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Die 20 Minuten Aufenthalt auf dem Dalsnibba lagen hinter uns und wir saßen wieder im Bus, der in 15 Minuten auf dem Nibbevegen nach unten fuhr. Wieder mit herrlichen Blicken auf See und Gebirge. Auf den von Bergen umrahmten See Djupvatn, dessen Oberfläche silbern glänzte.
Und nur wenige Minuten später auf die Djupvasshytta, ein verkehrsgünstig und trotzdem idyllisch am Geirangervegen gelegenes Hotel, und die Mautstelle zum Dalsnibba.
Unser Bus gesellte sich zu den bereits auf dem Parkplatz stehenden Bussen. Endlich wieder eine Pause … grins … eine biologische, eine Zigaretten- und Kaffeepause. Insgesamt ungefähr 45 Minuten. Der Kaffee schmeckte, ebenso die echt norwegischen Berliner. Wir beeilten uns mit Kaffee und Hauptstädter und trieben uns in der Zeit bis zur Abfahrt des Busses in der Nähe des Hotels herum.
Der Djupvatn zog uns an. Im Hochgebirge auf ca. 1.030 m Höhe liegend. Fast 200 m tief; ins Deutsche übersetzt heißt er in etwa „tiefer See“. Kristallklares Wasser. Und eiskalt … Bei unserem Besuch frei von Eis – als wir vor Jahren im Juni an ihm vorbeigefahren waren, schwammen noch Eisstücke auf ihn herum.
Ein letzter Blick auf den faszinierenden See,
hinein in den Bus und die Rückfahrt begann. Zunächst ohne großes Gefälle, aber dann wurde es wieder heftig.
Schließlich mussten ca. 1.030 Höhenmeter durch wilde Gebirgstäler bewältigt werden! Eine herrliche ungefähr einstündige Panoramafahrt,
bei der wir den landwirtschaftlich genutzten Gebieten immer näher kamen. Und dann kam noch die Sonne stärker hervor und versetzte die Wiesen und Weiden in ein strahlendes Grün.
Unten angekommen hatten wir keine große Lust, uns sofort auf das Schiff tendern zu lassen. Was konnte man in dem an diesem Tag von den Gästen des schwimmenden Hochhauses überlaufenen Geiranger machen? Zunächst schlenderten wir durch den Ort. Den ohnehin mit Touristen überfüllten Andenkengeschäften würdigten wir keines Blickes. Sorry, doch – wir schauten hin und freuten uns, ein bisschen mehr Platz auf Straßen und Wegen zu haben. Auf den Hauptwegen tatsächlich nur ein bisschen mehr Platz – und so suchten wir ruhige und dafür enge Gassen und waren nicht dort, wo sich das Touristentreiben abspielte. Zum Glück, denn wir sahen alte restaurierte Hütten
aus roh behauenen Balken und Grasdächern sowie ein Beispiel von dem damaligen sozialen Wohnungsbau, wie er vor Jahrzehnten üblich war.
Holzhäuser, auch mit Grassoden auf den Dächern. Unten die Garage für die Fischerboote. Oben die Wohnung. Und heute? Oben keine Wohnungen mehr sondern drei nebeneinanderliegende Klamotten- und Andenkenläden. Wo denn das? Einfach um die Häuser herumgehen und staunen, was die Besucher kaufen können … Ein Foto erübrigt sich …
Dann weiter – weiter zu der leider überlaufenen Natur. Über die Hafenpromenade zum in den Fjord mündenden Flüsschen Maråkelva.
Noch sah er richtig lieb aus. Gut, ein wenig Strömung. Aber nichts im Vergleich zu dem, was wir später beobachten konnten. Also los. Zunächst auf einem Wanderweg, der lediglich leicht anstieg. Wir ließen uns Zeit, schauten nach links, nach rechts und nach oben. Dort erblickten wir die rd. 180 Jahre alte achteckige Holzkirche.
Weiter und es wurde nicht nur steil sondern auch eng. Steil? Ja, 327 Treppenstufen führten nach oben. Direkt neben dem Wasserfall. Eng? Normal nicht. Aber wenn man nach oben wollte und es kamen Pulks von Besucher herunter, die gewohnt waren, sich nebeneinander gehend lautstark zu unterhalten, dabei die volle Treppenbreite einnahmen - dann wurde es eng. Aber da mussten wir durch. Wir blieben rechts stehen, auf uns wurden erstaunte Blicke geworfen: „Was will der denn da?“, aber man machte Platz. Gewonnen! Das Gute dabei war, dass wir nicht zu schnell voran kamen und nicht außer Atem waren. Ach ja, nebenbei bewunderten wir die Kraft des Wassers.
Der Wasserfall Storfossen, der immer wieder zum Verweilen einlud. Gut, dann standen wir ´mal im Weg … Kurz vor dem Ende des Wasserfallwegs hielten wir uns länger auf einer Aussichtsplattform auf.
Es war einfach beeindruckend, durch die Gitter auf das unter uns tosende Wasser zu schauen.
Nun aber zurück auf dem gleichen Weg und auf der Hafenpromenade zu den Tenderbooten.
Gut, da kam gerade eins. Und gut sah es aus mit den Adlerkehren im Hintergrund. Einen genauso guten Ausblick hatten wir, als wir auf der Außenterrasse die Beine bei Kaffee und Kuchen ausruhten.
Das Fjordende, der Ort Geiranger, der Dalsnibba, Berge im Hintergrund mit Schneeresten oder auch kleinen Gletscherstücken, … Nur etwas störte, weil es sich ins Bild gefuscht hatte …
Rechtzeitig vor dem Ablegen wurde ein besonderes Schmankerl angekündigt. Während der Fahrt durch den Geirangerfjord sollte der ansonsten für Passagiere nicht zugelassene Bugbereich des Promenadendecks für alle zugänglich sein. Also nichts wie hin!
Dieser Bereich war recht gut gefüllt, als 19.30 Uhr der Anker gelichtet wurde. Die Vasco da Gama setzte sich ganz, ganz langsam ohne Auslaufmelodie (Der Geirangerfjord ist Weltnaturerbe!) in Bewegung. Wir sagten den Adlerkehren leise Tschüss.
Unser Schiff wurde nicht schneller. Wollte es nicht den Turbo einschalten? Uns war es recht, denn so bekamen wir noch viel von der unvergleichlichen Natur mit. Und endlich wieder einen Troll!
Einen Troll, der über uns in der Felswand sein Schatten- und seit vielen, vielen Jahren zu seinem Leidwesen sein Sonnendasein fristen muss. Na ja, wer als Troll vor Sonnenaufgang nicht schnell genug ist, den bestraft das Leben …
Merkwürdig, die Vasco da Gama wurde noch langsamer. Und stoppte in Höhe der Sieben Schwestern.
Uns wurde eine Novität geboten, wie wir es von Schiffen der beiden großen Kreuzfahrtlinien nicht gewohnt waren. Die Vasco da Gama drehte sich auf dem Handtuch. Schöner konnte ein Abschied nicht sein! So konnten wir auch Abschied vom Freier nehmen, ohne uns zur anderen Bordwand zu bewegen …
Nach einigen Minuten zeigte der Bug wieder in die vorgesehene Richtung – zum Ausgang der Fjorde. Es dämmerte und wir stärkten uns im Buffetrestaurant für die Showtime. „Eine Nacht auf der Reeperbahn“ war das Thema. Für uns nicht so prickelnd, sehr seicht. Egal, allen kann man es nie recht machen …
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