Und weiter sind wir unterwegs auf der Insel Karmoy.
Und jetzt wird`s schon ein wenig unwirklich, weil man das so nicht unbedingt mit Norwegen, dem Land der Fjorde verbindet.
Nächster Auftritt an einem mit blauer Flagge ausgezeichneten goldgelben Sandstrand:
Nicht irgendwo im Süden, wir sind immer noch in Norwegen. Der Akrasanden findet sich in irgendeiner Rankingliste sogar unter den besten 10 Stränden der Welt. Und es wird sogar gebadet.
Ab 20 Grad ist hier in Norwegen „Bade ver“, wird wohl „Badewetter“ heißen und ist extra auf dem Thermometer vermerkt. Und da sind wir heute drüber…
Auch zwei aus unserer Reisegruppe, mit Badezeug vorbereitet, reißen sich nun die Klamotten vom Leib. Unsere Leute lassen sich trotz meiner eindringlichen Empfehlung leider nicht dahingehend verführen und bleiben angezogen. Angeblich ein Zeitproblem.
Wir alle halten stattdessen Ausschau nach dem weißen Wal, der seit etwa 2 Monaten hier angeblich immer mal wieder auftaucht. Vergeblich. Der Ty winkt ab und meint, dass dies wohl eher so eine Nessie-Geschichte sein wird und glaubt nicht an den Zauber. Er fordert Zeitzeugen. Und da ist dann auch der Alfons raus aus der Nummer.
Wie dem auch sei, 21 Grad, windstill, strahlender Sonnenschein. Der erste derartige Tag in diesem Jahr soll es hier sein. Und das glauben wir ihm.
Mann, haben wir ein Glück! Wenn wir das auch am Nordkap haben, bin ich schon zufrieden und verschwende erstmal keine Gedanken mehr an Skijacken und Regencapes.
Nächster Stopp in Skudeshavn an der Südspitze von Karmoy. Ja, das erwartet man schon eher hier in Norwegen.
Ein Ort mit altem historischen Kern von einem Fischerdorf.
Reich geworden im 19. Jahrhundert durch die Heringsfischerei, war es in den 1950er Jahren dann vorbei mit der Herrlichkeit in Form von Heringen.
Wie so oft im Leben hatte man es übertrieben und somit also Feierabend mit dem großen Geschäft.
Das angeblich kleinste Kaffee der Welt,
so klein finde ich das gar nicht, ist wieder so ein Superlativ. Leute, ihr braucht uns mit sowas nicht mehr locken. Wir sind doch schon hier und finden es auch so ganz nett.
Und wieder will man uns veräppeln, oder einfach nur Bewegung verordnen. Da hinten soll es einen uralten Mondstein geben, der vor hunderten von Jahren mal vom Himmel gefallen ist. Na ja… Aber wieder fallen wir drauf rein und suchen ihn. Okay, ein Hinweisschild haben wir schon mal gefunden. Aber hier, in einem kleinen Waldstück am Ortsende, sind jede Menge Steine. Welcher ist das nun? Ein weiteres Hinweisschild wischt die Zweifel wieder beiseite und der Träger lässt sich zur weiteren Suche überreden.
Insbesondere auch, weil ein weiterer Hinweis auf einen Viewpoint weist. Und den finden wir, berghoch gekraxelt, dann auch recht schnell.
Der kleine Tiger lässt sich dadurch aber nicht ablenken und will jetzt den Mondstein sehen. Hat er in seiner Vorstellung doch eine Riesenkugel vor Augen. Und Teddy gibt es ungern zu: Wir alle eigentlich auch…
Noch ein paar Meter weiter hoch, dann brechen wir ab. Warum verdammt noch mal ist denn hier kein Hinweisschild mehr?
Ty meckert:
„Erst das kleinste Cafe, vorher noch der weiße Wal und jetzt noch ein angeblicher Mondstein inmitten dem ganzen Geröll hier!
Die lassen aber auch nichts aus mit ihren leeren Versprechungen…!“
Jetzt aber schnell wieder runter ins Dorf. Sonst kriegen wir wegen dem ganzen Mondsteinmärchen nichts mehr vom Ort zu sehen. Haben ja nicht ewig Zeit.
Später erfahren wir dann, dass andere ihn gefunden haben, den „Mondstein.“ Ich sehe sogar ein Beweisfoto.
So ein Mist, der war direkt beim zweiten Hinweisschild und wir sind auf der Suche nach dem „Giganten“ vorbeigelatscht. Zwischen anderen „normalen“ Steinen liegt er, aber nicht extra gekennzeichnet. Tatsächlich aber hat er eine andere Farbe, ist aber jetzt kein Riesenklotz, nur vielleicht 80 cm groß und wie ich auf dem Foto glaube zu erkennen, von der Form her eher oval. Soll wohl auch tatsächlich mal wissenschaftlich untersucht worden sein, dass er eigentlich nicht dort hingehört, nicht von dieser Welt ist. Okay, erledigt, kein Foto und mitnehmen hätten wir den eh nicht können.
Im Ort nun ein paar Impressionen,
ein Klimbimladen ohne Ausbeute und dann wieder ab in den Bus. Zurück nehmen wir eine andere Strecke, entlang vom Boknafjord. Und Achtung, man ahnt es schon… wenig verwunderlich ist das natürlich auch wieder was ganz Großes, Bestes, nämlich diesmal der größte Fjord Norwegens. Da sage noch mal einer, dass es hier rund um Haugesund nichts Besonderes zu sehen gibt.
Warum es davon kein Foto gibt, ist ja bereits schon erklärt: Noch immer sitze ich an der falschen Seite. Soviel sei gesagt: Er ist wohl wirklich sehr groß und man könnte ihn durchaus für das offene Meer halten. Zumindest jetzt hier von der Südspitze Karmoys aus gesehen. Wir fahren nördlich und das auf den Gipfeln noch teilweise schneebedeckte Land auf der gegenüberliegenden Seite rückt näher, der Fjord wird zunehmend enger.
Noch enger wird es nach dem Durchfahren des Fischerdorfes Kopervik. Und bei Avaldsnes sind es dann wohl nur noch 200m.
Genau das ist der Grund, warum sich damals exakt dort die Wikinger angesiedelt hatten. Die konnten an der Engstelle prima die vorbeikommenden Schiffe abzocken und zur Tributzahlung nötigen. 10 bis 15 % der Ladung wurden da fällig. Und wenn man nicht zahlen wollte, war das eher nicht so günstig, denn dann hatte man halt gar nichts mehr von seiner Ladung. „Wahrscheinlich brauchte man sie dann aber auch nicht mehr, so ganz ohne Kopf“, ergänzt der sonst so umsorgende Ty extra noch mal für den kleinen Tiger, brühwarm aber eben recht realitätsnah und anschaulich, aus dem Rucksack heraus.
„Aber warum sind die denn dann überhaupt immer bei den Typen vorbeigefahren?“ will der jetzt wissen.
Und das kann der Teddy beantworten: „Weil das der Nordweg war, der damals günstigste Weg rein nach Norwegen, der „Norway“ also. Und daher kommt der Name und deshalb heißt die Kreuzfahrt jetzt auch „Norwegen und…““
So weiß jetzt auch der kleine Tiger Bescheid und freut sich, dass er erst 800 bis 1000 Jahre später hier ist.
Auf dem Hügel hier in Avaldsnes thront seit 1250 die „Olavskirche“.
Es ist „Olav der Dicke“, dessen Namen sie trägt. Der erste König, der den nordischen Göttern wie Freya und Odin abschwor und die Sache mit dem einen Gott einführte. Hatte für ihn persönlich auch den Vorteil eines Namenwechsels. Olav der Dicke war fortan „Olav der Heilige.“
Wir haben jetzt mal wieder Glück. Unüblicherweise steht heute nämlich sogar die Türe der Kirche offen.
Kommt sonst wohl eher nicht vor, da sie noch regelmäßig für Messen, Taufen, Hochzeiten genutzt wird. Nichts wie rein also in die innen doch recht nüchterne, aber so historische Stätte.
Draußen dann ein Friedhof. Unterhalb der aktuelle, aber direkt neben dem Gebäude der etwa 600 Jahre alte.
Und an dieser linken Seite der Kirche lehnt ein etwa 5 bis 6 m hoher schmaler Stein an der Kirchenwand an. Aber nur fast. Es fehlen noch ein paar Zentimeter.
Und das ist gleichsam wichtig wie gut so...
Ein großer kräftiger Troll war es, der damals an der Baustelle auftauchte und seine Dienste anbot. Nicht für Geld, sondern dafür sollte der Erbauer ihn, wenn denn der Zeitpunkt gekommen sei, mit in den Himmel nehmen. Hilfe beim Bau war ja grundsätzlich willkommen, nur der geforderte Lohn störte bei der Sache. Und so versuchte er dies, mit einer eigentlich unmöglichen Forderung auszuhebeln. In einem Tag sollte der Troll sie bauen… Aber dann war der mittags schon fast fertig und äußerte lauthals feixend seine Vorfreude auf den Himmel. Die Lohnzahlung rückt also bedrohlich näher. Mit einem Troll aber konnte und wollte er nun nicht da oben aufkreuzen. Also noch geschwind eine kleine hinterlistige Sonderbedingung seitens des Arbeitgebers draufgepackt. Wenn dieser den Namen des Trolls errät, dann ist Lohnverzicht angesagt. Unfaire Arbeitsbedingung, denn der Name war ihm schon vorher bekannt, nannte ihn und der fleißige Troll konnte, bevor er zu Stein wurde, wegen dem aufgezwungenen Lohnverzicht nur noch geschwind einen Fluch aussprechen. Er platzierte sich in Form des Steines direkt neben die Kirchenmauer, verbunden mit dem Fluch, dass wenn der Stein jemals die Kirche berührt, die ganze Welt untergeht. Harte Worte, aber tatsächlich ist der Stein im Laufe der Zeit immer näher gerückt…
Nette Troll-Story, kann man natürlich mit locken und die Sache interessant machen, aber irgendwie erinnert mich das an die Namenraterei bei „Rumpelstilzchen“. Und außerdem werden doch Trolle schon bei nur leichtem Tageslicht zu Stein. Und der aber springt noch mittags puppenlustig auf der Baustelle rum…?
Das Lügengerüst ist ausgehebelt, noch ist die Welt also nicht verloren. Teddy lässt sich doch keinen Bären aufbinden.
Wahrscheinlich ist es eher so ein „Mondstein“…. bin ich überzeugt.
Wir verlassen die „sagenhafte“ Stätte, rattern über die eiserne Karmoybrücke, haben jetzt die ganze Insel Karmoy einmal umrundet und sind schon fast wieder in Haugesund, als der Guide Alfons noch einen raushaut. Und wie könnte es anders sein, natürlich einen Rekord. Diesmal aber verbrieft, -im Guiness-Buch.
Jeden August kratzen die hier aus der ganzen Gegend die letzten Heringe zusammen, bauen 560 m Tisch auf und es gibt darauf ausgelegt Gratis-Heringe für alle. 2 Tonnen gehen da so weg, beim längsten Buffet der Welt. Rekorde lässt man sich halt was kosten in der Partnerstadt von New Orleans. Weshalb es hier übrigens auch immer ein großes internationales Jazz-Festival gibt.
Also, der Ausflug heute war ja mal wirklich gut. Überraschende Seiten Norwegens gesehen, auf Sagen und Märchen reingefallen, aber auch Fakes gnadenlos entlarvt. Hat riesig Spaß gemacht was der Teddy da ausgesucht hat. Meine lieben Mitreisenden, spätestens jetzt wo wir hier aus dem Tor nach Norwegen rausfahren, wäre ein Wort des Dankes sicher nicht fehl am Platze.
Der erste warme diesjährige Tag in Haugesund und wir waren dabei…
-- Fortsetzung folgt --
Und im nächsten Teil machen wir uns auf den Weg, 1800 Km zum Nordkap.
Und uns beschäftigt dabei die nicht unwesentliche Frage: Wie wird das Wetter?
Werden wir überhaupt was sehen können? Muss die Fellbande in seinen Strandkleidern bitterlich frieren?
Und ja, dann sind wir da, erreichen das Basislager Honningsvag und die Expedition kann beginnen.
Und wir sind begeistert...
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