7. Februar 2023 – Cadiz, 15 Grad wechselhaft
Nach 13 Jahren kommen wir nach Cadiz. Ist eine Weile her und wir sind gespannt, ob wir was wiedererkennen werden. Damals hatten wir einen wunderschönen Tag mit unseren Uslarer Freunden dort verbracht. Wie damals ist das Wetter bestens geeignet für einen kleinen Bummel. Vom Schiff aus erkennen wir das imposante Gebäude mit den riesigen Engeln auf dem Dach.
Der Liegeplatz ist nicht sehr weit entfernt von der Plaza de Espana und auf dem Weg dorthin streifen wir ein Denkmal, das vor 10 Jahren dort enthüllt wurde. Habe kurz nachgelesen. Es ist dem Engel von Budapest gewidmet. Einem Ungarn, der in Cadiz gelebt hat und dazu beigetragen hat, dass Juden per Schiff nach Haifa gebracht und so vor dem Tod gerettet wurden. Unweit davon streifen wir den Palast des Provinzrates bevor wir auf die Plaza de Espana treffen. Dort muss man gewesen sein. Der Platz zählt zu einem der Wahrzeichen von Cadiz. Dort stehen auch die Häuser mit den 4 und 5 Türmen und auch das ehemalige Zollgebäude, in dem jetzt der Provinzialrat zu finden ist.
Hauptaugenmerk ist jedoch das im Jahr 1912 errichtete Verfassungsdenkmal, das zum 100jährigen Jubiläum der Verfassung gebaut wurde. Am 19. März 1812 wurde die spanische Verfassung verkündet. Cadiz selbst war erfolglos durch die Franzosen belagert – aber nie eingenommen worden. Es braucht schon etwas Zeit, bis man dieses kolossale Denkmal umrundet und all die Figuren anschaut.
Von dort aus hat der Besucher zwei Möglichkeiten weiter zu laufen. Entweder man läuft an den Häusern entlang oder entscheidet sich für einen Bummel auf einer Art breiten Wehrmauer. Wir wählen die Mauer und stellen fest, wir sind die einzigen Spaziergänger dort.
An den Wehrturm erinnern wir uns und ich trete an zum Appell. Der Wind weht heftig, die Haare flattern und unser Blick fällt aufs Meer. Unter uns im flachen Gewässer, erkennen wir Felsbrocken und ein Taucher schwimmt etwas weiter draußen. Was der dort wohl sucht?
Die Bäume entlang der Straße hinter dem Damm sind noch kahl – eben doch noch nicht richtig Frühling. Mir gefallen die schönen verschnörkelten Lampen und wir beratschlagen, wo wir jetzt hin laufen wollen. Die Baluarte de la Candelaria – Bastion – kennen wir schon, also rein in die Stadt.
Auffallend ist der Baustil der Kirche El Carmen. Die Fassade im Barockstil mit den 2 Glockentürmen ist wunderschön und 1762 wurden die Bauarbeiten dort vollendet.
Beliebtes Fortbewegungsmittel scheint hier in der Stadt der Motorroller zu sein, überall zu sehen.
Wir laufen kreuz und quer, entdecken schmale Gassen und ich bin hin und weg von den Bauten. Kacheln an den Wänden, zarte Farben der Häuserfronten, ein Tisch mit Schachbrett – liebevoll gestaltet um mal ein Päuschen zu machen.
„Schau mal, der Typ dort auf der Säule hat einen Vogel auf dem Kopf“, rutscht es mir raus. „Na, besser AUF dem Kopf als IM Kopf“ kommt als Antwort. Wir schauen uns an und brechen in einen Lachanfall aus.
Ganz in der Nähe ist der bekannte Garten de la Alameda. Ein wahre Oase der Ruhe. Die hohen Bäume spenden Schatten im Sommer und die Springbrunnen, sowie die gefliesten Wege sorgen für Kühle.
Überdimensional sind die beiden Gummibäume, deren Stammende ein riesiges Ausmaß hat. Die Bitterorangen sind reif und fallen von den Bäumen, keiner der Einheimischen will sie essen. Touristen denken oft, es wären normale Apfelsinen und verziehen das Gesicht, wenn sie rein beißen. Was mir sofort aufgefallen ist, in dem Park liegt so gut kein Müll herum, alles schön im Abfallkorb entsorgt.
Kunstvoll gestutzt sind die Bäume im Parc Genoves. In sehr frühen Zeiten hat es doch auch schon einen Park gegeben, der jedoch nicht ansehnlich war, wie der heutige. Eine Choleraepidemie war der Auslöser für die Umgestaltung. Man brauchte Erholungsorte mit viel Grün zur Gesundung der Menschen. Und so wurde aus dem einst unscheinbarem Areal ein kleines Juwel. Die kleinen Springbrunnen werden gerade wieder in Gang gesetzt. In dem botanischen Garten kommen Pflanzenliebhaber voll auf ihre Kosten, denn es gibt hier wohl über 100 verschiedene Baumarten zu bestaunen.
Karneval wird nicht nur in Deutschland gefeiert, auch hier in Cadiz werden Vorbereitungen getroffen, wie man es an der Front des Theaters sieht. Das hätte mich nun interessiert, was hier abgeht beim Narrentreffen. „Du brauchst nicht so lange warten, Narren treffen sich jeden Tag zu jeder Sekunde irgendwo auf der Welt“ sagt mein Mann. Ausnahmsweise muss ich ihm recht gegeben – aber das sind ja keine die sich verkleiden und helau rufen, schießt es mir durch den Kopf.
Eine Spezialität wird in vielen Schaufenstern präsentiert – der berühmte spanische Schinken. Saftig, vom Ibericoschwein liegt er dünn geschnitten auf dem Baguette. Ich könnte glatt eins verschlingen. Weil wir unsere Zahnpasta vergessen haben und die kleine Reisetube zu Neige geht, gehen wir noch in einen „Tante Emma-Laden“. Gut, Emma wird die Frau des Besitzers nicht heißen, aber Zahnpasta gibt es dort.
Kurze Zeit später erreichen wir den Torre Tavira. Mein Mann hätte schon Lust, die Stufen hochzusteigen und von dort oben auf die Stadt herunter zu schauen. Aber die Schlange ist lang und so verwirft er den Plan. Vielleicht klappt es irgendwann mal, sollten wir noch mal nach Cadiz kommen, vertröste ich ihn.
Kurz vor der berühmten Kathedrale lockt ein Eisladen mit einer knusprigen Waffel dazu. Wir werden schwach und lassen uns das Teil schmecken. Ein wenig bleiben wir vor der Kathedrale stehen, dann geht es zurück an Bord, denn es liegt noch ein Termin an.
In der AIDA Bar stehen Cocktailgläser bereit für die Clubmitglieder, man redet miteinander und Toby Wilson sorgt für die musikalische Unterhaltung.
Wir kennen ihn von einer anderen Reise und so gibt es ein herzliches Wiedersehen an Bord der Stella. Ich mag seine Songs und später gibt es noch den Fototermin mit allen beteiligten bevor die Stella den Hafen von Cadiz um 17 Uhr verlässt. Ein letzter Blick auf das Panorama und dann nehmen wir im Bella Donna Platz – Abendessen. Themenabend: Kampanien – lecker.
Später verziehen wir uns samt Freunde in die Stella Bar. Ich stehe vor der Bühne und höre dem Duo von der Liveband zu und anschließend wird es spannend. Wir haben uns ins Bordportal eingeloggt und zocken mit bei „Wer wird Millionär“. Gewonnen haben wir nichts, aber gewusst haben wir viel in unserer Gruppe. Zur Belohnung nehmen wir einen Drink, denn denken macht durstig. Gitarrist Bratislav singt rockige Songs und der Abend klingt entspannt aus.
Als wir die Bar verlassen, wird auf der Bühne des Theatriums noch fleißig für die nächste Show trainiert. Die Artisten hangeln sich an einem Metallgestänge hoch und eine junge Dame versucht, kunstvolle Aktionen mit ihrem Schirm zu machen. „Der Schirm ist ganz störrisch“ sage ich meinem Mann. „Da ist was dran, ein Hund würde wenigstens auf ein Kommando hören!“ kontert er.
In der Kabine ist noch Aufräumen angesagt und dann wird geschlafen. Morgen mittag erreichen wir Lissabon. Da waren wir noch nie gewesen und wir sind total aufgeregt. Wir werden einen Ausflug machen, mit einem Tuk-Tuk. Das mögen wir, denn in Indien und Bangkok sind wir schon oft mit diesen rasant fahrenden Dingern unterwegs gewesen. Allerdings war es dort warm und der Fahrtwind war angenehm. Wie es morgen sein wird - lassen wir uns überraschen. Ich habe auf jeden Fall meine Jacke mit Kapuze zurecht gelegt.