Malta
Kurs auf Malta. Und dass dieser Inselstaat vier Mal so viel Bevölkerungsdichte wie Deutschland hat, hätte kaum einer von uns gedacht. Okay, müssen die eben heute noch enger zusammenrutschen, die Fellbande kommt.
Noch schnell an Bord duschen und Wasser von Bord mitnehmen, denn es ist das wasserärmste Land der Erde. Aber da ist wohl eher das natürliche Grundwasser mit gemeint. Und da wissen die sich hier ersatzweise zu helfen.
09:00 Uhr sollen wir hier anlanden und die enge kurvige Einfahrt in Valetta will ich mir nicht entgehen lassen. Habe ich bei der Transorientfahrt 2021 schon bestaunt.
07:45 Uhr aufstehen und die ganze Fellbande ungewaschen auf den Balkon. Links ist Rechts und Steuerbord ist Backbord. Denn wir sitzen ja am Heck. Und schon bald erkenne ich links Land, welches also eigentlich Steuerbord ist. Jetzt habe ich die anderen aber genug verwirrt. Es scheint loszugehen mit der Einfahrt. Sehen wir ja hinten immer zuletzt. Gut, das ich mich schon auskenne. Und so weiß ich beim Beginn der Mole schon wie es weitergeht. Rechts links rechts schlängelt sich das Schiff in langsamer Fahrt in und dann durch das Hafenbecken. Fort St. Elmo steuerbord auf der einen Seite,
Fort Ricasoli und später noch Fort S. Angelo,
das wohl älteste der drei, an der anderen Seite.
Und immer wieder diese typischen rot weißen Kuppeln,
die in Griechenland ja i. d. R. blau sind. Rot-Weiß hier wohl wegen der Flagge und dem Malteserkreuz, bzw. dem Georgskreuz. Wurde denen nach dem 2.WK von England wegen ihrer Tapferkeit verliehen, damals als die hier noch mehr zu sagen hatten. Weiß für die Reinheit und Rot für bewegte Vergangenheit. Denn auch hier waren im Laufe der Zeit schon all die üblichen Verdächtigen gewesen und haben sich mehr oder weniger verewigt mit ihren Hinterlassenschaften und ihrem Benehmen. Türken, Araber usw. und zum Schluss halt die Engländer.
Aber das haben wir bereits beim ersten Besuch in Valetta mit einem ausgedehnten Streifzug schon hinreichend erforscht. Daher hat der Teddy heute andere Pläne und üblicherweise da was vorbereitet.
In die Hauptstadt soll es gehen, also in die frühere Hauptstadt Maltas, nach Mdina. Vielsagend heißt dies, wohl aus dem Arabischen kommend, „ummauerte Stadt“. Darin eingeschlossen eine Fläche, gerade mal so groß wie 2 Fußballfelder.
Unten an der Uferstraße zum Schiff sind so komische Vordächer, die nicht etwa für Autos bzw. Busse, sondern für Pferdekutschen angebracht sind.
Die Benutzung ist nur bei Kreuzfahrtverkehr erlaubt. Und da heute so ein Tag ist, stehen dort auch einige wartende Kutschen. Aber die ignorieren wir jetzt mal.
Das Thema Pferd bringt mich jetzt mal auf den interessanten Erklärungsansatz, wie dieser auch hier herrschende Linksverkehr entstanden ist.
Es ist wohl doch nicht so „unnormal“, sondern hat mit der Führung des Pferdes zu tun. Eigentlich i. d. R. links neben dem Pferd.
Und so sind bei Gegenverkehr immer Pferd an Pferd aneinander vorbeigelaufen. Sicher ist sicher, denn man weiß ja nie, was für ein "Strauchdieb" einem da entgegenkommt. Und für uns am sichersten ist es jetzt, beim Überqueren der Straße erst nach rechts und nicht umgekehrt zu schauen.
Zu Fuß pilgern wollen wir zwar nicht nach Mdina, aber irgendwie müssen wir ja schließlich zur Bushaltestelle kommen. Also ist erstmal ein kleiner Fußmarsch angesagt. Links die Straße hoch in die Oberstadt und ein Schild weist dann den Weg zu ein paar Stufen welche zum City-Gate führen.
Was beim Hochlaufen und auch später immer mal wieder auffällt ist, dass die hier wohl ein Herz für Streuner haben. Mehrfach sieht man Obdachlosenasyle für Katzen, Hunde oder sonstiges Getier.
Aber wir haben ja unsere Kabine.
Oben angekommen am Bus-Terminal gibt es jede Menge Haltestellen, aber wir müssen gar nicht auf den großen Platz, sondern direkt rechts zur Straße.
Linie 50, 51, 52, 53 und womöglich auch noch mehr halten alle in Mdina. Linie 50 kommt gerade zufällig als erste, 2 € pro Person beim Fahrer bezahlt und der Bus schlängelt sich durch Valetta, kurz auf eine Schnellstraße und da oben thront sie dann, schon von weitem auf dem Dingli-Plateau erkennbar, einem Ausläufer der Dingli-Hügel.
Zwar hat die Mauer auch schon mal 1800 Türken aufgehalten, uns aber heute nicht. Ohnehin ist das Stadttor weit geöffnet, offenbar erwartet man uns schon.
So ein toller Empfang, da wollen wir doch nun mal einen Blick hinter die Mauern werfen. Nur noch etwa 250 Leute leben hier heute.
Da kommen jetzt kurzzeitig mal 5 Besucher dazu und die paar anderen Kreuzfahrer…
Hinter dem Tor stehen wir jetzt auf dem St. Publius-Platz und wir blicken auf die Kalksandstein-Fassaden, einheitlich in diesem gelb-braunen Mauerwerk.
Und jetzt Vorsicht! Nicht von dieser Kulisse ablenken lassen, denn direkt rechts hinter dem Tor steht schon eine Figur, welche mit einem Pranger Reklame für einen Keller macht.
Es ist der Folterkeller „Dungeons Kerker“ und den Abgang hierzu kann man sonst leicht übersehen. 3 Euro kostet der „Spaß“ und zack wird die Fellbande runter in den halb dunklen Keller geschleppt. Das wird nun wohl „Land und Leute kennenlernen“ der anderen Art.
Eiserne Schandmasken, Streckbank, Henker, Galgen, Ketten und mancherlei sonstiges übles Ungemach.
Och nöööh, da bleibt der grundehrliche Teddy dann doch lieber klein.
Was die Feudalherren und Kirche sich damals alles haben einfallen lassen. Da reichten keine drei „Ave Maria“ beten zur Buße. Die waren offenbar wahrlich nicht zimperlich um die „Wahrheit“ herauszupressen. Heute würde man sagen, der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Aber auch das ist eben Geschichte. Nichts für schwache Nerven, beobachten wir das vermeintlich sicher im Rucksack aus der relativen Ferne.
Der kleine Tiger hingegen ist unterdessen schon längst in die Tiefen des Rucksacks verschwunden. Na ja, hat ja eh keinen Eintritt bezahlt.
Nach einigen dunklen Gängen der Grausamkeiten stehen wir plötzlich doch wieder im Tageslicht, aber nur in einem kleinen Innenhof. Hier wird gerade eine „Hexe“ verbrannt.
Und außerdem sind hier Toiletten. Da ist der Teddy sich jetzt aber wegen dem ganzen Umfeld nicht so sicher, ob das hier nicht auch noch zu den ganzen Grausamkeiten gehört und ist froh, keinerlei solches Bedürfnis zu verspüren. Unsere Leute aber latschen da vermeintlich gedankenlos rein… und kommen dann tatsächlich scheinbar unbehelligt und unversehrt auch wieder raus.
Ist wohl doch öffentlich und sind keine „Gimmicks“ eingebaut.
Zum dramatischen Aufbau des Spannungsbogens und späterem Abgeläut des erfolgreichen Toilettengangs baue ich mich mal höchstpersönlich in die allgemeine Szenerie ein: „Ein Teddy hängt am Glockenseil.“
Solcherart Schabernack kann ich hier treiben, denn der gesamte Folterkeller ist menschenleer, -nur Untote hier. Wer aber hat dann die Hexe angezündet?
Der Ty und ich jedenfalls haben mit der Hexenverbrennung nichts zu tun. Ziemlich „spooky“ hier. Schnell noch mal in die Dunkelheit der Gänge abtauchen.
Wenigstens nen Bäcker haben die hier gehabt,
aber wohl nicht jeder was abbekommen…
Eine Leprakranke hat die Bettdecke halb aufgeschlagen,
aber das Angebot nehme ich nicht an. Da warte ich lieber noch bis zur Kabine. Dort stehe ich regelmäßig wenigstens als ganzer Teddy wieder auf.
Im Gegensatz zu den armen Seelen da unten kommen wir jetzt alle –zumindest optisch ungeschoren- wieder ans Tagelicht. Da hatte zumindest ich eigentlich auch keine Bedenken.
Entgegen dem Uhrzeigersinn zieht es uns mit der zurückgewonnenen Freiheit jetzt durch enge Gassen an der Stadtmauer entlang und das alles erinnert uns ein wenig an Dubrovnik.
Ein Weinlokal lockt mit toller Aussicht, doch da hat der Teddy später noch eine bessere Überraschung für seine Truppe.
Da meine ich jetzt nicht den St.Pauls-Place mit der gleichnamigen Kathedrale, der früheren Bischofskirche.
Auch wenn es hier jetzt eine ganz andere Überraschung gibt, für die allein sich die Sache schon am Eingang lohnt.
Die Preistafel zeigt es an. Der Träger bekommt hier offenbar „Seniorenrabatt“. Das erste Mal im Leben.
Zieht jetzt erst eine Schnute, aber soeben knapp das Anforderungsprofil erfüllend, gibt er sich nun versuchsweise die Blöße und verlangt 1 x Adult und 1x Senior. Selbstsicher hält er dabei schon mal -zu den von ihm sicher erwarteten Kontrollzwecken- den Ausweis in der Hand und bekommt gleich noch einen Schlag in die Magengrube. Im Namen der Kirche winkt der Kassierer ab und will den gar nicht sehen! Er glaubt es ihm so! sagt er. Tolle Schätzung!
Das gibt unserem „Senior“ nun aber doch zu denken… Wir drei können uns unterdessen kaum noch halten und kippen vor Lachen bald aus dem Rucksack. Das verstummt erst, als der wegen dieser Altersschätzung leicht verstimmte „Jung“-Senior uns an den Folterkeller von gerade eben erinnert…
„Aber Grinsen wird man doch wohl dürfen“, bittet der Ty um Milde „… das kann ich nämlich bauartbedingt nicht abstellen.“
Okay, wenn wir so günstig hier reingekommen sind, dann schauen wir uns jetzt auch mal um.
Wie schon damals in Valetta pflastern hier Leichen unseren Weg. Die großen Fliesen auf dem Boden sind meist Grabsteine und wer genau hinschaut, kann neben der verschiedentlichen Abbildung vom Tod auch Namen, Rang, Sterbedatum und Lobeshymnen erkennen.
Scheint auf Malta jedenfalls schwer in Mode gewesen zu sein, diese Art der Beerdigung. Aber wohl alles edle Ritter und Adelsleute unter mir.
Die vom Kerker liegen hier jedenfalls nicht...
--- Fortsetzung folgt ---
Auch im nächsten Teil streift die Fellbande noch durch Mdina.
Aber der von mir so groß angepriesene Geheimtipp, der Panoramablick von einer Dachterrasse, fällt dann ausgerechnet für den Teddy und seine beiden Kameraden etwas bescheidener aus... -im Erdgeschoss, im Schließfach hinter Plexiglas.
Wenn ich da schon gewusst hätte wie unser Kabinennachbar drauf ist, ja dann hätte ich den Schlüssel behalten...
-und das Fach ein wenig vergrößert...