... so wichen wir im Slalom den Regentropfen aus und flüchteten in Franks Caddy.
Die Fahrt wurde in Richtung eines weiteren Höhepunkts vom „The Heart of Neolithic Orkneys“ fortgesetzt. Der Ring of Brodgar wartete auf uns. Aber vergeblich … Denn am Ring angekommen, öffnete Petrus seine Schleusen. Es regnete allerdings nicht Cats and Dogs sondern Cows and Horses. Wir entschieden einstimmig, uns nicht Petrus´ Schleusen auszusetzen und fuhren weiter. Nach wenigen Minuten hatte Petrus Erbarmen mit uns und so erinnerte er uns bei den Standing Stones of Stenness mit gelegentlichem Tröpfeln, dass er nicht ganz aus der Welt war.
Von ursprünglich zwölf bis zu 5,7 m hohen Monolithen des inneren Steinkreises blieben vier übrig.
Sie wurden vor ca. 5.000 Jahren aufgestellt; der Schwund allerdings erst in den letzten beiden Jahrhunderten verursacht. Die von vielen Interessierten besuchten Steine störten dem Bauer, da die Besucher über seine Felder trampelten. So zerstörte er einen Teil oder kippte sie um. Zum Glück für die heutige Nachwelt nicht alle.
Bei diesen Steinen erkannten wir, dass sich die schottischen Schafe zu Weicheiern mutiert hatten. Sie hielten nicht einmal einen Schottensturm aus und versteckten sich im Windschatten der Steine.
Unser vorgesehenes Programm war damit abgehakt. Als Ausgleich zur beim Ring of Brodgar eingesparten Zeit schlug Frank eine Spezialführung durch die St. Magnus-Kathedrale vor. Wir sagten nicht nein.
Wie so oft fuhren wir nicht auf direktem Wege nach Kirkwall. Wir machten einen Abstecher zu einem einheimischen Künstler, der die Bedeutung der Orkney-Steinplatten für die in dieser Gegend üblichen Trockensteinmauern in einem daraus erbauten Pickup verewigte.
Noch einige Kilometer und wir standen vor der Kathedrale, auch bekannt als das „Licht des Nordens“. Ob alle ca. 7.000 Einwohner Kirkwalls auf einmal reinpassen? Nun gut, es wird bestimmt knapp. Aber für dieses kleine Städtchen ist sie ganz schön mächtig.
Ausgangspunkt für die Errichtung des Gotteshauses war ein Verwandtschaftsstreit. Zwei von den Wikingern abstammende Vettern vertrugen sich – frei nach dem Motto „Blut schweißt zusammen“ – zunächst ganz gut. Beide waren Earls und wohnten quasi Tür an Tür. Das ging nicht gut. Und wie es in der Geschichte so oft geschah: Der eine gönnte dem anderen das Schwarze unter den Fingernägeln nicht und sie lösten den Konflikt mit Waffen. Earl Magnus wurde von Earl Haakon einen Kopf kürzer gemacht. Natürlich bei einem Treffen, bei dem Streitigkeiten zwischen den beiden Earls geschlichtet werden sollten. So einfach und auch wirksam wurden damals Zwiste beigelegt … Magnus´ Neffe stiftete die Kathedrale, zunächst im kleinen Format. Der noch nicht heilige Magnus fand seine Ruhestätte unter dem später erbauten Nordturm; heilig gesprochen wurde er erst 1898. Da wie üblich die Kathedrale nicht in kurzer Zeit erbaut werden konnte sondern sich die Errichtung über 300 Jahre hinzog, sind als Ergebnis romanisch-normannische und frühgotische Stilrichtungen erkennbar. Besonders imposant sind im Inneren die gewaltigen Säulen.
Und eine angenehme Dunkelheit, so dass man sich auf das Wesentliche konzentrieren musste. An den Außenwänden jede Menge Gedenktafeln, die an viele Größen der Orkneys erinnern, die in der Kathedrale ihre letzte Heimat fanden. Und auch einige Schreine von großen, von den Orkneys stammenden Entdeckern. Im hinteren Teil ist der Altarraum lichtdurchflutet; die großen Westfenster sorgen dafür, dass der hintere Altar richtig zur Geltung kommt.
Der Stifter war ein Wikingernachfahre. Auch aus diesem Grunde gab es eine enge, in St. Magnus immer wieder erkennbare Verbindung zu Norwegen: Die Orkneys gehörten bis zur Reformation zur Erzdiözese Trondheim, im hinteren Teil der Kirche entdeckten wir eine Statue des heiligen Olav, in einem Seitenschiff hing ein Wandteppich, ein Geschenk der Stadt Trondheim und die norwegische Flagge war in einem weiteren Seitenschiff angebracht.
So genug von der Kathedrale. Da es noch recht früh war, bewegten wir uns weiter durch Kirkwall. Die Reste vom Earls – und Bischofspalast
standen sich im Gegensatz zu deren früheren Verhaltensweisen einträchtig gegenüber; wir kannte sie von unseren früheren Besuchen.
Fast um die Ecke besuchten wir wie im Vorjahr das Tankerness House. Weniger das Haus, in dem eine Museum mit der Thematik „Geschichte der Orkneys“ untergebracht war, sondern den Garten. Gepflegt, ruhig, wenig besucht, viele verschiedene, in unseren Breitengraden nicht übliche Pflanzen.
Wir verließen die Hauptstraße und bewegten uns abseits der Touristenströme. Ob es Überraschungen gab? Und ob … wir stießen auf den Punkt, an dem der Watergate-Skandal seinen Ausgang nahm
und entfernten uns vorsichtshalber blitzschnell. In den Nebenstraßen sahen wir die üblichen britischen Reihenhäuser mit mehreren Kaminöffnungen auf den Dächern
und erkannten, dass der Hauptort der Inselgruppe nicht gerade arm an Gotteshäusern ist
Irgendwann kamen wir in die belebte Fußgängerzone. Einheimische - und soweit wir es erkennen konnten – viele Touristen. Kurz vor ihrem Ende hörten wir lautes Gepfeife und Getrommel. Und machten eine neue Erfahrung. Zwei Kleinlaster fuhren durch die Straßen! Auf der Ladefläche des ersten merkwürdig angezogene und bemalte weibliche Personen mit einer Hauptperson in der Mitte. Die Haare gefärbt, die Gesichter beschmiert und es roch ein wenig merkwürdig. Wie im Kuhstall.
Es war ein Jungesellen/-innenabschied! Braut und Brautjungfern. Sie bliesen in Trillerpfeifen, was das Zeug hielt. Ohrenbetäubend! Dann der Folgewagen. Wie die Mädels sahen Bräutigam und seine Kumpel ein wenig abseits der Norm aus.
Die Jungs hauten mit Schlegeln auf Töpfen. Alles dröhnte … Alle – auch die vielen, stehen gebliebenen Zuschauer - hatten ihren Spaß. Die Feiernden sogar am Bier … Der Umsatz war bestimmt enorm …
Unser Weg führte uns weiter zum Hafen. Am Kai angetäut war das Expeditionsschiff National Geographic Explorer,
das hier Zwischenstation bei einer Traumreise machte: norwegische Küste, schottische Inseln, Färöer Inseln, Island. Nicht unsere Preisklasse – ab € 23.500,-- für 13 Tage, natürlich in der preiswertesten Kategorie …
Nicht, dass in Kirkwall nur Kreuzfahrtschiffe und Fähren anlegen. Die Stadt verfügt über einen kleinen, aber feinen Sporthafen, in dem einige nicht zu verachtende Schiffchen schaukelten.
Nun aber zurück zum Schiff. Unsere Mägen mussten einfach beruhigt werden. Wir schafften es und anschließend schauten wir uns an, was oben los war.
Sonnenbaden! Aber nur eine Handvoll Passagiere ließen sich von der Sonne braten. Die meisten Mitreisenden waren sicher noch unterwegs. Kein Wunder, denn am späten Nachmittag sah Kirkwall irgendwie freundlicher aus als am Vormittag.
Den ersten Teil des Abends verbrachten wir im Gosch und ließen uns dort verwöhnen. Anschließend musste der übliche Absacker daran glauben – selbstverständlich in einer Außenbar. In dieser Zeit wurden wir auf die Nacht vorbereitet. Durch die Ansage des Kapitäns und durch Petrus. Rechtzeitig zum Ablegen öffnete er wieder die Schleusen.
Das typische Schottenwetter … darüber hinaus 4-5 m hohe Wellen, Windstärken bis zu 11 …
2. Juli 2023 – Seetag 2
… von denen wir nichts Negatives mitbekommen hatten. Anzeichen gab es für uns im Nachhinein: Spuckbeutel hingen im Treppenhaus, wie ich auf meinem Weg nach oben erkannte. Auf Deck 14 angekommen, bekam ich bei meinem obligatorischen Morgenkaffee „Land in Sicht“ mit. Und zwar auf beiden Seiten des Schiffes. Wir waren also mittendrin in der Hebridenpassage. Auf der Backbordseite das schroffe schottische Festland; auf Steuerbord die Insel Lewis and Harris, die uns länger begleiten sollte.
Das Wetter? Herrlich! Kein Braten im Sonnenschein wie in den letzten Wochen zu Hause sondern angenehme 14°. Windstärke 10. Sonne, Wolken, zwischendurch ein sehr, sehr kurzer Schauer, den wir unter dem Baldachin der Außenalster absaßen. Die Inseln der Äußeren Hebriden verließen uns nicht. Sie strahlten uns mit ihren unterschiedlichen Grüns an. Auf einigen Inseln im Verhältnis zu ihrer Größe recht hohe Berge. Ab und zu weiße Tupfer: Häuser! Und dann auf der Insel Scalpay der Eilean Glas Lighthouse – ein klitzekleiner Farbkontrast!
An Backbord verschwand das Festland, das von der Insel Skye (Innere Hebriden) abgelöste wurde. Was tat sich auf dem Meer? Wir sahen vereinzelt Fischerboote, wenige Segelschiffe, eine Autofähre und sonst nichts. Ach ja, ein weiteres Kreuzfahrtschiff war unterwegs. Es war leider so weit entfernt, dass wir es nicht näher identifizieren konnten.
Was tat sich auf den oberen Decks? Nicht wenige Mitpassagiere waren wir wie fasziniert von der Hebridenpassage. Es war einfach nur schön …
Irgendwann am späten Nachmittag entfernten sich die Inseln auf beiden Seiten des Schiffes. Die Folge: Es gab nicht mehr den Schutz der Inseln; die Wellen wurden höher, der Wind pfiff stärker um unsere Ohren und das Schaukeln des Schiffes verstärkte sich – für uns kein Problem. Die Sonne suchte und fand immer wieder Lücken zwischen den Wolken und lud zu Deckrunden ein. In Fahrtrichtung sah der Himmel allerdings nicht einladend aus. Ein wunderschöner Regenboden erhob sich aus dem Meer – warum hatte ich nicht die Kamera dabei? Na ja, die Wetteraussichten für die nächsten Tage gaben genügend Chancen, noch einmal eine vielfarbige Himmelsbrücke zu erleben.
Was machten wir am Abend? Stärken im Anckelmanns – die Menschenschlangen vor den Atlantiks schreckten ab - und der übliche Absacker wurde in der Außenalster genossen.
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