18. Januar 2019, Hongkong – teils bewölkt, 20 Grad
Der Wecker hat uns zeitig aus dem Schlaf geholt und dem Frühstück wurde heute morgen nicht so viel Zeit zugestanden. Pünktlich finden wir uns an der Rezeption ein und dann marschieren wir los zum nebenan liegenden Busbahnhof. Zur Vorsicht habe ich meine leichte Steppjacke angezogen, denn wir werden mit der Fähre und dem Bus fahren- das heißt viel Frischluft bzw. Fahrtwind.
In der Mall könnte ich alle paar Meter stehen bleiben – viele verlockende Schaufenster gibt es da. Vielleicht langt es für einen Streifzug am Abend hier. Das kleine Büro des Busunternehmens ist gefunden, wir tauschen die Online-Reservierung gegen ein Faltblatt mit vielen Zetteln. Es kann los gehen – zum Terminal der Star Ferry. Wir wollen rüber nach Hongkong Island und schon bei der Fahrt gibt es viel zu schauen. Rüber zur anderen Seite ist es ja praktisch nur ein Katzensprung.
Endlich bekomme ich die Vita in ihrer ganzen Schönheit vor die Linse und zack, schon auf der Karte gespeichert. Im Vergleich zu den neuen AIDAschiffen ist sie wirklich ein Winzling. Aber uns gefällt sie, wie sie so schnuckelig aussieht.
Drüben angekommen halten wir Ausschau nach den roten Doppeldeckerbussen und stellen uns ordentlich hinten an die Schlage der Menschen, die wie wir die grüne Route fahren wollen. Es gibt noch eine rote und blaue Tour, aber die fahren wir morgen. Es klappt alles prima und wir finden noch oben freie Sitzplätze mit Frischluft. Wir haben ja unsere warmen Jacken angezogen, denn im Schatten der Hochhäuser ist es schon etwas frisch.
„Mensch ne, was für eine Steinwüste“, rutscht es mir raus. Ein Hochhaus neben dem anderen, davor und dahinter auch.
Der Platz ist knapp und so baut man halt hoch, irgendwo müssen ja all die Menschen in dem dicht besiedelstem Gebiet der Welt leben (7,1 Millionen Einwohner). Jana hat ihr rotes Kopftuch vorgeholt, denn die Haare sind ordentlich am herumflattern. Wer hätte das gedacht mit dem kühlen Wetter, wo es ja am Anfang der Reise so warm war? Ich auf jeden Fall nicht ...
Was mich ein wenig versöhnt, es gibt eine Vielfalt der Baustile. So sieht es nicht nach Betonsilos aus. Verspiegelte Glasfronten, verschiedene Höhen, gerade und geschwungene Balkone – aber ich sehe nicht viel Grün. „Was meinst du, was machen die Leute am Wochenende die hier wohnen?“ frage ich meinen Mann. „Könnte sein, dass sie in das „kleine Gebirge“ fahren, auf eine Insel oder an den Strand, soll es ja in Stanley geben, wo wir hin wollen!“ Schauen wir mal. Vor ein paar Tagen haben wir beim Vortrag gehört, dass es tausende von Menschen in Hongkong gibt, die sich keine Wohnung leisten können. Für 1.300 Hongkongdollar (1 Euro = 8,87 HKD) mieten sie sich Schlafboxen, die die Grundfläche eines Bettes haben und darin müssen sie auch ihr Hab und Gut unterbringen. Unvorstelltbar, bei dem Gegensatz zu all dem Reichtum und wirtschaftlichen Erfolg. Aber wo das Licht ist, ist auch meist Schatten - wie überall auf der Welt.
Ach, da fährt gerade die doppelstöckige Tram an uns vorbei. Eine Fahrt damit würde uns sicher auch gefallen. Aber man kann ja nicht alles machen …
Wir passieren Aberdeen. Die Stadt liegt auf der Südseite
von Hongkong Island. Der Hafen dort wird heute nur noch von Dschunken und
Sampans angefahren. Ansonsten ist er noch ein Taifunschutzhafen. Die Stadt
wurde nach dem britischen Staatssekretär für Krieg und Kolonien, Georg
Hamilton-Gordon, den 4. Earl von Aberdeen benannt.
Es geht in kleinen Kurven den Berg hinauf und die Sicht auf die vorgelagerten Inseln ist sehr schön. Der Sandstrand liegt verwaist, es ist zu kalt für ein Bad. Aber ich denke mal, wenn es Sommer ist in Hongkong, wird hier viel los sein. In der Ferne ist schon Stanley zu erkennen.
Und was haben wir denn da? Das Gebäude, das wir bereits
vor ein paar Tagen beim Vortrag des Lektors gesehen haben. Elegant liegt es am
Hang und das Tor für den Drachen ist gut zu erkennen. Spontan kann ich sagen, das nenne ich doch eine tolle Architektur. Fast könnte man meinen, das Gebäude sich bewegen, wie eine Fahne im Wind.
Nach gut einer dreiviertel Stunde sind wir in Stanley
angekommen und landen an der Haltestelle in einer Einkaufsmall.
Beim Anblick dieses Laden denke ich, ich sei in Frankreich. Kleine feine französische Spezialitäten in den Regalen, Wein aus verschiedenen Anbaugebieten und es gibt einen guten kleinen Café noir. Das Küstendorf ist beliebtes Ziel der Großstadtbewohner. Die Promenade, die wir entlang bummeln ist nett angelegt und es gibt auch was zu fotografieren.
Bei den Säulen fällt mir sofort wieder Axel C. Brüggemann ein, unser Lektor der uns während der letzten AIDAreise die verschiedenen Arten der Säulen
erklärt hat. Ja, man kann auch was lernen an Bord, wie auf dieser Reise auch.
Durch einen kleinen Park gelangen wir auf eine Anhöhe, wo ein auch ein Tempel steht.
Außer uns ist keine Menschenseele hier oben. Es ist wunderbar ruhig und wir nutzen den Moment, entspannt auf die Landschaft zu schauen.
Ein paar Stufen führen hinab zum Wasser, wo ein paar kleine Boote auf dem Wasser liegen. Beim Rückweg zum Bus bleiben wir lachend vor diesem Schaufenster stehen. Meistens winken die Katzen ja, aber bei denen hier ist die Geste eindeutig oder???
Der Bus verspätet sich etwas, aber wir haben ja keine Eile. Wir entscheiden uns noch für die Hafenrundfahrt, die ja in dem 2 Tagesticket inbegriffen ist.
Es geht kreuz und quer zwischen feudalen Jachten und den
Fischerbooten vorbei.
Unterwegs steigen wir aus und besuchen das Jumbo-Kindom-Restaurant. Es gab schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg schwimmende Restaurants in dem Hafen. Zwei sind bis heute erhalten. Einmal das Jumbo Floating Restaurant und das daneben schwimmende Tai Pak Floating Restaurant. Beide sind vertäut zu einer Einheit.
Bei der Fahrt zum Hafen liegt Dunst über der Stadt die ersten Lichter flimmern schon. Der Hausberg liegt ebenfalls im Nebel, wir werden morgen auch nicht hochfahren, denn wir haben uns noch so einiges vorgenommen zusammen zu erkunden.
In der Mall ist wieder der Bär los. Menschen mit großen Einkaufstüten schlendern umher. Andere haben Koffer auf Rollen dabei um die Einkäufe zu transportieren. In den kleinen Restaurants sitzen Leute, essen und schauen auf ihr Handy.
Die Männer am Check-In grüßen freundlich und schon sind wir auf der Gangway zur Vita. Die Rucksäcke verstauen wir in der Kabine und schon sitzen wir in der Taxe. Es geht zum International Commerce Center. Mit unserem Ticket hatten wir die Wahl: entweder auf den Peak (wo heute endlose Schlangen anstanden) oder zum SKY100. Wir entschieden uns für SKY 100 - das hatte uns die nette Frau im Service-Büro empfohlen. Wir hätten dort garantiert eine schöne Sicht am Abend. Schauen wir mal. Aber davon werde ich im nächsten Teil berichten.