Santo Domingo
Tja, eigentlich hätte hier jetzt „Seetag auf dem Weg nach Ocho Rios“ gestanden. So der Plan. Aber seit gestern Abend ist alles anders. Da hat uns der Kapitän in seiner Abendpredigt schonend versucht beizubringen, dass daraus nichts wird.
Das mit den Versorgungscontainern gestern Morgen war nicht nur eine Verspätung, sondern die sind gar nicht gekommen, zumindest 16 von den 21.
„Hilfe, wir werden alle verhungern!“ Und damit das nicht passiert, muss umgeplant werden. Statt Jamaika nun Santo Domingo. Denn da stehen diese sehnlichst erwarteten Container. Und damit werden wir jamaikanischen Boden nun doch erst am Abreisetag betreten. Kommt den nahrungstechnisch genügsamen Teddys jetzt nicht so entgegen, aber für den Rest der Truppe gibt es dann weiter Steak statt Hühnersuppe und der Skorbut ist auch erstmal verdrängt.
Also fahren wir nun in den Hafen der Hauptstadt, nach Santo Domingo ein.
Aber auch hier war der Teddy schon mal gewesen, damals aber freiwillig und geplant. Und da war ich mit dem Taxi zu diesen Höhlen „Tres Ojos“, also den 3 Augen gefahren.
Auf dem Rückweg dann, sind wir durch ein Viertel gefahren, wo ich mir nichts sehnlicher gewünscht habe, als dass das Taxi jetzt bloß keine Panne hat, oder möglichst auch nicht sonst wie anhält… Angehalten haben wir dann zum Glück auch erst wieder beim historischen Viertel.
Und genau dort hin soll es nun auch wieder gehen. Ähnlich wie vor ein paar Tagen schon in Pointe a Pitre, werden wir mal einen zweiten Blick riskieren und versuchen altes Neues zu entdecken. Wird sich schon was finden lassen, und mit diesem Vorhaben steigen wir in den Shuttle-Bus ein. Okay, man kann auch laufen. Stehen auch einige Posten rum und so weit ist es nicht. Haben die ja schließlich damals auf dem Rückweg auch gemacht und haben den Teddy sicher nach Hause gebracht. Heute aber wird mal die bequeme Lösung genommen. Ich glaube, unsere Leute werden langsam alt…
Das Abenteuer beginnt unterhalb vom Plaza de Espana und die kleine Tourie-Ladung schwärmt aus.
An einem Sonntag also, einem „Domingo“ sind wir nun in der gleichnamigen Stadt. Und das „Santa“ springt uns jetzt auch gleich in Form eines riesigen Tannenbaums ins Auge, sponsered bei Coca Cola. Sage ich jetzt mal so, weil es gerade passt. Obwohl es natürlich „Santo“ heißt und mit dem Santa Claus nun doch so gar nichts bis herzlich wenig zu tun hat.
Kreuz und quer wird nun gelaufen, in dem Fort waren wir ja ohnehin schon beim ersten Mal,
und wir stellen fest, dass natürlich auch die Einheimischen heute „Domingo“ haben.
Entsprechend belebt sind die Gassen und Plätze, auf dem Platz „Columbus Park“
werden Tauben gefüttert, von frechen Bengels aufgescheucht, schießen dann als Tiefflieger an uns vorbei und schwärmen leider auch über uns, noch bevor wir im Rucksackinnern Deckung finden. Das lässt im Ergebnis Ungemach erwarten, aber die scheinen nicht sehr treffsicher und so bleibt das frisch gewaschene Plüschfell wider Erwarten unbefleckt.
Bloß weg hier, aber in der Kathedrale
finden wir kein Kirchenasyl.
Die ist gerade mit einer heiligen Messe besetzt und irgendwie können die, also unsere Leute, mit Teddys im Rucksack nicht glaubhaft versichern, außertouristisch daran teilnehmen zu wollen.
Ein paar nette Impressionen weiter,
wir entdecken dabei sogar den karibischen Edvard Munch
und seine karibische Version vom Meisterwerk „Der Schrei“,
sind unsere Leute wohl des Latschens müde und lassen sich am Plaza de Espana, an einem kleinen Tischchen im Außenbereich eines kleinen Lokals und in Nachbarschaft zu scheinbar Einheimischen nieder. Mit Blick auf den Gouverneurspalast „Alcazar de Colon“,
soll sie das kleine Bier und der Cappuccino wieder zu Kräften bringen.
Voller Zuversicht wird zum Abschluss ein 20 Dollar-Schein gezückt, um mit dem sicher reichlichen Wechselgeld die Kleingeldbestände aufzufüllen. Gibt ja sicher, wie bisher überall, sogar in der „Halsabschneiderbude“ auf St. Lucia, Dollar zurück.
Nun, da sind denen jetzt 2 grundlegende touristische Fehler unterlaufen. Erstens bekommen wir hier rechnungsmäßig buchstäblich dermaßen das Fell über die Ohren gezogen, dass wir uns kurzzeitig am Markusplatz in Venedig wähnen und das unerwartet wenige Wechselgeld halten wir nun als alte Lappen in dominikanischen Pesos in der Hand. Das müssen wir schnellstens loswerden und rennen in einen Klimbimladen. Hier soll es für einen Schlüsselanhänger verbraten werden, der dann daheim das aktuelle Schlüsselband an der Wand Zieren soll. Aber egal wie groß oder klein diese Anhänger hier sind: Alle kosten das Gleiche und immer fehlen uns genau 100 Pesos. Große Armut vortäuschend, andere nennen es Handeln, dürfen wir dann aber einen der Anhänger für unsere zu wenigen Lappen mitnehmen.
Mission Peso-Vernichtung also beendet, der Shuttle-Bus bringt uns wieder zum Schiff.
Unterwegs kommen wir noch an 2 mobilen Aquariengeschäften vorbei. Die Zierfische befinden sich hier der Einfachheit halber und zum Missfallen jeden Tierschützers nicht in Aquarien, sondern in PET-Flaschen und hängen an einer Leine. Seltsam, aber sicher ortsüblich.
Am Hafen sehen wir sie dann, diese gestern in La Romana vermissten Container, die allerdings auch hier wohl verspätet eingetroffen sind. Gerade werden noch Kisten daraus mit einheimischen Drogenspürhunden überprüft.
Letztlich aber klappt das Beenden vom Loading dann dennoch so pünktlich, dass wir doch noch zur geplanten Zeit abfahren. Mag auch daran liegen, dass jetzt immer noch 4 Container fehlen…
Und nun heißt es Beeilung. Wenn wir in 2 ½ Tagen Mexico erreichen wollen, dann muss die Diva jetzt dauerhaft auf die Tube drücken und an Jamaika eben vorbeidonnern. Die Nacht ist das Schiff erstmal damit beschäftigt, irgendwann mal die Küste Haitis außer Sichtweite zu bekommen.
Jedenfalls können während dessen jetzt wieder sorglos die Mägen gefüllt werden und der Notstand scheint abgewendet. Aber, wie wir später noch hören werden, sind nicht alle Mägen leer. Bei einigen Mitreisenden, liegt da noch was drin. Da liegt das Missfallen darüber, dass nun Ocho Rios nicht angefahren wird, noch schwer im Magen.
Seetag
Heute Morgen wird das salzige Meer verdünnt. Aber natürlich ist diese Mischaktion wieder schnell vorbei. Sind ja schließlich in der Karibik und nicht im Ruhrgebiet, oder sonst wo in der Heimat. Und als wir gegen Mittag Jamaika passieren, scheint schon längst wieder die Sonne und es kehrt wieder 28/28-Standard der ganzen Reise ein. 28 Grad Luft/28 Grad Wasser. Und täglich grüßt das Murmeltier. Heute hatte es wahrscheinlich verschlafen…
Das nehmen wir dem aber nicht übel. Hätte schlimmer kommen können…-Zuhause herrscht jetzt Dauerfrost.
Die Teddys haben derweil die Hängematte für sich entdeckt und darin entspannen wir mit den Abenteuern anderer.
Und morgen machen wir übrigens genau das gleiche.
Verdächtig ruhig ist es hier. Seit La Romana haben wir fast unsere gesamte Nachbarschaft verloren. Alle 3 Kabinen links neben uns sind und bleiben frei. Und auch über uns ist kaum was zu sehen. Tatsächlich sind hier nur noch etwa 900 Passagiere auf dem Schiff, nochmal etwa 400 weniger als bei unserer ersten Woche. Weniger als zur Hälfte also nur belegt.
Wenn ich so nachdenke, ein bisschen liegt das sicher auch daran, dass die jetzt zugestiegenen Leute am 24.12. wieder abreisen müssen, Heiligabend im Flieger verbringen und unausgeschlafen und verknatscht wieder daheim ankommen. Solche Gäste will dann sicher auch keiner zu Weihnachten einladen. Da bin ich lieber ausgeschlafen zu Hause, der Weihnachtsbaum kann noch besorgt werden und dann mal abwarten ob da nicht auch was für den Teddy drunterliegt…
Seetag
Während wir wieder in der Hängematte liegen, sind einige andere Leute wohl weniger entspannt. Die Aktion mit dem Ausfall von Ocho Rios liegt einigen Passagieren wohl noch schwer im Magen. Und da bleibt es offenbar nicht… Natürlich ist der Ausfall ärgerlich, leider aber auch alternativlos.
Es gibt dennoch offenbar wieder einige „Kreuzfahrtexperten“ und „Sofakapitäne“, denen das so gar nicht einleuchtet. Wohl speziell an der Rezeption wurde in der Folgezeit das „Expertenwissen“ in nicht unbedingt „netter“ Form angebracht. Das war wohl nicht nur Frust, sondern stupide Uneinsichtigkeit. „Ich will aber“, Man könnte doch…“, „Warum nicht so?“, “Ich will sofort nen Verantwortlichen sprechen“. Nun, heute Abend spricht einer davon, der Kapitän Thomas May, in dieser Primetime, die wir uns sonst eigentlich nie anschauen. Er gibt sich von Beginn an recht „gallig“ und lässt erkennen, dass da in den letzten Tagen, wohl auch wiederholt, ein wenig mehr als nur „Gemecker“ gewesen sein muss. Der Kapitän stellt sich jetzt ausdrücklich vor seine Besatzung.
Mancherlei Umroutung kann man sicher kontrovers diskutieren, aber hier fehlt nach der objektiven Lage jeder Spielraum. Und allen Verschwörungstheoretikern zum Trotz, -auch gespart wird hier nichts. Wir donnern mit 19 Knoten nicht gerade spritsparend nach Cozumel, um wenigstens dieses Ziel zu retten. Und 4 Container fehlen immer noch. Das muss z. T. jetzt wohl irgendwo beigekauft werden. Und mit „Ocho Rios statt Loading“, hätten wir wohl insbesondere etwas wenig Kühlware gehabt. Und das kann man nicht „mal eben so“ auf die Schnelle und in dieser Menge unterwegs aufgabeln. Und garantiert wäre genau das Fehlen von diesen Sachen sofort bemängelt worden.
Da fällt mir eine Dame von einer früheren Fahrt ein, die sich entrüstet vor dem Koch aufbaute: „Ich will aber Aaanaaanas!“
Wie gesagt, alles deutet darauf hin, dass da einige Beschwerdeführer (mehr als) aus dem Rahmen gefallen sind.
Ansonsten aber herrscht hier allgemein gute Stimmung. Na ja, am Teddy lässt ja auch keiner seinen Frust aus….
Übrigens liegen wir gegen Ende des zweiten Seetages wohl gut in der Zeit, es gab keine Zwischenfälle und seit Nachmittag kann nun etwas vom Gas gegangen werden. Es sind jetzt wohl nur noch 17 Knoten mit denen wir die See durchpflügen, -Kurs Mexiko.
-- Fortsetzung folgt --
"Viva Mexiko" heißt es im nächsten Teil.
Wir erreichen Cozumel. Und da bleiben wir auch. Denn die Fährfahrt rüber nach Yucatan sparen wir uns. Da waren wir schon.
Hier gibt es jetzt nur "Maya Light".
Der große Kulturangriff kommt erst in wieder in Belize...
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