Viele Premieren: Zum ersten Mal Grönland, zum ersten Mal MS Hamburg, zum ersten Mal Plantours
Dazu vorab eine Aussage: Trotz allem Chaos, das ich hier schildere, würde ich die MS Hamburg wieder buchen. Aber fangen wir vorne an:
Bereits 2019 hatten wir uns überlegt, im Jahr 2020 eine Kreuzfahrt nach Grönland zu buchen. Berge & Meer hatte in Kooperation mit Plantours ein gutes Angebot, für das wir uns entschieden. Nach großer Vorfreude und Hoffnung bis zuletzt wurde die Reise vor dem Hintergrund von Corona jedoch abgesagt. Wir ließen die Anzahlung bei dem Vermittler und buchten die gleiche Reise erneut für 2021. Aber auch für dieses Jahr wurde die Reise (diesmal bereits frühzeitig) abgesagt.
Weil alle guten Dinge Drei sind und uns der Reisevermittler ein Angebot machte, wenn wir die Anzahlung erneut bei Ihnen ließen, buchten wir ein drittes Mal.
Diesmal sah es gut aus. Aber irgendwie hörten wir so gar nichts von der Reise. Es gab keine Möglichkeit, weder bei dem Vermittler noch bei Plantours, sich in die Reise einzuloggen, nach Ausflügen oder Getränkepaketen zu schauen, oder Ähnliches. Selbst ca. 35 Tage vorher, als wir die Restzahlung leisten mussten, kam nichts. Natürlich hatten wir es uns im Kalender vermerkt, aber ich rief dann doch sicherheitshalber nochmal an, ob die Reise stattfindet. Da ich keine anderen Informationen erhielt, leisteten wir die Restzahlung.
Im Anschluss erhielten wir dann eine Mail von Plantours mit einem Bogen, auf dem die Ausflüge und möglichen Getränkepakete genannt wurden. Man musste den Bogen ausdrucken, die Ausflüge und eventuellen Getränkepakete ankreuzen und zurück mailen. Das tat ich noch am selben Tag. Eine Rückmeldung habe ich nicht erhalten, nicht mal eine Eingangsbestätigung.
Nach einem Anruf beim Vermittler wurde festgestellt, dass ich das Bordmanifest noch nicht ausgefüllt habe. Wie auch? Digital hatte ich keine Möglichkeit. Es wurde mir ein Bogen per Mail geschickt, auch den musste man wieder ausdrucken, ausfüllen und an Plantours mailen.
Nachdem ich auch das getan und keine Rückmeldung erhalten hatte, rief ich bei Plantours an. Es sei alles eingegangen und vermerkt, die Reiseunterlagen würden demnächst zum Vermittler gesendet.
Aber auch 10 Tage vor der Reise waren keine Reiseunterlagen gekommen, während Mitreisende, die bei Plantours direkt gebucht hatten, bereits Unterlagen per Post erhalten hatten.
Nach erneuten Telefonaten (Plantours sagte, dass ja das Getränkepaket noch nicht bezahlt sei, daher keine Unterlagen rausgehen könnten, ich sagte, dass ich doch dafür noch gar keine Rechnung hätte…der Vermittler sagte, sie haben damit nichts zu tun…) bekam ich dann 8 Tage vor Abflug die Reiseunterlagen per Mail vom Vermittler. Kofferanhänger waren nicht dabei…wie die Zuordnung zu der Kabine erfolgen sollte, wusste ich nicht. Aber auch für die Kofferanhänger fühlte sich niemand zuständig (sie kamen am zweiten Tag der Reise dann schließlich doch noch von Plantours per Mail – da waren die Koffer zum Glück aber schon auf der Kabine).
Geplant war ein Charterflug von Frankfurt direkt nach Kangerlussuaq mit allen Passagieren des Schiffs. Das hörte sich sehr gut an, denn normalerweise kann man nach Grönland nur mit Zwischenstopp in Kopenhagen oder Reykjavik fliegen. Geplante Startzeit war 5:20 Uhr in Frankfurt mit der portugiesischen Charter-Fluggesellschaft HiFly. Ein Vorab-Check-in war nicht möglich, weder Online noch am Vorabend.
Wir starteten also gegen kurz nach 0.00 Uhr in Richtung Flughafen. Um 1:00 Uhr standen wir mit bereits vielen Mitreisenden, die per Bahn angereist waren, am Schalter im Terminal 2. Es war bereits ein Plantours-Mitarbeiter vor Ort, der uns die Öffnungszeiten der Schalter, des Securitys und des Gates nannte und uns darauf aufmerksam machte, dass wir unsere Koffer erst auf dem Schiff wieder sehen würden. Da es empfindlich kalt in Grönland sei und wir gleich einen Ausflug machen würden, sollen wir die Winterjacke und alles, was wir an warmen Utensilien benötigen, in das Handgepäck umpacken.
Gegen 1.45 Uhr öffnete der Schalter und wir waren unser Gepäck los. McCafe in Terminal 2 öffnete gegen 2.00 Uhr und wir konnten eine Kleinigkeit zu uns nehmen. Gegen 3.00 Uhr öffnete die Passkontrolle. Dann hieß es anstellen am Security-Schalter, der noch geschlossen war. Mit uns startete eine weitere Maschine in Richtung Süden, so dass ca. 600 Leute anstanden. Es öffnete genau 1 ! Security-Schalter. Dort war ein Mitarbeiter, der seine „Macht“ ausüben wollte und jeden Passagier regelrecht drangsalierte. Ladekabel sollten ausgepackt werden, Schuhe mussten ausgezogen werden etc. Wir fragten uns alle, wie das wohl bis 5.30 Uhr funktionieren sollte.
Der Plantours-Mitarbeiter bat eindringlich, weitere Schalter zu öffnen und gegen 4.15 Uhr wurden tatsächlich nach und nach noch 3 weitere Schalter göffnet. Das Boarding begann bereits um 5.00 Uhr und um 5.30 Uhr waren alle Türen verschlossen.
Der Pilot informierte uns in etwas schlecht verständlichem Englisch, dass es noch eine Viertelstunde dauern würde bis zum Start. Wir waren alle froh, in der Maschine zu sitzen und freuten uns auf die Reise. Die Maschine, eine Boing 330 mit einer Drei-Drei-Drei-Sitzaufteilung in 54 Reihen war eng. Ich saß auf einem Mittelsitz.
Nach ca. 20 Minuten ergriff der Pilot erneut das Wort und sagte, dass es wohl eine weitere Dreiviertelstunde dauern würde bis zum Start. Das war schon nicht mehr ganz so lustig.
Doch dann gab es gar keine Infos mehr. Die ersten Passagiere wurden unruhig, gingen zur Toilette. Man bot uns nichts an, kein Getränk, keine Knabbereien oder Ähnliches. Einige Passagiere gingen nach vorne und ließen sich etwas Wasser geben. Sie bekamen jeweils einen halben kleinen Becher mit Frischwasser.
Auch eine Mitarbeiterin von Plantours war mit an Bord. Aber auch sie hatte keine Informationen. Nach fast 3 Stunden in der Maschine kippte die Stimmung. Der Pilot meldete sich zu Wort und sagte, dass es in einer halben Stunde losginge. Dann meldete sich die Plantours-Mitarbeiterin und sagte, dass die Maschine jetzt betankt würde und wir anschließend starten würden. Es glaubte keiner mehr irgendwas.
Aber es fuhr ein Tankwagen vor, der Tankprozess begann und um 9.00 Uhr – nach 3,5 Stunden Wartezeit in der engen Maschine starteten wir endlich in Richtung Grönland. Unterwegs gab es ein kleines Frühstück (belegtes Sandwich, Joghurt, Muffin) und eine Runde Getränke.
Nach Zeitumstellung von 4 Stunden landeten wir um ca. 10.00 Uhr in Grönland. Dort angekommen standen bereits auf dem Rollfeld Busse oder LKWs mit Sitzen bereit.
Die Hälfte der Passagiere wurde zu einem Frühstück in ein Zelt gebracht, die andere Hälfte, zu der wir gehörten, machten zuerst einen Ausflug in die Tundra.
Die Fahrt war auf die Berge abenteuerlich, aber wir sahen tatsächlich auch Moschusochsen. Anschließend wurden wir in das Zelt zum Frühstücken gebracht (es war gegen 11.30 Uhr Ortszeit) und die andere Hälfte machten den Ausflug.
Das Frühstück wurde von Einheimischen bereit gestellt und es war sehr nett.
Die Busse waren jetzt alle mit den Ausflügen unterwegs und brachten die Gäste dann nach und nach zum Schiff.
Wir saßen nun mit ca. 200 Leuten in dem Frühstückszelt. Mitarbeiter von Plantours waren keine mehr vor Ort, zumindest keine, die sich als solche bekannt gaben. Gegen 12.00 Uhr waren alle mit Frühstücken fertig. Es gab 2 Toiletten.
Keine wusste mehr, wie und wann es jetzt weiter geht. Wir standen entweder außen in der Kälte oder im Zelt herum. Gegen 14.00 Uhr kam ein Bus und konnte ca. 40 Leute einladen und zum Schiff bringen. Dies ging in etwa im 20-Minuten-Takt so weiter Schließlich kamen wir mit dem letzten Bus dann auch mit und wurden die mit 13 Kilometern längste Straße Grönlands zum Hafen gefahren. Ein Tenderboot stand bereits bereit, so dass wir endlich umsteigen konnten und zum Schiff gebracht wurden.
Die Check-in Prozess lief reibungslos (zuerst Abgabe der Medizin-Bogen, dann Covid-Test, 15 Minuten in der Lounge warten, schließlich die Freigabe, die Übergabe der Kabinenkarte und dann, 19 Stunden nach unserer Abreise zu Hause und 13,5 Stunden nach der geplanten Abflugzeit waren wir endlich auf unserer Kabine angekommen.
Aufgrund der Rabatte, die wir durch die mehrmalige Buchung erhalten hatten, hatten wir uns bei Berge & Meer eine Außenkabine in den oberen Stockwerken mit Infinity-Fenster gebucht. Wir erhielten Kabine 427, im vorderen Teil direkt neben den Rettungsbooten.
Die Kabine war recht eng und man musste erstmal finden, wie und wo man die Koffer zum Auspacken und anschließend zum Verstauen unterbringt, aber schließlich hatten wir alles gefunden, alles verstaut (Platz für Klamotten und Utensilien ist genügend vorhanden, auch viele Kleiderbügel waren im Schrank vorhanden). Irgendwie haben wir auch die Koffer unter das Bett bekommen („…heb Du mal das Bett an, ich versuche den Koffer seitlich einzuschieben…) und die Reise konnte endlich losgehen.
Für eine halbe Stunde stand noch Mittagessen zur Verfügung, so dass wir vor dem Auspacken zuerst noch etwas aßen.
Anschließend gab es ein Treffen in der Lounge „Auf ein Wort“ mit dem Kreuzfahrtdirektor. Er begrüßte uns, entschuldigte sich für das Anreisechaos und lud am Abend zum Sekt ein. Die Stimmung war sehr gereizt. Auf die Frage nach den EU-Fluggastrechten bei Verspätung ging er gar nicht erst ein sondern sagte, wir sollen jetzt einfach anfangen, den Urlaub zu genießen. Er stellte noch die Frage, ob er uns wecken sollte, falls Nordlichter am Himmel zu sehen seine, was natürlich alle bejahten.
Eine Stunde später stand die Seenotrettungsübung an. Man musste mit Rettungsweste erscheinen, brauchte sie aber nicht anzulegen. Neben der üblichen Zeremonie (auch wieder mit Aufruf der Kabinennummern) wurde auch noch das Anlegen des Anzugs erklärt, der in arktischen Gewässern vorhanden sein muss. Ob jemand von den Passagieren das am Ende hätte nachmachen können, noch dazu in einer Winterjacke, die man darunter tragen soll, wage ich zu bezweifeln, aber man hofft einfach, dass man es nicht braucht.
Um 18.00 Uhr wurde der Anker gelichtet und es ging mit einem Glas Sekt und der Auslaufmelodie durch den Sondre Stromfjord.
Ab 19.00 Uhr stand das Abendessen an, das man entweder im Palmengarten auf Deck 6 als Buffet einnehmen kann (Vorteil: man kann nach vorne und nach hinten rausgehen, um Bilder der tollen vorbeiziehenden Landschaft zu machen, Nachteil: dadurch ist es im Restaurant immer kalt) oder gediegen im Bedienrestaurant auf Deck 3 mit großen Fenstern, bei dem man eine feste Tischnummer für die komplette Reise zugewiesen bekommen hat.
Danach fielen wir einfach nur noch müde ins Bett, einen Schiffsrundgang hoben wir uns für den nächsten Tag auf.
Zwei Themen noch:
Internet: Grönland gehört – obwohl es zu Dänemark gehört – nicht zur EU und damit nicht zum EU-Datenroaming.
Man kann Travel&Surf Pässe kaufen, den größten, den unser Telefon-Anbieter uns zur Verfügung stellte, war ein Day-Pass mit 20 MB für 24 Stunden für 2,99 EUR. Das reichte zwar, um ein paar Bilder in den WhatsApp-Status zu laden oder zu verschicken. Sobald man aber Facebook oder Instagram nur öffnete, war das Volumen bereits verbraucht. Das Landnetzt war natürlich auch nur selten vorhanden.
Auf dem Schiff gab es diverse Zeit-Angebote, z.B. 30 Minuten für 6,00 EUR, 1 Std. für 9,00 EUR. Dabei musste man immer daran denken, dass man sich richtig ausloggt, damit die Zeit nicht weiterläuft. Auch dieses Netz war sehr instabil.
Getränkepakete:
Meines Erachtens sind die Getränkepakete auf der MS Hamburg unverhältnismäßig. Es sind fast die Hälfte der Karte trotz Premium-Paket (33,00 EUR pro Tag pro Person) nicht enthalten. Die Getränke selbst sind gar nicht teuer. Daher wären wir wesentlich günstiger gefahren, wenn wir kein Getränkepaket genommen hätten und es hätte mehr Vielfalt zur Verfügung gestanden.
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