30. Juni 2015 – Kirkwall/Orkney-Inseln
Schon wieder kurz vor sieben Uhr, schon wieder oben auf Deck. Den early-bird-Kaffee konnte ich gerade so ergattern. Der musste einfach sein … Und nach dieser Stärkung merkte ich endgültig, dass wir nicht mehr ein nur winziger Fleck auf dem weiten Meer waren. Land in Sicht! Die AIDAluna suchte sich ihren „Weg“ zwischen kleinen, flachen Orkney-Inseln. Steilküste, sattgrüne Weiden, ab und zu Häuser. Darüber eine geschlossene Wolkendecke. Dunst. Leichter Regen.
Mystisch. Eben Schottland! Das Lotsenboot pflügte heran und verschwand nach dem Wechsel seines Herrchens auf die AIDAluna wieder. Hinter dem Leuchtturm Heliar Holm auf der Orkney-Insel Shapinsay.
Und schon lag Kirkwall – leider im Dunst – vor uns. Das Wahrzeichen der Stadt, die St. Magnus–Kathedrale überragte alles.
Die AIDAluna drehte bei und steuerte den Pier im Industriehafen an. Schön sah es dort nicht gerade aus … Der Wind führte dazu, dass unser Schiff Schwierigkeiten hatte, sich dem Pier zu nähern. Doch mit geballter Kraft der Seitenruder schaffte die AIDAluna es schließlich und wir konnten uns wieder unserem mageren Frühstück widmen.
Kurz vor 11 Uhr trafen wir uns mit den anderen Ausflüglern zur Tour „Mystische Orkney-Inseln“. Floppys waren mit von der Partie. Schnell verließ unser Bus – auf der falschen (?) Straßenseite fahrend – den Industriehafen und fuhr durch leicht hügeliges Gelände. Faszinierend, die unterschiedlichen Grüntöne der Wiesen und Weiden. Farbtupfer setzten die verschiedenartigsten Blumen – mitunter richtig gelbe Teppiche. Rinder und Schafe bevölkerten die Weiden, so dass wir meinten, dass auf den Orkneys mehr Vieh als Menschen lebte. Bei den Rindern fiel eine tiefschwarze Rasse auf – die Aberdeen Angus. Ihr Fleisch soll sehr wohlschmeckend sein – kein Wunder, denn ihr Futter entwickelte sich prächtig in der reinen Nordseeluft; Industrie war während unserer Tour so gut wie gar nicht festzustellen.
Auf einmal – ein wenig abseits der schmalen Durchgangsstraße – begann unsere Reise durch die Urzeit. Wir „betraten“ das Weltkulturerbe „The Heart of Neolithic Orkneys“. Als erstes passierten wir die restlichen drei von ehemals 12 riesigen Monolithen – die Stones of Stennes, erwiesenermaßen älter als 5.000 Jahre. Einen dieser Stones (nicht Rolling!) sahen wir vom Bus aus.
Viel beeindruckender war unser nächstes Ziel, der Ring of Brodgar.
Die Erbauer des ca. 4.700 Jahre alten Monolithenringes beobachteten intensiv, wo die Sonne im Sommer aufging und ebneten die zu bebauende Fläche mühselig ein, so dass sie sich – zu diesem Zeitpunkt die Sonne begrüßend – nach Nordosten neigte. Die seinerzeit 60, nunmehr noch 27 Steinblöcke bildeten einen Kreis von 104 m Durchmesser. Um den Kreis herum wurde ein Graben gezogen.
Also auch heute insgesamt noch eine sehr beeindruckende Anlage. Beeindruckend auch, da die Monolithen riesig groß waren – bis zu knapp fünf Meter hoch - und da sie ohne die heutzutage vorhandenen technischen Hilfsmittel über weite Strecken herangeholt werden mussten.
Wir staunten nur – auch über die üppige Vegetation
und über das inzwischen phantastische Wetter: Sonne und blauer Himmel! Und wir staunten auch darüber, wie klein die Welt ist. Auf einmal wurde ich nach dem Fotografieren von Fischerbooten
gerufen – hier am Ring of Brodgar. Nicht von Floppys oder anderen Mitreisenden. Nein, von ehemaligen Arbeitskollegen aus Düsseldorf … Lang austauschen konnten wir uns nicht, denn wir mussten weiter – weiter zum Atlantik. Dorthin, wo das Land auf einmal abbricht. Zu den Steilklippen von Yesnaby.
Über uns der blaue Himmel, unter uns das die Klippen anbrandende stahlblaue Meer.
Einfach toll – der Blick von oben nach unten – wir hätten gerne eine viel längere Zeit als die vorgegebenen 15 Minuten gehabt … Aber nichts da – wir fuhren zurück durch die grüne Landschaft
zu unserer AIDAluna
und von dort aus per kostenfreiem Shuttle in die Innenstadt von Kirkwall.
Die Besichtigung war ein Muss – besonders der Besuch der St. Magnus–Kathedrale. Ganz schön mächtig – dieser Kirchenbau.
Und ganz schön groß für diese doch recht kleine Stadt. Aber auch großartig – von außen und von innen. Vor mehr als 850 Jahren schufteten die „kleinen Leute“ aus der Umgebung zu Gottes Ehren. Herausgekommen ist ein Prachtstück – nicht unbedingt pompös, wie man beim ersten Blick auf die Kathedrale unterstellen könnte.
Begonnen wurde 1137 mit dem Bau, nachdem der Earl Haakon seinen Vetter, Earl Magnus, erschlagen hatte. Natürlich bei einem Treffen, bei dem Streitigkeiten zwischen den beiden Earls geschlichtet werden sollten. So einfach und auch wirksam wurden damals Zwiste beigelegt … Magnus wurde 1898 heilig gesprochen – er wurde zum St. Magnus. Über seinem Grab wurde die Kathedrale im romanischen Stil erbaut; genauer geschrieben fand er seine letzte Ruhestätte unter dem Nordturm. Im Gegensatz zu den damals erbauten großen Kathedralen wurde Schlichtheit in den Vordergrund gestellt – so schlicht, dass die Mitte des 17. Jahrhunderts auch auf den Orkneys wütenden Krieger Cromwells – oder besser: Schlächter Cromwells – die Kirche nicht zerstörten. Ein Glück … Betritt man den Kirchenraum, fallen die mächtigen, gen Himmel strebenden Säulen auf. nd eine angenehme Dunkelheit, so dass man sich auf das Wesentliche konzentrieren musste. An den Außenwänden jede Menge Gedenktafeln, die an viele Größen der Orkneys erinnern, die in der Kathedrale ihre letzte Heimat fanden. Und auch einige Schreine von großen, von den Orkneys stammenden Entdeckern. Im hinteren Teil ist der Altarraum lichtdurchflutet; die großen Westfenster sorgen dafür, dass der Altar richtig zur Geltung kommt.
Wir lösten uns von der Kathedrale, überquerten die Palace Road und bestaunten dort zwei Gegensätze. Genauer, zwei gut gepflegte, sich gegenüber liegende Ruinen. Den einen Bau ließ im 12. Jahrhundert Bischof William The Old errichten; den anderen Palast zu Beginn des 17. Jahrhunderts Stewart Earl Robert. Beide – der zu dieser Zeit residierende Bischof und der Earl – mochten sich nicht besonders. Zumal sich der Earl gegenüber seinen Untertanen nicht gerade zuvorkommend verhielt. Beide hatten ihre Anhänger, die auch nicht gerade voneinander angetan waren. Seit dieser Zeit werden jährlich – anfangs zwischen den Anhängern des Bischoffs und des Earls - die Ba Games durchgeführt. Ein nicht gerade sanftes Spiel mit einer Holzkugel. Das Spiel begann und beginnt im neutralen Bereich – auf dem Kirchenvorplatz mit dem alten Marktkreuz. Der Bürgermeister wirft den Mannschaften aus sicherer Distanz – und zwar aus dem Fenster seines Amtszimmers – die Holzkugel zu und los geht´s. Heutzutage bestimmt nicht so tierisch ernst wie damals. Und vielleicht ein bisschen fairer …
Zurück zu den Palästen. Der Bischofspalast wurde im romanischen Stil erbaut,
der Earl´s Palace im damals üblichen Renaissancestil.
Beide sahen gut aus und waren zu besichtigen. Aber nicht von uns, denn wir mussten zurück zum Schiff. Aber nicht ohne das berühmt Orkney-Eis genossen zu haben – lecker und immer zu empfehlen. Nicht wahr, Floppys?!
Nun aber rein in den Shuttle und rauf aufs Schiff. Stärkung mit Kaffee und Kuchen und zum sail-away runter auf Deck 5. Gequälte Melodien erklangen – eine Dudelsackgruppe spielte uns zum Abschied auf. Im Gegensatz zu einigen Mitreisenden mag ich diese für uns nicht alltägliche Musik.
Und wir revanchierten uns und „rollten“ zum good bye eine schottische Flagge aus. Ein weiterer Hingucker auf der AIDAluna.
Die Sonne knallte weiterhin vom Himmel herab und so gönnten wir uns ein Sonnenbad auf Deck 5. Herrlich – auch als Wind aufkam. Vorboten für die nächsten Tage? Abwarten …
Wir entfernten uns vorsichtig von Kirkwall und ließen die St. Magnus–Kathedrale und die
um das Gotteshaus erbauten Häuser hinter uns. Alles sah unter dem blauen Himmel viel, viel freundlicher aus als beim Einlaufen am frühen Morgen. Wie auch die uns noch einige Zeit begleitenden flachen Inselrücken. Alles im glänzenden Grün. Wie auch das viktorianische Balfour Castle.
Prächtig und pompös weit hinter dem Lotsenboot … Wie auch der Leuchtturm Heliar Holm, der uns am frühen Morgen empfangen hatte. Wie auch „als letzter Gruß“ der Orkneys der weit hinter uns im Gegenlicht gelegene schlanke Leuchtturm …
Der Abend begann für uns mit dem Besuch des Theatriums – geboten wurde „Nayeli“. Wir erlebten die exklusive AIDAluna-Show , „in der sich alles um Liebe, Verführung und wahre Heldentaten dreht! In einem mystischen Regenwald kämpft ein junger Mann
um seine vom Gottkönig geraubte Geliebte – und muss mit seinen Gefährten drei schwere Prüfungen bestehen. Wird er seine Angebetete zurückbekommen? à Auszug aus AIDA HEUTE“. Logisch – er bekam sie zurück und die Akteure lullten uns mit der farbenprächtigen, lautstarken und melodiösen Show richtig ein.
Augen und Ohren wurden verwöhnt – auch mit den Akrobatikdarbietungen.
Anschließend war es für den wieder vereinten Neunerclan Zeit für das Marktrestaurant – ausgiebig … und danach war noch ein wenig Zeit für eine gewisse Bar. Oben am Heck …
1. Juli 2015 – 2. Seetag
Ein Blick aus unserem Fenster – bedeckter Himmel. Aber anscheinend kein Regen. Wie in der Nacht rollte das Schiff noch ein wenig – kein Problem. Nun aber endgültig raus aus den Federn. Zeitig genug für den Frühen-Vogel-Kaffee. Einige Runden auf Deck 12 – im Trockenen. Appetit wurde für das zweite Frühstück geholt. Anschließend traf sich der Neunerclan zur Besprechung unserer Mietwagenausflüge Reykjavik und Akureyri. Danach wagten wir uns wieder ganz nach oben – in die Sonne! Wir fanden schnell einen windgeschützten Platz und nach kurzer Zeit hieß es „Marscherleichterung“. Es war so warm, dass am Oberkörper nur das T-Shirt übrig blieb. Seeluft machte bekanntlich hungrig – das Mittagessen nahte und wurde bewältigt. Da die Sonne immer noch schien, folgte eine Stunde Bug in der Sonne; anschließend – es wurde wieder Zeit – Kaffee und Kuchen. Leider nicht im Deckbereich an der frischen Luft, der „aufgrund der Wetterverhältnisse“ gesperrt war.
Ja, was kam dann auf uns zu? Deck 5 und anfänglich Sonne. Lange? Nein – bis zum Abendessen. Danach schauten wir uns die Darbietung der bekennenden Kölnerin Vera Deckers an. Zum großen Teil recht flach – ab und zu echt gute Gags. Den Abend rundeten wir erneut an der frischen Luft ab – ziemlich weit oben … aber nicht sehr lange, denn am nächsten Tag hatten wir viel vor …
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