30. August 2022 – Bremerhaven
War das ein Pech im Frühjahr … Im Februar hatten wir vor, in größerer Runde mit Mein Schiff 3 die Azoren zu besuchen. Daraus wurde nichts – krankheitsbedingt mussten wir stornieren und der Rest der Bande genoss die Inseln des Frühlings. Als Ersatz buchten wir die Wintertour auf Mein Schiff 1. Auch dieses Vorhaben ging in die Hose … ein anderes Zipperlein schlug zu. Na ja, immerhin freuten wir uns auf unsere AIDA-Traumreise nach Grönland. Dieses Mal kamen keine Gesundheitsprobleme dazwischen. Aber die Sturheit und mangelnde Kompromissbereitschaft von AIDA. Rostock nahm uns unsere gebuchte Premiumkabine, konzedierte uns lediglich eine uns nicht zufriedenstellende, schlechter gelegene und kleinere Alternativkabine und war nicht bereit, uns ein kostenneutrales Upgrade im Außenkabinenbereich zuzugestehen. Das Ende vom Lied: Wir traten vom Reisevertrag zurück und AIDA akzeptierte zähneknirschend und mit der leider gewohnten (!) Verzögerung unseren Rücktritt.
Wo es ein Ende gibt, existiert auch ein Beginn. Uns überzeugte das Mein Schiff – Angebot „Norwegen mit Orkney-Inseln“ und schon fanden wir uns nach einer problemlosen Anreise in Bremerhaven wieder. Wir gaben unseren Wagen beim Parkplatzbetreiber ab und ließen uns per Shuttle zum Kreuzfahrtterminal bringen. Dort kam der große Schock: Wir reihten uns ganz hinten in eine gefühlt kilometerlange Warteschlage vor dem Check in ein.
Na ja, ganz so schlimm war es nicht. Es ging stockend, aber trotzdem recht zügig voran. Nach knapp 1 ½ Stunden betraten wir unsere Balkonkabine auf Deck 11. Im üblichen Mein Schiff – Standard: gut durchdacht, geräumig mit den notwendigen Schrank- und Ablageflächen, recht großer Balkon. Ein kleines Manko hatte die Lage dieser Kabine: Sie befand sich direkt unter dem Pooldeck, so dass die morgend- und abendlichen Aufräumgeräusche gewisse Störungen verursachten. Sie waren – wie auch der Musikpegel bei Pooldeck-Veranstaltungen – gut auszuhalten. Nun gut – wer PUR bucht, muss gewisse Einschränkungen hinnehmen. Dafür war der Preis mehr als optimal!
Auf der Backbordseite unseres Schiffes tat sich etwas. Also los – rauf auf den Balkon. Das Forschungsschiff Polarstern wurde von Schleppern in die Fahrrinne der Weser gezogen,
frei gelassen und weg war sie. Wir auch Richtung Pflichtveranstaltung „Sicherheitsunterweisung“, die im kleinen Kreis in der Abtanzbar stattfand und nach nicht einmal fünf Minuten beendet war.
Es folgte ein Rundgang auf Deck 14. Wenn wir schon aus zeitlichen Gründen nicht die Gelegenheit hatten, uns Bremerhaven anzuschauen, so wollten wir uns wenigstens einen Überblick von der Hafengegend verschaffen.
Anschließend nahmen wir eine Kleinigkeit in der Tag und Nacht – Bar zu uns, bevor wir die Schränke mit den Inhalten unserer Koffer füllten. Auch das war schnell erledigt. Gut so, denn das um 45 Minuten verspätete Sail away stand um 17.45 Uhr an. Wir erlebten es bei Typhongedröhne und „Die große Freiheit“ sowie bewaffnet mit dem obligatorischen Auslaufsekt auf Deck 15. Langsam, aber unaufhörlich schob sich Mein Schiff 3 in die Fahrrinne der Weser. Auf der Backbordseite begleitete uns das grüne Ufer der Halbinsel Butjadingen.
Auf der Steuerbordseite sahen wir zahlreiche Containerkräne vor weitflächigen Containerparkplätzen.
Etwas weiter hinten der riesige Autotransporter Hyperion Ray, dessen Schlund unzählige Kraftfahrzeuge gierig fraß.
Nach kurzer Zeit lag der Industriehafen hinter uns
und wir behielten zunächst die Wurster Nordseeküste im Blick.
Unser Schiff passierte das älteste, in der Außenweser liegende Leuchtfeuer Deutschlands, den Leuchtturm Hohe Weg,
bevor die Weser – und wir mittendrin – endgültig von der Nordsee aufgenommen wurde. Die Ufer der Nordseeküste entfernten sich mehr und mehr. Zeit für uns, unsere Mägen zu füllen. Das Anckelmanns war an diesem Abend an der Reihe. Gute Auswahl, geschmackvoll zubereitet. Wir verwöhnten uns. Oder ließen wir uns verwöhnen? Egal – es schmeckte – besonders der norwegische Brunost (Braunkäse mit süßlichem Touch) und wir wurden satt.
Einige der bei uns neu hinzugekommenen Kalorien mussten vernichtet werden. Ganz oben auf Deck 14 drehten wir einige Runden.
Dann schlug die große Stunde – Mai Tai – Time.
Unsere Kreuzfahrt hatte endgültig begonnen!
Die Begrüßung durch den Hoteldirektor auf dem Pooldeck mit anschließender Party schenkten wir uns. Der Tag war lang und anstrengend und wir waren müde. Oder war der Mai Tai daran schuld?
31. September 2022 – Seetag 1
Womit beginnt immer bei mir der frühe Morgen auf einem Schiff? Egal, ob am See- oder Hafentag. Mit dem Morgenkaffee. Ganz in Ruhe. Auf Mein Schiff in der morgens weitgehend leeren Außenalster. Herrlich, diese Stille. Die Sonne drehte noch nicht ihre volle Kraft auf. Es war frisch. Angenehm frisch. Endlich einmal nach den unzähligen heißen Tagen in der Heimat. Um uns herum das stahlblaue Meer. Wir fuhren nordwärts, parallel zur dänischen Küste. Ab und zu sahen wir die auf dieser Route üblichen Frachtschiffe. Die Zeit bis zum Frühstück nutzte ich zu ersten Schiffsrundgängen. Auf Deck 14
drehten Jogger und Walker ihre Runden. Der Pool auf Deck 12 war gut besucht.
An diesem Morgen und auch an den Folgetagen. Es gab anscheinend genug Anhänger der Wassergymnastik. Warum auch nicht?
Ich suchte Deck 5 auf. Ein Morgenspaziergang rund um das Schiff gehört zu meiner Morgenroutine. Hmh, in unserer Fahrtrichtung sah es nicht so richtig gut aus.
Fuhren wir vom Sonnenschein in eine dunkle Front? Abwarten! Zunächst war es egal, denn der Hunger rief: „Ab ins Anckelmanns!“ Wir gehorchten und staunten. Nicht nur wir hatten am 1. Seetag ein spätes Frühstück eingeplant. Das Restaurant war rappelvoll! Mit Mühe, nein, eher mit viel Glück ergatterten wir einen frei gewordenen Tisch im Gosch und stärkten uns für den anstrengenden Seetag. Anschließend drehten wir wieder – wie üblich – unsere Runden an der frischen Luft.
Das gute Wetter hatte sich zum Glück gehalten und es sollte in den nächsten Tagen keine Änderung geben. Gut so!
Meine bessere Hälfte benötigte eine Änderung der Örtlichkeiten. Sie meinte, die Läden auf Decks 4 und 5 besuchen zu müssen. Mit mir. Ich folgte. Schließlich gingen bisher alle unangenehmen und nicht unbedingt notwendigen Unternehmungen vorüber. So auch in diesem Fall. Denn die Sonne rief. Sie wollte uns baden.
Wir ließen ihr ihren Willen bis wir Tapas in der Außenalster und Nachtisch im Anckelmanns zu uns nahmen. Zum Ausgleich gab es anschließend freie Stühle in der Sonne. Ich nahm einen in Beschlag und schreib meine ersten Notizen zu dieser Reise.
Den Nachmittag verbrachten wir – bis auf Kaffee- und Kuchenpause in angenehmer Runde – an der frischen Luft bei Sonnenschein satt. Gegen 16 Uhr erschien auf der Backbordseite ein Landstreifen – Norwegen. Ein wenig später befanden wir uns auf der Höhe von Kap Lindesnes bzw. Kristiansand, unserem späteren Ziel. Was geschah noch am restlichen Nachmittag? Nichts Besonderes bei uns. Wir Rentner hatten schließlich auch so etwas wie Urlaub und wir mussten Füße und Waden für den am nächsten Tag stattfindenden Stadtmarathon schonen …
Zum Abendessen machten wir einen Fehler. Wir kamen zur Hochzeit (langes und nicht kurzes „o“!) zu den Bedienrestaurants und holten uns jeweils Abfuhren. Bereits kurz nach 18 Uhr waren alle Plätze belegt … Also blieb uns nur das an diesem Abend nicht zu volle Anckelmanns übrig. Wir bereuten unsere Zwangswahl nicht. Buffetangebot vom Gosch, Wokgerichte, Entenkeule und Hirsch überzeugten. Wie auch die Käseauswahl.
Nach dem Abendessen mussten wir uns beeilen. Der Sonnenuntergang über der norwegischen Küstenlinie nahte.
Soll ich kommentieren? Nein … außer dass wir einen fünffachen Sonnenuntergang erlebten. Exakt in derselben Sekunde!
Später brannte nur noch der Himmel und die Mondsichel schob sich in das glühende Rot.
Ein Tag ohne große Anstrengungen bis auf den Essensstress (12 Buchstaben, zu Hälfte „s“) ging zu Ende. Was sollte man vor der Bettzeit nicht vergessen? Den Schlaftrunk in Form eines Cocktails. Unser Gedächtnis funktionierte zum Glück …
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