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Straßenseitenwechsel und runter zum Kiesstrand, an dem Angler ihr Glück versuchten und Kinder – so, wie überall am Meer – Muscheln suchten.
Ob zu kalt war? Niemand tummelte sich in Wasser. Oder hielten sich die Wagemutigen rund um die Seebrücke mit den langen Sandstränden auf? Oder tummelte sich alles im im Hintergrund zu erkennenden nächsten Freizeitpark Clarence Pier, in dem Besuchern mit Vehemenz ihr Bestes, ihr Geld, aus der Tasche gezogen wurde? Egal, wir mussten weiter. Zum nächsten Denkmal. Zum „The Trafalgar Memorial“,
auch gewidmet der Tatsache, dass nach der Schlacht die Beherrschung der Weltmeere durch England begann. Gegen die englische Flotte unter Vizeadmiral Horatio Nelson hatten die spanischen und französischen Schiffe das Nachsehen und Napoleons Abstieg begann. Auf dem schlichten Podest des Denkmals wurde der Anker der HMS Victory installiert, dem Flaggschiff Nelsons, auf dem er tödlich verletzt wurde; am Sockel wurde u.a. Nelsons vor Beginn der Schlacht mit Flaggencodes an alle Schiffe gegebener Tagesbefehl "England erwartet, dass jeder Mann seine Pflicht tue" verewigt.
Allmählich wurde aus dem Weg auf dem Deich ein Weg auf der Stadtmauer. Schon von weitem sahen wir ein Gotteshaus – Domus Dei (Haus Gottes) oder später Royal Garrison Church genannt.
Heute würde man dieses Gebäude als Multifunktionshaus bezeichnen: Anfang des 13. Jahrhunderts als Armenhaus und -hospiz mit Kapelle erbaut, riss sich Jahrhunderte später der achte Heinrich diesen Komplex unter den Nagel und nutzte ihn als Waffenkammer. Dann zerfielen die Gebäude, wurden als Garnisonskirche wieder aufgebaut, dann zerfielen die Bauten, wurden restauriert, durch einen Bomberangriff wurden die Bauten stark zerstört und inzwischen bis auf das Mittelschiff wieder instandgesetzt bzw. überdacht.
Auch unvollständig war die Anlage beeindruckend und lud zur kurzen Besinnung ein. Aber nur kurz, denn wir hatten noch einen langen Weg vor uns. Auf der Stadtmauer bis zum Round Tower.
Diese Befestigungsanlage existierte in der hölzernen Vorform seit 1418 und wurde später zeitgemäß als Steinbau ersetzt. Sie hatte die Aufgabe, an dem Hafeneingang liegend den Hafen zu schützen, was sehr gut gelang. Von oben hatten wir einen herrlichen Ausblick über den Hafen und einige Meter weiter einen ebenso guten Blick auf die Sehenswürdigkeiten, die wir bisher besucht hatten.
Hier endete die Stadtmauer; wir verließen sie und betraten Old Portsmouth. Und wurden überrascht von einer Tanz- und Trachtengruppe.
Den Grund ihres Auftritts ist uns noch immer unklar. Auch Tante Guggel gab keine Antwort. Sicher ist, dass es eine größere Zusammenkunft war, denn wir sahen bereits am Vormittag, wie viele merkwürdig Bekleidete den Bahnhof am Spinnaker Tower verließen.
Wir durchliefen die Altstadt – viel blieb nach dem Bombardement im 2. Weltkrieg leider nicht übrig – und was sahen wir?
Den Spinnaker Tower, die Masten der HMS Warrior, Gunwharf Quays, einige Schiffe der Royal Navy, die Hafengegend.
Nun aber zurück zum Haltepunkt des Shuttle-Busses. Mit Umwegen. Vorbei am denkmalgeschützten Pub „The Still & West“,
dessen Außenbereich für den frühen Nachmittag schon gut gefüllt war. Warum auch nicht, denn von dort aus kann man seine Blicke exzellent über die Wasserfront schweifen lassen und ein- und auslaufende Fähren und Schiffe beobachten. Nicht weit davon passierten wir das nächste Restaurant,
das wir bereits am Vormittag von der anderen Seite der Hafeneinfahrt gesehen hatten. Auf dem Weg lag die anglikanische Kathedrale Church of St Thomas of Canterbury,
die wir links liegen ließen und nicht besichtigten. Wir wollten „nach Hause“ und erreichten es nach einer kurzen Fahrt mit dem Shuttle und längerem Aufenthalt bei der Kontrolle. Die Füße qualmten und bekamen die ihnen zustehende Erholung. Und wir unsere üblichen Hamburger – die kleinen (Nach-)Mittagssnacks.
Am frühen Abend spielte auf dem Pooldeck eine englische Blaskapelle auf. Von der Liederauswahl nicht schlecht; ansonsten ist Blasmusik nicht unbedingt unser Ding. Aber wir waren nicht allein auf dem Schiff! Vor dem Abendessen zeigte uns Petrus eine positive Auswirkung des Regens;
nach dem Abendessen zog es uns direkt nach oben. Die Relings waren so gut wie nie besetzt. Wir suchten und fanden einen freien Platz, um zunächst den Sonnenuntergang über den Solent zu genießen.
Nur noch wenige Minuten – dann war es so weit. Typhon, zum letzten Mal auf dieser Kreuzfahrt „Die große Freiheit“ und Mein Schiff 3 steuerte langsam den Solent an. Ein phantastisches sail-away bei lauen Temperaturen! Ob wir jemals noch einmal so langsam an einem Flugzeugträger vorbeigleiten würden? Es war die fast taufrische HMS Queen Elizabeth.
9 m kürzer als unser Schiff, dafür mehr als doppelt so breit, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 27 kn 5,3 kn schneller und mit einem Fassungsvermögen von bis zu 40 Flugzeugen bzw. Helikoptern versehen. Imposant …
Vor uns sahen wir die Hafenausfahrt und das freie Meer.
Wir ließen den angestrahlten Spinnaker Tower hinter uns,
jubelten den uns verabschiedenden Nachtschwärmern auf dem Round Tower zu
und erreichten schließlich den Ärmelkanal. Schnief, die Kreuzfahrt ging unweigerlich dem Ende zu. In der Außenalster trafen sich wieder die glorreichen Sechs und ich gönnte mir den letzten Mai Tai dieser Kreuzfahrt.
9. Juli 2023 – Seetag 5
Oh, oh – nach der Uhrenumstellung fehlte eine Stunde Schlaf. Machte aber wie immer nix, denn der Morgenkaffee und die Inspektionsrunde machten mich endgültig wach. Die See war ruhig; durch den Dunst quälte sich ab und zu die Sonne.
19°, leichter Wind. Wir befanden uns auf der Höhe von Antwerpen. Uns kamen einige Fracht- und Containerschiffe entgegen. Ein Windpark am Horizont gab eine kleine Abwechslung.
Nach dem gemütlichen Frühstück im Atlantik zog es uns wieder nach ganz oben. Einige Runden und dann trafen wir unsere Truppe. Unser Mittagessen nahmen wir zum letzten Mal auf dieser Reise im Gosch. Ein Grund, abschließend Kalorien abzubauen. Runde um Runde. Die leeren Koffer warteten auf uns. Nicht vergeblich. Sie füllten sich – leider nicht von allein. Am Nachmittag kam kurzfristig Nässe von oben. Später sahen wir in der Ferne über Terschelling einen Blitz nach dem anderen, begleitet von leisem Donnergrollen. Uns ließ Petrus in Ruhe, so dass wir bis zum Abendessen im Atlantik weiter frische Luft schnappen konnten. Und dann? Die Außenalster rief …
10. Juli 2023 – Bremerhaven
Ich bekam noch mit, wie sich unser Mein Schiff 3 auf der Weser langsam Richtung Bremerhaven schob. Auf beiden Seiten des Schiffes war die Sicht nicht gerade gut – Nebel. Ein Zeichen, dass die Kreuzfahrt zu Ende ging?! Später löste sich der Nebel nach und nach auf. Wir waren nicht die einzigen Kreuzfahrer im Hafen. Hinter uns legte die MS Deutschland an.
Mit ähnlichen Leidensgenossen wie uns. Nun aber zur Stärkung vor der Heimreise. Und was kam? Regen …
… bis wir das Schiff verlassen mussten. Wollte Petrus uns trösten?