Palermo
Strahlender Sonnenschein und nachdem die „Costa Smeralda“, welche die Stadt heute um 5000 überwiegend Italiener ergänzen wird, endlich gewendet, der Fischer sein Netz eingeholt hat
und noch ein verspätetes Fährschiff vorgelassen wird, parken wir rückwärts ein.
Und ähnlich wie der Fischer sind wir gespannt darauf, was wir bei unserem zweiten Besuch hier später so alles (an Eindrücken) im Netz haben werden…
Der Plan steht, aber die Taxifahrer, auch außerhalb des Hafengebietes, sind jetzt nicht so begeistert, als wir „nur“ zu diesen Katakomben wollen. Die wollen uns natürlich lieber erstmal durch halb Neapel fahren und dann erst dort oben rauslassen, anstatt sich nach kleiner Fahrt wieder hinten anzustellen. Verständlich, aber Laufen ist dann echt zu weit und es geht zu allem Überfluss noch bergauf. Selbst der Typ mit der dreirädrigen "Ape" winkt ab, bzw. ruft 40 Euronen auf. Irgendwie ist der dann sogar froh, dass wir am Ende ablehnen.
Ein Stück bergauf gelatscht und endlich wieder ein wartendes Taxi in Sicht, verlieren wir die Nerven und packen die Gelegenheit beim Schopf. 25 €, sicher kein Schnapper, aber Teddy hat weder Bock sein Verhandlungsgeschick in den Ring zu werfen, noch will er die Gelegenheit verstreichen lassen.
Zick Zack rechts und links, auch mal durch einen kleinen Tunnel, noch mal hier und da um die Ecke rum und bald wissen wir sowieso nicht mehr wo wir sind. Als das Taxi dann in einem versteckten Winkel hält, sind wir tatsächlich da. Piazza Cappuccini 1.
Die 3 Ausflugsbusse davor verlassen gerade das Gelände und der Weg ist frei. Ab in den Untergrund in die Catacombe di Capuccini.
Habe ich vorher schon mal im Fernsehen gesehen. Hunderte von Leichen sind hier offen begraben. Nichts für schwache Nerven also, aber der Teddy hat ja Nerven wie Drahtseile. Beim Ty aber bin ich mir da nicht so sicher und beim kleinen Tiger schon gar nicht. Dann soll er halt in den Rucksack kriechen, wenn er das nicht aushält. Ich bin für die 3 € pro Person jedenfalls gespannt auf das, was da so rumliegt und steht. Und das alles muss ich jetzt im Kopf abspeichern. Kein Fotografieren stört das Erlebnis, denn hier herrscht Fotoverbot! Und so muss eine Karte, bzw. ein Leporello abfotografiert werden. Und für schwache Gemüter habe ich die mal vorsichtshalber noch durch Schwärzung entschärft…
Im Rundgang geht es durch Kellergewölbe und überall hängen und stehen sie,
manche liegen auch in Särgen, teils verglast und fast alle offenstehend.
Alle sind voll bekleidet, manche mit Straßenkleidung, manche mit Uniform
und in einem Gang aber alle nur mit einem Tuch oder in Sackleinen, -wohl ein Büßerhemd. Die sind dann wahrscheinlich nicht so ehrenvoll gestorben.
Neben diesen Klamotten o. ä. tragen hier, anders als gestern noch die Leiche im Glaskasten, jedenfalls alle -solche mit der Zeit natürlich löchrig gewordene- Handschuhe (... wenn sie bei der Einkleidung denn überhaupt noch ein komplettes Paar brauchten- siehe oben).
Spätestens seit gestern in der Kathedrale wissen wir ja, dass so undurchblutete Hände mit der Zeit optisch leiden.
Zu lesen ist, dass die ganzen Leute, die alle ein Schildchen mit Nummern tragen, wohl um die Mitte von 1800 hier beerdigt wurden. Nun gut, die lange Zeit bringt es mit sich, dass hier einiges verstaubt ist und die Personen wirken alle sehr vertrocknet und ledrig. Aber riechen tut es hier zu meiner Erleichterung gar nicht. Das war ja eigentlich meine größte Sorge gewesen, kann ich nämlich gar nicht gut ab.
Besuch beendet, Ty leider unbeeindruckt, Tiger erschüttert, geht es wieder ans Tageslicht. Wobei es unten eigentlich auch nicht richtig dunkel war.
Was soll ich sagen, war mal ganz interessant, aber eher dann, wenn man nicht das erste Mal in Palermo ist und kulturelle Alternativen sucht. Dann ist es ein wohl lohnendes Ziel.
Oben links neben dem Eingang ist übrigens der neuzeitliche und auch noch aktuelle oberirdische Friedhof.
Für uns steht nun aber „Retour“ auf dem Zettel. Erst mal ein Stück mit dem Taxi und dann auf dem groben Weg zum Schiff einfach mal nach unten treiben lassen.
So der Plan...
Aber wir stellen fest, bezüglich Taxen ist das hier eher ein „Lost Place“. Die, welche gerade hier stehen, haben heute Morgen wohl alle das große Los gezogen und befinden sich auf großer Rundfahrt und hier nur auf Zwischenstopp. Die warten auf ihre aus dem Untergrund zurückkehrenden Fahrgäste.
Na ja, hilft ja nichts. Gehen wir halt schon mal um die Ecke rum. Aber da sind jetzt auch nur noch Ecken, Winkel und enge Gassen. Die Chance auf ein hier vorbeikommendes Taxi, tendiert in diesem urigen Wohnbezirk, in dem gerade der ganz normale italienische Alltag herrscht, eher in Richtung der Chance auf 6 Richtige im Lotto.
Treiben lassen wollten wir uns, aber nun werden wir getrieben. Getrieben von Unkenntnis. Selbst Google Maps scheint bei diesen vielen kleinen Straßen nicht die Lösung, zumindest nicht für den Träger. Wir wissen am Ende nur eines, es muss bergab gehen. Aber das geht es zu 3 Seiten und zwischen den engen Häuserzeilen lässt sich ohne Weitblick kein Orientierungspunkt ausmachen.
Nur Häuserwände und Balkone mit Wäsche. Und keine Straße verläuft hier durchgehend geradeaus.
Irgendwann dann wenigstens ein Lichtblick, eine Straße mit Buslinie. Und während der Träger nach unten blickend Google Maps auf dem Handy beschimpft, liftet die Reserveträgerin endlich mal die tief nach unten gezogene Sonnenkappe. Und da erblickt sie, recht nah, die Türme der Kathedrale.
Augenblicklich beginnt sich auch unsere Welt wieder zu drehen. Die touristische Zivilisation hat uns wieder. Das Leben bekommt wieder Struktur.
Die fast 1000 Jahre alte Kathedrale, diese „Allerheiligste Kirche“, baut sich vor uns auf. Und wie belebt doch so ein Vorplatz sein kann…
Drinnen an den Seiten nun einige Baustellen- und Renovierungsarbeiten, aber der Hauptteil ist frei.
Die setzen sich, schauen sich um und bei all der Andacht lasse ich mich zu einem kurzen Gebet hinreißen, welches ich aber auf das Wesentliche beschränke:
„Lieber Gott mach mich fromm, dass ich in der Welt rumkomm.“
Fertig und Amen
Fertig sind wir nun auch hier. Zuvor aber prüfe ich noch, ob mein Gebet wohl schon Wirkung zeigt. Die sollen Eintrittskarten für die Dachbegehung kaufen. Aber die Wirkung versagt. Ist wohl noch nicht oben angekommen. Auch mein dezenter Hinweis darauf, dass hier das Alter für die „Clubstufe Alt“ soweit heruntergesetzt ist, dass auch die Sponsorin Seniorenrabatt erhalten würde, wird nur mit einem „ablehnenden“ Blick beantwortet. Und das ist noch milde ausgedrückt.
Jedenfalls wird offenbar vieles preiswerter mit alten Reisebegleitern. Man spart eine Menge. Da kommen rosige Zeiten auf uns zu.
Also rauf auf die belebte Via Vittorio Emanuele und abwärts. Aufwärts hingegen erkennt man in der Ferne zwar das Porto Nuova, aber das kennen wir schon von damals und aufwärts bringen die heute keine zehn Pferde mehr. Wobei es solche hier, anders als noch gestern in Catania tatsächlich gibt, diese Pferde samt Kutsche.
Klimbimladen und Kunsthandwerk reiht sich nun aneinander und erst an der Piazza Pretoria biegen wir rechts ab.
Eingerahmt von großen schmuckvollen Häuserwänden steht in der Mitte der große Brunnen mit den natürlich wieder nackten Figuren. Für einige „Palermitaner“, so heißen die Einwohner hier wirklich, sind die schon seit Anbeginn zu nackt und vor allem so realistisch dargestellt, sodass es eine Schande ist. Und so nennen sie ihn „Brunnen der Schande“.
Was soll denn der Teddy sagen?! Der war auf seiner ersten Reise damals noch splitternackt rumgelaufen, nur mit einer kaum etwas verhüllenden Schleife mit nur wenigen Buttons dran und hatte sich erst am Ende der Reise wenigstens ein Hemdchen erbettelt. Und keiner außer er selbst hat offen daran Anstoß genommen.
Laute Musik dringt nun von einem weiteren Platz, der in der oberen rechten Ecke von hier abgeht. Eine Sängerin verbreitet mit wirklich gutem Live-Gesang südländisch italienischen Flair und wir betrachten bei dieser Begleitmusik die nebeneinander stehende „Chiesa di San Catolde“
und die „Chiesa Di S. Maria Dell`Ammiraglio“.
Die erste davon hat diese 3 roten Kuppeln und wirkt arabisch.
Rein gehen wir in keine. Teddy hat heute ja schon gebetet.
Nun noch etwas die Via Vittorio Emanuele runterstolpern und dann die nächste kleine Straße hinter der Via Roma links ab, da soll ein Markt sein. Und ist er dann auch. Dezenter Fischgeruch durchstreift meine Nase. Immer der Nase nach also, eine der engen Marktgassen mit überwiegend Klimbim und Gemüse durchstreifen und Türme kündigen sie an, die nächste Kirche und davor eine Säule. S`Domenico heißt dieser Bau, scheint aber alles nicht so bekannt hier zu sein, denn nur wenige Touristen hat es hierhin verschlagen.
Die „Trattoria“ hier am Platze wittert daher jetzt endlich das "große Geschäft", aber wir trinken hier nur einen Kaffee, nutzen aber dafür die Gelegenheit und hinterlassen zum Abschluss wenigstens aber ein "kleines Geschäft"… im gefliesten Hinterzimmer.
Erleichtert und aufgeputscht geht es auf die abschließende Etappe.
Ach nee, Schritt zurück…, muss ich noch erzählen: Gerade hat übrigens ein Typ mit musikalischem Faltenbalg den Sponsoren den Kaffee versüßt und ist dann freundlich von Tisch zu Tisch gegangen. Teddy luchst den Sponsoren einen Taler zur direkten Weitergabe aus der Tasche, zeigt sich mildtätig und unterstützt somit die lokale Musikszene.
Und bezüglich Kunst, Kultur und Musik: Das Teatro Massimo kriegen wir jetzt nicht mehr eingebaut. Das liegt nicht auf dem Weg und außerdem kennen wir das schon vom letzten Mal. Dürfte noch immer so aussehen... denk ich jetzt mal...
Jetzt aber wirklich ab nach Hause. Noch an einem Kreisverkehr mit stählernem Mafia-Gedenkmonument vorbei
und dann erscheint zwischen den Häuserzeilen der Oberbau der Aida.
Durchhalten, das Mittagessen wartet auf euch. Gibt es heute bis 14:30 Uhr.
18:00 Uhr ist Auslaufen, denn unsere Liegezeit wurde wegen der 15 Minuten Verspätung von heute Morgen um eine halbe Stunden verlängert. Die Costa hingegen ist da schon 1 1/2 Stunden weg. Ja, die 5000 Leute mussten sich etwas mehr beeilen. Aber die Stimmung scheint gut, zumindest laut. Na ja, wem`s gefällt…
Ich genieße die Ruhe und während der Rest der Fellbande in der Hängematte liegt, mache ich mir heute mal einen Spaß, platziere mich am Geländer und begrüße regungslos die Heimkehrer.
Möchte nicht wissen auf wie vielen Schiffsfotos ich jetzt mit drauf bin. Die meisten werden es erst hinterher feststellen, dieses kleine Detail namens Teddy Kaufhof…
Und der Nachbar, also der Herr „Suitenstrunzer“ mit dem angeblich so vielen Geld und dem ständigen „Kost`doch Nichts!“, wundert sich jetzt über das „verspätete“ Auslaufen. Hatte der heute Morgen gar nicht mitbekommen und wird von uns „armen“ Kabinennachbarn nun aufgeklärt.
Ach, so meint er: „Die Ansage des Staff-Kapitäns habe ich heute Morgen beim Frühstück im Buffalo abstellen lassen. Immer dieses laute Gebrabbel. Das stört doch und man will ja schließlich in Ruhe frühstücken.“
Na da wird er sich dort ja kostenlos viele neue Freunde gemacht haben…
--- Fortsetzung folgt ---
Im 6. Teil:
Schon bei der Einfahrt grüßt der Vesuv und wir heute die Stadt.
Erstmal alles in Schiffsnähe abklappern und dann hoch auf den Berg, -mit der "Standseilbahn", für den großen Überblick.
Besser aber wäre gewesen, wenn es denn nur eine Seilbahn gewesen wäre, anstatt sich plötzlich mittendrin auf ihren Vornamen "Stand" zu besinnen...
Die andere Seite der Stadt, das Historische Zentrum (Centro Storico), muss erstmal warten....
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