Wir haben ein anderes Ziel - ein Nervenkitzel versprechendes Ziel. Mit AIDA-Scout, Reiseleiter Knut und Fahrer Kenneth geht´s per Bus in Richtung Stalheim-Hotel. Das an der gleichnamigen und steilsten Gebirgsstraße Nordeuropas gelegene Hotel kenne ich bereits von einer früheren Reise. Mit AIDAstella war ich im Frühling 2013 auch schon mal in der Region, damals - Anfang Mai - herrschte hier noch Winter. Heute ist das anders. Zwar hat sich die Sonne etwas verzogen, doch von Schnee weit und breit keine Spur.
Die Gudvangen umgebenden Berge erreichen eine Höhe von bis zu 1.400 Metern. Immer wieder findet man Geröllfelder an ihren Flanken. Sie stammen von Felsstürzen und scheinen teils älteren Datums aber auch noch nicht so lange her zu sein. Und mittendurch führt die Europastraße E 16. Es ist eine besondere Straße. Sie beginnt in Derry in Nordirland, führt über Schottland und Norwegen bis nach Schweden. Auf ihr fahren wir ein paar Kilometer entlang, auf ganz bequemem Weg, bis wir nach wenigen Kilometern und wiederum "irgendwo im Nirgendwo" das historisch anmutende Stalheim-Hotel, hoch über dem Nærøydalen gelegen, erreichen werden.
Die E 16 führt immer wieder entlang oder auch mal über die Nærøydalselvi, einen Fluss, der durch eine Auffälligkeit schnell unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht: Das Flussbett und das Ufer zieren jede Menge große und kleine leuchtend weiße Steine, die die Farbe des Wassers in ein leuchtendes Grün verwandeln. Bei diesem Gestein handelt es sich um Anorthosit (noch nie gehört), welches hier teilweise abgebaut wird und zum Beispiel in Dämmmaterialien, Dünger, Zahnpasta und Waschmittel zu finden ist. Was es nicht alles gibt.
Nach dieser kleinen Gesteinskunde inmitten ganz viel uns umgebenden hohen Gesteins geht es weiter zum Stalheim-Hotel, welches wir um kurz nach 10 Uhr erreichen. Eine gute halbe Stunde Zeit haben wir hier, unter anderem für einen kleinen, süßen Imbiss.
Irgendwie verströmt dieses Hotel eine Aura einer längst vergangenen Zeit, auch wenn die Mauern schon lange nicht mehr so historisch sind, wie man auf den ersten Blick vielleicht vermutet. Das erste an dieser exponierten Stelle hoch über dem Nærøydalen errichtete Hotel stammt aus dem Jahr 1885. Gerade einmal 15 Jahre später brannte es ab. Beim wiederaufgebauten Hotel schlug erneut der Feuerteufel zu - im Jahr 1959. Kein Wunder, stammten die beiden Vorgänger des dritten, im Jahr 1960 aus Beton errichteten Hotels überwiegend aus Holz. Nun steht es da, das Stalheim-Hotel, seit fast 60 Jahren. Bereits zweimal war ich hier, heute nun zum dritten Mal. Und jedes Mal habe ich so ganz leicht das Gefühl, mich am Filmset von Steven Kings "Shining" zu befinden. Nicht, weil es gruselig wirkt, doch die Einrichtung vermittelt mir ein gewisses beklemmendes Gefühl. Warum, kann ich nicht sagen. Es ist einfach so ein Gefühl.
Das Außergewöhnliche am den Charme vergangener Zeiten verströmenden Stalheim-Hotel ist nicht das Hotel an sich. Es ist die atemberaubende und ihresgleichen suchende Aussicht von der Hotelterrasse. Kein Wunder, dass mich meine Schritte nach unserer Ankunft erst einmal dorthin führen. Doch, wie es so oft in Norwegen passieren kann, heißt es gerade mal wieder: "Wie Sie sehen, sehen Sie nichts." Die normalerweise atemberaubende Sicht hinunter ins Tal ist von Nebelwolken versperrt.
Gut, dann mal sehen, was das Hotel-Restaurant bietet. Und was soll ich sagen?! Ich bin enttäuscht. Nicht, dass ich etwas Großes erwartet hätte. Aber die lieblos auf den langen Tischen ausgebreiteten Tischdecken weisen neben Kaffee- und Teeflecken einer anderen Ausflugsgruppe auch noch jede Menge Krümel auf. Nicht mal ein kleiner Wiesenblumenstrauß oder eine Kerze als Dekoration, gar nichts. Massenabfertigung. Das Geschirr in einer Ecke übereinander gestapelt. Tee und Kaffee aus großen Behältern. Dazu total bröselige und ziemlich süße Blätterteigtaschen mit Apfelfüllung. Die meisten von uns hält es hier nicht lange. So schnell wie möglich möchte ich wieder auf die Terrasse, um in der wenigen Zeit, die wir hier haben, vielleicht doch einen Blick in die Tiefe werfen zu können.
Wir sind frohen Mutes - und sollten belohnt werden. Waberte um uns herum erst einmal nur die reinste Waschküche (müssen die Trolle aber auch ausgerechnet jetzt ihre große Wäsche machen?!) so wird es plötzlich von der einen auf die andere Minute heller und man kann zusehen, wie die Nebelfetzen sich verziehen und schließlich ganz auflösen. Der Blick ist ein Traum! Auch, wenn es etwas im Magen kribbelt, denn hinter der bauchhohen Steinmauer geht´s steil in die Tiefe.
Doch gleich sollte es noch viel mehr Nervenkitzel geben, denn es geht zurück zum Bus und DAS Abenteuer des heutigen Tages beginnt in wenigen Augenblicken … Unsere kurvenreiche Fahrt die Stalheimskleiva hinunter … 13 "Haarnadeln" erwarten uns …
Definitiv nichts für Menschen mit schwachen Nerven: Knapp 2 Kilometer ist eine der steilsten Straßen Nordeuropas gerade mal lang, aber die haben es in sich: 300 Meter Höhenunterschied gilt es zu überwinden, ein Gefälle von bis zu 20 %. Zum Vergleich: Fahrer und Reiseleiter sitzen rund 2,5 Meter tiefer als die Gäste in der letzten Busreihe! Heute dient die Stalheimstraße als reine Touristenstraße und darf nur noch als Einbahnstraße - bergab - befahren werden. Ein Dank an unseren versierten Busfahrer, der das Ganze vom ersten Meter an souverän meistert! Er scheint die Straße zu kennen wie seine Westentasche.
Ich kenne diese Straße auch bereits und bin daher nicht überrascht, als es in unserem Bus plötzlich ziemlich ruhig wird. Okay, ein nervöses Lachen ist hier und da mal zu hören oder auch mal ein "Um Gottes willen!"
Die tolle und grüne Landschaft um uns herum nimmt der eine oder andere Gast wahrscheinlich gar nicht so richtig wahr. Die besorgten Blicke aus großen Augen gelten der Straße, die immer wieder von Fußgängern flankiert wird. Bei jeder dieser extremen Kurven lässt unser Busfahrer das große Lenkrad ordentlich kreiseln und vermittelt einen sehr routinierten Eindruck. Es wird schon alles gutgehen. Schließlich müssen Norwegens Busfahrer für Straßen wie diese eine Extra-Ausbildung absolvieren.
Ich find´s spitze. Diese "Faszination des Grauens" hat schon was. Es ist übrigens völlig egal, auf welcher Seite des Busses man sitzt. Auf der Stalheimstraße gibt es keine "Schokoladenseite" - der Abgrund ist immer zum Greifen nahe. 1842 wurde mit dem Bau der Straße begonnen, übrigens ganz ohne Maschinen, nur mit menschlicher Kraft und Ausdauer. Vier Jahre später war der Bau dieser Wahnsinnsstraße beendet. Hochachtung vor dieser Leistung.
Norwegen denkt für seine Touristen wirklich an alles: Bietet sich den auf der rechten Busseite sitzenden Gästen ein Blick auf den 126 Meter hohen Stalheimsfossen, so dürfen wir auf der "Backbordseite" sitzenden Gäste den Anblick des wunderschönen Sivlefossen mit einer Fallhöhe von rund 142 Metern genießen. Er ist übrigens als "Elvis-Wasserfall" bekannt, denn so liest sich "Sivle" rückwärts ...
Wer gern mal eine neue sportliche Herausforderung sucht, der sollte sich zum einmal im Jahr stattfindenden "Stalheim-Straßenrennen" anmelden. "Pah, ein bisschen nach unten rennen … Diese knapp zwei Kilometer. Wo ist da die Herausforderung?" fragt sich jetzt vielleicht mancher Sportfreak. Nein nein, es geht - BERGAUF! Ach, übrigens schaffte der schnellste Läufer des Jahres 2018 diese steile Strecke in 8 Minuten 46 Sekunden. Na?! Lust bekommen, das zu unterbieten?!
Fast bin ich ein wenig enttäuscht, als wir für meinen Geschmack viel zu schnell wieder im Tal ankommen. Schade, der Nervenkitzel ist vorbei. Ich glaube aber, manch einer ist froh, dieses Abenteuer heil überstanden zu haben. Leider neigt sich somit auch unser Ausflug seinem Ende entgegen. Auf direkter Strecke geht´s zurück nach Flåm - "Tunnelblick" inklusive, im wahrsten Sinne des Wortes. Immerhin befahren wir zwei finstere Röhren nacheinander, beide mit beachtlicher Länge. Der zweite spuckt uns direkt oberhalb von Flåm wieder aus, wobei wir Gäste auf der linken Busseite einen wunderschönen Blick über den kleinen Ort genießen können, der inzwischen von der "Zenith", dem "höchsten Gebäude" des Ortes, dominiert wird.
Auf einem Parkplatz in der Nähe des Bahnhofes der "Flåmsbana" steigen wir aus. Ein wirklich empfehlens- und sehenswerter Ausflug ist leider vorbei.
Von überall streben Menschen aus aller Welt mit ihren Koffern den dunkelgrünen und in der sich wieder immer häufiger zeigenden Sonne glänzenden Zügen entgegen. Kein Wunder, zählt eine Fahrt mit der "Flåmsbana" zu einer der schönsten Bahnreisen der Welt. "Eine Reise wie keine andere" - mit diesem Slogan werben die Prospekte.
Und sie haben hundertprozentig Recht, das kann ich bestätigen. Auch ich habe Anfang Mai 2013 eine solche Fahrt von der warmen Vorfrühlingssonne Flåms in den tiefen Winter von Myrdal und weiter in den Vorfrühling von Voss bereits unternommen. Schön war´s … Damals … Ich ertappe mich dabei, wie ich schon wieder ins Schwärmen gerate. Schluss jetzt, heute habe ich noch andere Pläne.
Mein Weg führt mich in einen nahen Souvenirshop, in welchem ich tolle Postkarten kaufe. Einen Briefkasten sowie sehr saubere und kostenlose Toiletten findet der bedürftige Besucher übrigens in der nicht zu übersehenden Tourist-Information.
Das Wetter ist wieder herrlich und eine warme Sonne strahlt von einem blauen Himmel. Perfekt, denn ich möchte nachher mit dem kleinen roten "Rallartoget" eine "Bahnreise en miniature" unternehmen - einmal quer durch Flåm und wieder zurück. So kaufe ich mir an einem kleinen Tickethäuschen in unmittelbarer Nähe der "Flåmsbana" eine Fahrkarte für 12:30 Uhr. 20 € für 45 Minuten und 12 Kilometer. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Es dauert nicht mehr lange bis zur Abfahrt. Also verbringe ich die verbleibende Zeit mit dem Schreiben von Postkarten und beobachte das quirlige Treiben rund um Hafen und Bahnhof.
Schließlich geht es los. Mit mir fahren eine Handvoll Gäste. Erläuterungen gibt es in Englisch. Durch die Nebengeräusche ist aber nicht alles zu verstehen. Doch die gemütliche Zug-Zuckelei durch den kleinen Ort tut ihr Übriges, damit ich mich rundum wohlfühle. Es bedarf ja auch nicht alles einer verständlichen Erklärung.
Vorbei an Wiesen, Wasser und wolligen Schafen auf Wildblumenwiesen sieht man schon aus einiger Entfernung den "ortseigenen" Wasserfall, den Brekkefossen - einen wilden Wasserfall mitten im Wald mit einer Freifallhöhe von 73 Metern.
Gemütlich fährt unser feuerrotes Bähnlein durch den beschaulichen Ort. Immer wieder hat man tolle Blicke auf den Wasserfall. Es geht vorbei an hübschen Häuschen mit gepflegten Gärten, in denen an den Obstbäumen saftige Äpfel reifen, die einem bunten Werbekatalog fürs Gärtnerglück entsprungen zu sein scheinen. Liebevoll gestaltete Holzhäuschen stehen inmitten saftig-grüner Wiesen, die wohl von einem englischen Landschaftsgärtner gepflegt werden?! Rosen, deren große und leuchtende Blüten sich zwischen glänzenden Blättern in der Sonne wiegen. Es ist ein Traum!
Die munter mitten durch den Ort sprudelnde glasklare und von türkisfarbenem Wasser gesättigte Flåmselvi ist unsere ständige Begleiterin. Mal rechts, mal links, doch immer wieder rauscht das Flüsschen in unserer Nähe. Es trennt den Ort in die beiden Ortsteile Fretheim und Brekke.
Es geht durch die grüne Natur des Flåmsdalen und vorbei an der feuerroten "Flåm Skule". Bis zur 7. Klasse besuchen die Kinder diese Schule in landschaftlich reizvoller Umgebung. Danach müssen sie in weiter entfernte Internate wechseln. Und sogar einen "Barnehage" - einen Kindergarten - kann Flåm sein Eigen nennen. Bei der überschaubaren Anzahl von Kindern sicherlich mit einer sehr familiären Atmosphäre.
An der kleinen Kirche wendet unsere kleine Bahn und es geht auf gleichem Wege wieder zurück. Noch einmal zieht die tolle Landschaft an uns vorbei (oder wir an ihr).
Kurz vor unserem Ausgangspunkt biegen wir jedoch ab und fahren noch ein Stück am kleinen Bootshafen vorbei und haben wunderschöne Ausblicke auf unsere auf Reede vor Flåm liegende AIDAluna und auch auf die blaue "Zenith", die den beschaulichen Ort wie ein Hochhaus überragt, auch wenn sie gar nicht so groß ist.
Schnell sind die 45 Minuten um und ich muss das "Bähnle" wieder verlassen. Auch wenn die Tour nicht ganz billig ist, es ist eine gemütliche Fahrt mit vielen schönen Eindrücken und deshalb auch ihr Geld wert. Vor allem kann man herrlich die Seele baumeln lassen, während man so durch die Gegend "geschuckelt" wird.
Nach so viel Augenschmaus verlangt mein Magen nun langsam auch nach einer Kleinigkeit. An einer der Imbissbuden am Hafen mit vielfältigem Speiseangebot habe ich auch bereits etwas entdeckt, von dem ich sicher bin, dass es mir schmecken wird: "Fischsuppe Bergener Art" dazu eine Scheibe Brot. Es sieht zwar sehr übersichtlich aus, aber ich bin nach meinem Mittagsmahl ganz schön satt. Lecker hat die Suppe geschmeckt. Und es war auch nicht so, dass man die oft in Fischsuppen leider viel zu wenigen Fischstückchen suchen musste - im Gegenteil. Diese kleine Schüssel war richtig gut "bestückt".
Ich habe noch Zeit, also bummele ich etwas am Wasser entlang, bis ich zu einer kleinen Bucht mit einem Sand-/Steinstrand komme. Das Wasser ist hier in Ufernähe anscheinend gar nicht so kalt. Immerhin springen eine paar französischsprachige Touristen in den dunkelgrünen Fjord-Fluten herum.
Von hier hat man einen wunderschönen Blick hinüber zu unserer AIDAluna. Als kleine Erinnerung und etwas, das zumindest noch etwas länger an diesem Ort bleibt als ich, baue ich eine kleine Steintroll-Familie. Auch als Symbol dafür, dass ich eines Tages an diesen hübschen Ort zurückkehren werde.
Danach suche ich noch einen besonders hübschen Stein, den ich für meine Sammlung mitnehmen werde.
Langsam heißt es, Abschied zu nehmen vom "flachen Platz zwischen den steilen Bergen". Über eine moderne Brücke, deren Belag sich durch die sicher hier etwas ungewohnte Wärme schon leicht verformt und für all die "Hans-guck-in-die-Luft" dieser Welt ein paar "Fußangeln" ausgelegt hat, überquere ich trockenen Fußes die Flåmselvi,
… bevor mich meine Schritte in Richtung des Anlegers unserer Tenderboote führen. Direkt daneben befindet sich in einem großen Zelt ein "Sami Shop", dekoriert mit Rentierfellen, -geweihen und auch einem ausgestopften Paarhufer. Ich trete ein. Melancholische und an die Weite und Einsamkeit Skandinaviens erinnernde Hintergrundmusik verstärkt das Gefühl, sich in einer fremden Welt zu befinden. Vieles gibt es zu sehen, auch sehr viel von diesem ganzen "Touristenkram". Ein sehr kunstvoll und dennoch eher unscheinbar als protzig wirkender silberner Anhänger in Form eines hauchdünnen Birkenblattes fällt mir sofort ins Auge. Als ich den Preis lese, siegt jedoch die Vernunft. Man muss nicht alles haben.
Auf 15 Uhr finde ich mich am Bootsanleger ein. "Oh, es gibt ja doch ein Boot mit der Nummer 13", muss ich feststellen. Es scheint etwas dran zu sein, dass diese Zahl Unglück bringt, denn dieses Tenderboot ist kaputt. Ein Motor ist ausgefallen. Aber wir haben ja zum Glück noch weitere "Wasserbusse".
Bei schönstem Sonnenschein setzen wir wieder über. Ich sitze ganz vorn und habe einen tollen Blick voraus, wenn ich mich etwas lang mache und die Kamera ein wenig in die Höhe halte. Aufstehen ist während des Tenderns nicht gestattet, was ich natürlich befolge.
Was mir nicht so ganz folgt, ist die Vernunft, wenn ich an den hübschen Birkenblattanhänger denke. Denn kaum haben wir abgelegt, schon ärgere ich mich doch ein wenig, mir diese Erinnerung nicht gegönnt zu haben. Nun ja, es ist aber nun mal so.
Gegen 15:30 Uhr bin ich wieder "zu Hause". Hach, wie schön das immer klingt. Ganz nach dem Motto "Kommt zu Mama" werden einige Zeit später dann nach und nach die gelben Tenderboote wieder eingeholt. Nur noch eine "Minimal-Verbindung" wird für die anscheinend immer weniger Gäste an Land aufrechterhalten.
Während ich mich nach dem Duschen umziehe, dringt durch die offene Balkontür ein Piepsen, das ich so noch nie gehört habe. Als ich der Sache auf den Grund gehe, sehe ich gerade noch drei auffällige Vögel des Nordens vorbeifliegen: Papageientaucher! Noch nie habe ich diese Vögel in "freier Wildbahn" erlebt, somit freue ich mich über diese kleine Begebenheit. Meine Kamera liegt ausnahmsweise leider jedoch gerade nicht in Griffnähe, so dass ich die putzig aussehenden Vögel nicht mit ihr "einfangen" kann. Wahrscheinlich wären sie für die Kameralinse ohnehin zu schnell gewesen. Also bleiben sie nur in meiner Erinnerung.
Eine Fjordfähre gleitet vorbei. Passagiere winken herüber. Na, da winke ich doch mal freundlich zurück. Eine Handvoll bunter Paddelboote samt ebenso bunten Paddlern zeigen einmal mehr die gewaltigen Dimensionen in einem Fjord. Wie lauter Zwerge im Reiche der Riesen wirken die winzigen Boote mit ihren ebenso winzigen Insassen vor gewaltiger Felskulisse.
Als ich das heiße Pooldeck betrete, fühle ich mich, als sei ich irgendwo im Süden unterwegs, denn von "kühlem Norden" kann angesichts hochsommerlicher Temperaturen keine Rede sein. Hier ist schon schwer was los. Kein Wunder, denn gleich startet das legendäre "Offiziersshaken". Bei Thilo mache ich mir keine Sorgen, dass das keine gelungene Veranstaltung werden könnte.
Die "erste Riege" der Offiziere ist wieder einmal angetreten, um für uns Gäste leckere Cocktails zu mixen, die gegen einen (oder auch mehrere …) vorher finanziell erworbenen Plastikchip "eingetauscht" werden können.
Zwar ist das nicht das erste "Shaken", dem ich beiwohne, doch immer wieder lernt man hinzu. Ich dachte doch tatsächlich, dass das "F&B" beim gleichnamigen Manager für "Food & Beverage" steht. So kann man sich täuschen. "Fritten & Bier" sind angesagt.
Und schon geht´s auch los. Unter der unnachahmlichen Moderation von Thilo, der heute einmal mehr zur Hochform aufläuft und schließlich sogar eine Ananas auf seinem haarlosen Haupt balanciert,
wird gemixt und geshakt, was das Zeug hält, Eiswürfel eingefüllt und Gläser aufgefüllt. Die Stimmung könnte nicht besser sein - sowohl bei den Passagieren als auch bei der motivierten Crew. Und auch am Alkohol wird bei den Cocktails nicht gespart, so dass ich letztlich auch nur einen trinke. Die "Seemannsbraut" mit Wodka, Grenadine und Maracuja schmeckt echt lecker. Und wenn der Sonnenuntergang heute Abend dann noch die Farbe meines ausgewählten Cocktails hat, dann bin ich restlos zufrieden.
Ich plaudere dann noch ein wenig mit Thilo, es gibt wieder viel zu lachen. Er ist eben einfach eine Frohnatur und wirkt mit seiner guten Laune jedes Mal total ansteckend. Er liebt seinen Job, das merkt man jeden Tag aufs Neue. Selbstverständlich frage ich nochmals nach, ob er mir die Zustimmung seiner shakenden Crew-Mitglieder einholen könnte, dass ich das eine oder andere Foto mit in meinen Reisebericht einbauen darf. "Die hast du", bestätigt er mir und freut sich einmal mehr über mein Engagement und meine Höflichkeit.
Letztlich dürfen wir die weißgekleideten Shaker noch ausgiebig von ihren Mehr-oder-weniger-Schokoladenseiten begutachten - das obligatorische Gruppenfoto.
Dann wird´s auch schon Zeit, sich wieder unter den vier bunten AIDA-Buchstaben einzufinden. Das "Sail Away" naht - schon wieder eins … Wo ist der Tag geblieben? Wir sind doch gerade erst angekommen?! Geht´s euch auch so?! Irgendwie vergeht im Urlaub die Zeit viel schneller.
Die altbekannten und wohl vertrauten Auslaufmelodien ertönen. Von ihnen kann ich einfach nicht genug bekommen und sie verfehlen auch auf meiner mittlerweile achten AIDA-Reise kein bisschen ihre Wirkung: Es ist Zeit für mich, ein Taschentuch zu zücken.
Fortsetzung folgt …
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