Belize
In den nächsten beiden Häfen können wir nicht anlegen, so auch heute in Belize, wo das Schiff weit draußen ankern muss. Erst an unserem Zielhafen in Montego Bay/Jamaika wird die Diva wieder fest vertäut an einer Pier liegen können.
Früher hieß dieses Land hier noch British Honduras, aber seit der Unabhängigkeit vor 40 Jahren ist es Belize. Geblieben ist die Sprache. So ist dieses Land das einzige englischsprachige in Zentralamerika und hat in diesem Raum auch die geringste Bevölkerungsdichte. Das lässt viel Natur vermuten. Und natürlich die Mayas…
Und da geht es heute hin. Ab in die großen einheimischen Tenderboote, denn mit den im Vergleich dazu recht kleinen schiffseigenen Booten würde die Aktion Schiffsevakuierung ewig dauern. Der Weg ist weit und selbst mit den Schnellbooten dauert es so etwa 20 Minuten.
Wasserseitig vorgelagert ist das Belize Barrier Reef, das zweitgrößte Riff der Welt. Da kann nur das noch größere Barrier Reef Australiens mithalten. Entsprechend weit weg müssen wir mit unseren 7 m Tiefgang von der Küste wegbleiben. Denn schon bei der Anfahrt müssen wir einige Riffausläufer umkurven.
Egal ob große Pier oder Anlegestelle für Tenderboote, am Ufer sieht es dann aus wie immer. Hier wurde extra das Tourism Village hingestellt, zahlreiche Ladenlokale etc.. Da werden wir uns mal bei der Rückkehr drum kümmern…
Und jetzt geht es erstmal wieder lange über Land, um unser Ziel zu erreichen, die
Mayastätte Lamanai,
am Ufer der New River Lagune gelegen.
Doch es wird uns einfach gemacht. Der Bus ist bequem wie nie zuvor. Dick gepolsterte Ledersitze lassen uns die teilweise schlechten Wegstrecken „aussitzen“. Obwohl die Fellbande natürlich ohnehin im Rucksack bleibt.
So können sich alle bequem zurücklegen, als sich nun alle einheimischen Begleiter vorstellen, -und das sind viele. Sogar eine Sanitäterin und ein Sauerstoffgerät haben wir an Bord. Das stimmt mich nun doch ein wenig nachdenklich. Mit was müssen wir hier rechnen? Dachte, die Mayastätte ist entvölkert...
Und während der Guide gerade noch vorne darüber referiert, wie entspannt und ruhig hier alles abgeht, wird er auch schon Lügen gestraft. An einer schmalen Brücke gibt es bei der Vorbeifahrt einen Blechschaden oder ähnliches, oder einfach nur eine Verkehrsbehinderung mit unserem Bus. Und na ja, so entspannt wirkt das alles jetzt nicht so, diese Reaktionen der Gegenseite…
Kleine Zeitverzögerung dadurch, aber irgendwann gelangen wir nach der Überlandfahrt jetzt an einen Punkt im Nirgendwo, von dem die Boote abfahren. Teddy und wohl auch kein anderer weiß nun ohnehin nicht mehr, wo wir sind. Aber ist ja auch egal, Hauptsache es geht gleich weiter.
Doch zuvor ist jetzt erstmal Pause angesagt, -Mittagessen.
Der Aida-Scout hat die ganze Hinfahrt versucht zu übersetzen und füllt jetzt neben uns Bewertungslisten aus. Straßenverhältnisse, Essen etc.. Während unsere Leute den Teller leeren, kann der Teddy ihm unterdessen mitteilen: „Ich bin bisher zufrieden, alles gut, viele Infos, wir sind gerüstet für die nächste Etappe.“
Von anderen kommen hingegen erste Quengeleien auf. „Wird die Verspätung hinten drangehängt? Wann sind wir denn mal endlich da?“
Ja, insgesamt gibt es für die Aida-Scouts leichtere Touren als diese hier. Gestern z. B. im Naturpark, das Scout-Weibchen, ich glaube die hatte einen schönen ruhigen Tag.
Jetzt aber Ende auf diesem abgelegenen Gelände und rauf auf die Schnellboote.
Ganz vorne finden wir Platz und das verspricht gute Aussichten. Draußen auf dem New River wird jetzt voll aufgedreht und das Boot hebt sich an unserem Bug sichtbar an. Sumpfiges unzugängliches Gelände an den Ufern und auf dem See spiegelt sich bei Windstille die Landschaft wieder.
Und wir stellen uns vor, was da so alles lebt, in diesen Sümpfen. Tatsächlich aber sehen wir nichts dergleichen, weder Manatee, noch Krokodil. Zwar wird das Schnellboot bei der Rückfahrt tatsächlich mal plötzlich abstoppen, weil der Bootsführer glaubt, ein Krokodil erspäht zu haben, aber das hat dann wohl nur er gesehen…
Nun, unsere Mission sind die Maya-Bauten und um da zeitgerecht hinzukommen, kann man eben nicht langsam durch die Sümpfe tuckern. Dafür gibt es andere Touren, wie vor 10 Jahren unsere Fahrt auf dem Old Belize River. Da geht es dann eher um dieserart Erlebnisse und Beobachtungen.
Seltsamerweise entdecke ich gerade in voller Fahrt ein anderes hier unvermutetes Tier und das aber an der Bordwand direkt vor mir. Ein kleiner Gecko klammert sich daran fest.
Ich weiß jetzt nicht wie er das bei dieser Geschwindigkeit geschafft hat, seitlich die Bordwand bis zu uns hochzukommen, aber er wirkt nun wie festgeklebt.
Geht also auch ohne Sekundenkleber….
Teddy nimmt es mal vorweg: Er schafft es, bis zum Anhalten an der Steganlage. Dann klettert der blinde Passagier wieder runter und ward nicht mehr gesehen.
Wir aber sehen nun wohl gleich die Mayabauten, die hier im Wald verborgen sind
und erst nach und nach entdeckt und freigelegt wurden. Angeblich aber erst 5% der hier vermuteten Bauten.
„Lamanai“ bedeutet in der Maya-Sprache wahrscheinlich untergetauchtes Krokodil und ist die am längsten bewohnte Mayastätte. Über 3000 Jahre sollen die Mayas hier gelebt haben. Und zu Spitzenzeiten sollen es 30000 Bewohner gewesen sein. Bis dann nach und nach, durch von Europäern eingeschleppte Krankheiten und durch deren Waffen, es immer weniger wurden. Im 17. Jahrhundert, war dann Schluss. Und wo nichts mehr zu holen ist, da verlieren auch die „Eroberer“ und Besatzer schnell das Interesse, -und Bauten, Siedlung und Geschichte gerieten in Vergessenheit. Pflanzen und Tiere übernahmen das Regiment.
Noch nicht eine Pyramide oder sonst was gesehen, kommt schon nach 50 m die Frage an den Guide: „Ist das viel zu laufen, ich kann nämlich nicht so weit?“
Nun gute Frau, das fällt dir aber reichlich früh ein. Hätte man vielleicht mal die Ausflugsbeschreibung lesen sollen. In unseren Rucksack kommst Du jedenfalls nicht. Wird es für dich heute halt nur bei der Bus- und Bootsfahrt bleiben. Hier unten ist ja ein kleiner Klimbimladen, da kannste bestimmt ne Ansichtskarte kaufen...
Bergauf und der erste pyramidenförmige Bau taucht auf. Es ist der „Jaguartempel“. Jetzt heißt es schnell sein, wenn man dem Foto den Anschein von Einsamkeit geben will. Aber zu spät, die ersten pfuschen sich schon ins Foto...
Nicht schlimm, denn es sind nur unsere 2 Aida-Gruppen da und wenn alle wieder runtergeklettert sind, ist die Sicht frei.
Sogar die Gärtner, die offenbar einzig weiteren menschlichen Wesen hier, machen immer dann eine Pause mit Rasenmäher, Spindelmäher und Co, wenn wir uns nähern. Ohne Rucksack und damit ohne uns wagt auch unser Gönner nun den steilen Aufstieg und betrachtet von der Spitze aus nicht nur die Teddys von oben.
Schweiß aus allen Poren und das für den großen Rest der Besuchszeit, ist der Preis den er für diesen Auftakt zahlt. Zu spät also dann die Einsicht, sich den Aufstieg beim nächsten Tempel zu ersparen.
Und dies ist nun der „Maskentempel“.
Hier wird zuvor mehrfach deutlich darum gebeten, Rücksäcke und ähnliches beim Aufstieg über die ggf. auch mal bewachsenen und somit rutschigen Stufen unten stehen zu lassen. Aber mit den Worten „Mache ich nicht! Sehe ich nicht ein!“ wird diese Vorsichtsmaßnahme einfach ignoriert und los geht’s. „Wenn ich auf die Schnau… fliege und mir die Haxen breche, kann ich ja sicher andere dafür belangen.“ So die möglicherweise logische Fortsetzung des Denkens. Nun, glücklicherweise kommen aber auch die mit den Taschen wieder wohlbehalten runter. Ansonsten muss es ja jeder selber wissen, ob er den mitgebrachten Sanitäter unbedingt nutzen möchte und der nächste und letzte Ausflug der Tour dann günstigstenfalls zum Bordhospital geht.
Unten am Fuß des Tempels sind rechts und links 2 überdimensionale maskenartige Köpfe in die Steine gehauen. Bei einem Gespräch in kleinem Kreise raubt uns der Guide ein Stück der Illusion, dass wir hier vor dem nackten Stein von damals stehen. Tatsächlich haben die Masken zum Schutz vor Witterung, Erosion und sicherlich auch Touristenpfoten, einen Überzieher aus Fieberglas, bzw. ist ein genauer Abguss jeweils vor die Originalsteine dieser Masken gesetzt. Nur das erklärt den guten Zustand insbesondere aller Konturen dieser Masken. Na ja, wenn`s der Sache dient und man „den Schwindel“ nicht sofort sieht.
Weiter ziehen wir auf dem Waldweg entlang und erkennen, dass die Gruppe vor uns angestrengt in das Geäst eines Baumes starrt. Da soll wohl, wie wir nun erfahren, ein Affe rumklettern. Ja, irgendwann sehen wir ihn auch, aber immer nur entweder ein Stück vom Schwanz, mal ne Pfote, mal nur Fell und den Rest muss man sich halt denken. Das muss besser gehen und wird auch besser gehen, -Später…
Erstmal stehen wir nun vor dem „High Temple“, dem höchsten Bauwerk also und hier bleibt die Illusion der Einsamkeit erhalten. Da kann nämlich keiner ins Bild klettern. Besteigen verboten!
Gesparte Zeit und Kraft werden daher anderweitig genutzt. So fällt mir am Rande vom Vorplatz eine kleine Gruppe, diesmal angestrengt nach unten schauender Besucher auf. Da muss ich sofort hin und mitmischen. Da muss es was zu sehen geben! Und ein Affe, darauf deuten die Umstände hin, wird es wohl diesmal nicht sein.
Tatsächlich ist es eine Schlange, die dort regungslos liegt, Kopf und Ende unter Blättern und Stein verborgen. Wir sehen jedoch nur einen Teil vom Körper und ein durch Häutung abgelegtes Schlangenhemd. Aber eines stelle ich beeindruckt fest: Die hat mindestens Armdicke, und zwar vom menschlichen Arm. Eine Würgeschlange wohl, die derzeit mit der Häutung beschäftigt ist und daher momentan keine Zeit zum Würgen hat. Nicht nur in Anbetracht der Größe und das daher nicht nur der kleine Tiger da reinpassen würde, verzichten wir einvernehmlich auf`s Streicheln.
Weiß nicht was vorher da abgegangen ist, aber der Aida-Scout ruft nun ohnehin aus der Ferne: „Die Schlange wird in Ruhe gelassen!“ Gleichsam drängt er nun beim Rückweg zur Eile. Zuviel Zeit ist mittlerweile schon mit solch außergewöhnlichen Ereignissen und Warten auf einen menschenfreien Tempel vergangen. Alles in allem hinken wir dem Zeitplan hinterher.
Er ist nun immer merklicher bemüht, seine Schäfchen beisammen zu halten. Die beiden Besuchergruppen aber haben sich längst vermischt. Als ich auf seiner Höhe bin, malt er sich weitere Verzögerung aus. „Jetzt fehlt nur noch so ein grünes Tier.“ Er meint wohl einen Leguan…, den wir für uns aber ohnehin schon vorher entdeckt haben.
Wie dem auch sei, sein Bitten wird erhört. Es ist dann zwar kein Leguan, der schon an der nächsten Ecke wieder für Verzögerung sorgt, sondern es sind mehrere Brüllaffen. Zwar brüllen die nicht, wurden aber trotzdem entdeckt, bzw. wurde wohl eher von den ortskundigen Guides darauf hingewiesen. Diesmal gerät einer auch in ganzer Größe vor zumindest unsere Fotolinse.
„Na siehste, geht doch“, feixen wir im Rucksack.
Und irgendwann erreichen wir dann auch wieder den Anleger und nach einem allgemeinen Toilettengang geht es wieder in die Boote und zurück bleibt die Mayastätte Lamanai, wie leergefegt, nicht nur wegen der Gärtner…
Wieder stochen wir über die New River Lagoon,
an deren anderes Ende, um dann wieder die Busse zu besteigen.
Also die Fellbande ist sich einig: Das hat sich heute gelohnt. Randerscheinungen, Mayas, Schwarze Orchideen die eigentlich gar nicht schwarz sind…
-und auch der Weg gehörte zum Ziel. Diese unermüdlichen einheimischen Guides, welche durch Erzählungen und Erklärungen so sehr bemüht waren auch ihren Stolz auf die Heimat rüberzubringen.
Nur der Aida-Scout, den haben wir wohl geschafft. Der bewirbt sich beim nächsten Ziel sicher auf die Begleitung eines Badeausflugs… statt Herdenhütung. Der übersetzt jetzt gar nichts mehr von den weiter unermüdlichen Vorträgen der Guides. Braucht er aber auch nicht. Alles gut und wir schalten zwischendurch auch immer mal wieder ab. Man muss ja nicht unbedingt den Ehrgeiz haben, alles mitzubekommen. Wie schon mal an anderer Stelle gesagt: Alles interessant, aber das Plüschhirn sondiert und vergisst den Rest eh wieder. Aber manches davon notiere ich mir auch… für später.
Also, die Mayasachen haben wir nun abgehackt. Damals Tulum in Mexiko, jetzt Lamanai in Belize. Fellbande und die Trägerschaft sind sich wortlos einig: Da müssen wir uns nicht irgendwann nochmal nach Coba oder Chichen Itza quälen. Da werden wir mal stattdessen was anderes machen…
Ich glaube übrigens, dass es nicht unbedingt nur daran lag, dass die sich vor der Bootsfahrt noch mit Mückenschutz einbalsamiert haben, jedenfalls hatten Mücken und sonstiges Getier heute offenbar keinen Appetit auf blutige menschliche Opfergaben. Den Erzählungen nach, kann es hier allerdings auch schon mal anders ausgehen…
Wie schon in den zu dieser Vorweihnachtszeit zuvor besuchten Länder, überall steht hier Weihnachtsschmuck herum. Und trotz der unpassenden Witterung auch mal Rentiere in Sand und Buschwerk. Besonders originell finde ich auf einem Spielplatz mitten in der Pampa heute den Schneemann. Gebaut aus unterschiedlich großen, entsprechend aufgetürmten Autoreifen, weiß angestrichen. Aber bis der Typ mal die Kamera rausgefummelt hat…
Eine Stunde Verspätung haben wir nun und es ist bereits dunkel, als wir wieder die Steganlage von Belize erreichen. Und nicht nur deshalb entfällt jetzt der beabsichtigte Shoppingbummel im Tourism Village. Alle Geschäfte und auch Lokale haben bereits dicht, sind zappenduster.
Egal, ich denke nicht, dass da heute noch irgendwas Zählbares für die Teddys bei rausgekommen wäre. Insofern…
Da drüben ankert unser Schiff und da müssen wir noch mit dem Tenderboot hin…
„Der Kreuzfahrtzirkus zieht weiter“ hat mal ein Kapitän gesagt. Morgen ist Seetag
Seetag
Ein Tag wie eigentlich immer auf dieser Reise. Keine besonderen Vorkommnisse und wir genießen ihn als wenn es der letzte Seetag wäre. Und leider ist er es ja auch. Schon übermorgen Früh wird das vertraute Motorengeräusch im Einklang mit dem Meeresrauschen verstummen und die Seefahrerei hat ein Ende.
Heute passiert nicht viel. Das Vorhaben unserer Leute schon mal ein paar Sachen zu sortieren, wird verworfen und wenn die heute nicht faul rumliegen, oder mal wieder Nahrung in sich reinstopfen, zum Glück sind ja dann doch (fast) alle Container gekommen, rennen die irgendwo an Bord rum.
Am Nachmittag im Theatrium, gerade auf die Polster geflegelt, verspüren sie unter sich plötzlich eine gewisse Feuchte, von der sie hoffen, dass diese Hinterlassenschaft nur Wasser ist. Die Chancen dieser Erklärung stehen aber tatsächlich recht gut. Denn ein Nachteil dieses offenen Theatriums ist der, dass sich gerne mal Badegäste vom Sonnendeck, nur eben mal locker den Bademantel über die nassen Badesachen gestreift, nur mal kurz lauschen wollen, was denn Indoor so geboten wird. Nicht schön, ziemlich gedankenlos und rücksichtslos, aber hoffen wir mal, dass es die Lösung des Ungemachs ist. Hier kann man sich halt mal so richtig gehen lassen. Ist ja nicht das heimische Sofa. Ist ein Schiff. Die Grenzen zwischen Schwimmbad und Polster sind hier „fließend…“
-- Fortsetzung folgt --
"Schwarzfahren hilft Geldsparen" Und so fahren wir im nächsten und letzten Teil, versteckt im Rucksack, mit dem öffentlichen Bus zum Strand vom Gouverneur.
Und am nächsten Tag in Jamaika, -pünktlich zum Abpfiff des Endspiels der Fußball-WM, verlieren nicht nur Frankreich und der Träger mit seinem Tipp, sondern wir alle auch unser Zuhause...
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