Fortsetzung Isle of Portland
Ellenlanger Strand mit kleiner Kirmes, ein kleines bisschen Cooney Island also und teilweise Badefreuden.
An der Waterfront teils altehrwürdige Häuser, ein wirkliches Seebad.
Trotz Seebad sind wir noch voll bekleidet und latschen bis zur komischen bunten Uhr.
Das ist jetzt nicht sooo weit, aber mehr geht auch nicht, denn wir müssen wieder zurück und auf diesem Weg liegt eine Zugbrücke.
Nicht das die uns etwa noch den Weg versperrt. Denn da steht ja noch der Termin mit der „RIB-Fahrt“ an.
Und die geht dann auch schon bald los. Unsere Leute ziehen hinter uns die Regenjacken gegen das Spritzwasser aus dem Rucksack und rüsten sich. Wir brauchen das nicht, denn der Rucksack mit der Fellbande landet in einer dunklen Holzkiste. Wie in Bremerhaven im „Auswanderermuseum“ in dem finsteren Holzspind.
Einziger Unterschied, diesmal „liegen“ wir. Und da haben wir noch Glück, dass nicht noch Teile auf uns liegen. Klappe zu, Teddys vergessen, aus den Augen aus dem Sinn, der Spaß kann beginnen. Ja. Schönen Dank auch. Wir beschließen diesbezüglich ein Schweigegelübde abzulegen und unseren Kumpels zuhause nichts davon zu erzählen. Insbesondere nicht dem Hasen…
Das Dröhnen der Motoren verklingt, die sind weg und Nachfolgendes stützt sich auf deren sicherlich maßlos übertriebenen Erzählungen. Es soll nämlich toll gewesen sein, wie sie bei ruhiger See an dem Weltnaturerbe Jurassic Coast langgebrettert sind, -die Spitzen der Klippen noch gespenstisch in Dunst und Nebel gehüllt.
Erstmal langsam durch diesen Kanal und dann geht er ab, der wilde Ritt.
Die hellen Steine sind wohl aus der Jura-Zeit
und da findet man wohl auch noch ordentlich Fossilien drin.
Die aber jetzt nicht, die fahren ja nur vorbei.
Und so hat sich die Hoffnung auf ein schönes Schmuckstück an meiner Schleife ebenso schnell erledigt.
Ohnehin haben die hellen Steine hier auf Portland eine besondere Struktur und es gab und gibt daher viele Steinbrüche. Die St. Pauls Kathedrale und das UN-Hauptquartier in NY sind aus diesen Steinen gebaut. Und auch in London hat man damals nach dem Großbrand vieles damit geflickt. Aber der „Portland Zement“, der kommt nicht von hier. Der heißt nur wegen der Farbähnlichkeit so.
Auf Portland hat man übrigens Angst vor Hasen und Kaninchen und nicht mal den Namen „Rabbit“ darf man aussprechen. Lieber nennt man sie „Pelzdinger“ oder „Unterirdischer Hammel“. Weil die mit ihrer Buddelei schon für so manchen Rutsch im Steinbruch und Unglücke gesorgt haben, kann man die nicht leiden. Wie ich mit dem Plüschhasen zuhause, den kann ich auch nicht so richtig leiden, weil er Ostern ohne Geschenkkörbchen auf dem Buckel aufgekreuzt ist und sich dann bei uns eingeschlichen hat. Aber hierhin wollten wir ihn eigentlich mitnehmen, um diesen Aberglauben mal zu überprüfen. Mal sehen was die mit dem gemacht hätten …
Hat aber Lunte gerochen und die Reise storniert … Der Tiger hat gepetzt…
Bei der „RIB-Fahrt“ erreichen die nun Durdle Door (die Durchbohrung).
Dieser Kalksteinbogen ist hier ganz natürlich durch Wetter, Wind und Wellen entstanden. Hat nur etwas gedauert. Und irgendwann wird er wieder weg sein. Wird aber wohl auch noch dauern. Genauso wie bei den vielen mehr oder weniger großen Höhlen in den Steilklippen.
Hier an diesem Felsenbogen ist schwer was los. Ein Badestrand und von oben strömen Leute herbei. Manche von denen sind sogar zu Fuß und oben an den Klippen entlang bis hier hin gelatscht. Und unsere Leute? Die sitzen feist auf dem RIB-Boat und fahren damit jetzt fast unter dem Bogen durch.
Aber nur fast, denn sonst könnte das wohl schiefgehen. Ist wohl nur 1 ½ Meter tief. Trotzdem versuchen wohl immer wieder einige Bekloppte hier den Klippenspringer zu spielen. Machen die dann meist auch nur 1x…
Zurück geht die Fahrt und als die Klappe der Kiste wieder aufgeht, da schauen wir in zufriedene Gesichter. In was für Gesichter die jetzt schauen, kann ich jugendfrei schlecht beschreiben…
35 Englische Pfund für 90 Minuten und eine stinksaure Fellbande war es denen wert und dann wohl wirklich ein „Schnapper“.
Und die kriegen den Hals heute offenbar nicht voll. Hunger haben die jetzt auch noch. Muss denn das ganze Geld direkt wieder an einem Tag ausgegeben werden?
Okay, es sind nur Chips an einer Strandbude. Aber die „Chips“ sind hier weder in einer Plastiktüte noch so krümelig wie zu Hause. Scheint was anderes zu sein… Den Raben und Möwen ist das egal. Das Personal kann gar nicht so schnell abräumen, wie die sich auf verwaiste Reste stürzen… Aber ganz English Gentleman stehlen sie wenigstens nichts von Tellern die aktuell noch „beschaufelt“ werden.
Und nach dem Imbiss meint der Träger, dass er nun mal was Verrücktes machen will.
Macht er doch eigentlich schon, denn er schleppt doch uns, die Fellbande, im Rucksack rum…! Aber das meint der gar nicht.
Er will nun das erste und wahrscheinlich letzte Mal im Leben im südenglischen Meer baden. „Wann kommt man hier schon mal hin?“ meint er. Und schon ist er drin. Wider Erwarten läuft er weder blau an, japst auch nicht nach Luft, noch jammert er. Der Kerl lässt sich nichts anmerken.
Dann kann er das jetzt von seiner seltsamen Bucket-Liste streichen und wir können uns von hier verstreichen. Ab zum Shuttlebus. Viel erlebt hier, viel gesehen und der Fellbande fehlen dabei 1 ½ Stunden, die in der Kiste…
Wir verlassen diesen Ort Weymouth
aber nicht ohne noch auf einen weiteren Superlativ zu stoßen. Diesmal nicht höher, größer, weiter, sondern besser, am besten. Das soll hier nämlich das beste Segelrevier Europas sein und deshalb fanden genau hier die Segelwettbewerbe der Olympiade 2012 statt. Weiß ich das jetzt also auch noch.
Auf dem Weg zum Hafen erkennen wir unten am Ufer die olympischen Ringe, aber die in Farbe. Die aus Stein, wahrscheinlich aus Portland-Stein, die finden wir nicht. Stehen wohl irgendwo auf einem Hügel über Portland und die Hügel lagen heute meist im Dunst. Und selbst als sie mal frei waren, habe ich die Absuche mit dem Spekuliereisen schließlich erfolglos abgebrochen. Egal.
Und weil wegen der günstigen Lage hier im 2. WK ein großer Teil der „Royal Navy“ stationiert war, was dann leider auch den Gegner bezüglich Bombardements angelockt hat, herrscht immer noch eine militärische Tradition. Und so lassen es sich die englischen Gastgeber nicht nehmen, uns mit zeremoniellem zackigen, militärischen Akt und 3 Salutschüssen zu verabschieden. Kanone aber zu meiner Beruhigung auf`s Wasser gerichtet. Also ein eher freundlicher Akt.
Und 3 Schüsse waren fototechnisch auch von Vorteil, denn beim ersten Salutschuss, hat der Träger sich so erschreckt und die Kamera verrissen, dass alle 10 Fotos der Multi-Serie abwechselnd Himmel, Wasser und sonst was fotografiert haben, nur nicht die Kanonen.
Das bei der vorherigen Ausfahrt der „Seaborn“ auch noch eine Tanztruppe da war,
wollen wir als Deutsche mal nicht persönlich nehmen. Hätte nicht gedacht, dass die uns geschichtsbedingt überhaupt so freundlich verabschieden. Überhaupt alle, und insbesondere auch die älteren hier, total freundlich und bemüht. An vielen Ecken standen Helfer mit Prospekten und bei Bedarf auch Ratschlägen.
Dann schauen wir mal, wie das morgen in Falmouth ist…
--Fortsetzung folgt --
Im nächsten Teil fahren wir von Falmouth aus nach St. Ives,
kommen am Haus von dieser Herz-Schmerz-Autorin Rosamunde Pilcher vorbei,
der Tiger fällt auf eine seltsame wandelnde Paddington-Kopie rein,
besuchen als Vorgeschmack auf Mont Saint Michel die kleine britische Schwester St.Michael Mount
und beim Abschied überrascht uns ein Flashmob.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Kapitän...