Dieser Reisebericht ist allen NOK-Fahrern, vor allen Dingen denen, die aufgrund nicht nachvollziehbarer Entscheidungen des Kreuzfahrtunternehmens nicht in den Genuss der Passage kamen und insbesondere Heizergruss gewidmet, der uns allen mit seinen unzähligen schönen Fotos von AIDA-Schiffen im NOK diese Fahrt schmackhaft gemacht hatte.
15. Juli 2017 – Seetag, Nord-Ostsee-Kanal
Der letzte ganze Tag auf unserer AIDA-cara – ein Grund, dass ich wieder relativ früh auf war. Gegen 8 Uhr nippte ich an meinem ersten Early-Bird-Kaffee und betrachtete die im Dunst liegenden Kreidefelsen der dänischen Insel Moen. Kurz darauf zog der Darß an uns vorbei, später passierten wir Gedser auf Falster und Fehmarn. Die Ostsee war so gut wie spiegelglatt – die Sonne setzte sich gegen den Dunst durch – ein schöner Tag …
Direkt nach Beginn der Nautischen Stunde machte Kapitän Krüger zunächst klar, dass wir auf jeden Fall trotz der derzeit durchgeführten Schleusenreparaturarbeiten durch den Nord-Ostsee-Kanal fahren würden. Er hatte die Fahrtgeschwindigkeit so eingestellt, dass ein Erreichen der Kieler Bucht für ungefähr 14 Uhr geplant war. Prima – dann durften wir also den Kanal und dessen Umgebung sehr lange bei Tageslicht genießen! Und seine Aussage war der Hinweis, dass man so schnell wie möglich die unangenehmen Arbeiten wie Kofferpacken erledigen sollte, falls man sich den ganzen Nachmittag auf Deck aufhalten wollte. Wir packten … und waren so schnell wie möglich wieder auf dem Pooldeck. Rechtzeitig zum Poolbruch mit frischem Hering und Hawaii Bowle. Na ja – Bowle und Hering?! Musste nicht sein. Wir verzichteten auf Hawaii und schlugen bei den vielen, verschieden zubereiteten Heringssalaten soll zu! Der Andrang am Buffet – oder die Gier nach Bowle – war so stark, so dass es schwer war, einen Platz an der Sonne zu ergattern.
Die Kieler Umgebung und Vororte waren von weitem zu sehen, als der Lotse an Bord kam. Gegen 12.40 passierten wir die Lotsenstation und den dazugehörigen Leuchtturm. Auf dem Wasser war einiges los. Ein polnischer Dreimaster fuhr mit Motorkraft an uns vorbei. Das optimale Wetter an diesem Tag nutzen Segler vor der Steilküste; auch ein Plattbodenschiff erwies uns seine Referenz.
Dann war es so weit – die Heimat hatte uns wieder. Das zeigte sich, als wir um 13.05 Uhr am Marineehrenmal Laboe vorbeifuhren. Besonders in diesem Bereich war auf der Förde der Teufel los. Lag es daran, dass wieder ein schönes AIDA-Schiff zu Besuch kam? Egal, auf jeden Fall wurden wir kurz eingeräuchert. Die Dampfmaschine des Tonnenlegers Bussard qualmte uns ein und zog seine Runden.
13.20 Uhr ließen wir den nächsten Leuchtturm hinter uns – Friedrichsort war erreicht. Unsere AIDAcara wurde immer langsamer. Bis es nicht mehr weiter ging … Nein, bis sie ab 13.40 Uhr in der Nähe zur Kanaleinfahrt auf Reede lag. Viel Zeit, uns die Umgebung näher anzuschauen. Da war zunächst ein Hotel, dem wir zuwinkten. Das Hotel, in dem wir bereits mehrere Male vor dem Beginn einer Kreuzfahrt übernachteten. Mit Fördeblick.
Alles wartete. Wann war es endlich so weit, dass wir uns den Schleusen nähern durften? Jetzt! Und so nahmen wir nebenbei mit, dass MeinSchiff 3 und die MSC Fantasia bereit waren, weiter ihre Passagiere aufzunehmen. Die auch an diesem Tage auf ihr sail-away wartende AIDAvita hatte sich vor uns versteckt – sie lag ein wenig stadtwärts am Sartorikai.
Und gegen 14.25 steuerte unsere AIDAcara die freie Schleusenkammer des NOK an. Logisch, dass wir – die gesamte Zehnerbande – das für uns alle nicht alltägliche Schauspiel erleben wollten. Wir standen an der Reling in der Nähe der – na, wo wohl? – Calypso Bar. Aber das Erlebnis war nicht nur einseitig. Auch von Land aus wurde beobachtet, wie sich unser Schiff freiwillig in ihr temporäres Gefängnis, nämlich in die Schleusenkammer, begab. Wir sollten noch auf dem weiteren Weg durch den NOK erleben, dass es unvermutet viele Fans von Schiffen gab, die ihre Autos an geeigneten Stellen parkten, um die vorübergleitenden Schiffe zu beobachten.
Langsam schob sich unsere AIDAcara in die Schleusenkammer. Ganz schön dick, das Schleusentor, wie wir es von ganz oben erkannten. Na, ganz hatten wir es noch nicht geschafft. Weiter im Schneckentempo nach vorne. Und an die Backbordseite. Dann war es so weit – erst die Fangleine an die Festmacher, die damit die Trossen in Richtung Poller zogen und die AIDAcara dann vertäuten. Um 14.55 war diese Arbeit getan. Los ging´s mit der Anpassung des Wasserpegels an den des NOK. Und los ging´s auch mit Heizergruss´ Aufgabe – er stand bereit und machte die Außenaufnahmen von unserem Schiff.
Vielen lieben Dank, Heizergruss, dass Du Dich wieder bereit erklärt hast, nicht nur die AIDAcara sondern auch uns auf die Speicherkarte zu bannen! Es waren wie immer ganz prima Ergebnisse, die nicht nur die wasserurlaub-Nutzer erfreuten sondern auch diesen Reisebericht beleben. Übrigens – alle Außenaufnahmen der AIDAcara stammten von Heizergruß!
Einige von den Zuschauern rätselten: Wer von den mit Kamera Bestückten war Heizergruß? Wir erkannten ihn nicht – den Paparazzi mit brauner Hose und brauner Jacke …
So, nun lag unser Schiff im Wassergefängnis. Vor dem Bug war alles versperrt, hinter dem Heck auch alles dicht. Aber immerhin – es war nicht allein … Dass Heizergruss diese Fotos schoss, ist klar. Aber nicht von der Aussichtsplattform direkt neben der Schleuse sondern von der Holtenauer Brücke. Der Kieler Heizergruss kannte sich sehr gut aus – kurz nach dem Anlegen in der Schleuse fuhr er zum Parkplatz – ich glaube an der südlichen Seite der Brücke – und eilte auf die Brücke. Dort bekam er in Poleposition mit, wie sich das Schleusentor öffnete, ein wenig später die AIDAcara alleine in der Schleusenkammer lag und sich bereit machte, in den Kanal zu fahren.
So, nun einige Hintergrundinformationen zum Nord-Ostsee-Kanal.
Der Nord-Ostsee- Kanal ist zwischen Kiel-Holtenau und Brunsbüttel fast 100 km lang, über 100 Jahre alt und mindestens 100 m breit. Er ist die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt. So fuhren in 2012 mehr Schiffe durch den NOK als durch Panama- und Suezkanal zusammen (ohne Sport- und Kleinfahrzeuge); sie hatten allerdings geringfügig mehr als 1/10 der Frachtaufkommen der beiden anderen Kanäle. Es erspart den von Nord- in die Ostsee (oder umgekehrt) fahrenden Schiffen 9/10 der Strecke um Dänemark herum. Begonnen wurde der Bau 1887; eröffnet wurde er als Kaiser-Wilhelm-Kanal am 21.6.1895 von Kaiser Wilhelm. Interessant ist, dass die Planbaukosten unterschritten wurden – so etwas gab es! Die Maße der ersten Ausbaustufe waren auf die für die deutsche Flotte erforderlichen Größen abgestimmt: Breite 67 m, Tiefe 9 m, Höhe der Brücken über der Wasserlinie 42 m. Doch schon Anfang des 20. Jahrhunderts reichten diese Gegebenheiten für die Großkampfschiffe der Kaiserlichen Marine nicht mehr aus. Der erste Ausbau wurde in den Jahren 1907 bis 1914 mit einer Breite von 102 m und Tiefe von 11 m angegangen. Zur Mitfinanzierung erhob Kaiser Wilhelm II ab 1902 die immer noch existierende Schaumweinsteuer. 1948 wurde der Kanal in Nord-Ostsee-Kanal umbenannt. Seit 1965 wird er erneut erweitert mit einer Zielbreite von 162 m. Der wesentliche Teil ist bereits umgebaut; die Fertigstellung des östlichen Teils ist in Arbeit. Da von Anfang an versäumt wurde, die Schleusen Brunsbüttel und Kiel den Erfordernissen anzupassen, kam es immer wieder zu reparaturbedingten Engpässen. In Brunsbüttel wird über den Bau einer fünften Schleusenkammer die Reparatur der restlichen Kammern angegangen; auch in Kiel-Holtenau ist eine Grundinstandsetzung erforderlich; die Planungen laufen …
Jetzt aber weiter mit unserer Kanalfahrt. Es wurde 15.25 Uhr und unser Schiff nahm langsam Fahrt auf. Für uns die Gelegenheit, in der Gegend herumzuschauen. Wir verabschiedeten uns vom Leuchtturm Kiel-Holtenau an der Schleusenein-/-ausfahrt. Schon weiter entfernt zeigte sich das geschlossene Schleusentor und die Kieler Förde.
Die Aussichtsplattform Schleuse blieb langsam hinter uns
und damit viele interessierte, winkende Besucher. Nun war Heizergruss wieder an der Reihe. Oben auf der Holtenauer Brücke malträtierte er den Auslöser seiner Kamera. Er bekam mit, wie sich die Personenfähre Kiel-Holtenau hinter unser Schiff schlich, die AIDAcara Richtung Kanalmitte schwenkte und das unter liberianischer Flagge fahrende, gut beladene Containerschiff mit dem guten deutschen Namen Maasholm anschickte, den Platz unseres Schiffes in der Schleusenkammer einzunehmen. Dann hatte Heizergruss unsere AIDAcara voll im Visier. Ein toller Anblick – von oben auf das Schiff wie auch vom Schiff aus nach oben, wie wir der Brücke immer näher kamen. Nein, unser Schiff war zu schnell … aus diesem Grunde war Heizergruss nicht in der Lage, die besetzten Liegen zu zählen … Aber eins bekam er mit …
… wie die Zehnerbande ihm zuwinkte und ihm laut „Heizergruss“, nein, seinen richtigen Vornamen, zugrölte. Sein Kommentar im Forum: „Ihr seid die lautstarke Truppe gewesen?!“
Für mich wurde es Zeit, das Stilleben (Floppymanns und meine Kamera, diverse Sonnenbrillen, Notizbuch, Floppys Oekotasche als Andenken an unsere Spitzbergentour) unseres besetzten Tisches in unmittelbarer Nähe der Reling zu verlassen und in das Schiffsinnere zu verschwinden. Auf unserer Kabine war eine noch volle Flasche Schampus versteckt. Die gelungene Kanaleinfahrt war doch ein Grund, zehn Gläser zu füllen und auf uns sowie die leider dem Ende zugehende Kreuzfahrt anzustoßen. Stimmt, zehn Gläser … Wir konzentrierten uns allerdings nur kurz auf das Prickelwasser, denn das Erlebnis „NOK-Fahrt“ wollten wir auskosten. Noch konnten wir die Schleusen erkennen. Aber kurz darauf lockte uns ein Dreimaster vor dem lang gestreckten Gebäude von Knierim Yachtbau, eine Werft, die High Tech Yachten von Weltformat baut.
Noch ein Blick zurück –
herrlich, wie sich Containerschiffe „anstellen“ um über die Schleuse in die Kieler Förde entlassen zu werden.
Jubel kam auf – von uns und auch von unten.
Das schon mehr als 100 Jahre alte Dampfschiff Freya schickte sich an, uns zu passieren. Dieses auf den NOK spezialisierte Ausflugsschiff war voll besetzt und schien Schlagseite auf Backbord zu haben – alle wollten uns zuwinken! Eine weitere von den zehn, den Kanal überquerende Brücke wurde durchfahren.
Die Levensauer Hochbrücke, die wir schnell hinter uns ließen. Dann ein Blick nach unten. Nicht nur wir freuten uns, dass uns immer wieder Passanten zuwinkten. Auch der Dame, die für uns ihr Fahrrad abstellte, war die Lebenslust in Mimik und Gestik anzusehen! Aber lassen wir die ostholsteinische Hügellandschaft nicht unberücksichtigt.
Langeweile? Keineswegs! Es war einfach schön, die Ruhe dieses lang geschwungenen, durch die Flora mehrfarbigen Geländes genießen zu können.
Dann war es Zeit für einen lauten Beifall. Wir erreichten langsam, aber sicher einen Läufer, der von unserem – ja! – Beifallssturm angespornt wurde, zumindest kurzfristig seine Laufgeschwindigkeit zu erhöhen und mit uns mitzuhalten. Toll – aber unser Schiff war einfach zu schnell für ihn …
Von uns allen unbemerkt wurden wir wieder ins rechte Bild gesetzt. Heizergruss hatte sein Auto zum Fähranleger Landwehr getrieben,
um die AIDAcara zunächst von vorne zu fotografieren. Heizergruss, welches der neuen geparkten Autos war Deins? Hattest Du keine Angst, dass die wilden Gänse Dein Fahrzeug angreifen wollten? Scheinbar nicht, denn Du hattest die Gelegenheit ausgenutzt, auch die AIDAcara van achteren aufzunehmen. Du kannst sicher sein, dass wir Dir von ganz oben links aus lauter Vorfreude auf Deine Fotos zujubelten! Noch einmal ein großes Dankeschön für Deinen Einsatz! Ich glaube, dass ich das im Namen der gesamten Zehnerbande schreiben darf!
Schon wieder gab es Zuschauer. Dieses Mal auf einem Segelboot, das vor der nicht mehr im Betrieb befindlichen Schifffahrtsschleuse Strohbrücke lag.
Unmittelbar daneben sahen wir die Einfahrt zum Flemhuder See, ein ehemaliges Wasserreservoir für den Vorläufer des NOK, dem Eider-Kanal. Und wir konnten es einfach nicht lassen – die Begeisterung der Passanten an Land zu erwidern und zurückzuwinken.
Auf der anderen Kanalseite wartete vor der Feldsteinkirche in Sehestedt eine Fähre, dass wir endlich verschwanden.
Und wir sahen erneut viele Zuschauer – nicht wenige von ihnen sind sicher mit ihren Wohnmobilen auf diesen Parkplatz gefahren, um unser Vorbeigleiten beobachten zu können. Eingefleischte Fans von Schiffen, egal ob „Musikdampfer“ oder Frachtschiffe?
Vor uns kündigte sich die Rader Hochbrücke an, Teil der A7 Richtung Flensburg oder auch Hamburg – wie man´s nimmt … Doch bevor wir uns auf die Unterquerung konzentrierten, genossen wir erst einmal die Heckenlandschaft entlang des Kanals.
Die Hochbrücke kam schnell näher – dieses Mal waren wir nicht die Zuschauer am Rande des Kanals (Auf beiden Seiten der A7 gibt es im südlichen Bereich Parkplätze – es lohnt sich, von dort aus die wenigen Meter bis zur hohen Kanalböschung zu spazieren.) sondern wir erlebten alles vom Schiff aus mit. Zunächst die bange Frage: Reichte es? Und es war genug Platz vorhanden … Sonst hätte die AIDAcara nicht diesen Weg nach Hamburg genommen …
Dann lag die Rader Hochbrücke hinter uns und wir durften uns den östlichen Ausläufern von Rendsburg widmen. Eine 1a Wohnlage – ein wenig zurückliegend aber trotzdem freie Sicht auf die vorbei ziehenden Schiffe. Und schon lag ein weiterer Höhepunkt der Kanalfahrt vor uns: die Eisenbahnhochbrücke von Rendsburg.
18.02 Uhr – eigentlich Zeit für das Abschiedsessen. Aber nur eigentlich, denn die Fahrt an Rendsburg vorbei war wichtiger.
Dieses Wahrzeichen der Stadt Rendsburg ist älter als 100 Jahre und dient als Eisenbahnbrücke für die Strecke Neumünster – Flensburg. Außerdem ist sie unter der Brücke mit einer viertelstündlich verkehrenden Schwebefähre versehen. Diese Fähre sahen wir nicht – wir legten unser Augenmerk auf die Unterquerung. Sie, die Brücke, kam näher und näher …
… bis es geschafft war und die Eisenbahnbrücke hinter uns lag.
Was war denn das? Auf Backbordseite gab es ein komisches Gestell? Eine Bank? Ja – mit 757,75 m Länge die längste Parkbank der Welt. Was man nicht alles tut, um ins Guinness-Buch zu kommen. Wahrscheinlich war sie nur am Tag der erneuten Einweihung im September 2014 voll besetzt – mit 781 Kindern aus Schulklassen und KiTas. Den Thüringern aus Ronneburg wurde eine lange Nase gezeigt – sie lagen um 25 m zurück …
Nun wurde es aber doch Zeit, – wie Kreuzfahrergerd es drei Tage vorher formuliert hatte - „andere Bekleidung an die Körper zu machen“. Abschiedsessen und auch Abschiedstorten.
Sehr merkwürdig – der Konditor schien einiges nicht mitbekommen zu haben … Waren wir in Visby? Nee, fiel aus wegen starken Winds. Sollte bereits an diesem Tag die Reise zu Ende gegangen sein? Nee, erst morgen, am 16. Juli … Aber immerhin – der Konditor wusste, dass wir in den vergangenen Tagen die Ostsee unsicher gemacht hatten … Aber lassen wir das – Irren ist menschlich! Und zurück zu unserer Kanalfahrt. Schon wieder gab es etwas für zwei Sinne. Für den Gaumen das ausgezeichnete Abschiedsessen. Für das Auge die an uns vorüberziehende Landschaft bei Schülp.
Und wir schafften es auch, zwischen zwei Bissen (War es der Hummer?) die Auslöser zu aktivieren und festzuhalten, wie die Jevenau ihr Wasser in den NOK entließ. Die Ausweichstelle bei Breiholz ließen wir links und rechts von uns liegen.
Die Landschaft hatte sich inzwischen geändert. Es wurde nach und nach eben; die Hügel zum Beginn der Kanalfahrt lagen schon weit hinter uns.
Oldenbüttel wurde erreicht. Und damit auch die Fähre, die unsere Vorbeifahrt abwarten musste.
Danach wurden wir von oben abgelenkt. Nein, kein Regen – der hätte uns gefehlt … Nein, ungewöhnliche Wolkenformationen, die uns für einige Minuten vergessen ließen, was links und rechts zu sehen war.
Nicht weit von der Kanalfähre Fischerhütte drosselte Kapitän Krüger die Geschwindigkeit. Wir wurden informiert, dass uns ein richtig großer Pott entgegenkam. Containerships VI, der sogar unter deutscher Flagge fuhr. Schiffe dieser Größenordnung bedürfen Unterstützung vorne und hinten
und haben eine eingebaute Vorfahrt im NOK, da sie im Gegensatz zu kleineren Schiffen nicht so schnell stoppen können. Die Schlepper helfen übrigens auch bei Kurvenfahrten. Für uns und die uns folgenden Schiffen bedeutete es, dass wir/sie an einer Ausweichstelle anhalten mussten bis uns Containerships VI passiert hatte. Auch ein Erlebnis, das von oben mitzubekommen.
Und schon fuhren wir auf die Grünentaler Hochbrücke zu. Es handelte sich um eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke; letztere für die Bahnstrecke Neumünster (schon wieder – der Nabel Schleswig-Holsteins?) – Heide.
Bei Lütjenbornholt hatten wir wieder viele Zuschauer und Fotografen, die unsere Schönheit (die von der AIDAcara!) mitnehmen wollten.
Und dann nahte sie, die Hochbrücke Hohenhörn. Sie ist Teil der A 23, die von Hamburg Richtung Heide führte. Merke also: Alle Wege führen nach Heide!
Von weitem sah es so aus, als ob es eng werden könnte. Aber es gab keine Probleme, wie das Foto zeigt.
Ein Blick zurück bestätigte, dass die Sonne langsam verschwinden wollte. Das hielt uns aber nicht davon ab, weiter von ganz oben mitzuerleben, was an den beiden Seiten des NOK auffiel. Wie die Kanalfähre Hohenhörn, die wie ihre „Kolleginnen“ brav wartete bis wir vorbei waren.
Doch zwischendurch mussten wir eine Seepause, pardon, Sehpause machen und dickere Jacken holen. Dabei wurden wir daran erinnert, dass es nicht mehr lange dauern sollte bis die flüssige Stärkung freigegeben werden sollte. Aber dazu gab es noch nicht die Gelegenheit, denn ein weiteres Brückenhindernis baute sich vor uns auf. Die Eisenbahnhochbrücke Hochdonn, die mit einer Gesamtlänge von 2.218 m die viertlängste Eisenbahnbrücke in Deutschland ist. Ab 1992 lag sie in vieler Munde. Im Zusammenhang mit dem sogenannten „Fäkalienprozess“, in dem schließlich 1995 das Oberlandesgericht Schleswig der Klage eines Hausbesitzers recht gab, der ein Ende der Fäkalienemission aus den damals noch offenen Plumpsklos der Eisenbahnwaggons verlangte, die von der Hochbrücke regelmäßig auf sein Grundstück herniederging. Die Bahn wurde dazu verurteilt, binnen fünf Jahren nur noch Züge mit geschlossenen Toilettensystemen auf der Hochbrücke einzusetzen. Nachdem dies bis zum Jahr 2000 noch nicht vollständig möglich war, wurde vorübergehend den Reisenden die Toilettenbenutzung auf der Brücke per Durchsage untersagt.
Vor der Brücke standen auf entsprechender Parkmöglichkeit einige Wohnmobile. Die Fahrer als Fans standen am Rande des Kanals und jubelten uns zu. An dieser exponierten Stelle ließ Kapitän Krüger mit einer überdimensionierten Hand zurückgrüßen.
Und auch bei dieser Brücke nahmen wir mit Erleichterung auf, dass es „passte“.
Dann kam der vielfarbige Stress – der Abschiedssekt wurde freigegeben und schnell zu unserem Stammplatz verlagert. Wir hatten noch keine Zeit, anzustoßen und zu trinken. Warum? Wir mussten fotografieren! Aber dann … ein Hoch auf uns und die nächste (gemeinsame?) Reise! Und absetzen … nicht ex!
Das wahre Stilleben … Dann legte sich ziemlich schnell die Dunkelheit auf uns, unsere AIDAcara, den Kanal und die an uns vorbei gleitende Landschaft.
Und es dauerte nicht mehr lange bis wir den Industriehafen des am Rande von Brunsbüttel gelegenen Ortsteils Ostermoor erreichten. Gut, dass wir bei Dunkelheit ankamen – da sahen die beleuchteten Industrieanlagen ganz attraktiv auf. Am Nachmittag war die Einfahrt in den NOK bei Kiel-Holtenau sehr interessant; jetzt in der Nacht war die Schleuseneinfahrt am anderen Ende des Kanals in Brunsbüttel auch nicht ohne.
Allmählich übermannte uns die Müdigkeit – wir suchten die Koje auf …
16. Juli 2017 – Hamburg
Schon wieder hatten wir das Anlegen verschlafen … Als wir aufwachten, lag die AIDAcara bereits am Kai. Nun gut, machte auch nix, denn an diesem Tag ging es nach einer wunderschönen Kreuzfahrt wieder nach Hause. Schnell ging ich nach oben, um nach dem Rechten zu sehen. Die Norwegian Jade lag schräg gegenüber unserer Anlegestelle.
Der Michel grüßte uns und schien uns zuzurufen: „Kommt bald wieder!“ Aber gerne … Und hinter Hafenkränen und Lagerhäusern erhob sich die tatsächlich bereits fertiggestellte Elbphilharmonie.
In der Tat – wir waren in Hamburg … Was erwartete uns? Natürlich ein Hamburger Frühstück im Bauch unserer AIDAcara. Nach und nach trudelten weitere Mitglieder der Zehnerbande ein. Das Henkersfrühstück? Nein – bestimmt nicht! Denn bei unserem wie immer lockeren, wenn auch „angetrauerten“ Frühstücksgespräch wurde eins ganz groß herausgestellt:
WIEDERSEHEN MACHT FREUDE!
In diesem Sinne zählten einige von uns die Tage bis zum nächsten Entern einer AIDA. Und es hat sich inzwischen ergeben, dass wir nicht alleine fahren werden … schön, bald wieder Teile der Zehnerbande wiederzusehen …
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