7. Dezember 2022
Er, der Supermond, begrüßte mich, als ich kurz vor 8 Uhr nach dem Aufwachen nach draußen schaute. In Rekordzeit machte ich mich tagesklar und sprintete auf Deck 5. Die ersten Fotos machte ich vor meinem gewohnten Morgenkaffee – trotzdem klappte es! Über dem Oslofjord war es immer noch dunkel. Lichter am Ufer verrieten vereinzelte Häuser. -2°, leichter Wind. Die Dämmerung kam und wir sahen, dass links und rechts vom Oslofjord die Ufer leicht anstiegen. Wälder, Felsen. Immer noch nur vereinzelt Häuser, sporadische Gebäudeansammlungen. Alles wie bepudert unter einer Schneedecke.
Unser Frühstück nahmen wir im Bereich des Gosch ein. Das hatte einen großen Vorteil: Wir konnten verfolgen, wie die herrliche norwegische Fjordlandschaft an uns vorbeizog. Frühstücksfernsehen, wie wir es lieben. Frühstücken konnten wir nicht in Ruhe. Immer wieder musste ich aufspringen, um Fotos zu schießen. Z.B. von einem unbeschreiblich schönen Sonnenaufgang:
So, fertig gefrühstückt. Und schnell in die warmen Klamotten und auf nach oben. Oslo war nicht mehr weit. Wir erkannten es, als wir an der Museumsinsel Bygdøy mit der davor fast wie im Wasser schwebenden Restaurationsinsel Dyna fyr vorbeiglitten.
Und schon wurde Mein Schiff 3 noch langsamer. Oslo voraus!
Der Stadtteil Tjuvsholmen mit dem Astrup Fearnley Museum of Modern Art direkt am Ufer; das gewaltige Backsteinrathaus. Und dann eine kleine Enttäuschung: Unser Schiff steuerte nicht den am zentralsten gelegenen Liegeplatz Filipstadkaia an sondern Søndre Akershuskai direkt unterhalb der Festung Akershus. Aber das war für uns nur eine klitzekleine Enttäuschung und hatte einen Vorteil: den Ausblick auf die Festung Akershus.
Wie die Fotos wiedergeben, war das Wetter optimal. Blauer Himmel, Sonne, Kälte. Um nicht festzufrieren, mussten wir uns bis zur Freigabe des Schiffes – geplant war 11 Uhr – bewegen.
Wir machten unsere üblichen Rundgänge auf den oberen Decks. Dabei erkannten wir, dass wir vermutlich für einen bestimmten Personenkreis zu den Weicheiern gehörten. Nicht weit vom Schiff schwamm in der Bucht ein kleines, nicht gerade schnittig gebautes Wasserfahrzeug. Aus einem Schornstein qualmte es.
Wie wir die Norweger kannten, war der Qualm mit Sicherheit nicht die Folge des Antriebs. Worin lag der Grund? Als wir auf einmal eine mit Badehose bekleidete Person ins Wasser springen sahen, fiel der Øre – es war eine schwimmende Sauna, von denen wir später einige am Kai angetäut sahen.
Da unser Ausflug erst um 14 Uhr begann, nutzten wir nach Freigabe des Schiffes die Zeit, unsere Füße im Wasser nahen Bereich zu bewegen. Wir umrundeten das Hafenbecken und sahen unser schwimmendes Hotel.
Über den Rathausplatz kamen wir zum Stadtteil Aker Brygge mit einer Mischung von entkernten alten repräsentativen Gebäuden und Neubauten; von dort aus schlenderten wir durch den futuristischen Neubaubezirk Tjuvholmen bis wir uns auf den Weg zurück machen mussten. Eine Stärkung vor dem Ausflug war obligatorisch und zwar im Tag und Nacht. Es mussten wieder Hamburger daran glauben – schnell und lecker …
So, nun zum Ausflug „Besuch beim Weihnachtsmann in Drøbak“. Er begann mit einer Stadtrundfahrt – im Gegensatz zum Vorjahr im Hellen, so dass wir die Festung Akershus, das Opernhaus, die hypermodernen Bauten des Barcode-Viertels, diverse Kirchen, die juristische Fakultät, das Königliche Schloss und das Rathaus tatsächlich erkennen konnten. Von dort aus fuhren wir in die Unterwelt Oslos. Nein, nicht in den Hades sondern durch einen der vielen Tunnel, die den Hauptverkehr aus der Innenstadt Oslos minimieren sollten. Als es wieder hell wurde, waren wir außerhalb des Zentrums, durchfuhren Vororte und nach kurzer Zeit kamen wir in die Schneelandschaft. Wälder, Felder, kleinere Ortschaften flogen an uns vorüber. Nein, nicht ganz so schnell – unser Busfahrer fuhr sicher und verantwortungsbewusst. Schließlich hatte er äußerst wertvolle Fracht an Bord – UNS!
Nach einer nicht langweiligen Landschaftsfahrt verließ der Bus die Durchgangsstraße und quälte sich über kleinere Regionalstraßen weiter Richtung Drøbak. Faszinierend, was auf uns zukam! Ein wahrhaft himmlisches Farbenspiel …
Ein Sonnenuntergang oberhalb des Oslofjordes kündigte sich an. Und dann waren wir plötzlich in Drøbak, einem kleinen Ort mit ca. 13.500 Einwohnern. In den guten alten Zeiten war der Ort im Winter Endstation für Schiffe mit dem Ziel Oslo, denn meist war der Fjord zwischen Drøbak und Oslo zugefroren. Die für die Hauptstadt bestimmten Güter wurden von hier aus per Pferdewagen nach Oslo transportiert. Kein Wunder, dass in dem Ort ein gewisser Wohlstand herrschte, vor allen Dingen bei den Kapitänen, die sich an diesem idyllischen Fleck Holzhäuser bauten. Während des Zweiten Weltkrieges erhielt Drøbak eine gewisse Berühmtheit, da in unmittelbarer Nähe die Blücher versenkt wurde; das Wrack liegt noch immer im Fjord. Ein Originalanker der Blücher ist i.Ü. im Osloer Stadtteil Aker Brygge zu finden.
Unser Bus hielt im Ort an einem fast zentralen, für Fremde schwer zu verfehlenden Punkt, nämlich an der Kirche. Von hier aus begann ein kurzer Rundgang durch die älteren Teile Drøbaks mit den alten, pittoresken Holzhäusern – von der erhöhten Ortsmitte mit dem Marktplatz
bis zum Rande des Fjords. Vorsicht war angebracht: Es ging durch den teilweise festgetretenen Schnee bergab und es war rutschig. Ohne Verletzungen endete die Besichtigung des Viertels und wir standen wieder auf dem Marktplatz. Nunmehr sorgte inzwischen die Dämmerung für vorweihnachtliche Stimmung. Besonders das Haus, vor dem wir standen. Es war das ganzjährig geöffnete Weihnachtshaus Tregaardens Julehus.
In diesem Haus soll der Weihnachtsmann seine Heimat gefunden haben – wir waren richtig heiß auf ein Treffen mit ihm. Also hinein in das Getümmel!
Alles liebevoll dekoriert und vollgestopft mit Weihnachtsmann ähnlichen Wesen. Man konnte diese Wesen mitnehmen. Aber nur nach Zahlung von in Norwegen üblichen Preisen. Wir wussten – auch der Besuch des Weihnachtshauses hatte einen Haken …
Nach ausgiebigem Studium von Angebot und Preisen wurde mein Rucksack ein bisschen schwerer. Nun gut, wenn´s Spaß macht …
In einer Ecke des Weihnachtshauses wurden über einem Schreibpult Weihnachtskarten angeboten und wir standen zum ersten Mal in einem Weihnachtspostamt. Jeder, der wollte und genügend Zeit hatte, konnte in dieser Ecke die angebotenen Karten erwerben, mit Adresse und Text an die Lieben versehen und an der Ladentheke zum Weihnachtsversand (mit eigenem Stempel!) abgeben. Selbstverständlich nur gegen Zahlung eines gewissen, in Norwegen gewohnten Obolus`. Wir beschlossen, keine Lieben und keine Zeit zu haben (Stellt Euch vor: Eine Busladung stürmt das Postamt und nur 50 % wollen eine Karte schreiben … das dauert …) und stürzten nach draußen. Aber ganz, ganz langsam, denn es war glatt. Ach ja, einen echten Weihnachtsmann hatten wir nicht getroffen.
Was sollten wir in der restlichen Zeit bis zum Treffen am Bus unternehmen? Wir stellten uns dem für uns eingefahrenen Programm und besichtigten den noch nicht besuchten Ortsmittelpunkt.
Enge Gassen, festlich geschmückte Holzhäuser, kleine Geschäfte und Boutiquen sowie ein kleines Café. Wir besetzten es, ließen uns vom Kaffee wach machen und kamen anschließend pünktlich beim Bus an. Wie zum Glück die alle mehr oder weniger bepackten anderen. Die Rückfahrt startete. Viel gab es nicht zu sehen – die Dunkelheit schluckte, was links und rechts vom Bus zurückgelassen wurde. Eine Dösphase begann für einige Ausflügler. Aber alle wurden wach, als der Bus plötzlich am Rande eines Lichtermeers stoppte.
Oslo lag zu unseren Füßen … Für die Norweger ist unser Halteplatz und die nähere Umgebung etwas Besonderes: Vor ca. 140 Jahren spazierte am späten Nachmittag ein gewisser Edvard Munch mit Freunden an diesem Berghang. Keine Straßen, nur Wegen. Kein Lichtermeer. Die Sonne ging unter – der Himmel über dem dunklen Fjord war von einem gespenstigen Rot überzogen. Edvard Munch überfiel eine große Angst – ein Schrei quälte sich aus ihm heraus. Und diese Szene gab Edvard Munch die Inspiration zur Schaffung seines berühmtesten Bildes.
Niemand von uns schrie – es gab auch keinen Grund. Geplant war die direkte Rückfahrt zum Schiff. Aufgrund unserer Bitten hielt der Bus außerplanmäßig am im Zentrum Oslos gelegenen Weihnachtsmarkt Jul i Vinterland, den wir uns ausgiebig anschauten.
Na ja, der Nordpol war zu weit entfernt – wir nahmen lieber mit dem Sternenhimmel vorlieb,
den wir langsam durchschritten. Hunderte, nein, tausende, nein Zehntausende (Wir haben sie gezählt!) Lichter strahlten uns an und wir strahlten zurück.
Welche Attraktionen gab es sonst noch auf dem Weihnachtsmarkt? Ein Riesenrad,
ein historisches Kinderkarussell, eine Rutschbahn, die in Norwegen nicht wegzudenkende Eislaufbahn, viele Buden mit unterschiedlichsten Angeboten wie Elchburger, Glögg, kunstgewerbliche Artikel, Süßigkeiten, undundund … Wir erlebten sogar sprechende Elche:
zwei an der Zahl, ca. 10 m voneinander entfernt. Sie unterhielten sich. Auch wenn unser Norwegisch nicht das beste war, hatten wir den Eindruck, dass sie sich über uns Touristen lustig machten. Wir nahmen es locker hin und setzten unseren Weg über den Weihnachtsmarkt und von ihm weg fort.
Auf dem Schiff angekommen, beeilten wir uns mit dem Essen im Anckelmanns. Denn ein weiterer Programmpunkt wartete auf uns: der Pooldeck-Weihnachtsmarkt.
In verschiedenen Buden wurden Glühwein, heißer Lumumba, heißer Aperol, heißer Hugo, Weihnachtsplätzchen, Mutzen, Stollen, Bratwürste, Brötchen mit Pulled Pork undundund angeboten. Logisch, dass die Buden mit den heißen Getränken umlagert waren … Bei -6° konnte man sie auch richtig genießen … Sie halfen bestimmt auch einigen Mitreisenden, Hemmungen zu überwinden, als zum Ende des Weihnachtsmarktes das Absingen von Weihnachtsliedern begann. Auf der Bühne inspirierten der Kreuzfahrtdirektor, ein aus der Crew bestehender Chor und eine wechselseitige Akkordeon- oder K-Board - Begleitung zum Mitsingen.
Schade, dass der Weihnachtsmarkt nur einmal während der gesamten Kreuzfahrt und auch nur zwei Stunden lang stattfand. TUI sollte sich für diese besondere Kreuzfahrt überlegen, sie bestenfalls an jedem Abend durchzuführen. Im Vorjahr war es auch möglich und es kam sehr positiv an.
Für uns endete dieser Abend mit dem Ablegen. Mein Schiff 3 löste sich unter Typhon- und anschließender „Die große Freiheit“ - Begleitung vom Kai; der Abstand zur Festung Akershus vergrößerte sich nach und nach.
Wir ließen die Hauptbucht Pipervika hinter uns und genossen das nächtliche Panorama von Oslo.
Abschließend noch einige Bemerkungen zu unserem über Mein Schiff gebuchten Ausflug. Ursprünglich hatten wir einen Bootsausflug durch den Oslofjord geplant (auch über Mein Schiff), der bei dem an diesem Tag herrschenden Wetter mit Sicherheit der Höhepunkt des Tages gewesen wäre. Leider fiel die Bootsfahrt aufgrund zu geringer Teilnehmerzahl flach, so dass wir den „Besuch beim Weihnachtsmann in Drøbak“ als die beste Alternative ansahen. Wir waren von diesem Programmpunkt jedoch ein wenig enttäuscht. Die Fahrt nach Drøbak war in Ordnung. Das Weihnachtshaus war ganz nett, aber der Aufenthalt im Haus und in dem Ort zu lange angesetzt. Der Alternativausflug - Besuch des Künstler-/Weihnachtsdorfes Bærums Verk sowie des Holmenkollens -, den wir im Vorjahr unternommen hatten, wäre trotz Wiederholung die bessere Wahl gewesen.
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