Superlative? Ja, Tromsø
- unterhält den nördlichsten botanischen Garten in unserer Welt
- ist die Stadt mir der nördlichsten Universität
- ist die flächenmäßig größte Stadt Norwegens.
Einen Titel hat Tromsø abgeben müssen: Das nördlichste Bier in der Welt wird seit einigen Jahren in der Brauerei von Lonyearbyen gebraut, nicht mehr in Tromsø. Das dürfte aber die Qualität nicht beeinträchtigt haben …
Die Vasco da Gama fuhr am
1.September 2023 mit uns nach Tromsø
Wie immer war ich am Morgen früh an Deck. 9°, bedeckt, Windstärke 5. Unser Schiff hatte gerade die Vesterålen passiert und nahm Kurs auf unser nächstes Ziel. Wir sahen in der Ferne das Festland; die Berge waren von Wolken umhüllt. Viel mehr gab es nicht zu sehen – wir widmeten uns deshalb dem Frühstück. An diesem Morgen im Bedienrestaurant Waterfront bei sehr guter Auswahl. Auf jeden Fall gingen wir dem Gewusel aus dem Wege.
Nach dem Frühstück holten wir die bestellte Fotodatei ab und staunten über den Preis. € 8,99! Dabei stellten wir uns die Frage, warum man bei den beiden Großen viel mehr für dieselbe Qualität bezahlen muss. Eine Antwort erwarten wir nicht.
Da Tromsø noch immer weit entfernt lag, muteten wir uns wieder Runde um Runde auf Deck 6 zu; anschließend suchten wir unseren „Privatbalkon“ am Heck von Deck 9 auf. Mit dem Beinehochlegen kamen wir nicht weit, denn es wurde spektakulär. Zunächst kam das Lotsenboot,
einige Minuten später der erste Inselklotz.
Die Sund- und Inselwelt vor Tromsø erwartete uns! Zunächst wurde es eng zwischen Inseln und Schären,
dann gingen immer wieder die Uferbegrenzungen auseinander. Auch wir gingen – nicht auseinander sonders zum Lidodeck. Das Tagesprogramm (findet man übrigens jeden Abend in Papierform in der Kabine) hatte einen Frühschoppen angekündigt: „Genießen Sie einen klassischen Frühschoppen mit deutschen Schlagern und portugiesischer Gastfreundschaft, damit Sie voller Energie in den Tag starten!“
Wir kümmerten uns nicht um das Bier (zu früh!) und wenig um die deutschen Schlager, genossen ein wenig die Kleinigkeiten vom Buffet und verzogen uns lieber an die frische Luft. Die Fahrt durch die Inselwelt Norwegens war uns wichtiger.
Eine Insel folgte der anderen. Mal klein, mal größer. Inseln, die nur aus grauem Fels bestanden. Inseln, bewachsen mit Pflanzen, Wäldern, Wiesen.
Inseln mit kleinen Ortschaften. Inseln mit hohen Bergen; in den höheren Lagen teils mit Schnee- und Gletscherresten. Das Wetter entsprach der Vorhersage: weiterhin 9°, tief liegende Wolken.
Sogar sehr tief liegende Wolken. Aber unser Schiff erreichten sie nicht … Später schummelte sich ab und zu die Sonne durch die Wolken; doch noch machte sie sich rar.
Gegen Mittag erreichten wir Tromsø und den von Kreuzfahrern nicht sehr geliebten Liegeplatz im Industriehafen. In Sichtweite des botanischen Gartens und unterhalb der Sprungschanzen. Zum Ausgleich zum unattraktiven Liegeplatz gab es allerdings eine Belohnung: Die Sonne kam hervor und das bis zum Abend! Die beste Voraussetzung für einen Stadtbummel!
Da der Industriehafen etwas außerhalb liegt, wurden über Vasco da Gama Shuttlebusse für € 10,-- p.N. und Strecke angeboten. Wir hatten bereits zu Hause die Troms Billett App hochgeladen; einfach nutzbar, sogar für mich. Ein 24-Stunden-Ticket (nicht Tagesticket!) kostete für Senioren (ab 67 Jahre) nkr 60,--; für jüngere Erwachsene das Doppelte. Eine Bushaltestelle befindet sich unweit vom Hafenausgang (direkt am Ende des Fußgängertunnels).
Und schon waren wir nach 15 Minuten in der Stadt und wurden auf dem Weg zur Wasserlinie von einem Norweger begrüßt,
der als einer der größten Polarforscher Norwegens gilt. Roald Amundsen startete 1928 in Tromsø seine letzte Reise mit einem Flugzeug, um den verschollenen italienischen Polarforscher Umberto Nobile zu suchen. Es war für den Norweger leider eine Reise ohne Wiederkehr.
Wir verließen diese eindrucksvolle Wandmalerei und stießen direkt an die Wasserlinie. Mit Blick über den Sund auf die Tromsøbrua, die Eismeerkathedrale und den Hausberg Storstenen.
Die Bergstation der Fjellheisen-Seilbahn lag nicht mehr in den Wolken – für den Nachmittag war uns die Zeit zu knapp, dort hoch zu fahren. Vielleicht am nächsten Morgen.
Etwas näher herangezoomt blinzelte uns die Eismeerkathedrale über die Dependance des Tromsø Yachtclubs zu. Auch nicht schlecht …
Am Hafen selbst bummelten wir an alten, nach einem Brand um 1920 wieder aufgebauten Lagerhäusern vorbei. Wir befanden uns im Viertel Bryggen. Klein, aber fein.
Nur schade, dass bei den Lagerhäusern auffällige Schilder für die darin untergebrachten Pizzerien und anderen Restaurants unangenehm ins Auge fielen.
An diesem Nachmittag wurden die Reißverschlüsse unserer Jacken arg strapaziert. Kam sie Sonne hervor, wurde es richtig warm. Reißverschlüsse auf. Verschwand die Sonne, wurde es richtig frisch. Reißverschlüsse zu. Was waren wir doch für Weicheier …
Im Wasser befand sich ein Nurdachhaus, allerdings ohne Dach. Nein, eine nachgebildete Kathedrale des Nordens, wie man die Stockfischgestelle bezeichnet. Ein Ponton für Wasserfreunde. Mit kräftig gebautem Norweger (nehmen wir einfach so an), der im „1. Stock“ zur Ergötzung der Zuschauer (?) Freiübungen absolvierte. Und nicht ins Wasser sprang sondern nach kurzer Zeit ins Innere verschwand. Und eine gut gebaute norwegische (nehmen wir einfach so an) Nixe, die im Gegensatz zum Vorturner nicht wasserscheu war …
Weiter an der Wasserlinie entlang. Vorbei an der Touristeninformation,
selbstverständlich aus Holz, und am Amundsen-Denkmal. Bis zum imposanten nagelneuen Hurtigrouten-Terminal. Von dort aus bewegten wir uns schöne langsam vom Wasser weg. Zu einer der Hauptverkehrsadern Strandvegen. Alte und neue Häuser – also Holz und Beton – wechselten sich ab.
Bis zur Brauerei Mack mit den angeschlossenen Bierkeller „Ølhallen“.
Früher war Ølhallen DER Treffpunkt von Fischern, Jägern, Walfängern und Polarforschern. Heute ist sie ein beliebtes, bereits ab 9 Uhr geöffnetes Touristenziel. Und keine Angst – das Bier wird nicht mit Öl vermischt, auf dass es die Kehle noch besser ölt. Øl ist norwegisch und bedeutet übersetzt nichts anderes als Bier. Übrigens galt bis vor wenigen Jahren diese vom Deutschen Ludvig Markus Mack 1877 gegründete Brauerei als nördlichste in der Welt; bezeichnenderweise war L.M. Mack Bäcker, der sich anscheinend in der Lebensmittelbranche äußerst gut auskannte! Er wandte sich vom festen dem flüssigen Brot zu. Interessant, dass am Brauereigebäude das Schild des britischen Konsulats hing; den Eingang fanden wir trotz intensiven Suchens nicht!
Unser Weg zurück führte ins Zentrum. Wieder vorbei an wunderschönen alten, richtig gut intakt gehaltenen Holzhäusern. Am Konsumtempel,
der sich an diesem Tag bestimmt nicht über mangelnden Umsatz beklagen durfte. Das Stadtbild wurde durch verschiedene Holzhäuserfarben aufgelockert. Eben sahen wir noch verschiedene Blautöne, dann das Norwegerrot und nun das in dunkeloliv gehaltene Restaurant Hjemmebane.
Nicht übersetzt Hebamme sondern Heimaterde. Danke, Tante Guggel!
Dann wieder das Blaue.
Ein Outdoorshop. Nicht unsere Preisklasse. Also weiter … und wir steuerten direkt die Domkirche an.
Die 1861 auf einer mittelalterlichen Grabstätte geweihte Kirche gilt als größte Holzkirche Norwegens. Nicht weit von der Kirche bewunderten wir die Plastik Mutter mit Kind. Ein Möwenparkplatz – und die Möwen haben Spuren auf ihr hinterlassen … Zum Glück nicht in der Kirche – wir achteten darauf, als wir kurz vor Toresschluss gerade noch hineinhuschen konnten.
Ein in ruhigen hellbraunen Tönen gehaltener Innenraum. Weitgehend nordisch sachlich, keineswegs überladen.
Fortsetzung folgt …
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