2. September 2022 – Kristiansand
Frühes Aufwachen lohnte sich – und auch eine Balkonkabine an der richtigen Seite. In diesem Fall auf Backbord:
Ein herrlicher Sonnenaufgang, der dem Inselchen mit dem Leuchtturm die richtigen Morgenfarben gab. Grønningen fyr, einer der drei Leuchttürme, die seit vielen Jahren der Schifffahrt Navigationshilfen bei der Einfahrt nach Kristiansand gaben. Wir waren nicht allein in der Hafenzufahrt. Die Silver Muse von Silverseas verfolgte uns und legte kurze Zeit nach uns an.
Unser Ausflugstag begann mit einer organisierten Tour. Auf unserem Programm stand die kombinierte Bus-/Bootsfahrt „Die Schärenlandschaft vom Boot aus entdecken“. Zunächst wurden uns die Höhepunkte Kristiansands nähergebracht. Vorbei an der Festung Christiansholm und quer durch das gut erhaltene vorwiegend weiße Holzhausviertel Posebyen verließen wir die Stadt und es begann eine ca. ¾ stündige Landschaftsfahrt, teilweise über die Autobahn. Die Wolken hingen zunächst sehr tief, später lockerte es sich zum Glück für uns auf. Während der Fahrt passierten wir nur wenige Ortschaften. Wir erlebten die norwegische Natur pur. Mischwälder, Seen,
ab und an Blicke auf die felsige Küste, die von Sandstränden unterbrochen wurden. Unser erstes Ziel wurde erreicht – die an einer uralten Schifffahrtsroute liegende Kleinstadt Lillesand.
Die Schifffahrt führte peu à peu zum Wohlstand. Schiffswerften entstanden und verschwanden beim Niedergang der Segelschifffahrt. Dafür entwickelten sich Kleinindustrien und vor allen Dingen der Tourismus. Warum gerade der Tourismus? Die Schärenlandschaft rund um Lillesand zogen Scharen von Besuchern an und die Stadt präsentierte sich ihnen als gemütlicher Standort. Das konnten wir bei einem 45-minütigen Bummel feststellen.
Als „Kreuzfahrer“ schauten wir uns zunächst die Wasserlinie an. Wuuuuuuuuuuuunderschön – besonders bei dem Traumwetter, das wir hatten.
Im Hafen lagen nicht nur die Schiffe von Freizeitkapitänen, auch Fischkutter. Die Uferlinie war hinter der langen, einen Besuch lohnenden Promenade bebaut. Aber wir schauten nicht nur nach vorne, auch nach unten.
Ob Vendela und Petter an diesem Fleck ihren Bund fürs Leben besiegelt hatten? Eher nicht – aber sie legten ihre Liebe in Gusseisen und sie zeigten und zeigen noch lange, dass da ´mal was war. Und hoffentlich noch ist. Auf jeden Fall wünschen wir ihnen ein weiterhin glückliches gemeinsames Leben.
Na ja, ganz konnten wir die Bucht nicht umrunden. Privatgrundstücke grenzten direkt ans Wasser.
Ein Traum, dort im Garten einen Sommertag zu verleben.
Langsam mussten wir zurück zum Bus. Vorbei an dem 1734 als Wohnhaus bezogenen, jetzt als Rathaus genutzten, uns anstrahlenden Bau.
So, nach wenigen Minuten erreichten wir den Ausflugsbus. Hinein und los. Wieder Richtung Kristiansand, allerdings auf Nebenstrecken bis wir einen Vorort von Kristiansand erreichten. In der Bucht von Marvika lag unser Ausflugsboot, der ehemalige kleine Schoner S/S Christiansand. Direkt neben der MS Lofoten, die von 1964 bis 2020 als Postschiff für Hurtigruten unterwegs war. Kurze Zeit später legten wir ab und eine spektakuläre Fahrt durch die Schären vor und um Kristiansand begann.
Eine Traumfahrt. Blauer Himmel, Sonnenschein, nahezu windstill, Ententeich. Genug Muße, alles um uns herum zu betrachten. Nach dem Verlassen Marvikas wurde es einsamer. Größere Häuseransammlungen auf den großen und kleinen Inseln kamen nicht mehr vor. Dafür das, was für viele ein Traum war und leider bleibt.
Insel, Ruhe, Holzhaus mit hervorragender Aussicht, Bötchen mit Bootsanleger. Wir kamen ins Schwärmen …
Eine größere Schäre erschien. Sie begleitete uns länger bei unserer Vorbeifahrt. Nicht nur vereinzelte Häuser. Wie die nicht vorhandenen norwegischen Flaggen zeigten, zu diesem Zeitpunkt unbewohnt. Waren es Wochenend-/Ferienhäuser oder über das ganze Jahr bewohnt? Beides war möglich. Für die Fahrt in den Hauptort auf dem Festland sorgten Fähren, Wassertaxen oder das eigene, nicht immer kleine Boot. Rd. 1 ½ Stunden genossen wir die Traumfahrt. Eine Zeit, die leider viel zu schnell verging. Uns wurde nicht langweilig, die verschiedenen Inselchen mit einem Traumhaus nach dem anderen zu betrachten. Vor dem Oksøy fyr (Leuchtturm) drehte das Schiff ab und schon näherten wir uns Kristiansand. Wir folgten der auf der Backbordseite liegenden Insel Odderøya
und sahen einen Aussichtspunkt neben einem kleinen weißen Holzhaus. Ein Ausflugslokal? Es machte uns neugierig. Aber davon später mehr.
Auf einmal sahen wir von weitem unser Schiff.
Gut in Szene gesetzt mit dem Odderøya fyr, den dritten Leuchtturm, der den Schiffen Navigationshilfen vor Kristiansand gibt. Wenige Minuten später kamen wir im Hafen an. Nach einem schnellen Mittagessen kribbelte es in unseren Beinen. Sie brauchten wieder Bewegung. Wohin? In die Stadt. Nein, noch nicht. Sondern auf die Insel Odderøya, die – wie vorher Forenmitglieder berichteten – gut zu bewandern war.
Odderøya hat seit Jahrhunderten eine militärische Vergangenheit. Bei unserer Wanderung sahen wir an verschiedenen Stellen militärische Relikte – besonders aus dem letzten Jahrhundert. Vom Angriff der Wehrmacht im Jahre 1940 bis 1992 war die Insel nicht für die Öffentlichkeit zugänglich; nach dem Abzug des Militärs und Übernahme der Insel durch Kristiansand steht sie allen Interessierten, insbes. Naturfreunden, zur Verfügung. Im 19. Jahrhundert war auf der Insel die größte Quarantänestation Nordeuropas untergebracht. In Südnorwegen ankommende Seeleute mit Verdacht z.B. auf Pest wurden in ihr untergebracht. Zum Glück liegen die Pestzeiten lange hinter uns – also rauf auf die Insel. Über eine der vier Brücken. Und nach kurzer Zeit gab es für uns einen phantastischen Blick auf einen Teil Kristiansands:
Das herrliche Wetter und die norwegische Küstengegend führten dazu, dass wir einfach nur schwärmen konnten. Das hörte nicht auf, als wir die nächste Aussichtsmöglichkeit fanden:
Danach führte uns der Rundkurs für kurze Zeit von der Küste weg. Wie wir erkannten, nicht lange. Wir standen neben einem der Reste aus der Militärzeit.
Dieses Geschütz brachte mit Sicherheit der Wehrmacht zumindest anfängliche Probleme.
Es war nicht so, dass sämtliche Geschütze bzw. Geschütztürme sofort ins Auge fielen. Die Natur hatte gesiegt … und das war gut so.
Wie waren die Wege?
Recht gut zu begehen. Da die Insel hügelig war, gab es naturgemäß auch einige Steigungen. Sie waren aber gut zu bewältigen.
Da wir am Nachmittag noch ein wenig durch Kristiansand schlendern wollten, kehrten wir am Ausfluglokal um, das wir vom Ausflugsboot gesehen hatten. Bei einem nächsten Besuch dieses Hafens könnten wir uns eine Umrundung der Insel gut vorstellen.
So, wir verließen Odderøya über eine mit Blumen bunt geschmückte Brücke und stießen direkt auf den alten Fischereihafen Fiskebrygga. Seit vielen Jahren legen hier keine Fischerboote mehr an – vielmehr Freizeitboote.
Der Charakter dieses Hafens wurde geändert. Wir sahen zwar noch die alten, das Hafenbecken begrenzenden Häuser der Fischereigesellschaften, die allerdings in den 90er Jahren entkernt und restauriert wurden. Genutzt werden die ockergelben oder blutroten Holzhäuser als Restaurants, Geschäfte und Wohnhäuser; in einem größeren Objekt ist ein Fischmarkt untergebracht mit unterschiedlichsten norwegischen Fischen und Schalentieren.
Vom Fischereihafen spazierten wir an der Wasserlinie in Richtung der Festung Christiansholm.
Erbaut wurde sie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zum Schutz gegen Norwegens mitunter feindliche Nachbarstaaten. Mit fünf Meter dicken Steinmauern war die Festung in der damaligen Zeit ein Juwel gegen Angriffe. Aus ihr heraus wurde allerdings nur einmal der Feind beschossen: Während der napoleonischen Kriege erlebten attackierende Engländer ihr blaues Wunder. Wie viele andere alte Bauwerke dient die Festung Christiansholm seit vielen Jahren nur noch friedlichen Zwecken und wurde in ein Kultur- und Freizeitzentrum umgewandelt
Es machte Spaß, an der Uferpromenade zu spazieren. Ein kleiner Park mit einigen Statuen. Ein Garten – wie es aussah zum Selbstbedienen – mit verschiedenen Blumen und Obst- und Gemüsesorten wie Beeren, Zucchinis, Kürbisse, …
Ein wiederholter Blick auf die Uhr - es wurde Zeit, sich wieder Richtung Schiff zu orientieren. Wiederholt fiel ein direkt am Wasser errichtetes Gebäude ins Auge:
Das Kilden teater og konserthus, entstanden für Theater-, Orchester- und Operaufführungen. Der gesamte repräsentative Bau kostete schlappe 1,7 Mrd. norwegische Kronen. Für die Vorstellungen stehen ein Konzertsaal mit 1.185 Sitzplätzen, ein Theater- und Opernsaal mit 708 Sitzplätzen (Im Orchestergraben können sich 70 Musiker „verstecken“!), eine Mehrzweckhalle mit 234 Sitz- oder 400 Stehplätzen und für die, die es lieber kleiner haben wollen, eine Minihalle mit 150 Sitzplätzen zur Verfügung. Nicht schlecht für eine Stadt mit ca. 114.000 Einwohner – aber der gesamte norwegische Süden profitiert davon.
Keine Frage, wir waren pünktlich auf dem Schiff. Schließlich wollten wir wie viele andere beim Auslaufen um 18 Uhr dabei sein. Die Reling im oberen Bereich war voll – aber kurz nach dem Auslaufen leerten sich die Außendecks sehr schnell. Essenszeit! Noch nicht für uns. Wir erlebten länger, wie sich Mein Schiff 3 aus dem Hafen schob. Etwas später besuchten wir eins von beiden Atlantik-Restaurants vor dem üblichen Absacker in einer Außenbar.
Zum Schluss unsere Wertung zum Ausflug „Die Schärenlandschaft vom Boot aus entdecken“: sehr lohnenswert!
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