22. Januar 2019, Da Nang – bewölkt, 22 Grad
Es ist schon Abend, als wir in Da Nang ankommen. Kaum ist das Schiff für den Landgang freigegeben, machen wir uns auf den Weg zum Treffpunkt unseres privat gebuchten Abendprogramms. Es geht mit einer kleinen Gruppe nach Hoi An.
Die Hafenstadt am Delta des Song Thu Bon Rivers ist circa 30 Kilometer weit entfernt und wie es scheint, werden wir wahrscheinlich keinen Regen abbekommen. Aber zur Vorsicht haben wir einen Schirm dabei. Unser Guide spricht gut deutsch und überrascht mich, denn er trägt um den Hals einen Schal eines bekannten deutschen Fußballvereins. Er nickt freudig und meint „Fußball ist gut!“
Hoi An bedeutet so in etwas wie „ruhige Gemeinschaft oder friedvoller Versammlungsort“. Was ist das besondere an der Stadt mit fast 75.000 Einwohnern? Erstmal zur Geschichte: im vierten Jahrhundert wurde die Stadt von den Cham gegründet und nach der Öffnung des Hafens kamen Händler mit ihren Schiffen aus Japan und China. Händlerfamilien siedelten sich an. Die Stadt war zweigeteilt. Japanische Familien wohnten jenseits der japanischen Brücke (Chua Cau), die wir nachher auch sehen werden und die Chinesen auf der anderen Seite. Nach dem Verbot des Außenhandels mit Japan veränderte sich einiges in Hoi An.
Als erstes wurden europäische Handelsniederlassungen gegründet. Neben Engländern, Franzosen und Niederländern, kamen Portugiesen und auch Inder. Nach politischen Wirren und der Versandung des Hafens verlor Hoi An an Bedeutung für den Handel. Die Schiffe legten im nahen Da Nang an und während einer Rebellion wurde die Stadt zerstört. Danach gab es einen Wiederaufbau und Hoi An hatte das große Glück, dass es während des Vietnamkrieges nicht zerstört wurde.
Die UNESCO erklärte 1999 die
Altstadt zum Weltkulturerbe, weil sie als gut erhaltenes Beispiel für einen
südostasiatischen Handelshafen vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis ins 19.
Jahrhundert hinein gilt. Das Stadtbild ist eine
harmonische Mischung der Kulturen und der Architektur und zieht jährlich Touristen
aus der ganzen Welt an. So wie uns heute Abend. Der Bus hält auf einem
Parkplatz und los geht es.
Am Abend hierher zu kommen hat
schon was oder? Lampions in bunten Farben erhellen das Straßenbild. Die Häuser
aus der französischen Kolonialzeit beherbergen kleine Läden, die wirklich
sehenswert sind. Ein Besuch ohne Programm am Tage wäre bestimmt auch toll,
einfach ein wenig shoppen – heute haben wir nicht so viel Zeit dafür.
Da ich
mit fotografieren beschäftigt bin, höre ich nicht, was der Reiseleiter erzählt.
Eins kann ich nur, schauen oder hören und aufschreiben.
Viele Häuser sind bunt verziert, es gibt eine unendliche Vielfalt Eindrücken.
Wir erfahren, dass es in den verschieden Stadtteilen Versammlungshäuser gibt. Sie sind prunkvoll ausgestattet und sehen für mich aus wie Tempel.
In dem kleinen Museum in einem ehemaligen Handelshaus gibt es viel zur
Von einem kleinen Balkon aus
habe ich einen wunderbaren Blick auf die Lampions vor dem Haus.
In einem Geschäft mit
Seidenwaren und Schneiderei sehen wir im Obergeschoss eine riesige Schale mit
lebenden Seidenraupen. Deren Leibspeise sind die Blätter des Maulbeerbaumes.
Und gleich daneben die Kokons der Seidenspinnenraupen. Um den kostbaren Seidenfaden zu erhalten, werden die Kokons kurz vor dem schlüpfen der Falter in heißes Wasser getaucht und deren Leben ist beendet. Wartet man ab, bis der Falter schlüpft, zerbeißt er den Kokon und das Seidengespinst und damit ist der Faden zerstückelt. Ein paar der Tiere lässt man allerdings zwecks Fortpflanzung am Leben.
Weiter geht es durch die belebten Straßen, Fahrräder mit johlenden Kindern fahren an uns vorbei und man muss schon aufpassen, denn oft sind die Bürgersteige schmal und voll gestellt und man muss auf die Straße ausweichen. Es kommt auch schon mal ein Auto leise von hinten …
Großes Gedränge vor dem
Wahrzeichen der Stadt, der japanischen Brücke. Sie ist überdacht mit einer
Pagode.
Unser Reiseleiter wartet, man braucht ein Ticket für die Besichtigung. (Beim Kauf eines Tickets kann man 5 verschiedene Sehenswürdigkeiten besuchen) Die Brücke schaut auf eine lange Geschichte zurück. 1593 begann der Bau durch die Japaner und mit der Brücke waren dann das chinesische Viertel mit dem japanischen verbunden. Sie wurde irgendwann zerstört, wieder aufgebaut und die, die wir heute sehen, stammt aus dem Jahr 1763. Das Bauwerk trägt den Namen Chua Cau - „Brücke aus der Ferne“.
Auf dem Weg zum nächsten Halt können legen wir noch eine Pause ein, um ein paar Fotos zu machen.
In einem Restaurant sind Tische
für uns reserviert und ganz ehrlich, ein wenig Hunger habe ich schon. Die Nudeln in dem Gericht waren
ausgesprochen lecker und dann ein Saigon Bier dazu – perfekt.
Es bleibt noch etwas Zeit und wir bummeln am Fluss entlang.
Boote mit bunten Lampions geschmückt fahren an uns vorüber und auf dem Wasser treiben Blüten aus Papier mit Teelichtern drin.
Ein paar Fotos noch dann geht es zum Bus zurück. Unterwegs fängt es an zu
regnen, da haben wir aber Glück gehabt, Ausflug trocken erleben können!
Hoi An am Abend ist wirklich
schön mit seinen vielen bunten Lampions – die auch auf Regen vorbereitet sind –
hat uns sehr gut gefallen. Schade, dass ich mir keinen Lampion gekauft habe –
nicht dran gedacht Auf dem Pooldeck ist es ruhig als wir gegen halb elf wieder eintrudeln. Ist ja kein Wunder, es regnet und wer mag schon gerne bei Regen hier herum stehen?
In der AIDAbar trinken wir noch einen Absacker und dann geht ab auf die Kabine. Rucksack packen für morgen. Es geht nach Hue – die ehemalige Kaiserstadt.