Sonntag, 15.05.2022
Ort: Hamburg
Wetter: Sonne!
Stimmung: ziemlich euphorisch
Urlaub!
Endlich.
Was haben wir auf diesen Tag hingefiebert.
Obwohl, in Zeiten von Corona sollte man solche Verben lieber vermeiden.
... hingefreut. Oder so.
Auf jeden Fall ist es das erste Mal seit 2018, dass Nele und ich wieder zusammen Urlaub machen.
Eigentlich war die Reise für 2020 geplant, aber nun ja, aus bekannten Gründen fiel sie aus.
Ich merke, dass ich diesen Urlaub wirklich brauche.
Auch, wenn wir uns vorher testen lassen müssen, und auch, wenn an Bord Maskenpflicht angesagt ist.
Die zwei Jahre Pandemie mit Homeschooling und allen anderen Einschränkungen haben schon etwas mit mir gemacht.
Und jetzt endlich wieder Freundinnen-Urlaub, ohne familiäre Verpflichtungen, ohne Kinder.
Nicht falsch verstehen, ich liebe meine beiden Kids heiß und innig, aber manchmal ist Liebe aus der Ferne auch ganz schön ;-).
Nele beginnt unsere Reise direkt mal mit Verspätung, erst um 7:17 Uhr (und damit ganze 2 Minuten zu spät!) kommt sie, ihren großen Koffer hinter sich herziehend, die Einfahrt hinuntergetrottet. Wir verstauen ihren Koffer neben meinem im Kofferraum, und dann geht es los in Richtung Hamburg.
Wenn man es genau nimmt, dann hat die Reise schon gestern begonnen – mit unserem gemeinsamen Testtermin und dem anschließenden „negativ-Freudentanz“ bei uns im Wohnzimmer. Reisen in Zeiten von Corona mag etwas anstrengend sein, aber auch nie langweilig.
Irgendwann werde ich mir diesen Reisebericht durchlesen und "krass, was war das für eine Zeit", denken.
Aber im Moment ist es die Realität.
Die Sonne scheint, die Autobahnen sind leer, und schließlich parke ich mein Auto auf dem vorab reservierten Parkplatz am Hafen in Steinwerder.
„Fahren Sie auch mit der Aida?“ fragt der Herr aus dem Auto neben uns allen Ernstes (unsere Kofferanhänger sind wirklich nicht zu übersehen), worauf Nele trocken antwortet: „Nein, wir fahren im Rettungsboot hinterher.“
Nachdem das geklärt ist, begeben wir uns zum Shuttlebus.
Wir erfahren, dass heute ziemlich viele Straßen in Hamburg gesperrt sind, aber unser Busfahrer uns trotzdem ans Ziel bringen wird.
Na, dann mal los!
Viertel vor zwölf kommen wir in Altona an – und sehen die exorbitant große und dicht gedrängte Menschenmenge vor dem Terminal.
Oha. So viel zu den Hygienemaßnahmen. Immerhin tragen so gut wie alle eine Maske.
Mitarbeiter halten Schilder mit Zeiten hoch, die signalisieren, wer sich wo einsortieren muss.
Wir reihen uns brav in die Schlange „11:25 – 11:55 h“ ein, unser vorgebuchtes Zeitfenster.
Es geht dann aber doch überraschend schnell und schließlich sind wir eingecheckt und erhalten unsere Bordkarten.
Endlich geht's aufs Schiff!
Mit der Sol bin ich bislang noch nicht unterwegs gewesen, aber die Sphinx-Klasse kenne und liebe ich.
Mit der Familie fahren wir mit den größeren Schiffen (für die Kindern sind Beach Club, Four Elements & co. ein echter Mehrwert), aber mit Nele bin ich lieber auf den etwas kleineren Aidas unterwegs. Wir fühlen uns dort mehr zu Hause und die angebotenen Möglichkeiten reichen uns voll und ganz aus.
Diesmal ist es für uns Kabine 6366 geworden, eine Innenkabine ganz hinten.
Vario-Lotterie halt.
Nele und ich sind bislang immer in der Innenkabine gefahren, wir sind meist sowieso unterwegs und es ist halt auch ein finanzieller Aspekt.
Schon auf der Fahrt haben wir allerdings überlegt, ob wir an der Rezeption mal nachfragen sollen, ob wir nicht vielleicht "upsellen" können.
Fragen kostet ja nix.
Und das tun wir auch direkt.
Die Antwort der freundlichen Rezi-Dame, nachdem sie Rücksprache gehalten hat: Balkonkabine plus 545 Euro.
Das ist uns aber zu teuer.
Doch als wir dann den Preis für das Upsell in die Meerblickkabine hören, sind wir sofort interessiert: 180 Euro Aufpreis insgesamt, also 10 Euro pro Person und Tag mehr. Bei einer regulären Buchung wäre es deutlich teurer gewesen.
Kurze Beratung und wir beschließen, uns die angebotene Kabine 4227 mal anzuschauen.
Es ist eine MA Kabine, um einiges größer als die Innenkabine, und sie hat noch einen Schlafsessel dabei. Das mit dem Fenster gefällt uns wirklich gut, und zack, gehört sie uns.
Zumindest für die kommenden 9 Tage.
An der Rezeption erklärt uns die Mitarbeiterin, dass unsere Koffer automatisch in die neue Kabine gebracht werden, das aber noch ein bisschen dauern könnte.
Kein Problem, wir wollen sowieso erst einmal Essen gehen.
Und so genehmigen wir uns bei strahlendem Sonnenschein ein leckeres Mittagessen draußen im Belladonna auf Deck 10 und stoßen danach an der Oceanbar zusammen an.
Wir haben das Gefühl, dass es eine gute Idee war, das all-inclusive-Paket zu buchen: Für 179 Euro pro Person hat man viele Getränke sowie die Social-Media-Flat mit drin. Gut investiertes Geld, werden wir am Ende der Reise feststellen.
Auf den Barkarten ist durch Punkte gut verständlich gekennzeichnet, welche Getränke für uns inklusive sind, sehr praktisch.
Ein bisschen Schwund ist immer, das merken wir, als wir nachschauen wollen, ob unsere Koffer bereits da sind – und unsere Karten an der Kabine zuerst nicht funktionieren. Wir müssen deshalb noch einmal – Nele sogar zweimal – zur Rezeption, aber was soll’s, wir haben Urlaub!
Um 15 Uhr legen wir uns auf zwei Liegen auf das Pooldeck, lesen bzw. dösen ein bisschen und sind schon mitten in der Erholung.
Um halb sechs geht es kurz in die Kabine, aber auch wirklich nur kurz, denn gleich ist Auslaufen angesagt.
Über die Lautsprecher begrüßt uns unser Kapitän Moritz Pankau, der sich sehr sympathisch anhört und seinen Text nicht einfach nur runterrattert, sondern gewürzt mit ein bisschen Ironie und Augenzwinkern rüberbringt.
Er erklärt uns, welchen Weg wir aus der Elbe raus nehmen werden, aber da höre ich nur mit halbem Ohr zu.
Viel wichtiger ist, dass ich uns zwei Cocktails organisiere und wir dann pünktlich zum Auslaufen oben am Bug stehen.
Als ich „Sail away“ höre, realisiere ich es so richtig: Es geht tatsächlich los!
Noch vor ein paar Wochen habe ich das nicht ganz glauben können, bei steigenden Corona-Zahlen und Einschlägen im näheren Umfeld.
Aber jetzt… sind wir hier.
Abendessen gibt es für uns wieder im Belladonna, und danach packen wir unsere Sachen aus.
Bei mir dauert es knappe 10 Minuten, bei Nele eine gute Dreiviertelstunde.
Keine Ahnung, wann sie das alles anziehen will – aber wer bin ich, dass ich darüber urteile.
Nele ist vollkommen fasziniert von der Tatsache, dass ich aus meinem Koffer nicht nur die dicke Winterjacke, sondern auch noch meine Wanderschuhe und die recht voluminöse Faszienrolle hervorhole (ja, man wird halt älter... Rücken und so...).
Während sie weiterräumt und räumt, finde ich, dass sich der Aufpreis für die Meerblickkabine bereits gelohnt hat. Die Kabine ist nicht nur geräumiger, sondern das Tageslicht wertet das Ganze nochmal auf.
Problem ist nur: Jetzt bin ich wahrscheinlich für immer verdorben und werde nie wieder eine Innenkabine buchen wollen.
Noch schnell die Kabine ein bisschen mit Hilfe der mitgebrachten Magnete ein wenig verschönert...
... und dann machen wir uns gegen 20:45 auf in Richtung Deck 12, denn gleich ist Sonnenuntergang.
Die Wettervorhersage für die kommenden Tage ist nur so semi, daher wollen wir den Abend draußen genießen.
Am Bug schauen wir uns an, wie die Sonne in den Wolken versinkt, und dann genehmigen wir uns noch einen Drink an unserem Lieblingsplatz an Bord, der Oceanbar.
Wir haben einen wunderbaren Blick auf den Vollmond – bis ein sehr auffälliger Mann im großflächig-karierten Anzug auf die Reling tritt und beginnt, voller Inbrunst ein schauriges Lied anzustimmen.
Wie wir kurz darauf feststellen, ist es Dennie Blessing, unser Entertainment-Manager.
Um viertel nach zehn sehen wir ihn auf dem Pooldeck wieder.
Dort singt er nicht, sondern stößt mit uns und dem Hoteldirektor in bester Aida-Manier an.
Die Begrüßungs-Lasershow haut uns nicht so recht vom Hocker, und dann ist es auch schon fast elf und wir gehen auf die Kabine.
War ein langer Tag.
Jetzt ist Erholen angesagt, denn wie hat Dennie vorhin so einprägsam geträllert:
„Sie haben Uuuuurlaub!“