4. Dezember 2022 – Bremerhaven
Warum fährt man im dunklen Dezember in den kalten Norden und nicht in den warmen Süden? Weil es einem dort gefällt. Was gefällt? Die Landschaft … vielleicht Schnee. Und auch das weihnachtliche Ambiente auf dem Schiff, das wir im Vorjahr auf Mein Schiff 1 kennen- und schätzen gelernt hatten. Jeden Abend Weihnachtsmarkt auf dem Pooldeck, geschmückte Weihnachtsbäume an Anlaufstellen des Schiffes und an vielen weiteren Punkten große Knusperhäuser (nur nicht anknabbern!) mit Weihnachtsgebäck. Die Mandelplätzchen – einfach himmlisch …
So, genug der Einleitung. Ach ja, einen Vorteil hat eine Anfahrt mit dem Auto Anfang Dezember nach Bremerhaven. Besonders an einem Sonntag – wir kamen durch wie sonst nie und standen nach Abgabe unseres Autos beim Parkplatzbetreiber und anschließendem Shuttle zum Terminal pünktlich zur ersten Check in-Zeit um 13 Uhr am Ende einer Schlange. Bis zum endgültigen Check in verlief alles aufgrund des Andrangs recht zäh. Ob sich viele mit einem späteren Zeitfenster vorgefuscht hatten? Egal – irgendwann standen wir in den Gängen unseres Mein Schiff 3, kurz nach unseren Kreuzfahrtbekannten Kreuzfahrergerd und -gerda, die sich getraut hatten, mit der Bahn anzureisen.
Sicherheitseinweisung, der erste Hamburger der Reise in der Tag und Nacht – Bar und dann Warten auf die Koffer. Immerhin in unserer Kabine … Es dauerte mit den Koffern, da die Renovierung des Terminals mehr Probleme mit sich brachten als zuvor angenommen. Auch das Auslaufen verzögerte sich. Wir erlebten es auf Deck 14. Saukalt war´s dort. Aber der Auslaufsekt, der Typhon und „Die große Freiheit“ ließen uns die Kälte vergessen.
Eins fiel mir dort oben unangenehm auf: Die Weihnachtsmarktbuden fehlten auf dem Pooldeck! Sollte sich nicht das weihnachtliche Flair des Vorjahres wiederholen? Na ja, es konnte sich ja noch ändern …
In der Zwischenzeit haben unsere Koffer den Weg in unsere Kabine gefunden. Während unser Schiff die Weser Richtung Nordsee fuhr, verschwand der Kofferinhalt in den Schränken. Mit den Kreuzfahrergerds hatten wir abgesprochen, dass wir unsere Mägen in einem Bedienrestaurant füllen wollten. War aber nix aufgrund des Massenandrangs. Also blieb „nur“ das Anckelmanns übrig, wo wir recht schnell einen freien Vierertisch fanden. Auch wenn uns an diesem Abend das Angebot und die Auswahl nicht 100 %ig überzeugten (wie schon so oft zu Beginn einer Kreuzfahrt auf verschiedenen Schiffen der beiden großen Kreuzfahrtgesellschaften), wurden wir satt und bereiteten uns auf das endgültige Einläuten dieser Kreuzfahrt vor: Ich bekam meinen Mai Tai – an diesem Tag nicht in der Kälte auf Deck sondern in der Schau Bar - und anschließend mein Bett.
5. Dezember 2022 – Seetag 1
Ca. 5.45 Uhr wurde ich zum ersten Mal wach. Leichte Schiffsgeräusche, ein gerade noch wahrnehmendes Rauschen des Meeres, minimale Schiffsbewegungen. Wir waren unterwegs! Und ich konnte noch etwas mehr als eine Stunde weiter schlafen. Mein anschließendes Ziel: Die Außenalster, in der ich meinen Morgenkaffee „zapfte“. Ein Rundgang auf den Oberdecks schloss sich an. Zeit satt, da sich meine bessere Hälfte noch für den Morgenstart vorbereiten musste. Es war frisch. 5° C. Bewölkt. Im Innenpool quälten sich Frühaufsteher mit ihrer Wassergymnastik. Im Außenpool zogen die Harten ihre Runden.
Es schien, dass sich mehr Mitreisende im Wasser als auf den Außendecks aufhielten. War es im Wasser wärmer als auf den Rundgängen? Mir war es im Freien warm genug …
Unser Frühstück nahmen wir im Atlantik Mediterran ein. Lecker … das Angebot überzeugte. Die Kalorien mussten bei vielen Runden auf den Decks 12 und 14 abgebaut werden. Nach und nach wurde es dort voller – Frischluftfanatiker frönten bei 6° C und Windgeschwindigkeit von ca. 90 km/h ihrem Hobby. Wir machten Platz und schauten uns die Weihnachtsdekorationen an. Nicht viel, aber geschmackvoll. Uns gefielen uns die Knusperhäuschen außerordentlich.
Noch einmal: nicht anknabbern! Aber das, was daneben lag, reichte auch. Kalorien und Geschmack. Besonders die Plätzchen an den linken und rechten Seiten – Mandelbrocken – hmmmmmh …
Da wir beim Keksangebot nicht übertrieben hatten, gönnten wir uns eine Zwischenmahlzeit im Gosch. Auch das, was uns angeboten und letztendlich verspeist wurde, traf unsere Geschmäcker. Und machte uns schläfrig. Wie reagierten wir darauf? Arbeitsteilung: Meine bessere Hälfte besetzte ihr Bett zum Mittagsschlaf; mich hielt die kalte, frische Luft wach. Bis zur Kaffeezeit. Nein, nicht schon wieder Essen … Doch, da mussten wir durch! Und wir kamen durch …
Vom Rest des Tages gibt es nicht viel zu berichten. Ein wenig Bewegung draußen und drinnen. Mangels freier Plätze in den Bedienrestaurants suchten wir wieder Anckelmanns auf. Das Angebot war besser als am Vortag; allerdings fiel auf, dass der Service mit dem Nachlegen nicht nachkam; und das lange vor „Toresschluss“. Lag es an der Personalknappheit? Nun gut, wir gingen nicht hungrig in die Betten …
6. Dezember 2022 – Kristiansand
In aller Herrgottsfrühe begann unser Ausflug. Um 9 Uhr. Das bedeutete frühes Aufstehen. Auch aus diesem Grunde bekamen wir mit, dass sich Mein Schiff 3 dem Leuchtturm der unmittelbar vor Kristiansand liegenden Insel Odderøya und damit dem Hafen näherte. Während des schnellen Frühstückstücks beobachteten wir das Anlegen und schon mussten wir das Schiff verlassen. Einige Minuten zu früh – aber es lohnte sich!
Wir wurden vom Sonnenaufgang begrüßt, der Mein Schiff ins rechte Bild setzte. Das versprach Gutes …
Nun aber hinein in den Bus. Unser Landausflug „Norwegens ältester Leuchtturm und idyllisches Mandal“ begann. Aufgrund nicht gerade attraktiver Ausflugsalternativen, auch nicht bei Anbietern vor Ort, hatten wir uns entschlossen, den Vorjahresausflug zu wiederholen und wir bereuten es nicht. Zunächst wurden uns die Sehenswürdigkeiten von Kristiansand gezeigt, bevor der Bus die nagelneue Autobahn ansteuerte. Schnell lag die Stadt hinter uns und eine interessante Landschaftsfahrt erwartete uns. Besonders, als der Bus die Autobahn verließ und kaum befahrene Nebenstrecken befuhr. Berglandschaften, kleine Ortschaften, wenige Höfe mit Wiesen und Weiden ließen wir hinter uns und wir näherten uns wieder der Küste. Felsige Buchten, ab und zu Sandstrände, immer wieder die rotbraunen Bootsgaragen mit Urlauberwohnung im „1. Stock“. Und tolle Wasserspiegelungen.
Und schon kamen wir bei unserem ersten Ziel an. Am Südkap Norwegens oder, wie es offiziell bezeichnet wird, am Kap Lindesnes. Gut so, denn wir konnten uns endlich wieder bewegen. Nachdem alle Ausflügler den Bus verlassen hatten, sammelten wir uns vor dem Besucherzentrum und begannen den Aufstieg zum Leuchtturm. Langsam, aber stetig ging es nach oben.
Ein gut begehbarer, von Treppen unterbrochener asphaltierter Weg. Oben angekommen, hatten wir unter blauem Himmel eine herrliche Sicht auf das Meer und die Umgebung. Vom Fuße des Leuchtturms aus (Leider konnten wir ihn nicht „besteigen“.) erkannten wir, warum an dieser Stelle Mitte des 17. Jahrhunderts der erste Leuchtturm Norwegens platziert wurde. Skagerak und Nordsee treffen aufeinander und sorgen mitunter für ein Wind- und Wellendurcheinander auf See. Kein Wunder, dass in den damaligen Zeiten dieses Leuchtfeuer als eins der wichtigsten Norwegens galt.
Denn Schiffe mussten vor der felsigen Küste gewarnt werden. Denn nicht immer herrscht in diesen Gefilden solch ein herrliches Wetter, wie wir es an unserem Ausflugstag hatten. Ja, die Wetterumstände … Uns wurde in einem kurzen Video gezeigt, was unterhalb des Leuchtturms los sein kann. Gischt bis an die Spitze des Leuchtturms, von Regen begleitete Stürme, gegen die Besucher kaum ankämpfen konnten. Zum Glück nicht an diesem Tag …
Nach dem Video gab es im Besucherzentrum eine weitere kurze Verschnaufpause, in dem Kekse und Glögg angeboten wurden. Ich konnte wie viele andere nicht nein sagen …
Und schon ging es weiter. Wie während der Hinfahrt durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Absolut nicht langweilig. Es fehlte nur der Schnee …
Einen kurzen Stopp auf dem Weg nach Mandal machten wir in Båly. Nie gehört? Wir auch vorher nicht! In diesem kleinen Örtchen gibt es eine besondere Attraktion – das UNDER, das größte Unterwasserrestaurant der Welt. Danke, Kreuzfahrergerd, dass ich Dein Foto nutzen darf.
5 m unter dem Meeresspiegel können auf 500 qm bis zu 100 Gäste während der nahezu nicht endenden Speisefolgen das Meeresleben durch ein 4 x 11 m großes Panoramafenster das Leben im Meer verfolgen. Geboten werden saisonale Gerichte von Meerestieren über Seevögel und Wildschafen. Wer nach dem Speisen für sich und seine Gäste in bar bezahlen will, sollte ein gut gefülltes Portemonnaie mitbringen. Böse Zungen behaupten, dass man für ein Menue mit Weinbegleitung ohne Weiteres ab € 500,-- (oder auch Fränkli) berappen muss. Habt Ihr für die nächste Weihnachtsmärktefahrt Gelüste zum Besuch des UNDER, solltet Ihr bald reservieren. Sechs Monate Vorlaufzeit sind in diesem Fall keine Seltenheit.
Mandal wurde erreicht, die am Fluss Mandalselva liegende südlichste Stadt Norwegens. In den vergangenen Jahrhunderten wuchs der Ort aufgrund des vorherrschenden Holz- und Fischhandels; in den letzten Jahren hat er sich zu einem beliebten Ferienzentrum entwickelten mit diversen Festivals. Ergebnisse des zurückliegenden wirtschaftlichen Aufschwungs sieht man in den Holzhausvierteln; allein im Zentrum zählt man 650 Holzgebäude unter Denkmalschutz.
Wie sahen diese malerischen Viertel nicht, als wir den Bus verließen. Aber das Panorama auf der anderen Seite des Mandalselva war auch nicht zu verachten:
Eine Stunde Zeit wurde uns gegeben, den Ort zu besichtigen. Entweder in Begleitung des Reiseleiters oder auf eigene Faust. Wir entschieden uns, uns ohne Führung treiben zu lassen. Zunächst durch eins der Holzhausviertel.
Hier stießen wir auf einen anders als üblich geschmückten Weihnachtsbaum. Kinder schrieben auf ausgeschnittene, ausgemalte und letztendlich laminierte Friedentauben ihre Wünsche. In der heutigen Zeit herrschte das Streben nach Frieden vor. Beeindruckend – von Kindern können auch viele Erwachsene lernen.
Unser nächstes Ziel war die Elvepromenaden des Mandalselva; über eine der beiden Brücken erreichten wir das andere Ufer, wo wir zwischen Neubauten und älteren Holzhäusern zur zweiten Brücke spazierten. Und schon erreichten wir über die zweite Brücke unseren Treffpunkt. Da wir noch einige Minuten Zeit hatten, schlenderten wir ein wenig in der Umgebung herum und trafen auf eine Skulptur, die an Weihnachten erinnerte. Der Stern von Bethlehem? Vermutlich nicht …
Nun wurde es aber Zeit für die Rückfahrt. Die Dämmerung kam peu á peu und als wir vor unserem Schiff standen, meinte die Sonne, uns verlassen zu müssen.
Mein Schiff strahlte uns an und zeigte sich beim Sonnenuntergang in seiner ganzen blau-weißen Pracht.
Auf dem Schiff gönnten wir uns eine Winzigkeit von Nachmittagssnack. Da es inzwischen dunkel war, entschlossen wir uns, ein Thema dieser Kreuzfahrt anzugehen – den Besuch des Weihnachtsmarktes. Doch zunächst waren wir neugierig, wie sich der alte Fischereihafen Fiskebrygga in der Vorweihnachtszeit präsentierte.
Unsere einhellige Meinung: einfach nur schön … Die mit Lichterketten geschmückte Brücke zur Insel Odderøya.
Die ehemaligen, rund um den Hafen erbauten Häuser der Fischereigesellschaft, nun vorwiegend als Wohn-, Geschäftshäuser und Restaurants genutzt, waren ebenfalls festlich geschmückt. Alles strahlte, wir als einige der wenigen Besucher auch. Von hier aus wandten wir uns dem Zentrum von Kristiansand zu und erreichten schließlich den nicht zu übersehenden Eingang zum Weihnachtsmarkt.
Noch war nicht allzu viel los. Waren wir zu früh? Egal, die Lichterstimmung war in der Dunkelheit vorhanden. Zumindest bei uns.
Vor der Domkirche standen einige Weihnachtsbuden mit dem üblichen Angebot. Kunstgewerbliche Artikel, Strickwaren, Keramik, Glaswaren, Süßigkeiten, Snacks und selbstverständlich Glögg. Am Rande des Weihnachtsmarktes befand sich eine recht große Eislauffläche,
die stärker als der Weihnachtsmarkt frequentiert wurde.
Wir verließen den kleinen, aber feinen Weihnachtsmarkt und schlenderten die ebenfalls festlich geschmückte Fußgängerzone Markens gate rauf und runter. Nach der Beendigung des „Runter“ orientierten wir uns Richtung Schiff, vorbei an dem besonders in der Dunkelheit beeindruckenden Kilden teater og konserthus.
Nach unserem Abendessen – aufgrund fehlender freier Vierertische in den Bedienrestaurants - wieder im Anckelmanns waren wir der Meinung, an diesem Tag nicht genug frische Luft geschnappt zu haben: Folge: einige weitere Runden auf den oberen Decks, bevor uns unsere Kojen riefen.
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