...weiter nähern wir uns dem Nordkap auf dem Landweg.
Unterwegs jetzt erste Rentiere am Straßenrand. Es werden nicht die letzten sein. Die rennen hier frei rum und gehören alle den „Sami“, dieser speziellen Volksgruppe hier, eigentlich Nomaden. Damit die 6 Großfamilien ihre Tiere unterscheiden können, haben die wohl alle spezielle Ausschnitte an den Ohren. Aua! Ich hab da einen Knopf im Ohr und da steht „Steiff“ drauf. Wohl weil ich damals vor Schmerz steif war. Danach haben die mir unter Schmerzen noch ein Stück Stoff mit meinem Namen „Teddybär Kaufhof“ angenäht. Und dann steht da noch was von einer „Handmade“, was auch immer das bedeuten soll. Bin jedenfalls ein Bär.
Der Bus stoppt nun bei dieser ersten Rentiersichtung und durch die Busscheibe gelingen keine gescheiten Fotos. Weiterfahren!
Wir erreicht Skarsvag, den nördlichsten Fischerhafen der Welt. Muss ja mal wieder ein Superlativ her.
Jedenfalls treffen wir auf eine Gruppe deutscher Angler, die bis hier oben hin gefahren sind, um u. a. solche seltsam gruseligen Fische zu fangen.
Gerade stehen sie am Filetiertisch, werden aber wohl keine Trockenware draus machen...
Hier in Skarsvag ist dieses Becken mit den Königskrabben, die jetzt zum Fotografieren rausgeholt werden und jeder der will, darf die mal in der Hand halten. Der Träger auch. aber der muss noch warten. Das ist er jedenfalls nicht. Kommt aber später noch dran.
Und komisch, die Pfoten von dem stinken danach zu unserem Glück gar nicht nach Fisch. Ob die Krabben jetzt auch Glück haben, statt im Kochtopf aktuell Touristenattraktion zu sein…? Ist aber wohl eh nur ein Job auf Zeit…
Wenig Glück haben jetzt auch diejenigen, die es vor Freude nicht mehr aushalten und bei der einzigen Toilette Schlange stehen. Die kriegen am Ende von dem ganzen Zauber hier wenig bis teilweise gar nichts mit. Die müssen sich mit dem Glück der Erleichterung begnügen. Auch die Trägerin. Und jetzt hat der Träger unterdessen diese Krabbe in der Hand. Schon wegen deren Scheren braucht er dazu beide Hände. Also Fotografieren ist jetzt eher nicht so praktikabel. Da kommt ein rettender Engel und bietet von sich aus - und das ist bei der weiteren Handlung wichtig - Hilfe an. Die Kamera des Trägers baumelt im Futteral mit dem Karabiner unterdessen an der Hosenschnalle und im ziemlich frontseitigen Bereich seines Unterkörpers. Da kommt er selbst jetzt nicht dran, braucht er doch aktuell beide Hände zum Bändigen der Monsterkrabbe. Unbedarft erläutert er: „Foto, ja gerne. Wenn es ihnen nicht zu unangenehm ist, das Teil an dieser Stelle da unten rauszuholen.“
Gesagt getan, von der netten Dame wird das Teil, also der Fotoapparat, beherzt da unten aus dem Futteral gezogen und das Foto ist im Kasten. Nebenstehende hatten es unterdessen schon grinsend bemerkt... Und dann merkt auch er, was er da gerade so unfreiwillig missverständlich von sich gegeben hat. Das war jetzt unabsichtlich ein wenig „komisch“ ausgedrückt… mit dem „Teil da unten rausholen“. Und die Fellbande schämt sich in Grund und Boden. Der Zweck heiligt die unabsichtlichen Mittel. Ein Dank an die nette Dame. Das Foto ist im Kasten und das Teil wieder im Futteral.
Jetzt aber weg hier. Geht aber nicht, erstmal blockiert ein dreistes Rentier die Straße und kratzt sich mitten auf der Straße erstmal in aller Ruhe.
Andere stehen derweil in den Vorgärten rum.
Also erfolgreiches Kleingärtnern dürfte hier nicht nur wegen der Temperaturen schwierig sein.
Halt an einem Sami-Dorf, welches aber nur aus einem kleinen Zelt, einem sogenannten „Lavuu“
und einer größeren Bretterbude mit Klimbim besteht.
Also Leute, erwartet jetzt keine Session wie in einem Wigwam, der einzige Sami der jetzt mit der traditionellen Tracht samt Kopfbedeckung auftaucht, ist eigentlich Zahnarzt, wohnt längst in dem Haus da oben und fährt wahrscheinlich gleich mit dem Auto da hinten zum Einkaufen. Die Rentiere hat er nämlich gerade aus der Umzäunung gelassen und die grasen da hinten auf den Hügeln.
Sind die Sami laut Reiseleiter im Allgemeinen wohl nicht so touristisch eingestellt, eher auf Traditionen bedacht, ist der hier wohl die Ausnahme. Ist jetzt zwar sehr touristisch präpariert hier und rundum extra mit Dekostücken ausgestattet, aber für so einen Eindruck findet es auch die Fellbande ganz nett. Man muss sich halt manches wegdenken und mit ein bisschen Phantasie kommt man schon rein ins Sami-Leben.
Der Lektor Michael Cornely hatte beim Vortrag neulich mal eine kurze Szene gezeigt, die aber sicher nicht hier entstanden ist. Jedenfalls sitzen da eine Menge Touristen auf Rentierfellen in einem Laavu und ein offenbar gastfreundlicher Sami demonstriert diejenigen Laute, mit welchen man sich über weite Entfernungen zu erkennen gibt. Jeder Sami ein wenig unverwechselbar unterschiedlich. Die Laute hören sich dabei eher jammernd an, erinnern an die der Indianer und uns an die von dem Träger, wenn er auf dem Balkon mal wieder mit nackten Füßen vor den Blechhocker getreten ist.
Dann erkennen wir den auch, unverwechselbar…
Jetzt aber endlich hoch zum Nordkap. Die Landschaft wird immer karger, fast wie Mondlandschaft, wir lassen letzte Rentiere hinter uns und dann sind wir oben und parken ein. Endlich wieder ein Eisbär am Nordkap! Na, die werden sich wundern ...
Spätestens jetzt ist es auf die Dauer recht frisch hier. Das merken wir alle schnell. Selbst bei diesem schönen Wetter und nahezu Windstille, bei immerhin warmen 6 Grad. Vor 2 Tagen war hier wohl noch starker Wind, Regen und natürlich nicht ein Strahl Sonne. Da kommt jetzt der kleine Tiger ins Spiel. In der Karibik noch mit seiner Strickware von uns verspottet, müssen der Ty und ich jetzt hingegen kleine Brötchen backen. Das möchte man hier wohl nicht bei schlechtem Wetter erleben, wenn das jetzt schon sooo kalt ist.
Eine Empfehlung unserer Leute und auch der Tipp vom Teddy: Nehmt euch Handschuhe mit!
Wir haben jetzt 90 Minuten Zeit. Erstmal vom Parkplatz aus rechts. Da stehen etwas abseits, gemacht von Kindern verschiedener Herkunft, diese Skulpturen „Kinder der Erde“ welche Freundschaft, Hoffnung, Zusammenarbeit, Freude usw. symbolisieren sollen.
Und dort auch die Mutter mit Kind.
Wer auch immer die dort hingestellt hat.
Noch etwas weiter rechts ist dann wohl der Weg, den die damals vom Wasser aus genommen haben und auch noch lange Zeit, bevor es eine Straße gab.
Seinerzeit, als die das Kap so um 1500 eigentlich mehr durch Zufall entdeckt haben. Es war bei Suche nach einer nördlichen Asien-Passage.
Die Suche verlief dann bezüglich Asien weniger erfolgreich. Russland war im Weg. Aber keine Passage ist ja auch ein Ergebnis.
Die gibt es also nicht, dafür aber ein Nordkap.
Den fanden jetzt alle toll, diesen Ort hoch im Norden. Beschwerlich schleppte man Adlige, reiche Leute, gekrönte Häupter hoch
und oben gab es Schampus. Ist noch heute Tradition und darf man sich mit belohnen, selbst wenn man bequem mit Auto, Bus oder etwas weniger bequem mit dem Fahrrad hier hoch gekommen ist. Außerdem freut es die ansässige Gastronomie, welche dieses Brauchtum daher gerne pflegt.
Früher gab es für die „Entdecker“ einen Pavillon aus Holz, der ist aber mal weggeflogen. Heute ist er aus Stein, groß und ein Erlebniszentrum. Da gehen wir später hin, auch wenn für Teddys mittlerweile eiskalte Plüschpfoten jetzt schon Aufwärmen angesagt wäre.
Aber erstmal jetzt das „finale furioso“. Auf zur Spitze, zum Kap, Koordinaten 70 – 10 – 21, dem äußersten Norden Norwegens und auch Europas, also wenigstens der vom Festland erreichbare Teil. Und selbst das muss der skeptische Teddy leider weiter einschränken.
Da ist links noch so eine Landzunge,
also nix nördlichster Punkt Europas.
Außerdem ist da ja noch die Insel Spitzbergen, aber das wird hier in diesem Moment totgeschwiegen, es lebe die Illusion. Alles fauler Zauber also? Touristennepp?
Erstmal egal, auf jeden Fall für die meisten so eine einmal im Leben Sache. Für uns auch?
Jedenfalls sind wir jetzt zum ersten Mal an einem „Kap“. Wäre die Afrikakreuzfahrt nicht ausgefallen, dann würde nur noch "Kap Horn" in der Sammlung fehlen. Aber wer weiß, irgendwann haben wir vielleicht dann doch mal die Sammlung komplett. Der Anfang ist gemacht.
Wir stehen auf 307 m und nur die Barentssee und knapp über 2000 Km trennen uns noch vom Nordpol. Meine eiskalten Pfoten sagen: Ich bin schon am Nordpol.
Und irgendwie passt das gerade mit dem Andrang hier an diesem in den 70ern hingestellten Globus, dem berühmten Wahrzeichen. Tatsächlich gelingt sogar ein Foto ganz ohne andere Besucher.
Und auch ein Foto von uns, den Teddys und dem Tiger.
Brust raus, Bauch rein. Mann bin ich stolz! Hab ich einen Spaß.
Ein Holländer hat deswegen jetzt weniger Spaß an uns. Nachdem dieser niederländische Entdecker schon gefühlte 5 Minuten da oben rumspringt und uns das Foto verpfuscht, machen wir das jetzt einfach und drängen uns mal dazwischen. Der Typ ist schließlich nicht alleine hier. Denn jetzt sind wir mal dran! Bin schließlich schon seit Tagen unterwegs dafür. Glaubt uns doch sonst keiner, ohne Foto.
Das missfällt ihm nun und der Holländer bedeutet uns, dass wir abhauen sollen. Und als er auf uns zukommt fürchte ich schon, dass er uns vom Sockel schmeißen will. Doch der Eklat bleibt aus. Ein simples „Wir sind noch nicht fertig, haven`t finished“ des Trägers bremst ihn in seinem vermuteten Tatendrang.
Foto erledigt, später nochmal welche aus der Ferne, bei schummerigem Licht, aber jetzt erstmal schnell ins Besucherzentrum, nicht nur die kalten Pfoten aufwärmen…
Vor dem Besucherzentrum steht das Mitternachtsonnen-Denkmal, von verschiedenen skandinavischen Städten errichtet und wohl deshalb auch die unterschiedlichen Steine. Ein Pfeil weist zum Nordkap.
Damals in den 80ern wurde dabei auch der „Royal North Cape Club“ gegründet. Da kann man Mitglied werden, bekommt auch eine Urkunde und lebenslangen freien Eintritt zum Nordkap.
Sparfuchs Teddy hat sich das aber mal durchgerechnet: Ist wie mit "All in". Lohnt sich für die Fellbande nicht. Selbst wenn wir irgendwann noch mal hierhin kommen, dann wird das kaum privat mit dem Auto, dem Fahrrad oder gar zu Fuß sein, sondern mit nem Ausflug. Und da ist der Eintritt inklusive.
Daher der Spartipp: Ein Zertifikat gibt es für 7 € auch im Klimbim-Shop. Sogar auf Deutsch, mit Namen und Stempel. Ist schon so gut wie gekauft…
-- Fortsetzung folgt --
Und im nächsten Teil haben wir es dann, das Nordkap-Zertifikat. "Hiermit wird bestätigt, dass..."
Noch ein paar Fotos im Schummerlicht, bevor unten das "nächtliche" Honningsvag heimgesucht wird.
Hätten uns jetzt weit nach Mitternacht auch auf`s Pooldeck legen können.
Die Sonne scheint und es sind jede Menge Liegen frei.
Am frühen Morgen geht es dann ab zu den Lofoten. Die Orcas erwarten uns...
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