Norwegen mit Lofoten & Nordkap (Teil 7) // Bodö// zerbombte Stadt, Kulturstadt 2024, der Datenschutz, Hafengeschichten und ein Kussmundtreffen // Der "etwas andere Reisebericht"... / Randerscheinungen und die Reiseabenteuer von Teddy Kaufhof und dem Ty

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Kabinenkategorie
Balkonkabine
Reisedatum von
11. Juni 2023
Reisedatum bis
25. Juni 2023

Bodö


Noch immer sind wir über dem Polarkreis. Durch den Saltfjord steuern wir auf Bodö zu, die Kulturhauptstadt Europas 2024.

Da bin ich jetzt aber mal gespannt. Mal sehen was die mit unserer Fell-Kultur hier in „Bude“ (so spricht man das aus) so anfangen können.



Was ich jetzt schon mal weiß, noch bevor ich eine Pfote in die Stadt gesetzt habe:


1940 kriegsbedingt fast vollständig niedergebrannt und in Trümmer gebombt, im Ergebnis die im Krieg am meisten zerstörte Stadt Norwegens, hat die Historie der Baukultur jedenfalls schon mal gelitten. Na ja, ob wir als Deutsche dann hier so willkommen sind…



Eigentlich wollen wir heute nämlich vor Ort bleiben.


Den Saltstraumen, den stärksten Gezeitenstrom der Welt, wie er mit Superlativ beschrieben wird, von hier etwa 34 Straßen-Km entfernt, lassen wir mal aus dem Besichtigungsprogramm raus.


Auf eigene Faust, bzw. Pranke geht es heute von Bord. Und wegen der Historie, der Zerstörung, erwarten wir nicht viel. Und so gesehen werden wir am Ende des Tages nicht enttäuscht sein. Ein bisschen natürlich auch der heutigen Bequemlichkeit der Träger zu verdanken. Denn das vielgepriesene "Luftfahrtmuseum", das "Nordlandmuseum" und es gibt wohl auch noch ein "Bunkermuseum", besuchen wir nicht. Wir laufen einfach mal durch die Stadt.


Damit pokern wir hoch, unser Einsatz aber zugegebenermaßen gering, und mal sehen ob wir am Ende nicht doch den „Royal Flush“ in den Händen halten.


Geflaggt haben die schon mal nicht, also wird unser Kommen wohl nicht als „besonderes Ereignis“ gewertet. Nur dann und an Feiertagen darf man die Nationalflagge wehen lassen. Also mal abgesehen von den Wimpeln, -das darf man immer.


Nach rechts am Ufer streifen wir lang in Richtung Bootshafen und Teddy registriert mit wachsender Skepsis, dass uns erste Frühaufsteher schon wieder Richtung Schiff entgegenkommen. Na die sind aber schnell fertig...

Auf halber Strecke dann vom Uferweg doch nach oben auf die Straße die hier eine Fußgängerzone ist, und wir landen vor dem überdachten modernen Einkaufszentrum. Da gehen wir jetzt einfach mal so durch, ist halt eine ganz normale überdachte Ladenzeile, aber sind ja nicht zum Shopping hier und wüsste jetzt sowieso nicht was...


Im Hafenbecken liegt u. a. ein Fischerboot, von welchem Krabben geklaut



aber vorzugsweise doch lieber verkauft und auch rege gekauft werden, -von den Einheimischen. Dann wird es wohl auch selbstgefangene frische Ware sein.

Ob es so angepriesen wird weiß ich nicht, kann ja kein Norwegisch.


Meine Skepsis beim urigen Kutterverkauf an Touristen beruht auf einem Erlebnis meiner Leute an ganz anderem Ort. Die Situation aber ungefähr gleich.


Kutterhafen Insel Poel. Die fangfrische Ware, verarbeitet zu Backfisch, geht über den Kutter weg wie warme Semmeln. Es droht das „Ausverkauft“. Schnell wird der Gehilfe zum Nachschub holen geschickt, beeilt sich offenbar und kommt schon wenig später mit vermeintlich fangfrischer Ware wieder.

Aber finde den Fehler!? Den sieht man dann beim unvorsichtigen Auspacken.

Schön verpackt ist er und tiefgefroren, weil in der Pappverpackung vom nahegelegenen "Aldi". Na ja, die Fritteuse wird’s richten und fertig ist die Sache. "Voila!" Aus deutschen Meeren fangfrisch auf den Tisch, bzw. auf`s Brötchen. Herrlich, so direkt an der See schmeckt der heimische Ostseefisch den Touristen doch am allerbesten. So frisch kriegt man den doch sonst nicht. Und mit einem guten Gefühl rutscht die edle Ware gleich besser runter.

Der beste Fang gelingt nicht morgens früh, sondern mittags, bei "Aldi".


Jetzt bin ich aber abgeschweift und hier beim Krabbenkutter kaufen ja nicht die Touristen sondern die Einheimischen. Und das auch ohne Panade und Brötchenummantelung. Wenn hier betrogen würde, dann würde wohl jemand kielgeholt...


Am anderen Ufer erkennt man vom Bootshafen aus drüben die Reste von einem über 200 Jahre alten Bollwerk.



Restauriert und damals nicht ohne Grund an dieser schmalen Stelle zum Schutz gebaut. Kann man wohl auch besichtigen, machen wir aber nicht, müssten wir ja erstmal rüber laufen.


Nach der ganzen Hafenidylle



marschieren wir einfach nur zurück Richtung Schiff.


Noch ganz schön weit darüber sind wir, aber irgendwie kommt man sich nicht vor wie in einer Stadt über dem Polarkreis. Kann aber auch am Wetter liegen…


Auf halber Strecke, eine Etage höher, muss laut Plan die Kirche sein. Ist sie auch und auch geöffnet. Kurzbesuch, Glasfenster besichtigt



und der Glockenturm steht extra.



Darin in dieser kriegsgeplagten Stadt auf einer Tafel geschrieben: „Niemand genannt – Niemand vergessen“, ein Denkmal.


Von weiter unten haben wir eben aber noch einen anderen Glockenturm gesehen und schon gedacht, dass dies die Kirche ist.

Doch Vorsicht, Verwechslungsgefahr! Dieser andere Turm steht nicht weit entfernt, gehört aber zum Rathaus.



Es ist der schmalere Turm, der rechte ist die Kirche.




Wenn wir jetzt noch dieses Seeadlerdenkmal finden, dann sind wir wohl schon fertig mit unserer Agenda.

Und da hinten steht schon sowas, ist aber nur ein Kormoran.


Die kurze Zeit bis wir das richtige Gebilde gefunden haben, verbringt der Teddy mal mit Klugscheißern aufgeschnappten Wissens und streut ein, dass die Struktur der Autokennzeichen hier eine andere ist. Die haben zwar zwei Buchstaben vorne, aber diese haben jetzt so gar nichts mit den Buchstaben der Städtenamen zu tun. Die vergeben die Buchstaben von Süd nach Nord, beginnend mit dem A im Süden. Hier oben ist es zum Beispiel jetzt eher das Y.

Und grüne Kennzeichen sind gewerblich.


Nun kann man es hier aber einfach im Internet rausbekommen, woher das Auto kommt und vor allem auch wem es gehört. Kann man auch zum Dating benutzen, ohne dass man gleich verklagt wird. Sowieso alles sehr transparent hier für jedermann. Auf einer öffentlichen Plattform kann man auch sehen wieviel Geld der Nachbar verdient, ob er Schulden hat, was sein Gebrauchtwagen mit wie viel Kilometerleistung gekostet hat und vieles mehr. Es gibt eine wahre Rankinglist der Vermögen. Datenschutz wird hier eher kleingeschrieben, erspart aber die „Schufa“-Auskunft. Wer will, der weiß über vieles Bescheid.

Den Teddys ist das ohnehin egal, wir haben ja „Nichts“, also auch nichts zu verbergen. Aber das mit dem „daten“ wäre nicht sooo schlecht…


Länger verborgen bleibt uns nun auch nicht das Seeadler-Denkmal. Einen ganzen Adlerhorst mit Family stellt es dar und steht am Beginn der Fußgängerzone unterhalb des Rathauses.



Soll wohl hier in der Gegend viele echte Seeadler geben und deshalb hat man das da mal hingestellt.


Überhaupt gibt man sich hier Mühe, das fehlende Historische durch Kleinigkeiten und Farbtupfer zu kompensieren.




Und 2024 ist man eine der Kulturhauptstädte. Dafür wird auch schon an vielen Stellen gebuddelt.


Noch auf dem Weg zurück haben wir ein Hurtigruten-Schiff einlaufen sehen. Es ist die Kong Harald, welche jetzt da drüben festgemacht hat und sicher nicht lange bleiben wird.




Früh sind wir nun wieder beim Schiff und wenn ich so überlege, haben wir nicht einen einzigen Klimbimladen, keine Souvenirs oder Sonstiges gesehen. Zumindest nicht in der Stadt und nur dort waren wir ja gerade.





Und haben wir jetzt zu hoch gepokert, einfach mal nur hier zu bleiben? Na ja, den „Royal Flush“ halten wir mit unserem geringen Einsatz am Ende nun nicht in der Hand, aber doch wenigstens eine „Kleine Straße“.

War auch mal nett und übersichtlich, einfach mal in Ruhe und ohne große Erwartungshaltung zu schauen … So eine schöpferische Pause ist nach den ganzen bisherigen Eindrücken auch mal ganz gut, wird noch ne Menge dazukommen und wir haben jetzt noch genug Zeit auf dem Schiff heute einfach mal „Seetag“ zu spielen.


Am Abend verlassen wir Bodö, die Silhouette der Stadt verschwindet langsam und sobald man hier rausfährt wird es wieder richtig schön.



Kein Wunder, dass sich hier die Seeadler so wohl fühlen. Ein Zeichen mehr dafür, dass Bodö vor allem mehr das Basislager für Erkundungen im Umland ist. Und wer das nicht macht, darf eigentlich auch nicht enttäuscht sein. Und wir beschweren uns auch nicht, haben bewusst drauf verzichtet, wollten mal eine Pause.


Noch lang zieht die Reihe der kleinen Felsen Steuerbord an uns vorbei, als wir mit der Mofageschwindigkeit von 13 Knoten durch die stille glatte See daran vorbei tuckern.




Seetag


Kurs auf Molde, Kurs auf Andalsnes



und um 09:00 Uhr haben wir Gegenverkehr.

Zwei Kussmünder nähern sich einander an, kurz bevor es zu spät ist. Denn diese Beziehung hat keine Zukunft mehr, es ist die Aura.



Aber keine Sorge kleine Aura, zumindest kurzfristig steht dir eine sogar noch rosige Zukunft bevor. Nämlich 12 Tage mit uns...!

Demnächst, bei deiner letzten Kussmundreise. Und im Vorbeifahren kann ich auch schon unsere Kabine sehen…




Ansonsten passiert heute nichts. Da kann man ja am Mittag mal den Träger zum Kaffee holen schicken. Beim Rückweg wird dann, damit es auch als „Heiß“getränk geliefert wird, die Abkürzung mit dem Aufzug genommen.

Im Aufzug steht zwischen 5 Leuten auch eine Frau mit FFP2-Maske. Soweit okay. Aber deshalb tanzen jetzt hier nicht alle nach ihrer Pfeife.

Denn wenn man jetzt, nur weil man noch dazu steigt, so giftig angeschaut wird, wie ein Veganer vom Nebentisch wenn man selbst ein feistes Steak vertilgt, dann ist sie auf einem Schiff mit 1700 Paxen offenbar wohl nicht so gut aufgehoben. Dann sollte sie bei der Buchung bedenken, ob das denn hier das Richtige für sie ist.

Mädchen, ich habe zwei Tassen heißen und gerade ordnungsgemäß bezahlten Automatenkaffee in der Hand!

Wie lange soll ich denn noch auf eine Mitfahrgelegenheit warten, nur weil Du bei Nr. 6 von 16 möglichen gleich in Panik verfällst. Sorry, das war einmal… Randvoll muss nicht, da verzichte auch ich gerne drauf, aber 6 Personen wirst Du dir schon gefallen lassen müssen…


Und ein Sonnenuntergang wirkt mit ein wenig Wolken und Dunst gleich viel heimeliger. Oder auch mal unheimlich...




Zumal die Sonne ja immer noch nicht ganz untergehen will. Aber eben schon wieder fast. Noch ein bisschen weiter südlich fahren und dann wird der Horizont wieder die Oberhand gewinnen…




-- Fortsetzung folgt --



Und im nächsten Teil wird es toll, ganz toll.

Wir sind in Andalsnes und gehen dort auf Bergtour,

-aus Zeitgründen mit dem Bus,

fahren die spannende Trollleiter hoch,

haben spektakuläre Aussichten

und Teddy liegt mit seiner Taktik mal wieder goldrichtig...