
La Romana
Heute ist Reiseende. So schnell geht das. Aber nicht für uns, sondern für diejenigen die schon bei unserer Ankunft braungebrannt auf dem Schiff rumgelungert haben. Auch die Kabinennachbarn zu beiden Seiten sind jedenfalls notgedrungen reisefertig. Ab heute Abend sind wir „die Alten“ und vor allem ausgeschlafen…
Und während wir uns nun ins Vergnügen stürzen, müssen sich große Teile der Mannschaft abplackern. Gut, dass wir mit unseren Bordkarten jetzt unbehelligt vom Schiff kommen und so nicht etwa für blinde Passagiere gehalten und als Strafe zur Arbeit missbraucht werden. Großes Loading ist angesagt.
Vom Lagermeister sehnlichst erwartet, von den Lagerarbeitern vielleicht nicht so…
Der Inhalt von 21 Containern soll am Ende der Kette auch zukünftig für zufriedene Gäste sorgen. Aber als wir aus dem Schiff laufen, sehe ich davon großartig noch nichts. Na ja, sind bestimmt auch Weihnachtsgeschenke drin, da warten die sicher lieber noch bis die neugierigen Teddys und sonstigen Gäste von Bord sind.
Mal sehen, wo sich hier oben auf dem Parkplatz unser Shuttle von „Andy Tours“ versteckt. Lieber noch 3 Mal vor dem Einsteigen fragen. Nicht dass wir noch im falschen Taxi landen und plötzlich auf ner kostenpflichtigen Rundfahrt sind. Aber alles gut. Ich weiß nicht woran der Typ das erkannt hat, aber der erste der uns anspricht wirft direkt „Andy Tours“ in den Raum. Läuft also auch ohne Schild.
Wir sind die ersten, aber nur kurz allein. In 2 Kleinbussen geht es dann mit 12 Teilnehmern die 30 Minuten nach Bayahibe, dem Start der
Tour zur Isla Saona
Auch hier war der Teddy natürlich schon mal. Damals mit dem Veranstalter „Seavis“ fanden wir das so toll, dass wir es jetzt nochmal wollen. Mal schauen ob die 2. Auflage wieder so gut ist. Das ist ja nicht immer so, wenn die Latte schon so hoch liegt.
Gerne erinnere ich mich auch noch an eine ganz andere Tour mit dem Veranstalter „Seavis“, hier in La Romana, eine Flussfahrt auf dem Rio Chavon,
in eine Landschaft, welche mich damals irgendwie an Jurassic Park erinnert hat.
Aber jetzt ist halt mal wieder Strand angesagt.
Größeres und breiteres Schnellboot, das ist im Gegensatz zur ersten Tour schon mal nicht ganz so beengt, denn unsere Leute scheinen den halben Hausstand mitzuschleppen. Wir haben doch heute gar keinen Abreisetag. Dachte ich zumindest. Na, hoffentlich können die das ganze mitgeschleppte Flossengedöns auch vor Ort gebrauchen…
Vor Ort verschwinden noch die 2x 100 Dollar (alternativ 95 €) in der großen Geldtasche von diesem Andy und dann Gashebel nach vorn und erstmal zu dieser Sandbank, dem „Piccina Natural“, einem natürlichen Schwimmbecken also, einem Sandplateau. Es ist das Ziel mindestens aller Touren zur Isla Saona und liegt ja auch auf dem Weg. Das Wasser ist oftmals nicht tiefer als hüfthoch und hier liegen nicht nur Boote vor Anker, sondern auch ne Menge Seesterne im Sand.
Selbst die Teddys können vom Boot aus einige entdecken.
Für die Passagiere wird jetzt erstmal die „Open Bar“ zu Wasser gelassen.
„Anton“ das einheimische Pendent zur deutschen Reiseleiterin gibt jetzt den Mundschenk und plappert wie ein Papagei gebetsmühlenartig seine deutschen Trink- und Animationssprüche. Aber unsympathisch ist das nicht, gehört halt zur Show. Wer will, der kann jetzt das erste Mal und auch noch das zweite und dritte Mal, im Wasser stehend zulangen.
„Heute saufen, morgen schlafen“, „Rum mit Cola“, „Rum mit Sprite“ oder „Rum mit Rum“ preist Anton den Fusel grinsend an.
Bis es dann weiter geht zum ersten Stand, dem Canton de la Playa, der so weit Richtung Ende der Insel liegt, dass einige Veranstalter gar nicht bis hierher fahren. Manche aber doch, liegt wohl kein Patent auf dem Plan, und so sind wir natürlich nicht allein.
Aber voll ist es nun auch nicht, optisch aber wenigstens voll schön.
Getränke und ein wenig Gebäck zum Zwischenimbiss auf einen Tisch gestellt und wer will, der kann also schon wieder…
Man kann nun auch ein bisschen rumschwimmen, rumschnorcheln, rumlaufen, rumliegen oder eben doch wieder rumcola….
1 ½ Stunden bleiben wir hier, aber dem Träger gelingt es wohl nicht, in dieser Zeit den geeigneten Schnorchelstopp zu finden. Das hatte damals, an einem anderen Strand, rund um eine zerfallene Steganlage, besser geklappt.
Egal, hat er das ganze Zeug heute zwar umsonst mitgeschleppt, aber das Panorama den Strand entlang ist schon toll und hat sich nicht wesentlich verändert. Denn an diesem „Da fährt sonst keiner hin-Strand“ waren wir auch damals mit „Seavis“ schon. Der Aida-Ausflug allerdings fährt hier wohl tatsächlich nicht hin.
Die Karawane zieht weiter, ab ins Boot und retour Richtung Mittagsessenstrand.
Der ist jetzt mal gar nicht mehr so einsam.
Unter mehreren Holzunterständen sind Buffets und Sitzgelegenheiten für die verschiedene Gruppen und Veranstalter aufgebaut und werden von zentraler Küche beliefert.
Zunächst aber mal gestaltet sich das Anlegen etwas schwierig.
Wellenschlag und Strömung zerren unkoordiniert am Boot, und dies auch noch dann, als endlich mit einem Seil die Verbindung zwischen einer Palme und dem schwimmenden Boot hergestellt wird. Das Herabsteigen ins hüfthohe Wasser über die Leiter am Heck hat was von einem bockenden Rodeo-Pferd und ist jetzt ziemlich spannend bis abenteuerlich.
Abenteuerlich sieht auch dieses mehrfach geflickte Festmachtau aus und als wir am Strand daneben stehen, bestätigt es den optischen Eindruck und jegliches daraus entstandene Misstrauen. Es reißt und schießt an unseren Beinen vorbei. Durch Strömung, Sog und Wellenschlag war es mehr als nur gespannt. Jetzt nicht mehr. Da haben nicht nur wir doch ein wenig Glück gehabt… Wohl nicht nur der Plüsch hätte da in Fetzen hängen können…
Zumal z. B. auch der Fuß der Trägerin zuvor schon zwischen Leiter, Schraube und Sandboden geraten war und das Boot in diesem Moment glücklicherweise in die richtige Richtung zurückgeschwankt ist. Sonst hätte es wohl Knack gemacht…
Der weibliche Guide hält wegen der missglückten Anlandung dann auch diesbezüglich beim Mittagessen eine Entschuldigungsrede an die Gruppe, aus welcher nicht wenige zuvor Probleme hatten und verspricht, dass für das Besteigen bei der Weiterfahrt eine weitere Person hinzugeholt wird. Aber so viel sei schon mal verraten. Worte sind Schall und Rauch…
Jetzt aber erst mal ans Buffet und uns im Rucksack in die Ecke stellen. Aber es soll ja hier so Palmen geben, welche so schräg ins Wasser ragen, ideal also für ein schönes Foto von den Teddys. Ehe wir hier weiter unbeachtet bleiben…
Die Idee haben jetzt allerdings viele, aber die Teddys sind klein und drängen sich einfach vor, zumal diese Palme ohnehin nicht überm Wasser hängt. Wahrscheinlich wurde beim Schrägstehen auch ein wenig nachgeholfen. Aber egal, sieht ja keiner… Die Illusion bleibt.
Keine Illusion, sondern nackte Wahrheit ist die Tatsache, dass 2 Leute unbedingt ein Foto mit Teddy Kaufhof haben möchten. Nun, ich gewähre es und lasse mich –beim ersten Mal ja immer kostenlos- mit ihnen ablichten. Ein Geschäftsmodell wird dann aber eh nicht draus, -denn den ganzen Urlaub traut sich keiner mehr zu fragen... Mist!
Nun aber steht der Heimweg an. Erstmal noch kurz auf das Schnellboot, welches mittlerweile wieder wesentlich ruhiger im Wasser liegt. Irgendwie ist der Wasserspiegel gestiegen, denn nun sind trockene Stellen von eben überflutet.
Nur 50m weiter, zu einem großen Katamaran werden wir nun gefahren und steigen um. Aber hier bleiben wir nicht allein. Eine weitere Gruppe vom Strand kommt längsseits und findet bei uns Asyl. Es sind irgendwie Spanier, Japaner etc., jedenfalls keine Deutschsprachigen, egal.
Die jetzt kommende Rückfahrt mit dem Katamaran ist auch ein diesmal bewusst gewählter Unterschied von dem damaligen Ausflug. Die Rückfahrt ist halt unterhaltsamer, gemütlicher, aber dauert natürlich länger. Im Ergebnis hat man dann aber etwa 1 Stunde weniger Zeit vor Ort. Da muss man sich halt im Vorfeld bei der Buchung entscheiden wie man die Sache ausklingen lassen will und ob man die auch jetzt wieder vorhandene Open Bar mehr oder weniger nutzt. Der ein oder andere halt eher mehr als weniger, aber alles im Rahmen.
Ja, und das hatte der Andy heute Morgen angekündigt, aber das die Animation der 2 Mädels direkt beginnt, lässt den Träger jetzt nervös auf die Uhr schauen. Das sind noch 1 ½ Stunden und die Zerren im Moment schon die Leute von der Reihe vor uns auf die Tanzfläche. So tendieren die Chancen das dieser Kelch an ihm vorrübergeht und er ungeschoren bleibt, gen 0. „Ach hätten die Mayas doch nie die 0 erfunden.“ (haben die nämlich) höre ich ihn murmeln. Gedanken an Flucht machen sich breit.
„Ich glaub ich spring von Bord“ Aber das meint er dann doch nicht ernst, sondern holt sich erst mal noch eine colaversetzte Rum-Kaltschale. Wahrscheinlich will er sich auf Betriebstemperatur bringen.
Hat der ältere Japaner da schon recht schnell geschafft, der zeigt seiner staunenden Familie hüftkreisend grinsend mit dem Becher in der Hand gerade ganz andere, wahrscheinlich bisher verborgene Seiten.
Es ist angerichtet, die Stimmung ist günstig und so werden in einer Tanzpause jetzt für 5 Dollar pottenhässliche unförmige Kappen in den dominikanischen Landesfarben an Frau und Mann gebracht. Zum Glück haben die meine Größe nicht dabei. Über die Hälfte der Leute ist später derart behelmt und die Kappen finden spätestens nach einem Blick in den Kabinenspiegel letztlich wahrscheinlich den Weg in…
Unser Anton hat sein Tagewerk getan, seine Sprüche von heute Morgen sind längst verhallt, seine Dienste nicht mehr vonnöten. Er hängt nun zusammengesackt in den Seilen, macht ein Nickerchen und denkt sicher schon an Morgen. An „Same procedure as every day.“
Teddy schaut sich das Treiben an und denkt auch, -aber an damals. Was ist denn nun heute anders?
Das Mittagessen fand damals mit Seavis an einem ruhigeren Strand statt, an welchem zwischen den Stützen des zerfallenen Bootssteges ein besserer Schnorchelspot war. Wir hatten auch dieses Dorf Mano de Juan besucht,
aber Baby-Schildkröten waren damals im Dezember keine dagewesen. Ist halt immer jahreszeitabhängig. Dieser entferntere „Da fährt sonst keiner hin-Strand“ war der gleiche. Das Schnellboot war aber diesmal größer und nicht ganz so beengt wie damals. Insgesamt waren beide Touren nicht schlecht, aber es ist halt immer ein Problem, tolle Eindrücke von einer Erstfahrt wieder zu erreichen. Man ist eben verwöhnt.
Jedenfalls werde ich beim nächsten Mal so oder so, und nach La Romana komme ich ja sicher irgendwann nochmal, irgendwas anderes aussuchen. Isla Soana, so schön sie so oder so auch ist, haben wir nun 2x gesehen, ist nun ausgelutscht.
Fast hätte ich noch etwas Ungewöhnliches vergessen zu erzählen, was die meisten aber verpassen. Direkt links vom Bug springt 2 oder 3 Mal plötzlich nicht etwa ein Delfin, das wäre ja nicht ungewöhnlich, sondern ein bestimmt über einen Meter großer Thunfisch mehrmals in voller Größe aus dem Wasser. Delfine ja, fliegende Fische ja, woanders auch Wale, aber das habe ich bisher auch noch nicht gesehen.
Unser weiterer Weg an Land ist nun auch etwas ungewöhnlich und wir finden uns mit 12 Mann plus Fahrer -mehr als leicht beengt- in einem kleinen „Toyota- oder Honda-Bus“ wieder. Ist es Gewinnoptimierung, oder ist wirklich eines der angeblich geplanten 2 Taxen plötzlich defekt?
Es dauert, aber wenn wir derart „in den Federn hängend“ erst mal in Schwung sind, geht es auch ächzend voran… "Besser schlecht gefahren als gelaufen", gröle ich bequem im Rucksack hockend in die gequetschte Runde.
Während man sich nach dem etwas ungewöhnlichen Vieh-Transport am Terminal jammernd aus dem Kleinbus schält, ist dort gerade, manche die Winterjacke noch über dem Arm, eine Ladung unausgeschlafener Neuankömmlinge angekommen, die sich erwartungsfroh zum Schiff bewegt. Kaum zu glauben, dass wir vor 6 Tagen noch ebenfalls…
Na ja, morgen könnt ihr alle ausschlafen, es ist Seetag auf dem Weg nach Jamaika, -denken wir zumindest hier noch …
- Fortsetzung folgt -
Und nun sollte es im nächsten Teil nach Jamaika gehen. Eigentlich... Geht es auch. aber später und nur dran vorbei.
Jetzt muss erstmal gegen Hunger und Skorbut Ladung aufgenommen werden. Und die liegt wider aller Planung in Santo Domingo.
Keine Ware - kein Ocho Rios verkündet der Kapitän. Dafür haben wir dann keine Zeit mehr, -wir müssen pünktlich nach Mexiko.
Ein Umstand der einige auf die Palme
bringt...
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