Seinepassage nach Rouen
Am frühen Morgen erreichen wir das Mündungsgebiet der Seine, passieren Steuerbord den Strand
und den Anleger von Honfleur,
den Kanal dorthin
und vor uns erkenne ich die erste von 3 Brücken, „Pont de Normandie“. Und siehe da, die Sache hält unseren skeptischen Blicken stand. Kein Knarzen und scheppern, wir passen durch.
Dann ist der Spaß ja mindestens bis zur nächsten Brücke gesichert und ab jetzt ist es eine Flusskreuzfahrt. Mit erhöhtem Ausguck, von Deck 7 werden wir uns nun auf leisen Sohlen in die Normandie schlängeln und den Ausblick genießen.
Aber hinter der Brücke fällt nun erstmal der Vorhang, eine Wand aus Dunst und dichtem Nebel.
Wir fahren in eine solch dicke Suppe, dass man zeitweise nicht mal mehr das Ufer und nur manchmal, wenn auch nur schemenhaft, wenigstens eine Uferböschung erahnen kann.
„Na klasse“ nörgelt der Ty und der Tiger jammert. „Ziemlich gespenstig hier. Sind wir ein Geisterschiff? Hast Du uns nicht hoch und heilig versprochen…? Da kann ich ja gleich die Augen zu machen. Wecke mich, wenn wir endlich da sind.“
Aber mit dem Schlafen wird jetzt nichts. Der Kapitän lässt mindestens alle 2 Minuten das Typhon erklingen. Das gibt der Sache jetzt auch noch mehr Pfiff.
Aber schon bald naht die Erlösung. Sonne und Wärme richten es, der Nebel lichtet sich
und bald schon erkennen wir, dass sich der Fluss nun merklich verengt hat. Und jetzt grinst auch der Ty wieder und ist froh, dass der Kapitän ihn nicht hat schlafen lassen.
Jede Kurve erkennt man jetzt und zeitweise scheint es, als wenn das dabei ausschwenkende Heck gleich die Häuser am Uferrand abräumt
und vorne der Bug den Landweg einschlagen will. Aber immer klappt es. Scheint ein prima Mann zu sein, da oben der Kapitän. Ich glaube das wird was. Heute Nachmittag sind wir in Rouen.
Zwischendurch treibt dieses ureigene menschliche Bedürfnis nach Nahrung unsere Leute zum Frühstück, wir bleiben sitzen.
Scheint viel geregnet zu haben in der letzten Zeit, ist eine ziemlich braune Brühe, die uns da entgegenfließt.
Treibgut mit teils dicken Baumstämmen zieht vorbei. "Da sind wir wohl zur rechten Zeit hier", blinzle ich in die Sonne.
Ist gar nicht mehr so früh, aber Ufer dröhnt immer mal wieder das Krähen eines gallischen "Spätaufsteher-Hahns" herüber.
So dicht sind wir dran, dass wir Mensch und Tier von hier oben fast auf den Frühstückstisch, bzw. in den Futtertrog schauen können. Leute lassen bei dem Anblick unseres Schiffes mit der Fellbande teils die Arbeit liegen, Autos halten an und die Insassen schauen erstmal erstaunt. Ja, so ein großes Schiff kommt hier eher selten vorbei. Ob die wissen, dass es das letzte Mal eins mit Kussmund ist?
Jedenfalls machen wir hier noch mal ne ganz schöne Welle…
und vorher nen ordentlichen Sog.
Wir sind so hoch, dass man manchmal schon über das Land hinweg den weiteren Verlauf vom Fluss sehen kann, bevor wir überhaupt noch in die Kurve eingeschwungen sind.
Kalksteinfelsen,
kleine und große Häuser,
ein schwimmender Riesenfisch, ein am Uferrand dümpelnder toter Wels und jetzt auch immer mehr Industrie. Nur noch ein Schwenk und wir sind da, nach 6 oder 7 Stunden faszinierendem Sightseeing.
Eigentlich haben wir heute doch schon genug erlebt, aber wenn wir schon mal hier sind, dann schauen wir uns jetzt auch Rouen an.
Und außerdem sind wir morgen schon anderweitig verplant...
Da geht es mal wieder auf die Spuren von Richard Löwenherz.
-- Fortsetzung folgt --
Und in Rouen angekommen, geht es im nächsten Teil gleich los mit der Eroberung der geschichtsträchtigen Stadt.
Mit System durchkämmen wir den Ort, schauen uns Gräber ohne Leiche an.
Und während den Trägern die Verpflegung verweigert wird, haben die Ratten solche Probleme nicht.
Dann, am Abend, fangen wir im Ort wieder von vorne an. Aus gutem Grund...
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