Neapel
Neapel die Millionenstadt, die laute Stadt.
Den Ausflug nach Pompeji und auf den Vesuv haben wir schon 2014 als „must have“ erledigt
und so wenden wir uns heute naheliegenden Dingen zu, der Stadt.
Goethe sprach einst von „Neapel sehen und sterben“, als es wohl noch eine der schönsten Städte Europas war. Auch das Centro Storico (Historisches Zentrum)
ist heute zwar immer noch schön und interessant aber doch…
Teddy will es mal so ausdrücken: „zum Teil vernachlässigt…“. Aber wenigstens ist es Weltkulturerbe.
Griechen, Römer… alle waren sie im Laufe der Zeit da und haben Spuren hinterlassen. Und jetzt kommt heute auch noch die neuzeitliche Fellbande.
Aber die werden wohl keine bleibenden Spuren hinterlassen, wollen aber einen bleibenden Eindruck mitnehmen.
Beim morgendlichen Einlaufen schon mal der erste Eindruck. Es ist irgendwie bewölkt.
3 Festungen begrüßen uns hier an zentralen Stellen. Links von der Einfahrt das Castell dell` Ovo, wegen der Form also die Eierfestung.
Die Stimmigkeit kann ich nicht nachprüfen, die liegt zu weit weg für meinen touristischen Plan.
Geradeaus, nah beim Liegeplatz, das Castel Nuovo.
Da werden wir gleich dran vorbeilaufen und oben auf dem Vomerohügel Sant`Elmo. 800 Jahre alt, vor gar nicht allzu langer Zeit noch ein Militärgefängnis und oberhalb des Klosters Certosa di San Martino mit seinem Kreuzgang und dem Friedhof der Mönche.
Aber nicht nur das hat beim Teddy im Vorfeld den touristischen Reiz ausgelöst, gerade diese Sache in die Tourplanung einzubauen. Insbesondere vom Exerzierplatz aus soll man einen tollen Blick über die Stadt und im Hintergrund dem Vesuv haben. Die Zustimmung der Träger wesentlich erleichtert hat die Tatsache, dass hier eine Standseilbahn nach oben fährt und es zum Exerzierplatz einen Aufzug gibt.
Beim Verlassen des Schiffes, dem Träger aus dem Rucksack heraus ein fröhliches „Oh mia bella Napoli“ in den Nacken grölend, ahne ich jetzt noch nicht,
dass ich mir die Planung dieses Tourabschnitts hätte sparen können.
Aber noch läuft alles nach Plan. Auch die Baugrube vor dem Terminal verändert unseren Weg jetzt nicht wesentlich und zack,
stehen wir vor dem Tor des Castel Nuovo.
An den Steinen sieht man deutlich, dass dieser „Triumphbogen“ mit den Schlachtszenen erst 1500, also etwa 200 Jahre später gebaut wurde,
zu Ehren von Alfons von Aragon. Wer auch immer das war… so weit habe ich nicht gelesen. Wahrscheinlich aber wohl ein Gewinnertyp.
Außenblick auf die dicken Gemäuer muss jetzt reichen, denn fast gegenüber lockt schon die Galleria Umberto I
mit der großen gläsernen Kuppel, deren Gestänge seit der Entstehung Ende des 19. Jahrhunderts als eine der weltweit ersten Einkaufspassagen, nun doch auch von innen schon sichtbar angerostet ist.
Das Alter macht halt auch vor dem Kommerz nicht Halt.
Auf gleichem Wege wieder raus, mit Blick auf die ehemals größte Oper Europas, das Teatro di San Carlo,
erkennt man rechts auch schon den größten Platz hier in Neapel, die Piazza del Plebiscito.
Und wo wir da so stehen, auf diesem wirklich riesigen Platz, kommen Erinnerungen daran hoch, wo mich eine Kreuzfahrt Heiligabend 2019 hingebracht hat.
Mann, wenn man da so vor steht, wirkt diese Gebäudefront schon auch ein wenig wie der Petersplatz in Rom.
Am gegenüberliegenden Ende des Platzes, im Zentrum diese Basilica San Francesco di Paola, die innen wohl so ähnlich rund ist wie das Pantheon in Rom.
Nur ein Loch in der Kuppel hat die hier wohl nicht. Und bis rüber, also über den ganzen Platz, um dies mal nachzuprüfen, das wollen die Träger nicht. Weil sie auch noch gar nichts von dieser Ähnlichkeit wissen.
Denn unbemerkt von den anderen, ist mir hier ein kleiner Fauxpas passiert, eine Verwechslung mit einer anderen Kirche schräg hinter uns, von der man aber nur die Front und keine Kuppel sieht, da der Rest umbaut ist. Denn dort vermute ich eigentlich dieses "Pantheon" und daher mache ich jetzt auch keine weitere Reklame für die ferne Basilica am Ende des Platzes und erspare allein natürlich nur wegen diesem Fehlwissen allen den Weg dorthin. Denn erst später werde ich den Irrtum bemerken. Also Glück gehabt Leute...
An der anderen Seite steht der Palazzo Reale mit der Nationalbibliothek und einigen werthaltigen Galerien. Im ersten Innenhof der Fortuna-Brunnen.
Das andere Gebäude muss der Palazzo Salerno, von irgendeinem früheren Principe mit diesem Namen, sein. Nur welches? Egal, habe ich jedenfalls gesehen, an welcher Stelle auch immer. Wird wohl links gewesen sein, da hatte ich noch nichts.
Und am Zugang zu diesem Riesen-Platz befindet sich an der Ecke das Grand Caffe`Gambrinus,
ein nobles Cafe, bei uns kenne ich sowas als Konditorei.
Aber da wären die hier wahrscheinlich beleidigt. Geben sich nämlich echt Mühe in diesem alten Cafe von 1860. Alles sehr gediegen hier. Die Kellnerschaft trägt feinen Zwirn und die Verkäufer hinter der Theke tragen sogar noch eine Art Kochhut dazu.
Hier wird die alte Tradition aber echt gepflegt. Einrichtung und Innengestaltung nennt man wohl Belle Epoque.
Eine Belle Epoque soll ja auch das Leben von Teddy Kaufhof sein, dafür bete ich ja sogar, aber irgendwie stören hier die nichts verzehrenden rumwuselnden Nichtkäufer und Touristen. Die nerven nicht nur das Personal, stören nicht nur die gediegene Atmosphäre, sondern vor allem uns…, beim Fotografieren…
Ein letzter Blick auf die verlockende Auslage,
aber wenn wir das jetzt kaufen und in den Rucksack stopfen, wird das doch nur elendig matschig… Und zum Essen haben wir jetzt keine Zeit.
Direkt gegenüber ist die Kirche San Ferdinando,
welche ich zugegebenermaßen für diese Sache mit der Ähnlichkeit zum Pantheon für die „San Francesco di Paola“ gehalten habe und mich dann drinnen - als ich da sogar keine Ähnlichkeit erkennen kann - schon wundere, wo diese Weisheit im Allgemeinen hergenommen wird, denn irgendwie ist die nicht rund und in der Kuppel ist nicht mal ansatzweise ein Loch zu erkennen.
Ach, mit diesen ganzen San Francescos und sonstigen wohlklingenden italienischen Namen kommt man ja auch ganz durcheinander…
Jedenfalls marschieren wir in diese (falsche) Kirche rein, ist mehr als nett alles hier und ich habe nun eine Mission. Ich wiederhole dort mein zugegebenermaßen sehr Ich-bezogenes Gebet von gestern, verleihe also meinen Wünschen Nachdruck.
Und auf vielfachen Wunsch schließe ich aber heute großzügig auch den Rest der Fellbande in das Gebet ein und halte Fürbitte. Erstmal also kameradschaftlich erledigt, die Sache mit den frommen Wünschen. Hoffentlich wirkt das jetzt auch für`s Erste.
In verschiedene weitere Kirchen werde ich heute trotzdem noch müssen. Da gibt es nämlich hier, genauso wie Klöster, wohl hunderte von. Sag ich jetzt mal so, denn zählen kann ich die nicht alle. Nahezu an jeder Ecke, gegenüber, rechts, links, auf jedem Platz meist mehrere und manchmal auch nur der Eingang davon erkennbar. Wenn man ihn denn erkennt...
Jetzt zunächst mal den Vomero-Hügel stürmen, ganz modern mit der Standseilbahn. Kurzes Stück die Via Toledo hoch, kleiner Seitenblick in eine der vielen fußballverrückten Gassen,
und der Träger ist schon fast vorbeigerannt an der kleinen links liegenden Piazetta Duca D`Aosta, wo sich hinten die Talstation der Funicolari Centrale verbirgt. Aber für den Überblick hat er ja zum Glück den umsichtigen Teddy.
Funicolari heißt wohl Standseilbahn und für einen Euro pro Nichtfellträger erkaufen wir uns den Aufstieg. Bei dem Wetter, schon beim Verlassen des Schiffs längst wieder Top, wird es ein von da oben sicher krönender Blick auf diese so lebhafte Stadt werden. Schnell noch einen Fensterplatz sichern und es geht aufwärts.
Aber der Fensterplatz wird dann doch eher weniger wichtig, denn die Bahn fährt in einem Tunnel. Das erklärt, warum ich schon vom Schiff aus so gar nichts von einer Bergbahn gesehen habe.
Drinnen wieder ein lokaler Musiker, diesmal mit Gitarre und es beginnt alles so gut.
Aber spiel mal ruhig schneller, nur 2 Stationen dann ist auch schon die Endstation Piazza Fugo und wir müssen raus.
Müssten wir, aber wir müssen jetzt unfreiwillig doch schon an der ersten Station raus. Die Bahn besinnt sich auf ihren Namen „Standseilbahn“, ist nämlich unwiderruflich defekt, denn es geht nach 3 Anfahrversuchen nicht mehr weiter.
Na toll, da sind wir ja nicht weit gekommen! Aber weit genug, um nun nicht mehr runter latschen zu können zwischen den unüberblickbaren Häuserzeilen an diesem Hang.
Sollen wir mit dem Bus weiter oder mit dem Taxi? Von oben wollten wir ja eh mit einer anderen Funicolari zur Station Cumana auf der Kathedralenseite fahren. Aber irgendwie ist das Vertrauen in das „Experiment Funicolari“ nachhaltig erschüttert.
Wir beschließen, den Punkt „tolle Aussicht“ ersatzlos zu streichen und stattdessen zur „Bergrettung“ ein Taxi zu nutzen, um damit nach unten zum Piazza Dante zu fahren. Aber zu allem Überfluss ist das letzte Taxi gerade ohne uns abgefahren.
„Toll Kaufhof, deine Gebete haben ja voll was genutzt! Hättest dir wohl mal mehr Mühe geben sollen mit dem Frommsein!“
werde ich zu allem Überfluss nun auch noch vom zermürbten Ty übel beschimpft.
„Wieso, hätte doch schlimmer kommen können. Stell dir vor, das wäre im Tunnel passiert. Da würdet ihr alle jetzt nicht so schön an der frischen Luft stehen und auf ein Taxi warten!“ wehre ich mich scheinheilig.
Den Scherz mit der „Stand“seilbahn verkneife ich mir mal lieber…
Aber dann quält sich, durch den selbst hier oben noch permanenten Verkehrsstau, doch noch ein freies Taxi um die Ecke bis zum Taxiplatz.
Kann weitergehen und der Fahrer fährt sogar „mit Uhr“. Und auch mit Telefon, permanent sich angeregt unterhaltend, mit diversen Gesprächspartnern und mit einer Hand. Die andere braucht er ja fürs Telefon. Aber nach 15 Minuten haben wir das Tal erreicht, Piazza Dante.
Und es wird sogar noch 20% billiger als seine Prognose von 10€. Die kriegt er jetzt trotzdem, soviel Ehrlichkeit muss belohnt werden. Der Träger lässt ein „Trinkgeld“ springen. Wir brauchen es eh nicht, haben ja schon eine Flasche Wasser dabei...
--- Fortsetzung folgt ---
Im vorletzten Teil geht es weiter in Neapel:
Nachdem wir den Programmpunkt "tolle Aussicht" gezwungenermaßen überspringen mussten, sind wir wieder im Tal und schlüpfen am Piazza Dante durch das alte Stadttor in das Centro Storico, dem historischen Zentrum also.
Und trotz raffinierter Tarnung finden wir sie schließlich doch noch, diese Gesu Nuova mit dem überraschenden Innenraum.
Später haben wir in der Kathedrale Glück, selber noch gefunden zu werden, denn sonst hätte der Ausflug wohl etwas länger gedauert...