region heißt, einem Künstler der dabei weder die Elfe noch den Wurm von den Mythen auslässt. Nur "Naddi", -der fehlt. Aber der ist ja angeblich weg, ins Meer getrieben...
Wenn man nach oben in Richtung des kleinen Wasserfalls am Ortsrand schaut, erkennt man noch deutlich diese Abbruchstelle, wo erst vor 2 Jahren noch eine Schlammlawine ins Tal abgegangen ist und dort mehrere Häuser mitgerissen hat. Und so ganz fest sieht das da oben irgendwie auch jetzt nicht aus.
Das Ablegen verzögert sich heute, irgendwie fehlen die Passagiere einer Kabine. Wir sind es zum Glück nicht. Wir sitzen schon auf dem Balkon und halten jetzt Ausschau nach Leuten, welche sich verdächtig gehetzt auf das Schiff zubewegen. Aber nichts passiert.
Und irgendwie kommen uns wegen der verschwundenen Seelen jetzt doch wieder Zweifel an unserer Ungläubigkeit und eben wieder dieser "Naddi" und die Elfen in den Sinn...
Nach 4 Stationen hier auf Island verlassen wir gleich diese Insel Richtung Orkney Islands. Ein Nachkommen dieser Passagiere dürfte dann schwierig werden.
Nach einer Stunde Warten geht es dann los, raus auf See. Ob jetzt mit oder ohne die Vermissten, wir wissen es nicht. Möglicherweise war es auch nur ein Erfassungsfehler, denn die Registrierung soll im Laufe des Tages wohl mal nicht funktioniert haben. Aber so oft wie die ausgerufen worden sind…
Das habe ich das letzte Mal 2018, morgens in der Frühe und auf offener See, der Labradorsee zwischen Grönland und Kanada erlebt. Damals als man plötzlich den Daniel vermisste… Nun, unser Zimmer wird diesmal wenigstens nicht durchsucht.
Und wieder behauptet der Kapitän jetzt was von einem großen Wal Steuerbord voraus. Das ist ja unsere Seite! Ein letztes Mal stürmen wir auf den Balkon und sehen… nichts. Nicht alle von uns haben auch noch den zweiten Teil des Satzes gehört, als wir überstürzt auf den Balkon stürmen.
Die Ansage wird nämlich mit der Einschränkung ergänzt: „Vielleicht tut er uns ja den Gefallen und taucht wieder auf.“
Der ist also schon weg! Ja toll, wenn der die da vorne alle verscheucht, dann bleibt für uns hier hinten natürlich nichts mehr zum Entdecken übrig! Wir beschließen die Mission Wahlbeobachtung zu beenden.
Was für ein Licht da draußen, als wir mit Südwestkurs in die Nacht gleiten.
Jetzt wird es wohl bald auch wieder mal richtig dunkel werden. Aber jetzt noch nicht.
Und das soll auch kein Jammern sein, denn in z. B. Seydisfjördur wird es dafür im Winter drei Monate gar nicht mehr hell. Da ist dann wohl Flutlicht beim Skifahren angesagt…
Und diese Nacht klaut man uns eine Stunde der kostbaren Kreuzfahrerzeit. Keine Rede mehr von "Happy Hour" und geschenkter Zeit. Wie gewonnen so zerronnen. Kam mir bei der Hinfahrt gleich so komisch vor, diese Großzügigkeit vom Kapitän…
Seetag zu den Orkney Inseln
Ist schon die Polartaufe ausgefallen, dann gibt es heute Morgen auf dem Pooldeck doch wenigstens eine „Neptuntaufe“.
Neptun ist aus den Tiefen des Meeres an Bord gekommen und sein Gefolge serviert den Täuflingen jetzt einige komische versalzene Sachen. Nur den stinkenden Fisch müssen die diesmal wohl nicht küssen. Das fällt aus, wohl wegen Corona. Satt geworden sind sie wohl nicht, aber ne Urkunde mit so komischen ellenlangen neuen Namen wird nun den heimischen Treppenaufgang zieren. "Madagaskar-Ährenfisch"und "Diamantenregenbogenfisch".
Die Teddys brauchten sich damals nicht solchen Sauereien hingeben, die sind von unseren Leuten getauft worden, weil noch Urkunden über waren. Natürlich bin ich der gefährliche "Tigerhai".
Zur Wiederbelebung des Geschmackssinns gibt es jetzt aber doch noch was Vernünftiges zu Essen, -ein Fischbrötchen. Und wir bereiten uns mit dem Lektor jetzt schon mal auf unser letztes Ziel vor.
Zum Mittagessen muss der Geschmackssinn auf etwas verzichten, auf Bier. Erst hat es den Anschein, dass hier spontan ne Mottoparty Ballermann steigt, als unter dem Zapfhahn Plastikeimer befüllt werden, aber es ist dann doch nur ein Notbehelf für die defekte Zapfanlage. Am Abend ist von den Partyvorbereitungen dann auch nichts mehr zu sehen.
Gegen frühen Nachmittag passieren wir in einiger Entfernung backbords die Faröer-Inseln, mit ihren bis zu 900 m nahezu senkrecht aufragenden Klippen, die sich trotz des mittlerweile eigentlich wolkenlosen Himmel, dennoch nahezu verhüllt zeigen.
-- Fortsetzung folgt --
Im 10. Teil geht es zu den "Orkadiern". Als Wiederholungstäter besuchen wir diesmal zunächst Naturreservate, erleben wilde Natur im Sonnenschein, bringen unsere Leute in Bewegung und erfahren etwas zu spät von einer interessanten Geschäftsidee...
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