22. April 2012 Kopenhagen leicht bewölkt, 11 Grad vorhergesagt. Nächste Etappe nach Warnemünde 110 Seemeilen (203 Kilometer)
Die Nacht war wieder kurz, um halb sieben Uhr
stehe ich im Bademantel auf dem Balkon und sehe Kopenhagen entgegen. Es ist
kalt, sehr kalt schätze ich. Die Luft ist diesig, aber es regnet nicht.
Im Dunst sehe ich die Kirchtürme auftauchen. „Zieh dir deine Jacke an, du holst dir ja den Tod da draußen!“ tönt es aus der Kabine. Und kaum bin ich drin, geht es los. „Was habt ihr noch gemacht gestern Abend, meine Täubchen? Habt ihr gejodelt und getanzt?“ Muttis möchten gerne informiert sein, was der Nachwuchs so treibt zu später Stunde auf dem Schiff. Also setzte ich mich auf die Bettkante und berichte. Meine Schwester blinzelt, ich glaube, sie ist noch müde.
Nun schnell unter die Dusche, Haare
machen und nach dem Frühstück gehe ich gleich los, Stadt anschauen. Meine beiden Mitreisenden besuchen den Frisiersalon und ich mache derweil meine Bilder für das Fotobuch. Bewegung tut gut, denke ich so
bei mir. Bei dem reichhaltigen Angebot in den Schiffsrestaurants, ist
Kalorienverbrennung ein angesagtes Thema.
Die Anlegestelle in Kopenhagen liegt günstig, man kann hier viele Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreichen und natürlich ist mein erster Weg zur
Kleinen Meerjungfrau. Ich konnte sie nicht sehen, sie war dicht umringt von einer japanischen Reisegruppe. Ich hob mir dieses Erlebnis für den Rückweg auf.
In einem Park blühten kleine Kirschbäume, ein Geschenk der Japaner an Stadt Kopenhagen. Immer mit dem Blick auf das Kastellet (Kastell) setzte ich meinen Weg fort. Es befindet sich zwischen dem Hafen und dem Gefion Brunnen. Eine sehr gut erhaltene Wallanlage, die im 17. Jahrhundert zum Schutz der Stadt gegen die Schweden errichtet wurde. Die Häuser innerhalb dieser Anlage werden heute noch vom Militär genutzt. Der Wall ist hoch, ich sehe nur die Dächer, die Flügel einer Windmühle und einen Kirchturm. Auf dem Weg zum Amalienhafen komme ich an riesigen Standbildern vorbei, inmitten blühender Blumen und dem gigantischen Gefion Brunnen. Der 1908 erbaute Springbrunnen ist eines der größten Monumente in Kopenhagen. Die Göttin Gefion ist die zentrale Figur und vor ihr stehen die riesigen Ochsen, die einer Sage nach ihre verwandelten 4 Söhne sein sollen. Wenn ich Mutti dieses Fotos zeige, wird sie sicher die Stirn runzeln und sagen: "Wenn das wirklich ihre verzauberten Kinder sein sollen, warum hat sie die Peitsche in der Hand? Man verhaut doch seine Kinder nicht mit sowas. Oder sie verscheucht damit böse Geister, die ihre Kinder umschwirren. Kinder, alles ist möglich in der Phantasie oder?" Ich kenne sie gut und kann mir lebhaft vorstellen, wie die Reaktion sein wird.
Direkt nebenan steht die St. Alban Church, die einzige anglikanische Kirche in Kopenhagen. Vorbei am Museum für Kunst geht es zum Tor des Handelshafen, direkt am Tor sitzen auf hohen Säulen Hermes und Neptun. Toll, dass man ab dem Hafen alles gut zu Fuß erkunden kann.
Inzwischen ist es 10 Grad geworden und ich strebe der königlichen Anlegestelle zu. Wenn die Königin hier per Schiff ankommt, wird der rote Teppich zwischen den beiden türkisfarbenen Häuschen ausgerollt, es wird Salut geschossen und sie kann Land schreiten.
Gegenüber sehe ich die schöne weiße Segeljacht der Königin liegen.
Weiter geht es zum kleinen Amalien-Park mit einem Springbrunnen. Schaue ich gerade aus, blicke ich genau auf den königlichen Palast.
Der achteckige Platz ist umrahmt von vier Palästen, die königliche Garde steht stramm und hat alles im Blick. 3 Paläste werden von den Königskindern bewohnt, ein Palast ist für Besucher reserviert und die Königin bewohnt den mittleren Palast mit dem riesigen Balkon. Ist sie da, weht die Fahne auf dem Dach. In der Mitte des Platzes steht das Reiterstandbild von König Frederik V. Man kann viel über den Platz schreiben, aber ich schaue auf die Fellmützenträger.
Ein Blick zur Uhr erinnert mich, ich muss zurück zur SOL. Hier noch ein paar Eindrücke, die ich eingefangen habe.
Unsere Stadtrundfahrt mit Bus und Boot findet ja noch statt. Ich komme an der Frauenkirche vorbei, an der orthodoxen Kirche mit den schönen goldenen Türmchen, dem medizinischen Museum, dem Design-Mesum,
kleinen Cafés und lande wieder am Gifeon-Brunnen.
Ich sehe die SOL im Hafen liegen und kehre zur kleinen Meerjungfrau zurück. Glück gehabt, kaum Leute da.
Schlendere noch durch den kleinen Jachthafen und komme zur großen Meerjungfrau – ein Granitgebilde, 14 Tonnen schwer, sehr üppig ausgestattet.
Es gibt noch eine weitere Meerjungfrau in Kopenhagen zu sehen und zwar im Skulpturenpark „Das genveränderte Paradies“ von Bjorn Norgaard. Der Park liegt in direkter Nähe zur Anlegestelle. Vom Schiff aus hat man einen guten Blick in die Anlage, wenn das Schiff ein- oder ausläuft.
Ich treffe Mutti und meine Schwester im Restaurant, wir essen und dann ab zum Bus. Es regnet inzwischen und ich bin froh, dass ich meine Fotos noch bei trockenem Wetter in den Kasten bekommen habe. Mit dem Bus geht es zu einigen Anlaufpunkten, die ich schon morgens erkundet hatte.
Bei der Tour besuchen wir die Frauenkirche und bewundern das Innere, den segnenden Christus und Skulpturen der heiligen 12 Apostel. In dieser Kirche fand auch die Trauung von Kronprinz Frederik statt.
Wir fahren zur Anlegestelle für die Kanalfahrt und leider sind die Scheiben des Bootes so nass, dass ich kaum Fotos machen kann.
Die Fahrt geht durch den Binnenhafen, wir sehen das „Norma“, das angesagte Restaurant mit zwei Michelin-Sternen.
Vorbei am Schauspielhaus, dem 5 Milliarden Kronen teurem Opernhaus, sehen das schwedische Schulschiff, die kleine Meerjungfrau vom Wasser aus. Wir erblicken prächtige Bauten, Hausboote, fahren unter niedrigen Bücken hindurch und Kopenhagen präsentiert sich von einer beeindruckenden Weise. Ich muss unbedingt nochmal hierher kommen, es gibt so viel zu sehen, dass eine Stadtrundfahrt und ein Spaziergang nicht ausreichen. Etwas Herzklopfen hatten meine Schwester und ich schon, denn als wir das Boot bestiegen, streikte Mutti. Ohne Steg aufs Schiff stiegen, den Spalt sehen und dann noch das Wasser drunter, das war eindeutig zu viel. ...aber sie hat ihre Angst besiegt, lies sich helfen und so konnte sie diese kleine Bootsfahrt doch mitmachen. Bravo Mutti!! Und in den kleinen Hafen werden wir bestimmt irgendwann mal bei schönem Wetter sein und dort ein Eis essen, versprochen!
Es ging zurück zur SOL. Der Reiseleiter war ein recht witziger und geistreicher Mensch und so gab es viel zu lachen.
Gegen 17.30 Uhr kamen wir an und hatten noch eine Stunde Zeit, die Koffer zu packen – leider. Rechtzeitig zum Ablegen kam doch noch etwas die Sonne durch, ich immer schnell aufs Achterdeck und geschaut, wo wir gerade sind und um den Sonnenuntergang einzufangen.
Im Bella Donna wartete unser letztes Abendessen der Reise und wir ließen es gemütlich angehen, der Abend sollte noch lang werden. Wer die Wahl hat die Qual, Vorspeise, Suppe, Salat, Fisch, Fleisch, Gemüse, Käse, Obst, Kuchen, Eis usw. - die Küche hatte wieder alles aufgefahren, was das Vorratsdeck hergab. Vergessen ist die Waage und ein schlechtes Gewissen, aber bei einer Kurztour hält sich alles im Rahmen fanden wir und genossen jeden Bissen.
Dann noch schnell beim Foto-Shop vorbeigehen, Bilder gucken und abholen. Meine Schwester hat sich entschieden, doch noch ein Düftchen zu kaufen und ich konnte der schönen roten GAASTRA-Jacke nicht widerstehen. Alles noch im Koffer verstaut, trafen wir uns im Theatrium wieder. Waghalsige Akrobatik in der Kuppel ließ uns den Atem stocken.
Alles ohne Netz und dazu noch Artistik und Musik, einfach schön. Dann hieß es Farewell – Sektchen holen und die Show „True Colers“ ansehen. Die Musik der 80er Jahre, hat uns den Abschied von der SOL etwas leichter gemacht. Das AIDA-Showensemble begeistert immer wieder. Es war nie langweilig.
Wir tranken einen Absacker in der AIDA-Bar, packten die Koffer fertig, stellten sie vor die Tür und dann ab in die Koje.
23. April 2012 – Ankunft Warnemünde und Abreise
Es ist morgens, 5.15 Uhr, mein Handy klingelt. Ulrich aus Warnemünde ruft an.
„Wo ist eure Kabine, der Balkon, macht Licht an, ich will euch fotografieren!“
Ich noch recht verschlafen raus auf den Balkon und winke, winke –
machen. Leider habe ich keine Zofe, die mich für diesen repräsentativen Moment schnell zurecht macht. Mutti lacht schallend, als ich ihr das zuflüstere.
Die Sonne geht schon auf und färbt den Horizont rot. Hat sich doch gelohnt, geweckt zu werden. Der Blick auf den Warnemünder Hafen ist recht schön und so legen wir uns nicht mehr hin. Fertigmachen zum letzten Frühstück und um 9 Uhr stehen wir vor der SOL, schauen rauf und sind doch etwas still. Ulrich ist noch einmal gekommen, macht ein paar Fotos und dann sind wir schon im Shuttle nach Rostock. Die Rückreise war etwas kompliziert, chaotisch wegen dem Schienenersatzverkehr nach Schwerin, aber auch das haben wir gut gemeistert. Der Bus war so voll, dass einige Reisende sogar auf ihren Koffern im Gang gesessen haben; so wie ich. Meine Schwester schaut, ob alles okay ist. Ich nicke ihr beruhigend zu, alles gut.
Übrigens, wer mal nach Schwerin kommt, unbedingt den Bahnhofsvorplatz anschauen, lohnt sich. Nach ein paar mal Umsteigen waren wir dann um 18.20 Uhr wieder im Harz angekommen. Im Kopf noch die schönen Eindrücke der Reise, im Gepäck einige nette „Mitbringsel“ und natürlich auch die Idee, wir könnten doch wieder eine Reise zusammen machen. Mal sehen, wohin die Reise geht – auf jeden Fall mit AIDA, das hat Mutti schon gesagt.
Fazit: Auch wenn das Wetter schlecht ist, kann eine Reise gelingen. Auch wenn
die Reise kurz ist, kann man viel sehen und erleben. Auch wenn man 83 Jahre
alt ist, kann man noch schöne Dinge machen. Auch wenn es andere Schiffe gibt,
Mutti fährt nur noch AIDA! Und meine Schwester und ich auch.
Wir haben die Tage auf der SOL genossen, alles war prima – das Schiff, der
Kapitän, die Crew, die Kabine, das Essen, das Trinken, die Musik, die
Shows. AIDAsehen
bis zur nächsten Reise.