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Nicht weit vom Dom hielten sich in einem wundschön restaurierten Jugendstilhaus Anfang der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts unsere Landsleute auf. Eine Zeit, an die man nicht gerne zurückdenkt – im Stengården war das Gestapo-Hauptquartier untergebracht. Aktuell wird es als Teil einer Bankfiliale genutzt.
Auf einmal standen wir vor der Vår Frue Kirke, der katholischen Kirche Tromsøs. Sie wurde 1861 errichtet; auch aus Holz, das es in Hülle und Fülle gab und noch immer gibt.
Die Innenaufnahme sprach für sich. Auch in diesem Gotteshaus erkannten wir nichts Prunkvolles; die von den protestantischen Kirchen gewohnte Sachlichkeit hatte abgefärbt.
Immer wieder fielen uns fast verborgene Ecken und Seitengässchen auf. Standorte von gemütlichen Kneipen und Restaurants.
Am Rande des Marktplatzes Stortorget stießen wir auf einen interessanten Pavillon mit einem Denkmal für Haakon VII, der von 1872 bis 1957 lebte. Als dänischer Prinz nahm er im Zuge der Selbständigkeit Norwegens 1905 die Wahl zum König an; er gilt als Stammvater der aktuellen norwegischen Königsfamilie.
Beim Bummel durch die Straßen sahen wir den lt. eigenen Angaben ältesten Frisiersalon der Stadt. Seit 83 Jahren werden in diesem Salon die Köpfe verschönert (oder auch nicht).
Ob es im Laden ähnlich alt aussah, wie es von außen erschien? Wir blieben im Ungewissen …
Wer Tromsø besucht, sollte das Polarmuseum zumindest von außen gesehen haben. Auch wir hielten uns daran.
Eine bemerkenswerte Umgebung, direkt an der Wasserlinie. Nahe der Tromsøbrua. Mit Exponaten aus der Zeit des Walfangs wie Harpunen aus mehreren Jahrzehnten. Untergebracht ist es in einem von mehreren Seebrückenhäusern und zwar in der ehemaligen Zollstation. Gezeigt wird die Entwicklung der norwegischen Polarexpeditionen und der Fangtraditionen im hohen Norden; schräg gegenüber zeigt sich vor dem Büro des Polarmuseums der in dieser Stadt allgegenwärtige Roald Amundsen.
Vom Polarmuseum machten wir uns auf Richtung Bushaltestelle. Wie üblich wurden wir auf dem Weg dorthin aufgehalten; dieses Mal von auf einem Hügel stehenden Häusern und einigen alten Kanonen.
Skansen, eine Festungsanlage mit den ältesten Gebäuden der Stadt, die früher an drei Seiten vom Meer umgeben war. Nachdem das Haupthaus in der Vergangenheit als Zollamt, zu Wohnzwecken, als Volks-, später Zeichnenschule, Epidemielazarett, Altersheim und Stadtmuseum genutzt wurde, dient es aktuell als Kultur- und Repräsentationsort für Tromsø und seine Umgebung.
In unmittelbarer Nähe flanierten wir durch eine gemütliche kleine Holzhaussiedlung, in dem ein Häuschen auffiel:
Klein, aber nicht nur fein. Sehr fein … und nach wenigen Metern erreichten wir die Bushaltestelle und fuhren zu unserem Schiff zurück. Dort angekommen, ruhten wir uns auf dem Terrassendeck bei Kaffee und Kuchen aus und genossen den Restsonnenschein des Tages. Nach dem Abendessen saßen wir mit unseren neuen Bekannten eine längere Zeit in einer Bar. Der Mai Tai schmeckte …
2. September 2023 – Tromsø
Merkwürdig – keine Fahrtgeräusche, kein Geschaukel … und trotzdem wurden wir früh wach. Die Vasco da Gama lag noch immer in Tromsø und wir hatten somit die Gelegenheit, uns noch mehr von der Stadt anzuschauen. Sollte es auf den Storsteinen gehen? Während des ersten (Kaffee-)Rundgangs auf den oberen Decks sahen wir, dass eine Fahrt auf den Hausberg nicht angebracht war.
Die Wolken hingen tief; nach Regenfällen in der Nacht war es bei 10° und Windstärke 1 immerhin trocken. Also raus nach dem Frühstück – raus per Bus zur Eismeerkathedrale.
Eine Innenbesichtigung schenkten wir uns, denn ohne Sonnenschein kamen die bunten Fenster nicht so richtig zur Geltung. Wir hatten bereits vor Jahren die Kirche besichtigt und die Lichtspiele bei bestem Wetter erlebt. Wie viele neuere Bauten im hohen Norden soll auch die Eismeerkathedrale die Verbindung mit der Natur symbolisieren. 35 m hoch sind die Frontpartien, die auf Gletscherspalten hinweisen sollen. Die gläsernen Räume zwischen den mit Wellblech umhüllten Betonstreben stellen Mitternachtssonne und Polarlicht dar.
Wir wollten nicht sofort zurück. Zu attraktiv war das Viertel zwischen der Eismeerkathedrale und der Talstation der Fjellheisen-Seilbahn. Liebevoll gepflegte Holzhäuser in verschiedenen Farben, ja, teilweise Holzvillen. Eine Welt, in der man sich so richtig wohlfühlen könnte. Wohlgemerkt, für immer nur mit genügend Kleingeld …
Von hier aus fuhren wir zum Schiff zurück. Da bis zum Ablegen noch Zeit satt war, entschlossen wir uns, den in unmittelbarer Nähe des Schiffes angelegten botanischen Garten aufzusuchen.
„Nur die Harten kommen in diesen Garten!“ könnte das Motto der erfolgreich in diesem nördlichsten botanischen Garten der Welt gesetzten Pflanzen lauten. Was macht dieser Arktisch-Alpen-Botanische Garten so attraktiv? Er ist von 0.00 Uhr bis 24.00 Uhr frei zugänglich (ausgenommen im Winter) und darüber hinaus tatsächlich frei – kein Eintritt. Auch wenn er auf der Höhe von Alaska liegt, zeigt sich besonders im Sommer dank des Golfstroms und trotz der zeitlich eingeschränkten Blühperiode ein Blütenmeer. Die dort wachsenden Pflanzen müssen wirklich hart im Nehmen sein – sie kommen aus arktischen, antarktischen und alpinen Regionen aller Kontinente; speziell aus 20 verschiedenen geographischen Landschaften, in denen es z.B. im Sommer nicht überall 24 Stunden hell ist – die Anpassungsfähigkeit der Natur ist phänomenal. Dafür finden die Pflanzen die optimalen Bodenverhältnisse – die arktischen, antarktischen und alpinen Gewächse bevorzugen steinige Umgebung und aus diesem Grunde wurden große Steingärten angelegt, in denen sie sich optimal ausbreiten können.
Die Betreiber des Gartens hatten nicht vergessen, auch seit Jahrhunderten in Nordnorwegen wachsende, aber in Vergessenheit geratene Pflanzen zu berücksichtigen.
Auch wenn bei unserem Besuch der Hochsommer vorbei war – wir waren überrascht über die Blütenvielfalt in dieser nördlichen Region.
Besonders angetan waren wir von den verschiedenen Enzian-Arten. Z.B. die Weißen oder die Blauen.
Auch das Edelweiß durfte nicht fehlen.
Uns überraschte, wie sauber, wie gepflegt, Beete, Gärten und Wege waren, zumal die Gesamtanlage frei zugänglich war. Benehmen war hier nicht Glückssache sondern Selbstverständlichkeit.
Unterwegs wurden wir daran erinnert, dass wir uns nicht ewig im botanischen Garten aufhalten durften.
Also die wenigen Meter zurück zum Schiff. Einige Mitreisende waren vermutlich nicht so pünktlich wie wir. 25 Minuten vor dem Ablegen erklang zweimal das Typhon – die Warnung kam an und kurz vor 15 Uhr erklang die Auslaufmelodie und die Vasco da Gama legte ab Richtung Nordmeer. Das, was hinter uns von Tromsø und Umgebung zu sehen war, erschien regelrecht dramatisch.
Die Eismeerkathedrale, die Tromsøbrua, im Hintergrund die sich an die Berge anschmiegenden weißen Wolken, die von der Restsonne ins richtige Licht gesetzt wurden. Auch wenn es immer frischer wurde, hielten wir uns lange draußen auf. Die Fahrt zwischen den Inseln war einfach nur schön. Zwischendurch quälte sich die Sonne durch die Wolken. Aber immer nur kurz – und die Landschaft strahlte in diesen besonderen Momenten zurück.
Am späten Nachmittag folgten wir der Einladung, den nicko cruiseCLUB Cocktail in der Hollywood`s Show Lounge zu besuchen. Ja, es gab einen Cocktail; aber die Vorstellung war nicht das Gelbe vom Ei. Nur der Auftritt der Sängerin Laureen überzeugte.
Ansonsten verlief der Abend unspektakulär. Abendessen im Mediterraneam, Absacker in der Bar, Koje …