Donnerstag, 19.05.2022
Ort: Lerwick
Wetter: Anfangs bewölkt und dann nur noch Sonne
Stimmung:
Das Einlaufen in Lerwick ist ein wenig trübe, allerdings versüßt ein zarter Regenbogen den ansonsten etwas tristen Anblick.
Nele und ich trösten uns damit, dass es zumindest nicht windig ist und unserem Bike-Ausflug hoffentlich nichts im Wege stehen wird.
Aber schon bald klart es auf.
Der Käpt'n verheißt uns Sonnenschein, aber er rät uns, sicherheitshalber eine leichte Regenjacke mitzunehmen.
In Lerwick wird getendert, die Rettungsboote fungieren als eine Art Wassertaxi.
Um kurz nach halb neun entern wir ein Tenderboot und sind um kurz vor neun pünktlich am Treffpunkt für unsere Biketour an der Pier.
Mittlerweile strahlt die Sonne vom blauen Himmel, was uns mit dem gestrigen Wetter doch direkt ein wenig versöhnt.
An der Pier werden wir in zwei Gruppen eingeteilt: Crossbike und Pedelec.
Wir haben uns für die Pedelec-Tour entschieden, obwohl wir eigentlich gar nicht so schlecht in Form sind. Aber ich habe mich vorher im Wasserurlaub-Forum erkundigt und herausgefunden, dass die Strecke ziemlich bergig sein soll. Da möchten wir auf Nummer sichergehen, damit wir vor lauter Trampeln und Luftschnappen nicht die schöne Landschaft verpassen.
Wir gehören zu Guide Vanessa, die sympathisch und kompetent wirkt.
Wie wir später feststellen werden, hat sie auch sonst ziemlich praktische Talente.
Nach kurzer Einführung in die Welt der E-Bikes geht es auch schon los.
Wir fahren durch Lerwick in Richtung Tingwell-Tal und sind schon nach ein paar Minuten sehr froh, elektrische Unterstützung zu haben.
Denn es geht tatsächlich viel bergauf und bergab, und ohne E-Bike hätten wir uns viel mehr aufs Mitkommen als auf die herrliche Landschaft konzentrieren müssen.
Am ersten langen steilen Berg sehen wir auch schon ein paar Fahrer der Crossbike-Tour, die aufgeben müssen und wieder zurückfahren.
Ich habe einen kleinen Schreckmoment, als ich einem Schlagloch ausweiche und mitsamt E-Bike umfalle.
Au, das tut weh am rechten Bein. So ein E-Bike ist um einiges schwerer als mein "normales" Rad zu Hause...
Aber ich kann weiterfahren, das funktioniert zum Glück. Bisschen Schwund ist immer.
Das Wetter klart immer mehr auf, es wird viel sonniger als angesagt.
Die vom Käpt'n empfohlene und - brave Gäste die wir sind, natürlich auch eingepackte- leichte Regenjacke, die brauchen wir heute nicht.
Grüne Wiesen, tiefblaue Seen, sachte Hügel, viele, viele, Schafe. Wunderschön!
Nach einem Halt im Tal ist dann Vanessas ganzes Können gefragt: Einem Mitfahrer reißt die Fahrradkette.
Ohne eine Miene zu verziehen, holt Vanessa das Repair-Kit aus ihrem Rucksack und beginnt mit der Reparatur.
Alles klatscht, als sie es in beachtlich kurzer Zeit schafft, die Kette zu reparieren.
Wir fahren weiter und machen dann in Scalloway eine Pause. Es ist ein netter kleiner Ort mit einem Castle, das allerdings schon seit Ewigkeiten renoviert wird und eher unscheinbar ist. Der Ort hat wunderschöne Ecken, es lohnt sich, hier ein wenig herumzuschlendern.
Nach der Pause geht es weiter und wir kommen an einer Weide vorbei, auf der sie dann endlich ganz nah sind:
Die Shetland-Ponys! Alle dürfen sie mal fotografieren, klar.
Nele ist selig, auch wenn sie findet, dass die Ponys und die Shetland-Schafe sich verblüffend ähneln.
Ein weiterer Stopp ist bei Clickimin-Broch, was vor über 2000 Jahren mal eine Art Turm gewesen ist, aber heute nur noch eine Ansammlung von Steinen.
Wir schauen es uns trotzdem an, schadet ja nicht.
Letzter Fotostopp ist eine hübsche Klippe oberhalb von Lerwick und dann geht es nur noch bergab.
AidaSol in Sicht:
An der Pier geben wir die Fahrräder wieder ab und bedanken uns bei Vanessa, die uns auf dem Weg einiges über Land und Leute erzählt hat.
Dann schlendern wir bei klarem blauen Himmel noch durch das hübsche Städtchen, bevor wir uns wieder zum Tendern anstellen.
Gegen 15 Uhr sind wir wieder auf der Sol und genehmigen uns leckere Burger im „Best Burger“.
Abends spüre ich das rechte Bein und bewege mich beim Auftreten ein wenig vorsichtiger als sonst.
Wir wollen ja schließlich noch aktiv sein in diesem Urlaub.
Danach schnappen wir uns zwei Liegen und genießen noch ein wenig die Sonne an Deck.
Als ich uns an der Bar zwei Cappuccinos... Cappuccini... na, zwei von diesen Kaffees mit aufgeschäumter Milch halt, hole, treffe ich auf eine Gruppe sehr gut aufgelegter Crewmitglieder, mit denen ich mich ein wenig unterhalte.
Die Crew ist generell gut drauf auf dieser Reise, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass wir aus einer Zeit der Lockdowns kommen und alle froh sind, endlich wieder aufs Schiff zu dürfen.
Dann posieren sie noch für ein Foto und stimmen freudig zu als ich sie frage, ob ich das Fotos später in einem Reisebericht verwenden darf.
Voilà, die Jungs vom Pooldeck:
Nach dem Auslaufen ist Abendessen im Brauhaus angesagt.
Danach gönne ich mir eine Kurzmaniküre, die vor den Shops auf der „Einkaufsmeile“ angeboten wird.
Als ich Nele stolz meine schicken Fingernägel zeigen, meint die nur grinsend: "Du weißt schon, dass wir in ein paar Tagen auf den Prekestolen kraxeln wollen, oder?"
Da hat sie natürlich recht, aber auch, wenn die Maniküre das Bergsteigen nicht überleben sollte: Für heute sieht's zumindest gut aus.
Abends im Theatrium läuft die Show „Crew meets Band“, die uns sehr gut gefällt.
Talente aus allen Bereichen an Bord bekommen die Chance, mit der AidaBand zu singen.
Natürlich werden die Sängerinnen und Sänger gebührend von den anderen Mitarbeitenden angefeuert und beklatscht, die heute alle dabei sein dürfen.
Man merkt, wie viel fröhliche Stimmung dort herrscht.
Nach der Show zieht es Nele und mich wieder an Deck und an die Oceanbar.
Bei einem leckeren Drink schauen wir dabei zu, wie die Sonne immer mehr gen Horizont sinkt.
Auch um 23 Uhr ist es noch nicht ganz dunkel, so hoch im Norden sind wir gerade.
Wir werden nun Großbritannien verlassen und in Richtung Osten weiterfahren, Norwegen wartet auf uns.
Ich habe in Vorbereitung auf unsere Reise schon einige Reiseberichte und Fotos verschlungen und bin schon sehr gespannt auf die norwegische Landschaft.
Nele und ich bleiben noch eine ganze Weile hier draußen sitzen, kuscheln uns in die an der Oceanbar bereitgelegten gelben Decken und lassen den Tag Revue passieren.
Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem wir müde werden und uns auf in Richtung Kabine machen.
Immerhin wird uns heute Nacht wieder eine Stunde geklaut!