07.08.2023 & 08.08.2023. Montag & Dienstag. Wir befinden uns auf dem längsten Teilabschnitt unserer Reise. Von Geiranger bis Honningsvåg beträgt die Entfernung 828 nautische Meilen. Das entspricht 1533 Kilometern. Ganz schön weiter Weg. Von Hamburg aus kämen wir auf der Luftlinie bis Süditalien. Wir sind auf der norwegischen See immerhin mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 18 Knoten unterwegs. Trotzdem werden wir für die Strecke 47 Stunden brauchen.
Früher fand ich Seetage immer doof. Viel zu langweilig. Da passiert nichts. Jeder Seetag war eine verpasste Chance für einen Landgang. Heute liebe ich die Seetage. Man kann sich auch mit aktivem Nichtstun den Tag hervorragend vertreiben. Das entspricht dem „Rentner-haben-keine-Zeit-Phänomen“ oder dem „Rentner-Zeit-Paradoxon“.
Und was heißt eigentlich Nichtstun. Wir umkreisen den Schornstein mindestens zehnmal auf der Joggingstrecke. Und gegen den Wind zu laufen fühlt sich an wie bergan zu gehen. Die Kalorienbilanz ist an Seetage trotzdem stark gefährdet. Die Versuchungen sind einfach zu groß.
Da meine Frau ein Murmeltier ist, lieb sie ihre nachmittägliche Siesta. Ich bin in dieser Zeit sehr gern zum Lesen draußen auf unserem Balkon. Und zwischendurch einfach nur stumpf und unangestrengt aufs Wasser schauen. Manchmal kann ich auch ein wenig Land sehen. Meist sind wir 10 bis 30 SM von der Küste entfernt. Für die Insidepassage sind die „Mein Schiffe“ zu groß. Wenn man das will, muss man mit Hurtigruten fahren.
So langsam kommen wir immer weiter gen Norden. Dabei überqueren wir auch den Polarkreis. Viele Mitreisende stellen sich in die Schlange für die Taufe und schwenken anschließend voller Stolz ihr Zertifikat. Ich bin dieses Jahr zum sechsten Mal ungetauft in Neptuns Reich.
Mit jedem weiteren nördlichen Breitengrad wird das Wetter besser. So taucht gegen 14:00 Uhr das Nordkap am Horizont auf. Es ist ein ins Nordpolarmeer hineinragendes Kap an der Nordseite der norwegischen Insel Magerøya. Es liegt in der Kommune Nordkapp auf 71° 10′ 21″ nördlicher Breite, 514 km nördlich des Polarkreises und rund 2100 km südlich des Nordpols.
Das Nordkap ist lediglich aus touristischer Sicht der nördlichste Punkt Festeuropas. Rund vier Kilometer weiter westlich liegt die Messermuschelspitze (Knivskjellodden) auf 71° 11′ 08″ nördlicher Breite und damit etwa 1,4 km weiter nördlich. Sie ragt nur flach ins Meer und ist weniger spektakulär als das Nordkap.
Die Weltkugel ist mit bloßem Auge zu erkennen.
Charakteristisch ist auch das Nordkaphorn.
Und dann sind wir vorbei.
Der Lotse kommt auf dem Silbertablett.
Und schon ist der Lotse an Bord.
Das Lotsenboot fährt schon mal nach Honningsvåg vor.
Dann taucht Honningsvåg vor uns auf.
Gegen 17:00 Uhr legen wir an.
Ab 18:00 Uhr starten die ersten Ausflügler.
Unser Ausflug beginnt um 20:30 Uhr. Unsere Fahrt dauert ungefähr 40 Minuten und führt uns 22 km über die Insel Magerøya. Als wir am Nordkap um viertel nach neun den Bus verlassen, pfeift uns der Wind um die Ohren. Wir umrunden die Nordkaphalle und betreten das 307 m über dem Meer aufragenden Felsplateau. Gefühlt haben wir hier Windstärke 10. Deshalb und weil es uns zu voll (jährlich 200.000 Besucher) ist, beschließen wir mit dem nächsten Bus wieder zurückzufahren. Vorher manche ich noch ein paar Fotos.
Ach übrigens: Die Sonne bleibt in der Zeit vom 14. Mai bis zum 29. Juli über dem Horizont.
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