3. September 2022 – Stavanger
Kurz nach 7 Uhr steuerte Mein Schiff 3 Stavanger an. Blauer Himmel, die Sonne war bereits aufgegangen und streute ihr magisches Licht.
Das Schiff näherte sich langsam dem Kai,
den ältere renovierte Häuser säumten. In zweiter Reihe sahen wir zum einen die schnuckelige Altstadt, zum anderen moderne, die Holzhäuser nicht verdrängende Bauten. Nicht zu vergessen einige Sünden der Vergangenheit – Wohnhochhäuser. Ob sie heutzutage im superreichen Norwegen noch in dieser Form hochgezogen werden würden?
Nach dem Frühstück standen wir vor einer schwierigen Entscheidung: kurze oder lange Hosen? Da Sonne satt und Temperaturen bis zu 23 ° angekündigt wurden, entschieden wir uns zum Glück für die kurzen Hosen. In ihnen bestiegen wir den Ausflugbus, in dem wir die Tour „Im Regionalzug durch norwegische Natur“ antraten. Es dauerte einige Zeit bis wir Stavanger verlassen hatten. Vorbei am Flughafen Sola und dem gleichnamigen 2,3 km langen „Stadtstrand“ erreichten wir das landwirtschaftliche Zentrum Norwegens. Zunächst plattes Land – wie geschaffen für den Anbau von Getreide, Kartoffeln, Zwiebeln, Gemüse allgemein. Auch die Viehwirtschaft kommt in dieser Gegend nicht zu kurz. Wir sahen Kühe, Schafe, …
Wenig später hatten wir eine Viertelstunde Zeit, unsere Füße am Strand von Ølberg zu vertreten.
Klein, aber fein. Besonders bei Campingfreunden ist er sehr beliebt. Den besten Überblick hatten wir von einer Anhöhe mit einer Befestigung aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Wehrmacht rechnete in dieser Gegend mit einem Angriff der alliierten Streitkräfte und verschandelte aus diesem Grunde diese herrliche Gegend.
Die Viertelstunde ging schnell vorbei und schon wieder durchpflügte unser Bus die südnorwegische Landschaft. Wir hatten immer noch nicht die Landwirtschaftszone verlassen
und erkannten, dass die Bauern im wahrsten Sinne des Wortes steinreich waren. Sie wollten es aber nicht sein – befreiten die Wiesen zur Erleichterung des Anbaus von aus der Eiszeit resultierenden Findlingen bzw. großen und kleinen Steinbrocken und trugen sie zu Haufen zusammen oder bildeten aus ihnen Parzellenbegrenzungen. Nicht wenige Wiesenstreifen wurden im Naturzustand belassen; auf ihnen hielt Vieh das Gras kurz. Ab und zu konnten wir auf der Steuerbordseite das Meer erkennen.
Die Landschaft änderte sich. Mit landwirtschaftlicher Nutzung war nichts mehr.
Es wurde felsig mit Mischbewaldung. Immer wieder kleine Seen mit den unvermeidlichen Hütten (seufz, Neid …). Kurz vor Erreichen unseres Zwischenziels Egersund passierten wir Ausläufer von kleineren Meeresarmen – eine wunderschön in der Sonne liegende Landschaft, zeitweise mit Blickkontakt zum Meer. Unser Bus fuhr einige Minuten an einem Meeresarm vorbei. Erneut eine Landschaft zum Verlieben. Vor allen Dingen für Liebhaber der Natur. Nicht so spektakulär wie in Mittel- und Nordnorwegen. Eher lieblich.
Und schon kamen wir in Egersund an und verließen unseren Bus. Eine Dreiviertelstunde gönnte man uns, um durch die Gassen stöbern zu können.
Egersund ist mit rd. 11.000 Einwohnern eine Kleinstadt und liegt – wie es schon der Name aussagt – an einem (nicht sehr breiten) Sund. Die Einwohner leben wie seit Gründung der Stadt vom Fischfang, Handel und der Schifffahrt.
Bei unserem Stadtspaziergang besichtigten wir die ursprünglich im 17. Jahrhundert gebaute kreuzförmige Kirche, die als ältestes Gebäude der Stadt gilt.
Von dort aus schlenderten wir über den Marktplatz in eine von Holzhäusern umsäumte Fußgängerzone.
Schöne, gepflegte Holzhäuser zeigten uns, dass dieses Viertel zu den am besten erhaltenen Holzhausvierteln Norwegens zählt.
Wie immer verging solch eine Dreiviertelstunde wie im Fluge und alle fanden sich pünktlich am Bus ein, der uns zum Bahnhof der Stadt brachte. Wir suchten uns Plätze in einem zunächst leeren Regionalzug vom ÖPNV, der an jeder „Milchkanne“ hielt. Die Personenwagen füllten sich mehr und mehr. Die Ausblicke ähnelten denen der Busfahrt; die Eisenbahnstreckenführung verlief zeitweise parallel zur Straße. Dementsprechend fuhren wir zunächst durch felsiges Terrain;
später durch Weidengebiete.
Kurz vor Stavanger verlief die Strecke parallel zu einem Fjordausläufer – das Bild, das er uns zeigte, war einfach spitze. Nach Erreichen des Bahnhofes wurden wir zu unserem Schiff gebracht.
Zunächst genossen wir ein kleines Mittagessen und dann machten wir uns zu einem Stadtrundgang in Stavanger auf. Wir folgten der Hafenpromenade und ließen uns nicht verlocken, Gamle Stavanger nochmals zu besuchen.
Die Ausblicke auf die andere Seite des Hafenbeckens hatten etwas. Die alten, liebevoll restaurierten und vorwiegend in Restaurants umfunktionierten Lagerhäuser,
über allen thronend der alte, nunmehr als Stadtwächtermuseum und Aussichtsturm fungierende Feuerwachtturm, ganz links der Tollboden, das ca. 115 Jahre alte Zollamt, in dem selbstverständlich – wie könnte es anders sein – ein Restaurant untergebracht ist. Das repräsentative, daneben liegende Gebäude beinhaltet mit Sicherheit auch ein Restaurant als Teil des ältesten Hotels der Stadt. Das Victoria-Hotel steht dort immerhin schon 122 Jahre.
Wir schauten Richtung Ende des Hafenbeckens,
dort, wo sich am Fischmarkt das Denkmal für die vom Meer verschlungenen Seeleute befindet. Von dort aus gingen wir Richtung Sølvberget, mitten in einem Holzhausviertel von Stavanger. Unterwegs hörten wir auf einmal lange vermisste Klänge.
Sie kamen aus dem „The Irishman“, einem der ältesten irischen Pubs in Norwegen. Wir widerstanden der Verlockung: Irische Livemusik ohne Guinness ging nicht und für dieses tiefbraune Getränk mit Schaumkrone war es definitiv zu früh am Tag ...
Dafür streunten wir weiter durch Gassen in dem Holzhausviertel rund um den Sølvberget
und erkannten wieder, dass es sich lohnt, nicht nur Gamle Stavanger an der Anlegestelle der Kreuzfahrtschiffe zu besichtigen. Am Fuße des von uns besuchten Viertels findet man außerdem eine quirlige Fußgängerzone mit verschiedenfarbigen Häusern, Geschäften, Restaurants mit Außenterrassen und bei gutem Wetter Livemusik. Wir hatten gutes Wetter …
Allmählich meinten wir, wieder zum Schiff zurückkehren zu müssen. Auf dem Wege dorthin nahmen wir wie immer weitere Höhepunkte der Stadt mit. Wir strebten die Wasserlinie an und standen auf einmal vor dem norwegischen Ölmuseum.
Futuristisch. So, wie es am Rande des Hafens liegt, sieht es bei entsprechender Phantasie wie eine Ölplattform aus. Wer Fragen rund um das Erdöl hat, findet im Museum mit Sicherheit Antworten. Antworten zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – z.B. zur Klimafrage in einem gesonderten Ausstellungsteil. Zeitbedingt besuchten wir nicht das Museum sondern umrundeten den Hafen. Vorbei an mit Regenbogenfarben drapierten Restaurants.
Wir erfuhren später, dass an diesem Tage ein Umzug zum Christopher Street Day stattgefunden hatte. Die Feier ging weiter – in verschiedenen Restaurants.
So, wir waren wieder auf dem Schiff. Ausruh- und Fotografierphase. Dabei fiel uns eine Aussicht ins Auge:
Nein, keine Fotomontage; ein echter Anblick mit Spiegelung in der gläsernen Brüstung.
Pünktlich um 19 Uhr erfolgte das Ablegen. Gamle Stavanger entfernte sich von uns,
und einige Minuten später befanden wir uns in Richtung der die Stadt beschützenden Schären.
Als sie hinter uns lagen, stärkten wir uns im Atlantik. Das Steak war dieses Mal klasse und bot die richtige Grundlage für die diesen Tag beschließenden Ipanema und Mai Tai …
Fazit zum Ausflug „Im Regionalzug durch norwegische Natur“: Wir hatten Einblick in die südnorwegische Natur. Da man sich vorwiegend durch Bus- und Eisenbahnfenster von der Natur berieseln lassen konnte und bis auf einen Stopp und den Stadtrundgang Egersund keine Möglichkeit gab, sich die Beine zu vertreten, war der Ausflug ganz nett, aber nicht wiederholenswert. Die Bootsfahrt auf dem Lysefjord oder die Wanderung zum Preikestolen würden wir vorziehen; wir hatten aber in den Vorjahren bereits beide Ausflüge unternommen.
Kommentare 1