Catania
Recht kurz war der Weg ins „Ionische Meer“, nach Catania, der zweitgrößten Stadt auf Sizilien und seit 2002 Welterbe.
Und die haben hier aber auch einen Streifen mitgemacht! Griechen, Römer, Araber, Erdbeben, Ätna-Ausbruch und dann noch ein Erdbeben. Ein Wunder das hier überhaupt noch oder eben wieder was steht.
Beim Wiederaufbau hat man sich vom Stil her dann überwiegend für die Römer entschieden und aus der Not eine Tugend gemacht, konnte man dann doch prima das Lavagestein verwerten. Aber nicht alles was hier so dunkel aussieht ist auch Lavagestein, manches ist auch einfach nur Dreck und Schmutz vom Zahn der Zeit.
Soweit mal der grobe geschichtliche Abriss vom Teddy.
Ja der Ätna, der thront hier über der Stadt und bei dem überraschend wie insbesondere auch erfreulich recht klarem Wetter können wir den nun schon bei der Anfahrt prima sehen. Und ich glaube, der raucht auch ein wenig. Muss ich mir da Sorgen machen…?
Teddys Planungen konzentrieren sich heute auf die Stadt. Runter vom Schiff und wir laufen den Schleppern von "Hop on - Hop off" direkt in die Arme. Und ganz gegen meine Gewohnheit lasse ich mich diesmal von denen belatschern und mir was aufschwätzen. Eine Fahrt mit der „Bimmelbahn“.
Nicht ganz uneigennützig verkaufe ich es den Trägern als Goodwill-Aktion zu deren Kräfteschonung. Also rückt 2 x 10 Euronen raus, die Teddys sind natürlich wieder gratis. Noch ahnen die nicht, dass ich zu den meisten jetzt angefahrenen Punkten später auch noch hingeschleppt werden will. Abfahrt!
Nach einem gewissen Vorgeplänkel zu Punkten die ich gar nicht auf meiner ausgearbeiteten Agenda habe, ist der erste wesentliche Punkt das Theatro Massimo.
Gut zu sehen, aber schwer zu fotografieren. Da drängen sich immer wieder Bäume ins Foto.
Und nun geht es bergauf - viel Spaß später beim Laufen denke ich so - und lenke von diesen etwa aufkommenden negativen Gedanken ab, indem ich schnell deren Aufmerksamkeit auf das römische Amphitheater lenke, von dem aber nur noch einige wenige Reste in einer Grube stecken, eigentlich nur noch ein paar Teile vom Keller.
Und auch die Chiesa di San Biaggio im Hintergrund ist komplett verhüllt. Nicht von Christo, ist wohl eher eine Baustellenplane. Egal, bis hier oben müsst ihr später trotzdem latschen, denn dahinter ist der Bellini-Park. Und da will ich hin.
Und schon geht es abwärts bis zum Monastero die Benedittini, dem Benediktinerkloster also, zum Fotografieren aber nicht so dolle. Zu viele glatte Mauern.
Das Teatro Greco Romana, in welchem gerade ein paar Touristen zwischen den Trümmern rumkriechen, steht eigentlich auf der Besuchsliste von mir altem Abenteurer, weil hier wohl noch ein Gladiatorengang zu erkennen sein soll. Aber den kann ich im Vorbeifahren nicht sehen und so beschließe ich kurzentschlossen, diesen Punkt von meiner späteren „Catania zu Fuß-Liste“ zu streichen. Man soll ja auch nicht alles so überfrachten…
Auch das Castello Ursino reicht, es im Vorbeifahren gesehen zu haben
und nach 40 Minuten endet dieser lockere Aufgalopp mit der Bimmelbahn genau am Piazza Duomo, wo sich meine Ziele nur so häufen.
Kaum ausgestiegen will man uns zu einer weiteren Tour belabern. Jetzt muss aber auch mal gut sein. Wir haben doch keine Zeit.
Über teilweise Kopfsteinpflaster war es eben mit der „Bimmelbahn“ doch ein wenig unruhig und ich hatte zeitweise Sorge, dass mir der kleine Tiger in den Nacken k….
Hätte jetzt eher ein Angebot über eine Rückenmassage erwartet. Aber insgesamt wieder eine tolle Initiative vom Teddy, denn die ganzen engen Nebenstraßen und Winkel unterwegs waren schon toll, so für den ersten Eindruck...
Jetzt aber ist Schluss mit lustig, ab jetzt ist bei den Trägern Lockerheit in den Beinen angesagt. Kurze Nord-Süd-Orientierung, Karte ausrichten und erstmal zum Amenano-Brunnen.
Oben steht eine natürlich nackte Figur und darunter zwei Figuren mit menschlichen Körpern und Fischleibern, nennt man wohl „Tritonen“.
Die weitere Bedeutung des Brunnens kenne ich nun nicht, ist aber ganz nett anzusehen.
Und vor allem hat er, anders als der am Sonntag in Civitavecchia, sogar Wasser.
Hatte ihn auch nur als Orientierungspunkt in die Besuchsliste aufgenommen und es wird nun klar warum. Ich höre ein ziemliches Gegröle und es stinkt nach Fisch. Dahinter ist nämlich der Fischmarkt und den will ich sehen.
Nach viel Fisch, Muscheln, Krabben, einem bisschen Fleisch in Form von Lämmern, Gedärmen und Pansen, sowie auch Gemüse, sind wir einmal um den Block geschleppt und stehen wieder auf dem Piazza und in der Mitte davon beim Fontana dell` Elefanti, dem Elefantenbrunnen, dem Wahrzeichen von Catania.
Angeblich stammt der aus römischen Zeiten und möglicherweise stand hier mal ein Hippodrom. Dann wäre er wohl so eine Art Wendemarke gewesen.
Nichts Genaues weiß man nicht. Jedenfalls ist das Teil recht groß, trägt auf dem Rücken einen Obelisken aus Ägypten und die Satteldecke ist aus Marmor.
Scheint stimmig zu sein, die Sache mit den Römern.
Dann also ab in die Kathedrale Sant`Agata, die den Namen der Schutzpatronin Catanias trägt, der heiligen Agata eben, und deren Reliquien hier lagern. Die ist zu diesen Ehren gekommen, weil sie sich damals gegen die Besatzer gewandt und dem heidnischen Stadthalter die Heirat verwehrt hat. Das erregte mehr als dessen Missfallen, er wurde nachtragend und es endete mit dem Feuertod. Das ganze Martyrium, mit Ausnahme der Verbrennung, passiert an der Stelle, wo heute die Chiesa di San Biagio steht. Das ist dieses verhüllte Gotteshaus beim Amphitheater wo wir eben daran vorbeigefahren sind und außer Planen nichts zu sehen war.
Eintrittsfrei hinein in die Kathedrale
mit dem daneben freistehendem Glockenturm (Campanile) und drinnen wundern wir uns über einen Glaskasten mit einer Leiche drin. Den Kopf mit einer Eisenmaske bedeckt, der Rest verhüllt, schauen eigentlich nur die Hände raus. Und die sehen, trotz Ring, gar nicht mal mehr so gut aus. Mist, hat der Teddy in seinem Selbststudium wohl überlesen, denn so befürchte wir alle erst später, dass dies wohl der Leichnam des Bellini ist, einem berühmten Komponisten, der vor über 200 Jahren in Catania geboren ist, aber dann schon nach 34 Lebensjahren hier zum Liegen kam. Jedenfalls also eine schon sehr alte Leiche, die dafür wiederum noch recht gut erhalten ist.
War er aber wohl doch nicht, denn mein nachträgliches Internetstudium zeigt mir, dass Bellini verborgen unter Stein bei einer Gedenksäule liegt, die wir natürlich übersehen haben.
Noch peinlicher aber als Teddys Flüchtigkeitsfehler ist jetzt der Träger. In einem Seitenschiff folgt er einer kleinen Gruppe von touristisch interessiert wirkenden Italienern (- denn die werden sich ja auskennen, wo es hier was „Besonderes“ zu sehen gibt-) bis in einen großen Nebenraum. Und dort drinnen streckt ihm jemand plötzlich schon die Hand entgegen.
Das macht uns stutzig und kommt auch ihm jetzt komisch vor und es wird klar: Der will uns nicht als Touristen begrüßen, sondern wir sind wohl in eine Beerdigung bzw. eher in ein Treffen zur Planung einer Trauerandacht geraten und der Mann will dem Träger unbekannterweise Beileid wünschen…
Na klar, mit dem Rucksack und den Teddys hinten drin zur Trauerfeier… Oh Gott, ist der Typ peinlich! Da ist aber für die ungebetenen Trauergäste schneller Rückzug angesagt.
Ja, was „Besonderes“ hat er mit seiner touristischen Neugier da im Nebenraum also entdeckt, aber irgendwie anders…
Er rechtfertigt sich damit, die vom Teddy angepriesenen Fresken vom Ätna-Ausbruch gesucht und dort vermutet zu haben. Die haben wir aus gegebenem Anlass dann aber nicht weiter gesucht…
Jetzt aber erstmal raus hier, -wenigstens aus der Kirche. Aus dem Fettnapf ist schwieriger, da steckt er tief drin...
Und beim Rausgehen habe ich noch einen Gedanken: „Nix immer nur Teddy Kaufhof, der kann bei nächster Gelegenheit mal schön selbst im Beichtstuhl platznehmen.“
Direkt gegenüber verlassen wir direkt wieder das Tageslicht und verschwinden in die Kirche mit der Kuppel, wo oben Leute draufstehen.
Hier kann man sicher nichts verkehrt machen und Touristen sind willkommen, zumindest solange man auf touristischen Pfaden bleibt und nicht wie gerade unfreiwillig, einen auf Land und Leute macht… Einmal umgeschaut in dieser Chiesa della Badia di Sant`Agata und dann hält die Sponsoren wohl tatsächlich nicht der Zugangseintritt von 5 Euro davon ab, uns den Rundblick von der Kuppel zu gönnen, sondern die Tatsache, dass es -fast erwartungsgemäß- in diesem alten Gemäuer keinen Aufzug gibt. Die paar Stufen schrecken die dermaßen ab, dass uns jetzt der sicher tolle Ausblick verwehrt bleibt. Nun gut, so billig kommt ihr uns nicht davon. In Neapel kann man alternativ auf das Dach der Kathedrale. Und da gibt es einen Lift!
Nochmal über die Piazza geschaut, zur (wohl ehemaligen) Universität, dem Rathaus, also dem anderen großen „Palazzo“, dann aber auch den kulturellen Rundumschlag an dieser Piazza beendet,
geht es schnurgerade die Straße Via Etnia hoch. Aber weit kommen wir nicht. Da habe ich noch die Collegiata eingebaut, oder eben die Basilica Minor -wie ein Papst sie mal genannt hat.
Hier subventionieren wir die Kirche mal finanziell und stecken den dafür geforderten Euro in einen Münzschlitz, damit das so bunt geschmückte und reich behangene große Teil, welches wohl von einer Prozession stammt, für 2 Minuten beleuchtet ist. Die nennen es hier „Illuminierung“. Kaum der Euro drin, kommen auch schon andere Touris wie die Schmeißfliegen an, um das von uns gegen Gebühr inszenierte Spektakel zu bewundern und zu fotografieren. Wir aber stellen fest, dass es auf den Fotos vorher unbeleuchtet besser aussah, überlassen denen die Restzeit und gehen mildtätig und gönnerhaft von dannen Richtung Ausgang.
Kaum auf den Treppenstufen wird uns nun durch lautes Glockengeläut Dank gezollt. Ty aber meint, dass es nüchtern betrachtet auch daran liegen kann, dass es gerade Punkt 12 ist. Okay, da könnte ein Zusammenhang bestehen…
Draußen entdeckt der kleine Tiger nun mehrere Männer die auch einen bunt behangenen Metallständer vor sich her tragen und vermutet eine „Prozession“. Bei genauerem Hinschauen kann ich ihm das ausreden. Es sind ganz einfach fliegende Händler, die den daran baumelnden Klimbim von A nach B tragen, oder auch gerade vor der Policia flüchten.
Weiter die Via Etnia hoch, an dem Schuhladen Deichmann vorbei, erreichen wir nun kurz vor der Jammergrenze der Kläger, den Bellini-Park.
Zur Begrüßung der Besucher versucht ein Adriano Celentano - Imitator, der aber nur bei den vom Handy abgelesenen Texten Ähnlichkeit erkennen lässt, von einer Parkbank aus Urlaubstimmung zu verbreiten. Gelingt ihm wegen der Gesamtumstände offenbar aber im besten Fall nur ansatzweise, denn die aufgestellte Schachtel bleibt der Beobachtung nach leider weitestgehend münzfrei.
Der Bellini-Park ist eine recht große Angelegenheit mit mediterranem Gewächs, alles zu Ehren dieses Bellini, von dem wir mittlerweile ja auch wissen wo er begraben ist und zu der unbekannten Leiche in diesem Glaskasten einen Namen haben. Nur einen kleinen Teil vom großen Park gönnen die uns zu sehen, der Spielplatz wird totgeschwiegen und von nun ab geht`s bergab.
Aber nicht den direkten Weg fordere ich ein, also nicht etwa wieder die Via Etnia runter, denn da kennen wir ja schon alles, sondern durch enge Nebenstraßen möchte ich. Ggf. entdecken wir ja da noch die von uns so geliebten „Nebensächlichkeiten“ und darunter vielleicht sogar den ein oder anderen „Eyecatcher“.
Erst mal landen wir wieder auf einem Markt, wo gerade aber schon Aufbruchsstimmung herrscht. Trotzdem ist noch ordentlich Betrieb und anders als bei uns zu Hause, wo die Märkte sowohl von den Ständen als auch den potentiellen Käufern her immer leerer werden, pulsiert hier noch das Leben und es herrscht noch solcherart Tradition des Markttreibens. Wir kaufen nichts, denn ich weiß jetzt nicht, ob wir dem Koch auf der Aida rohes Darmgewühl oder auch Pansen hätten mitbringen sollen.
Halbwegs parallel zur Via Etnia geht es jetzt runter und nicht irgendeine Kirche oder ein Palazzo, sondern das Schuhgeschäft Deichmann auf dieser Via Etnia zeigt uns, zwischendurch zwischen den Häuserzeilen erkennbar, das wir nicht weit vom Weg zum Hafen abgekommen sind.
Und da stehen wir auch schon wieder vor dem Elefantenbrunnen, die belohnen sich für den Marsch mit einem Kaffee, und alle genießen den Blick über den großen Piazza Duomo.
Dom und Kirchen sind nun Mittags alle geschlossen und die Fläche beim Fischmarkt verrät nur noch durch das noch in der Luft liegende typische Aroma vom interessanten Treiben, dass hier noch heute Morgen herrschte.
Mich überrascht das jetzt nicht, habe ich doch vorausschauend nicht ohne Grund diese Besichtigungspunkte unbedingt auf den Vormittag gelegt.
Und ja, tatsächlich nur noch die Kaffeetassen leeren und ihr habt es geschafft. Mit Catania sind wir jetzt durch. Ab aufs Schiff.
Aber vorher wird noch ein Foto gemacht, zum Posten im Wasserurlaub-Forum. „Fellbande vor Kathedrale“. Da der Fotograf aber leider deren Spitze abgeschnitten hat, wird noch ein Foto ohne Teddys und dafür aber mit Kathedralenspitze gemacht.
Und gut, dass wir schon am Morgen ein Foto vom Ätna gemacht haben, -der ist nämlich jetzt vollkommen im Nebel oder Dunst und aber hoffentlich nicht in Rauchschwaden verschwunden und wie vom Erdboden verschluckt.
Hab ihn aber trotzdem noch entdeckt...
Lustig fand ich unterwegs das Schild an einem Bankgebäude. Da steht doch tatsächlich „Credito Siciliani“. Einen „sizilianischen Kredit“ habe ich mir, sagen wir mal so, weniger „offiziell“ vorgestellt…
Zwar nicht finanziell, aber eng wird es diese Nacht auch für das Schiff. Auf dem Weg nach Palermo geht es durch die Straße von Messina. Für die Passage brauchen wir sogar einen Lotsen und recht langsam schlüpfen wir gegen 21:30 Uhr durch die nur 3 Km breite engste Stelle. Steuerbord sind wir echt recht nah vor Land und als wir in die Passage eingefahren sind hat man in der Dunkelheit gedacht, dass da gar kein Durchkommen ist. Eine Lücke war zwischen den ganzen Lichtern rechts und links jedenfalls nicht zu erkennen, nur eine geschlossene Lichterwand. Aber so ist das mit der Optik, da kann man sich auch mal täuschen.
Morgen früh werden wir aufwachen und sind in Palermo.
Wer vom Festland, also von der Stiefelspitze aus dort hin will, der muss auch den Seeweg, also wenigstens eine Fähre nehmen. Trotz der nur 3 km zwischen Land und Insel, eine Brücke gibt es nicht. Mehrfach geplant, nie verwirklicht. Zu unruhiges geologisches Gebiet da unten am Meeresgrund und wohl auch an Land.
Ganz anders die Ruhe bei uns, wir schlafen.
--- Fortsetzung folgt ---
Und im 5. Teil sind wir auch schon in Palermo. Und wieder sind es Leichen die uns beschäftigen. Diesmal aber nicht unter Steinen, sondern offen in Regalen. Es geht in die Katakomben, -bekannt aus Funk und Fernsehen.
Zwar kommen wir dann heil wieder ans Tageslicht, vermissen oben aber doch etwas, -nämlich freie Taxen. Und so...