Heute Nacht sind wir nördlich Dänemarks größter Insel Seeland entlang gefahren und nähern wir uns Jütland. Als ich halb acht vom Balkon schaue, kann ich den Leuchtturm „Sletterhage Fyr“ ablichten, der als südlichster Punkt der Halbinsel, auf der auch die „Mols Bjerge“ mit Dänemarks höchsten Erhebungen (Berge zu schreiben, wäre übertrieben) befinden, die Aarhus Bucht begrenzt.
Obwohl wir heute erst um 10:00 Uhr in Aarhus anlegen sollen, begeben wir uns um 8:00 Uhr recht früh zum Frühstück in die X-Lounge. Zum Glück, wie sich in ungefähr einer Stunde später herausstellen wird. Aber zunächst lief alles normal. Egg Benedict für meine Frau, Omelette für mich, zweimal Tee, zweimal frisch gepresster O-Saft. Alles gut. Zum Abschluss bekommt meine Frau einen Latte Macchiato. Auch noch gut. Sie bestellt danach noch einen, um ihn dann auf der Kabine zu trinken. Der kommt jedoch nicht mehr. Es kommen überhaupt keine Heißgetränke mehr.
Was ist passiert? Wir haben auf dem gesamten Schiff keinen Strom mehr. Alle Lichter sind erloschen. Zum Glück ist es draußen hell genug. Und frisch geduscht sind wir auch. Denn mit dem Stromausfall gibt es weder Wasser, noch funktioniert die Vakuumspülung. Aber die innenliegenden Bäder sind eh stockdunkel.
Dann meldet sich der Kapitän. Die Brücke hat mit Hilfe des Notstromgenerators ausreichend Strom. Aus Sicherheitsgründen, da auch die Bugstrahlruder ausgefallen sind, wird der Anlauf von Aarhus abgebrochen und wir ankern ersteinmal auf Reede, bis die Ingenieure den Fehler gefunden haben. Wir sind komplett entspannt. Wir sind mit unserem Frühstück fertig und stehen auch nicht eingeseift unter der Dusche.
Viertel nach neun mache von unserer Position auf Reede ein Bild von der Hafeneinfahrt mit den futuristischen weißen Häuser, die „Eisberg“ genannt werden.
Die Ingenieure sind bei ihrer Fehlersuche erfolgreich. Die gesamte Schalttafel war ausgefallen. Doch so Stück für Stück kommt der Strom zurück auf die Decks. Mit dreistündiger Verspätung werden wir mit Hilfe zweier Assistenzschlepper nun den Hafen anlaufen.
Kurz vor 14:00 Uhr verlassen wir das Schiff, um Aarhus zu Fuß zu erkunden. Dabei stellen wir fest, dass es hier einen Mix aus historischen und hypermodernen Gebäuden gibt.
Die Kathedralskole mit dem Dom im Hintergrund.
DOKK1, ein modernes Wahrzeichen für ein bürgernahes Konzept, das Rathaus, das Bürgerzentrum und die Bibliothek in sich beherbergt. Für jede Geburt können die Eltern hier einen Knopf drücken und eine Glocke wird geschlagen.
"Domen" ist ein grüner Freiraum, wo man Musik hören sowie Kultur und Kunst erleben kann. Die tolle Kuppel aus Holz und Glas repräsentiert eine alternative, avantgardistische, visionäre, innovative Kultureinrichtung, wo die Umwelt und die Nachhaltigkeit im Zentrum stehen. Durch seine einzigartige Architektur hebt sich das kuppelförmige Kulturhaus von den industriell geprägten Hafenanlagen ab und bietet Besuchern ein unvergessliches Erlebnis.
Der Name „Aarhus“ kommt aus dem dem Altdänischen und lässt sich mit „Flussmündung“ übersetzen. Wer jetzt denkt, dass sich der Ortsname richtig mit Å schreibt, dem sei gesagt, dass am 27. Oktober 2010 der Aarhuser Stadtrat beschloss, Århus in Aarhus zurück zu benennen. Die Stadt mit rund 270.000 Einwohnern ist nach Kopenhagen Dänemarks zweitgrößte und war 2017 Kulturhauptstadt Europas.
Aarhus ist eine der ältesten Städte Dänemarks. Ausgrabungen zufolge wurde sie im 8. Jahrhundert von den Wikingern gegründet. 948 wurde sie erstmals als Bischofssitz erwähnt und entwickelte sich im Mittelalter zu einem wichtigen Ort für den Handel in Mitteljütland. Seit dem 15. Jahrhundert besitzt Aarhus das Stadtrecht. Im Freilichtmuseum „Den Gamle By“ kann man schauen, wie Aarhus zu der Zeit ausgesehen hat. Aber auch außerhalb des Museums sehen wir einige alte Gemäuer.
Das Wahrzeichen von Aarhus ist der Dom aus dem 12. Jahrhundert. Bei einem Blitzeinschlag im Jahr 1642 wurde dessen Kirchturm schwer beschädigt und erst 400 Jahre später repariert.
Nachdem wir etwas durch die recht überschaubare Altstadt sparziert sind, orientieren wir uns an dem kleinen Fluss „Å“, der in der Nähe unseres Liegeplatzes in das Hafenbecken mündet.
In der Glasfassade eines Hafengebäudes spiegelt sich zum würdigen Abschluss unseres Rundganges unser „Mein Schiff 4“.
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