Also ich spreche jetzt für Mutti: „Na ja, eigentlich wollte ich keine Schiffsreise mehr machen, nach der Geschichte mit COSTA aber ...“ Und dann habe ich doch gebucht, für meine Mutti, meine Schwester und mich. Eine Tour mit der SOL von Hamburg nach Oslo und Kopenhagen. Schauen wo die Majestäten zu Hause sind.
Anreise,
19. April 2012, teils
bewölkt, 15 Grad, erste Etappe bis Oslo 477 Seemeilen (883 Kilometer)
Ich bin schon einen Tag vorher mit dem Zug in den Harz gefahren, Muttis Koffer
gepackt und dann ging es los, wir drei auf Tour. Die Vorfreude war groß und so
stiegen wir ziemlich entspannt in den Zug. Die Entspannung hielt genau solange
an, bis wir in Göttingen ankamen. Gerade in dem Moment, in dem unser Zug in den
Bahnhof einfuhr, machte unser ICE winke, winke und weg war er, samt unserer
reservierten Plätze. Ich war schon mal richtig sauer. Aber anscheinend hatten
wir einen glücklichen Moment erwischt. In dem Zug, der eine Stunde später fuhr,
gab es für uns 3 sogenannte Notplätze! Der Anreise nach Hamburg stand nun
nichts mehr im Wege und wurde dann recht lustig. Im Abteil saßen zwei Männer,
einer davon auch AIDAerfahren und so hatten wir ein tolles Gesprächsthema.
Mutti konnte ja mitreden, schließlich war sie auch schon zweimal mit AIDA
unterwegs.
In Hamburg angekommen, bei strahlendem Sonnenschein, konnten wir gleich unser
Gepäck am Bahnhof abgeben und fuhren mit dem Shuttle nach Altona. Vorbei an den
herrschaftlichen Häusern und den Landungsbrücken.
Der Check-In
lief schnell über die Bühne und eh wir uns versahen, saßen wir schon im
Restaurant und konnten uns stärken. Später vor der OCEAN-Bar stießen auf
unseren zweiten 3-er Urlaub an und genossen den herrlichen Blick auf die Elbe. Recht bald konnten wir unsere Balkonkabine beziehen, Koffer auspacken und
gingen zeitig zum Abendessen, denn für 20.30 Uhr stand ja noch die
Seenotrettungsübung auf dem Programm. Oh je, das Prozedere mit der Rettungsweste wäre eine Story für sich. Nur so viel, meine beiden Damen haben sich etwas umständlich angestellt und als ich sie dann wohl "verpackt" hatte, musste ich mich sputen.
Da war nichts mehr mit Frisur richten und Lippen nachschminken. Aber im Notfall wäre das dann wirklich auch nicht so wichtig. Alle waren pünktlich erschienen und ruck
zuck landeten die Rettungswesten wieder im Schrank und wir gingen zur
Welcome-Party. Der Himmel voller dunkler schwerer Wolken hat es
verhindert, dass sie auf dem Pooldeck stattfand und so saßen wir trocken im
Theatrium, nippten am am Welcome-Sekt und ließen uns von „Night Fiver“
mitreißen. Mutti suchte die Kabine auf und meine Schwester und ich machten noch
einen kleinen Rundgang. Draußen goss es, aber gut ausgerüstet genossen wir den
Blick auf das erleuchtete Ufer. Bereits an der Schiffsbegrüßungsanlage
sahen unsere Glücksstädter Freunde die SOL durch das Fernglas anrauschen
und sandten uns Blinklichtgrüße vom Ufer aus.
Die AIDA-Bar war nächster Anlaufpunkt, Musik mit der Band Mr. Beat, ein wenig getanzt und dann war unser Tag auch fast zu Ende. Wir saßen noch eine Weile auf dem Balkon und nach Mitternacht hieße es dann „gute Nacht, morgen geht es mal nicht so früh raus“.
20. April – Seetag, leicht bewölkt, 9 Grad auf dem Weg nach Oslo
Ausschlafen, Augen auf und auf das
Meer schauen, welch ein Glücksgefühl. Der Himmel war leicht verhangen. Auf der
Seekarte sehe ich das, das Schiff hat in der Nacht ein großes O gefahren. Gemütliches
Frühstück im Marktrestaurant. Mutti ist ganz glücklich und genießt das Treiben
auf dem Schiff. Es bleibt nicht aus, der wir in der Shop-Meile hängen bleiben.
Jacken anprobieren, Schmuck anschauen, Düfte schnuppern und kurz überlegen, was
kann FRAU gebrauchen. Bordkarte durchgezogen und wir ziehen mit einem Tütchen
ab.
Mutti und Schwester lassen sich im Friseur-Salon hübsch machen und ich bummle ein wenig herum. Bleibe vor dem Blumenladen stehen, schaue mir die Bilder in der Galerie an. Um 11.30 Uhr war dann Bewegung angesagt, Tanzkurs „El Tiburon“. 45 Minuten Schrittfolgen einprägen, rechts – links – rück – vor - wippen - hopps und dann auch noch in die Hände klatschen. Ich kannte den Tanz schon und so machte es doppelt so viel Freude, da mitzumachen. Uffz, zur gleichen Zeit mega Stimmung im Brauhaus beim Frühschoppen, aber man ja nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Als ich die zwei dann beim Friseur abhole, wundern sie sich, dass ich so verklärt schaue. Was denn los gewesen wäre, fragen sie mich. "Ich habe ein wenig gehüpft gerade", fällt mir als Antwort ein. Sie schauen mich an und denken bestimmt, ich sei im Fitness-Studio gewesen.
Vor dem Mittagessen kurze Verschnaufpause und dann nahmen wir Platz im Marktrestaurant. Mutti verschwand für eine Weile und ich sagte zu meiner Schwester, "sie ist bestimmt bei der Eistheke und hofft, auch hier kommt der Kapitän kurz vorbei". Als sie wieder zurück war, fragte ich ".... und? Gesehen?" Sie schüttelte nur den Kopf, damit war war Thema Kapitän für heute durch. Sie hatte sich dann doch kein Eis mitgebracht.
Später schauten wir zu, wie erlesene Kunstwerke internationaler Künstler im wahrsten Sinne des Wortes „unter den Hammer“ kamen. Die sogenannten „Blind Date Bilder“ entpuppten sich als sehr ansprechend und da haben die drei Ersteigerer bestimmt ein Schnäppchen gemacht.
Also die Kaffeezeit ließen wir nicht einfach so verstreichen, bei den Torten muss man einfach zugreifen. Und Kalorien zählen, so was macht man nicht bei einer Kreuzfahrt. Damit kann man sich wirklich jedes Essen vermiesen.
Die Vorstellung der Offiziere am Abend ließen wir uns natürlich nicht nehmen und
haben uns anschließend entführen lassen, in eine fantastische
farbenfrohe Welt – unwirklich, plötzlich sich in einer Wüste zu befinden und
eine „Fata Morgana“ zu sehen.
Diese Show wurde eigens für die SOL geschaffen. Wunderschöne Melodien, tolle farbenprächtige Kostüme und perfekt geschminkte Darsteller. Tanz, Gesang und Akrobatik ließen die Zeit und den Ort vergessen und wir versanken in der Traumwelt. Ein großes Lob dem AIDA-Showensemble!! Danach noch ein kleiner Absacker in der AIDA-Bar und der Seetag neigte sich für uns zu Ende. Am nächsten Morgen hieß es dann, früh aufstehen – Oslo wartet.
21. April 2012, Oslo bedeckt, 6 Grad
Die Nacht war kurz und bereits um 5 Uhr durchfuhr die SOL die Fjorde vor Oslo. Um 6.30 Uhr stand ich auf unseren Balkon, bei 2 Grad und sah das Ufer ganz nah.
Schnell fertig machen, Frühstück. Auf Empfehlung des Kapitäns haben wir zwar keinen Norweger-Pullover mitgenommen, aber eine warme Jacke. Lange Fußmärsche können wir nicht machen, schließlich ist Mutti fast 83, aber was möglich ist, macht sie mit.
Vom Balkon aus haben wir eine gute Sicht auf Fjordlandschaft und freuen uns schon auf die Stadt und den Ausflug nachher.
Gleich am Hafen ist das Akershus Schloss zu sehen. Eine imposante Anlage, auf einem Felsen gelegen, umschlossen von einer trutzigen Wallanlage. 1299 ließ König Hakon V. Magnusson die Festung und das Schloss errichten. 1637 bis 1648 wurde es zum Renaissanceschloss umgebaut. Im Jahr 1899 hat man dann begonnen, Restaurierungsarbeiten vorzunehmen und so präsentiert sich heute das Akershus Schloss von seiner schönen Seite. Die Regierung nutzt einige Säle für Repräsentationszwecke. Die Schlosskirche, ist sicher einen Besuch wert. In der Anlage befindet sich auch das königliche Mausoleum.
Vor der SOL wartete schon unser Bus und es ging los, einmal quer durch die Stadt. Unsere nette norwegische Reiseleiterin erzählt viel über die Stadt Oslo, über die Norweger, wirtschaftliche Aspekte und so erfuhren wir, das Oslo wohl die teuerste Stadt der Welt sei. Hätte ich nicht gedacht. Auch dass rund 10.000 Deutsche in Oslo leben und viele deutsche Akademiker dort einen Arbeitsplatz gefunden haben. Nicht weg entfernt vom Hafen sehen wir das neue Opernhaus. Sehr sehr ausgefallen - wunderschön fand ich.
Es wurde im April 2008 eröffnet und besticht durch eine imponierende architektonische Form. Angelehnt an die Form eines Gletscher, hat das Architekturbüro Snohetta ein Bauwerk geschaffen, das sich ohne viel Schnörkel sanft in die Fjordlandschaft einfügt. Weißer Marmor, der Himmel und spiegelglattes Wasser - eine Kombination, die man gesehen haben muss. Die neue Oper von Oslo soll eines der spektakulärsten Opernhäuser der Welt sein.
Aus dem Busfenster heraus kann ich
noch schnell einen Blick auf das königliche Schloss werfen, mit dem
Reiterstandbild von Karl Johann III davor. Mutti fragt gleich, ob die königliche Familie wohl zu Hause ist?
Und schon geht es weiter in Richtung Holmenkollen, der riesigen Sprungschanze und der Biathlonanlage, die ich im Fernsehen gesehen hatte. Der Bus fährt hoch auf 300 Meter, dort oben hält er kurz gegenüber der Schanze an. Oh, denke ich laut, ich dachte, die Anlage sei größer. Aber das war halt nur der Blick frontal auf die Schanze. Oben angekommen, es schneit ein paar kleine Flocken, ein eisiger Wind weht und dann schauen wir von oben und nach unten. Meine Schwester steigt ein Stück die Tribüne hinunter und kommt schnell wieder zurück. Boah, das geht schon steil abwärts hier, meint sie.
Doch sehr beeindruckend, die Ausmaße, die Höhe, der Verstrebungen, der Auslauf, die Arena – nur fliegen ist schöner, heißt es bei den Skispringern. 40.000 Zuschauer waren am 2. Sonntag im März dabei, beim legendären Holmenkollen-Rennen. Ein riesiges Volksfest, zu dem sich auch die Königsfamilie gesellte. Die Schanze blickt auf eine lange Geschichte zurück, 1892 eingeweiht, wurde sie mehrfach umgebaut, renoviert, bis man sich zur Weltmeisterschaft 2011 nach langem Hin und Her entschied, im April 2008 die Anlage komplett abzureißen und die Schanze neu zu bauen. 2010 fand die Einweihung statt. Über 200 Mio. Euro hat die gesamte Modernisierung des Holmenkollenareals gekostet – inklusive der Langlaufanlagen. So nebenbei erfahren wir auch, das der König ein überaus sportlicher Mensch ist. 1968 hat er bei den Olympischen Spielen eine Bronzemedaille gewonnen und zwar beim Segeln. Ich lass es mir nicht nehmen und zeige meinen beiden, dass ich zumindest optisch reif wäre für die Sprungschanze. "Lass dir aber ein paar Flügel ankleben, damit du besser fliegen kannst" ruft Mutti lachend zu mir rüber.
Erneut durchfahren wir einen Teil der Stadt bis rauf auf einen anderen Hügel, der uns einen herrlichen Blick über Oslo bietet. Gut zu sehen war auch der kleine gläserne Eisberg neben dem Opernhaus. Der königliche Palast steht strahlend in der Sonne.
Die Gronland Moschee ganz in Blau fällt ins Auge, inmitten einer Häuserzeile. Und natürlich sehen wir auch den Hafen und unsere SOL. Zurück geht es wiederum an der Oper vorbei.
Warm ist es gerade nicht. Die Reiseleiterin erzählt uns, dass der Hitzerekord in Norwegen bei 35 Grad lag. Bis April kann Schnee liegen und die Temperatur kann bis zum minus 20 Grad runtergehen im Winter. Witzig sind die Norweger schon, den Baustil der modernen Gebäude nennen sie „Brutalismus“. Noch ein paar Zahlen sind bei mir hängengeblieben. 4 % Arbeitslosigkeit, jede zweite Ehe wird geschieden, 1,9 Kinder hat eine Familie, ein U-Bahn Ticket kostet 30 Kronen (3,50 Euro), 37,5 Stunden-Woche, 5 Wochen Urlaub, Rentenbeginn ab 67, Arbeitslosengeld 70 % vom letzten Verdienst, EU-Ablehnung durch die Bürger 1974 und 1992, alle 15 Minuten fährt ein Bus zum Holmenkollen, es gibt 50 Museen in Oslo, 1854 wurde mit dem Bau der Eisenbahnstrecken begonnen, Frauen werden 83 Jahre und Männer 79 Jahre alt im Durchschnitt, das Edvard Munch Norwegens bekanntester Maler ist, der Schriftsteller Henri Ibsen in Oslo gelebt hat, am Oslofjord besitzt jeder dritte Familie ein Boot und das Norwegen durch die Erdölförderung ein sehr reiches Land geworden ist und so wie es aussieht, wird das schwarze Gold noch lange sprudeln.
Wieder im Hafen angekommen, unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang, gehen rüber zum Rathaus. In einem Andenkenshop ersteht Mutti ein paar Postkarten. Na klar, sie kennt die Mitglieder der königlichen Familie und hat gleich die neuesten Geschichten zu berichten. "Tja Kinder, so ein Leben ist nicht immer lustig. Die haben ja kein Privatleben mehr, immer im Dienst. Und immer schön zurecht gemacht. Ich möchte nicht wissen, wie die morgens aussehen, wenn die aus dem Bett steigen. Bestimmt so normal, wie wir auch oder was meint ihr dazu?" Meine Schwester und ich brechen in Gelächter aus. Über was sie sich immer solche Gedanken macht. "Ja, das könnte schon sein. Aber die Fenster sind ja weit weg von der Straße und niemand kann das sehen, Mutti!"
Wir sehen das berühmte Gebäude, Nobel Peace Center - nicht weit weg vom Rathaus.
Und stehen dann vor dem Denkmal, das an das
tragische Feuer auf der Scandinavian Star erinnert, bei dem 158 Menschen ums Leben
kamen.
Ein leicht beklemmendes Gefühl steigt in mir auf. Rings um den Rathausplatz gibt es sehr viele Skulpuren zu sehen und so verweilen wir noch einen kleinen Moment.
Zurück an Bord wärmen wir uns etwas auf, gehen ins Marktrestaurant und dann
rauf aufs Deck, noch ein paar Eindrücke einfangen. Von dort oben aus hat man
einen toller Blick auf das Museum der modernen Kunst, dem kleinen Jachthafen
und dann heißt es schon „Sail away“. Wir schauen den Offizieren mit ihren
bunten Norweger-Mützen beim Cocktailshaken zu und es zieht uns erneut zur
Kunstauktion. Wieder finden Bilder neue Besitzer.
Am Abend singt William Khälled im Theatrium Pop und Rock, dies ist sogar was für Mutti. „Das wird ein strammer Abend“, meinte sie. Erst Pop und Rock, dann „Eine große Nachtmusik“ - Musik von Mozart. Die komödiantische Tanzshow in 12 Akten hat uns echt begeistert.
Die Musik, die Kostüme, der Witz, der Charme, der etwas verrückte Mozart– alles vereint – eine Show, die Eindruck hinterlässt. Die würde ich gerne noch einmal sehen. Es bleibt kaum Zeit, sich die Beine zu vertreten, dann ist ABBA mitten unter uns. Eine Show, die ich schon oft gesehen habe – bei keiner Kreuzfahrt bisher verpaßt habe. Sie gefällt mir immer noch. Danach ist für Mutti der Tag erst mal beendet. Meine Schwester und ich schauen in der AIDA-Bar vorbei, die gerammelt voll ist. Ist ja klar, holdriooooooooo „Alpenglühn“. Die SOL gleitet ruhig die Nacht, Kopenhagen entgegen. Schade nur, dass wir so kurze Zeit in Oslo waren. Es gäbe dort eine Menge interessanter Dinge, die wir uns gerne angesehen hätten.