Neapel (Fortsetzung)
Am Piazza Dante jetzt alles auf „Reset“. Thema Aussicht aus technischen und operativen Gründen übersprungen und abgehakt, aber Teddy hat da noch einiges andere auf der Liste. Es wird euch nicht langweilig werden. Die Schmach von gerade mit der "Stand"seilbahn habt ihr gleich schnell vergessen.
Und wenn wir hinterher erstmal bei der Kathedrale sind, habe ich noch einen „Eyecatcher“ für euch, da kriegt ihr noch eure Aussicht…
Hier auf dem Piazza Dante, seit 1500 ein Marktplatz, heute nur ein paar vereinzelte Stände mit alten Bücherschwarten, lohnt sich der Rundumblick auch nach oben. Zahlreiche Statuen, auch auf den Dächern, genauso wie der Uhrenturm. Und von hier schlüpfen wir nun durchs alte Stadttor Port`Alba und tauchen ein ins historische Zentrum.
Dahinter links der Bellini Park erweist sich mit seinen Ausgrabungen schon beim kurzen Draufblick direkt mal als entbehrlich. Sind doch nur ein paar vereinzelte Steinquader. Da kann ich mir mit aller Vorstellungskraft auf die Schnelle kein Gebäude drauf reimen.
Dann doch besser direkt die Straße nach unten, zum Piazza del Gesu`Nuova. Wir müssen jetzt auch schon ganz in der Nähe sein, aber die Via B. Croce ist sowas von voll und zwischen den alten oft ähnlichen Gemäuern sind wir uns irgendwann nicht mehr sicher den kleinen Stadtplan richtig herum zu halten.
Also Brille auf, denn ohne geht bei einigen Reisebegleitern schon mal gar nichts mehr…
Jetzt werden die verschiedenen Meinungen im Arbeitskreis erstmal gebündelt und eine gewisse Einigkeit herbeigeführt. Und schon stehen wir in der „falschen“ Kirche und sind enttäuscht. Groß ja, einige Statuen, aber sonst alles recht nüchtern hier.
Ist die ausgeraubt worden? Deckt sich irgendwie so gar nicht mit der tollen Beschreibung, alle sind enttäuscht und erste kritische Blicke dieser Kulturbanausen treffen den Teddy.
Diese wollen mir wohl sagen: „Ist das alles?!“
Okay, wieder raus und runter zum Kloster Santa Chiara, liegt direkt links um die Ecke. Von außen nicht anders als die anderen Gemäuer, drinnen wohl ein Kreuzgang, aber nur gegen Eintritt zu betreten. Man kann ja auch nicht überall reinrennen und ich befürchte, bei etwaiger erneuter Enttäuschung gewisses Ungemach auf mich zukommen.
Wieder zurück um die Ecke, fällt der Blick nun auf das Schild der eben noch so „enttäuschenden“ Kirche.
Nix „Gesu`Nuovo“, sondern S. Chiara steht darauf. Mensch, das ist die Kirche zu dem Kloster da unten! Zwar groß, aber wenig pompös. Eben eine Kirche der Mönche. Der Glockenturm steht übrigens extra. All dies hätte mich eigentlich eben schon stutzig machen müssen…
Ist also gar nicht dieser „Piazza del Gesu`Nuova“ hier, sondern nur der Vorplatz vom Kloster.
Das wahre Ziel liegt etwas weiter rechts. Und richtig, auf dem Platz hätte ja auch eine Mariensäule stehen müssen. Und steht sie auch.
Aber die gesuchte Kirche irgendwie in die Häuserfront eingepfercht und da kann man ja mal…
Kommt man ja auch ganz durcheinander mit diesen ganzen "Santas", Säule hier und Statuen da, räume ich zur allgemeinen Überraschung ausnahmsweise mal freiwillig einen Fehler ein.
„Eingepfercht“ ist sie deshalb, weil es eigentlich die Fassade eines alten Palazzos ist und diese Quader, die wohl Diamanten darstellen sollen eben noch zu dem alten Palazzo gehören.
Und ja, die „richtige“ Kirche, die entschädigt jetzt aber und Teddy ist wieder obenauf. Zumindest beschleicht mich beim Blick auf meine staunenden Reisebegleiter hier drinnen, ob Haut oder Fell, eine gewisse innerliche Genugtuung. Wir können uns gar nicht sattsehen und ehrlich gesagt kann ich mich nicht erinnern, schon einmal eine solch schöne Kirche gesehen zu haben.
Da habe ich denen wohl nicht zu viel versprochen und bin sogar selbst noch überrascht.
Warum die in manchen Reiseführen gar nicht aufgeführt und natürlich auch in der Hafeninfo keine Erwähnung findet, erschließt sich uns allen nicht.
Man muss sich doch nicht immer danach richten, wer wo begraben ist, wer wann was gebaut hat, sondern auch mal, was optisch einfach toll und schön ist.
Man muss halt nur den Eingang finden. Hat ja schließlich nicht jeder solch einen sachkundigen Teddy dabei… Und kostet nicht mal Eintritt.
Grobe Richtung Dom lautet jetzt meine Devise und dafür erstmal die übervolle fußläufige Via B. Croce entlang.
Hier strömen die Menschenmassen in beide Richtungen und kleine Läden säumen den Weg.
Die ganzen Touris wollen hoffentlich nicht alle zum Dom? Ich fühle ich mich am dritten Tag in Italien schon fast als Einheimischer...
Werden nun aber trotzdem als Touristen erkannt. Denn weil wir offenbar nicht gewillt sind, gegnerische Fußballvereine und Politiker am Ende mit Fäkalien zu beschmieren und daher nicht die Rollen sondern nur ein Foto mitnehmen wollen, kippt die Tarnung auf und die Verkäuferin zeigt aber sowas von wenig Verständnis für unser rein touristisches Anliegen. Aber da hat es schon "Klick" gemacht
und wir ziehen ohne Papier und rein digital von dannen. Wieder mal unangenehm aufgefallen...
Ein paar Ecken weiter schlagen wir uns nach links, nach oben in die noch engere Via San Gregorio Armeni, bekannt auch als „Weihnachtsstraße“, weil sich hier rechts und links nur Geschäfte mit Krippen, Krippenbedarf und Weihnachtsdeko befinden.
Ist ja eigentlich genau unser Ding als Motivkugelsammler. Dies hatte ich mir schon bei der Planung gedacht, bin stolz es gefunden zu haben und zunächst zögerlich wird es von den Mitreisenden angenommen. Aber es bleibt beim Schauen. Kugelmäßig sind wir schon versorgt, der Baum zuhause ist voll und die Decke nur 2,40 m. Dem weiteren Ausbau der Sammlung sind botanische und architektonische Grenzen gesetzt.
Und diese kleinen Promis
die es neben Krippenfiguren hier auch zu Haufe gibt, wollen die sich auch nicht in die Bude stellen. Da sitzen wir doch schon.
In dieser engen Gasse werden wir nun überholt. Überholt von der Aida-Fahrradtour. Allerdings lernen die ihr Fahrrad gerade lieben und müssen schieben.
Frage mich bei dem Gewusel eh, wie die hier überhaupt hingekommen sind.
Den letzten Krippenstand hinter uns, stehen wir nun auf dem Piazza S. Gaetano und dies nicht ohne Grund. Nicht diese auffällige nette Kirchenfassade,
sondern San Lorenzo Maggiore, die schönste gotische Kirche ist mir bei den Vorbereitungen hier angepriesen worden. Ein Blick in die Runde und wieder mal unauffällig in die Fassade integriert findet sich der Eingang. Vielleicht gehen wir nach diesen Vorschusslorbeeren mit übersteigerter Erwartungshaltung hier rein, aber die Gesu Nuovo von gerade eben ist heute nicht zu toppen.
Auf diesem Platz hier ist übrigens auch der Eingang zu „Napoli Sotteraneo“, diesen ganzen Gängen unterhalb Neapels. Am Piazza del Plebiscito hatten wir heute Morgen schon den anderen Eingang gesehen, wobei das wohl zwei verschiedene Sachen sind. Aber in den Untergrund begeben wir uns jetzt nicht auch noch, sind ja eben schon nicht in die entgegengesetzte Richtung, nach oben auf den Berg gekommen.
Von hier ist es jetzt nur noch ein Katzensprung zum Dom. Auf der Via Duomo wundern wir uns, dass wir ihn nicht schon von Weitem sehen. Wo versteckt er sich hier? Ein wenig die Straße hoch dann die Lösung. Er befindet sich etwas versetzt hinter der Häuserfront, ist aber ohne Riesen-Vorplatz. Erst wenn man um die Ecke kommt sieht man ihn überhaupt, schaut man steil nach oben.
Ist das überhaupt der Dom von Neapel? Ein Schild sagt ja und die bewaffneten Soldaten hier frage ich besser nicht. Die halten mich dann für einen komplett verblödeten Touri und sind am Ende noch beleidigt.
Alle Zweifel beseitigt, marschieren wir nun rein. Unzweifelhaft der Dom und schön leer ist er.
Zweifel sind eher bei diesem „Blutwunder“ angebracht. In der Kapelle, ob das jetzt in dieser Vitrine im Abgang unter den Altar oder in einem Safe ist,
werden angeblich 2 Ampullen geronnenes Blut vom Heiligen San Gennaro aufbewahrt. Das hatte man aufgefangen, nachdem man ihm vor 1700 Jahren den Kopf abgeschlagen hat. Der Märtyrer ist in Neapel der Schutzpatron und 3 Mal im Jahr geschieht hier im Dom das „Blutwunder“. Die Ampullen werden hervorgeholt, der Kardinal dreht und schüttelt sie, die Kirche ist brechend voll und im Idealfall wird die vorher braune Sache rubinrot und flüssig. Kann aber dauern…
Und wenn es mal nicht klappt, was eher selten ist, befürchtet man Katastrophen wie etwa den Vesuv-Ausbruch oder gar den Abstieg des SSC Neapel in die 2. Liga. Eigentlich braucht man aber keine Sorge haben, denn die wissenschaftliche Erklärung ernüchtert. Ist wohl ein Gel drin, welches beim Schütteln flüssig wird, fabriziert im Mittelalter, jedenfalls erst lange nach der Köpfung. Das will hier aber keiner wissen… der Teddy aber doch.
Wenden wir uns den weltlicheren Problemen zu. Ein Schild weist tatsächlich auf ein WC hin. Und wenn der Weg auch in einen Nebengang führt, womit wir ja in dieser Kirche in Catania nicht so gute Erfahrungen gemacht haben und es in einer Peinlichkeit geendet hat… Hier ist es offiziell, da kann eigentlich nichts schiefgehen.
In einem verlassenen Innenhof befindet sich um die Ecke herum, ziemlich versteckt, der Eingang zu einer Toilette. Gefunden, Erleichterung, 2 x 50 Cent für das Drehkreuz und nochmal Erleichterung.
Scheint ein echter Geheimtip zu sein, keine Menschenseele hier. Das ändert sich, als wir mit dem Träger, offenbar keine Sekunde zu früh, wieder vom Herrentrakt auf den Gang treten. Da steht jetzt draußen jemand, der gerade das Gittertor verschließen will und bei unserem Anblick zusammenzuckt und überrascht „It`s closed“ ruft. Wir sind verwundert, haben wir doch ordnungsgemäß bezahlt. Und auch das Tor vom Innenhof zum Dom ist nun schon verrammelt.
Die Lösung: Der Dom macht um 13:30 Uhr erstmal für eine Stunde Mittagspause und mindestens die hätten wir jetzt beinahe im Toilettenhäuschen verbracht.
Ist zwar erst 13:20 Uhr, aber da nimmt man es wohl nicht so genau… Zusperren kann man ja schon mal, verlängert später die Pause.
Wir stellen uns gerade vor, was denn gewesen wäre, wenn uns dies zur nachmittäglichen Schließung passiert wäre. Das Schiff legt ab und wir sitzen unverschuldet im Toilettenhäuschen vom Dom in Neapel fest. Dumm gelaufen…
Das sind ja nicht so schöne Aussichten, aber bessere werden wir hier nun auch an anderer Stelle nicht mehr bekommen. Denn Teddys Überraschung, doch noch mit einer schönen Aussicht von oben auf die Dächer Neapels aufzutrumpfen, scheitern nun abermals. Und das nicht nur wegen der Mittagspause. Hier kann man eigentlich mit einem Aufzug hinter der Sakristei bequem auf das Dach der Kathedrale fahren. Aber auf Nachfrage erklärt uns der Schließer, dass diese Sache -wie im Moment die Toilette- ebenfalls „closed“ ist, aber „forever“, also wohl endgültig abgeschafft. Es soll offenbar nicht sein, zumindest für uns nicht, die Sache mit der Aussicht über Neapel.
Schnell raus aus der Kathedrale, ehe die uns jetzt doch noch einschließen und hoffentlich haben wir draußen wenigstens die Aussicht auf ein Taxi zum Schiff. Wir haben nämlich nach 3 Tagen intensiven Italiens fertig mit Kultur. Teddys Liste ist am Ende.
Heimweg also und tatsächlich ein freies Taxi! Wenigstens das klappt jetzt. Zwar nicht ganz so günstig wie heute Vormittag noch vom Vomero-Hügel runter, geht es um einige Ecken, durch Gassen und Straßen zum Schiff.
War schon interessant dieses Neapel bei diesem lustigen Pleiten, Pech und Pannen – Tag. Denken wir uns später so, als hinter uns langsam der Vesuv im Abendlicht entschwindet.
Ich bin auch der Meinung, dass wir nicht zuletzt dank meiner sorgfältigen Planung noch das Beste rausgeholt haben aus dem Tag.
Auch wenn in der Aida-Hafeninfo überwiegend ganz andere Ziele aufgeführt sind. Viele Museen und andere Kirchen, aber seltsamerweise z. B. nicht die Gesu Nuovo.
Nur aber weil ich heute in Neapel war, habe ich übrigens trotzdem nicht vor, jetzt zu sterben. Das hat der Goethe ja damals trotz seiner vollmundigen Versprechung schließlich auch nicht gemacht. Zumindest nicht so direkt und nur weil er Neapel gesehen hat. Teddy mit Fellbande will und wird schon noch mehr von der Welt sehen… wo er doch extra dafür gebetet hat und es mit dem „Seniorenrabatt“ jetzt so günstig wird….
Vor dem Zutritt zum Schiff werden jetzt erstmals auf dieser Reise durch die lokalen Behörden die Ausweise kontrolliert. Stand ja auch so in der Aida Heute.
Aber ob das alle gelesen haben…
--- Fortsetzung folgt ---
Es wird der letzte Teil sein wenn wir, die Einfahrt rechts und links von Muschelzuchten gesäumt, in Olbia einlaufen und uns von dort aus an der "Costa Smeralda" mal unter die Schönen und Reichen mischen.
Schön sind wir ja schon, aber reich bald auch. Denn endlich machen wir mal einen Aida-Ausflug.
Und dafür gibt es jetzt erstmals dieses neue "Gönn dem Teddy"-Guthaben und Seemeilen.
-Obwohl wir doch eigentlich mit dem Bus fahren...
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