Falmouth
Ganz an den Rand, so ziemlich an den äußersten Südwesten Englands hat es uns nun verschlagen.
Umgeben vom Atlantik, dem Ärmelkanal und der Keltischen See. Falmouth, in der Grafschaft Cornwall.
Na, das hört sich doch mal nobel an. Also wenn wir jetzt diese Romane von Rosamunde Pilcher gelesen hätten, dann würden wir sicher einiges wiedererkennen.
Zumal es ja jetzt über Land geht, bei dem Ausflug:
„Cornwall klassisch“ (FAL01)
Verdammt nobel hört es sich zwar an, aber die Grafschaft Cornwall gilt in England tatsächlich als armer Landstrich. Über lange Zeit waren allein der Fischfang und der Zinn- und Kupferbergbau die wirtschaftlichen Standbeine Cornwalls. Noch heute sieht man viele Schornsteine und Gebäude die davon übriggeblieben sind.
Später wurde es allerdings lukrativer Kupfer und Zinn zu importieren, statt es dort auszubuddeln. Und irgendwann dann hatten zu allem Überfluss auch die Sardinen keine Lust mehr darauf, sich zu Öl pressen zu lassen und blieben fort. Das war schon ziemlich bitter für die Leute.
Erst die Eisenbahn brachte dann die Wende zum Guten. Ja, die „Bahn macht mobil.“ kommt der Werbespruch wohl hierher, der Tourismus fällt ein, den Bauern öffnen sich weitere Handelswege und nicht zuletzt entstehen wegen all dem Strukturwandel neue Arbeitsplätze.
Dünn besiedelte Landschaften, spektakuläre Steilküsten, Sandstrände und historische Sehenswürdigkeiten prägen die Landschaft.
Aber erstmal müssen wir ja ankommen. Und das ist schon in aller Frühe. Da schlafen wir doch noch!
Die langgestreckte Meeresbucht Carrick Roads,
die Zufahrt bewacht von den auf den Felsen thronenden nach 1500, natürlich wieder von diesem Heinrich dem VIII errichteten Festungen Pendennis Castle
und St. Mawes Castle, bildet den immerhin drittgrößten Naturhafen der Welt, der außerdem noch sehr tief ist. Wieder also so ein Superlativ. Hat diesmal halt nur nicht für den 1. Platz gereicht.
Und für die maritime Wirtschaft waren Falmouth und sein Hafen daher auch von großer Bedeutung. Immerhin gibt es heute wenigstens noch die wohl größte Reparaturwerft Großbritanniens hier.
Und noch was „Größtes“ haben die hier. Das größte Tonvorkommen für Porzellan.
Und heute zu allem Überfluss auch noch was „Kleines“, die Fellbande…
Na, dann schauen wir uns mal dieses Cornwall etwas näher an. Für den ersten Überblick hat sich der Teddy für den Ausflug „Cornwall klassisch“ entschieden.
Jetzt geht es über Land zum Küsten- und Badeort St. Ives im Nordwesten Cornwalls. Dazu durchqueren wir mit der deutschsprachigen Reiseleiterin einen Teil der Region. Da ist ein Fensterplatz angesagt, natürlich nicht immer an der richtigen Seite.
Die Reiseleiterin ist mit dem „Brexit“ übrigens so gar nicht zufrieden und meint, dass manche Leute es erst jetzt (ein)sehen, weil sie an vielen Dingen merken, dass es in der Vergangenheit wohl schon bessere Entscheidungen gegeben hatte.
Nun gut, Geld brauchte der Staat immer schon. Und wenn es knapp wurde, dann dachte man sich schon mal komische Einnahmequellen aus. Wir fahren jetzt an Häusern vorbei, an denen einige der Fenster zugemauert sind. Erst dachte ich, dass es ein Sonnenschutz sein soll, aber tatsächlich gab es mal eine „Fenstersteuer“. Und da hat man dann zur Maurerkelle gegriffen, saß lieber im Dunkeln und sparte dann einige der Steuern, welche nach Stückzahl abgerechnet wurden. Sehr innovativ also, von beiden Seiten.
Ich weiß jetzt nicht mehr wie der Ort heißt, aber wir fahren tatsächlich am ehemaligen Haus von dieser Rosamunde Pilcher vorbei, welches sich aber nun wirklich nicht lohnt, es zu fotografieren. Recht unscheinbar ist es und außerdem eine Baustelle. Vorbei ist es mit der Romantik.
Noch durch Carbis Bay, wo Mutti Merkel 2021 ihr letztes G7-Treffen hatte und dann sind wir da.
Hoch oben über dem ehemaligen Fischerörtchen St. Ives sind wir und fahren auf einen Parkplatz. Habe mich schon die ganze Zeit gewundert, dass die Reiseleiterin immer von einem „Shuttlebus“ spricht und dachte, dass es so eine sprachliche Sache ist, wegen Engländerin und so. Tatsächlich aber müssen wir jetzt umsteigen.
Und zwar in einen kürzeren Bus. Unser würde wohl nicht durch die Kurven und engen Gassen dort passen. Wahrscheinlich längenbegrenzt wie neulich bei den Trollstigen in Norwegen. Vielleicht ist das auch wie bei den Lotsen. Man muss patentiert ortskundig sein.
Der Shuttle bringt uns jetzt jedenfalls nach unten bis zum Strand und muss an einer besonders engen Kurve auch tatsächlich mit dort postiertem Einweiser 1x zurücksetzen.
Am Strand toben die Wellen, das Wasser hat 17 Grad und die Surfer und Wellenreiter in ihren Neoprenanzügen haben Spaß.
Obwohl die ja hier eigentlich ziemliche Mimosen sind. Die Reiseleiterin meint, dass man in dieser Gegend ab etwa 25 Grad die Arbeit boykottiert und zu Hause bleibt. Und wenn es zu kalt ist, dann genauso. Und wenn tatsächlich mal Schnee fällt, dann erst recht. Da bricht auf den Straßen nämlich das Chaos aus.
Die Surfer haben also Spaß, es ist offenbar ihr Wetter und wir haben jetzt auch Spaß, denn wir haben 1 ½ Stunden Freigang und dürfen uns genehmigt von der Truppe entfernen. Also rein in die engen geschäftigen Gassen des heutigen Ferienortes mit Künstlerkolonie.
Recht voll ist es zwar, aber die Reiseleiterin meint, das wir den Ort besser nicht im z. B. August erleben möchten. Da geht wohl so gut wie gar nichts mehr. Schöne Lädchen, alte Fassaden, teilweise Retro und viele Pubs und Inn`s.
Der Ort scheint auf einer Landzunge zu liegen. Denn an der anderen Seite vom Ort, also wenn man ihn durchquert hat, ist noch ein Strand, wieder mit feinem weißen Sand, wo jetzt aber ein kleines Tütchen von fehlt…
Tiger wundert sich und fragt, warum die Schiffchen alle im Sand liegen.
Ty schiebt das auf die Ebbe. Aber den weiteren Zusammenhang will der Tiger gar nicht mehr wissen, denn jetzt hat er etwas anderes gesehen.
Er glaubt „Paddington“ entdeckt zu haben.
Ist aber nur eine in der Gasse wandelnde englische Matrone mit gleichem Schlapphut und so einem Umhang. Scheint wohl Mode zu sein.
Ach ja die Zeit, der ewige Feind der Kreuzfahrer, ob Fell oder Haut. Wir müssen wieder zum Shuttle, Schluss mit Freizeit, ab jetzt läuft es wieder in geordneten Bahnen.
Der Shuttle wird, diesmal bergauf, wieder um die erste Spitzkehre eingewiesen, klappt ohne Blechschaden und schlängelt sich dann hoch zum Parkplatz. Da kommen wir jetzt an einem seltsamen Fußballfeld vorbei.
Da kriegt man Punkte, wenn man über das Tor schießt. Ty feixt und grinst: „Das wäre doch was für unseren Verein daheim, dem MSV Duisburg. Da wären die bestimmt Tabellenführer…
Jetzt geht es noch zu einem Appetithäppchen auf morgen, für den Klosterberg Mont St. Michel. Wir fahren zur kleinen englischen Schwester St. Michaels Mount, dieser kleinen Felseninsel, 350 m vor dem Örtchen Maraizon.
Es ist eine Gezeiteninsel und je nachdem mit der Fähre oder über einen schmalen Damm erreichbar.
Hoch ragt sie kegelförmig auf mit ihrem Kloster und den ältesten noch erhaltenen Gebäuden aus dem 12. Jahrhundert. Besiedelt war sie wohl schon vor Christi, ist Kult und war zumindest früher mal Pilgerstätte. Um das Kloster herum sind Häuser und ein subtropischer Garten.
Ja, dieser ewige Golfstrom, der sorgt wieder für ein oft überraschend warmes Klima, aber als Wermutstropfen auch für viel Regen. Letzteres hatte die Erwartungen der wasserscheuen Fellbande im Vorfeld durchaus ein wenig getrübt. Aber nix da, die Sonne scheint.
Schon früh haben die Seefahrer angefangen, fremde subtropische Pflanzen aus aller Herren Länder hier anzuschleppen. Manche gingen ein, aber viele wachsen mal mehr, mal weniger auch heute noch hier. Daher auch die vielen Gärten und Parkanlagen, aber auch private Vorgärten mit diesen botanischen Einwanderern im Ort Falmouth, drum herum und eben auch hier… Sogar Bananenpflanzen gibt es hier, aber doch wohl keine Ernte? Egal, wir sind eh nicht so für Obst.
Übrigens ging auch Charles Darwin nach einer fünfjährigen Expedition zu den Galapagosinseln, genau wie wir heute Morgen, in Falmouth an Land. Irgendwo gibt es auch einen Darwin Garden. Sicherlich mit allerlei pflanzlichen Mitbringsel von ihm.
Die Vegetation auf diesem Klosterfelsen da vor uns können wir allerdings nicht überprüfen, wir haben nur „Ausblick auf“ gebucht. Hätten momentan auch mit dem Boot rüber schippern müssen. Einen Damm sehe ich aus der Entfernung nicht. Ist wohl Wasser drüber...
Diese englische Felseninsel ist also insgesamt ähnlich, aber weniger bekannt wie „Mont Saint Michel“, ist für uns also sozusagen ein Appetithappen auf den großen französischen Bruder.
Die Engländer sind Freunde der klaren Worte. Auf einer langgezogenen kurvigen Straße fällt mir ein Warnschild mit Motorrad auf. Mit den klaren Worten: „Two killed in the last two Years“. Dann also mal besser runter vom Gas. Aber wir sitzen ja im Bus.
Für Falmouth selber haben wir jetzt keine Zeit mehr, müssten ja wieder mit dem Shuttle rüber oder halt mit so nem Taxi,
denn wir liegen zwar gegenüber, aber das Hafenbecken stört den direkten Weg.
Na, dann legen wir uns jetzt auch gegenüber, namentlich auf`s Bett und warten auf die Ausfahrt.
Und wieder überraschen uns die Engländer. Diesmal mit einem „Flashmob“.
Also beidseits begleiten uns, wohl untereinander verabredet, Segler und sonstige Boote. Ruderboote jetzt wohl nicht, denn wir nehmen Fahrt auf.
Rechts thront die Festung Pendennis Castle.
Und wieder dieser „Heinrich der Achte“! Bei diesem verhaltensauffälligen Typen ist mir jetzt schon unklar, ob er mehr Festungen oder Galgen gebaut hat, denn Letztere ja nicht nur für seine Ehefrauen …
Diesmal war er unzufrieden mit der Katholischen Kirche, weil die seine Ehe nicht wegen Erfolglosigkeit -keinen Sohn- annullieren wollte, verzankte sich also gar mit dem Papst, begründete die Anglikanische Kirche und seitdem war die weit ins Meer reichende Halbinsel Cornwall das Ziel von Angriffen kirchentreuer französischer und spanischer Könige. Denn der verärgerte Papst rief zum Sturm gegen das abtrünnige England auf. 400 Jahre wurde die Festung dann irgendwie genutzt und noch im Zweiten Weltkrieg bewahrte eine Flakbatterie die in der Flussmündung liegenden Geleitzüge vor Bombardements.
Das Gegenstück an der anderen Seite der Bucht, St. Mawes Castle, ist wesentlich kleiner und macht bei unserer Ausfahrt gerade im schrägen Sonnenlicht auf sich aufmerksam,
so wie auch der Leuchtturm hier.
Aufmerksam geworden ist man aber auch ohne Scheinwerferlicht auf „Teddy Kaufhof“. Schräg über uns steht bei der Ausfahrt der freundliche Kapitän auf der Brücke und genießt die Freundlichkeit der vielen Boote. Bis er mich unten entdeckt und dem Teddymädchen tatsächlich zuwinkt. Ich winke schnell zurück und er hat offenbar Spaß. Scheint wohl kein Hilferuf gewesen zu sein. Ich kann also beruhigt sitzenbleiben. Mache ich aber nicht, denn ich bin so aufgeregt, dass ich diese Story drinnen gleich den anderen ins Ohr grölen muss. Tiger ist vollkommen von den Socken und der Ty glaubt mir nicht…
-- Fortsetzung folgt --
Im 5. Teil setzen wir jetzt über nach Frankreich.
Und kaum da in St. Malo, sind wir auch schon früh morgens wieder weg,
mit dem Bus nach Mont St. Michel, -pünktlich zum 1000-jährigen Jubiläum.
Ob die gewagte Konstruktion darauf nämlich noch mal 1000 Jahre hält...?
Da latschen wir mal lieber heute hoch.
Und ob die Story mit diesem heiligen Michael so stimmt ist nämlich wohl auch nicht so richtig gesichert...
Später gelingt es mir tatsächlich noch, die durchgeschwitzten Leiber unserer Träger
wenigstens ansatzweise durch St. Malo zu scheuchen.
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