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Zum nächsten Denkmal mussten wir nicht lange laufen. Zum 1873 für und von König Oscar II von Schweden und Norwegen (oder auch umgekehrt) anlässlich seines Besuches enthüllten Denkmal!
Und schnell weiter zum Abgrund, von dem aus wir das eine Nordkap
und das andere Nordkap betrachten konnten. Liebe Leser, falls Ihr noch nicht darüber informiert sein solltet, muss ich Euch einige Illusionen nehmen. An diesem Tag besuchten wir die Station des Irrtums - das Nordkap. Gewöhnlich wird gesagt, dass man auf 71° 10' 21" nördlicher Breite den auf der Insel Magerøya gelegenen nördlichsten Punkt des europäischen Festlands erreicht … Aber Pustekuchen … Denn es existieren europäische Inseln, die noch näher zum Nordpol liegen! Selbst auf Magerøya schiebt sich das neben dem Nordkap liegende Kap Knivskjellodden
ca. 1.380 m weiter gen Norden … Und als nördlichster Punkt des europäischen Festlandes gilt die Landzunge Kinnarodden (71° 08’ 01’’ nördlicher Breite) auf der Halbinsel Nordkinn. Immerhin wird das Nordkap als nördlichster, mit dem Auto erreichbarer Punkt Europas bezeichnet. Aber auch diese Erkenntnisse schmälerten nicht das Erlebnis, auf dem beeindruckenden Plateau gestanden zu haben – immer wieder gerne … was auch unsere bisherigen Besuche und Fotos bezeugten.
Fünfmal auf dem Nordkap. Fünfmal ohne Regen, Nebel und Sturm. Okay, bei unserem ersten Besuch standen wir 2007 vor dem von Seenebel verhüllten Globus. Aber nach 10 Minuten verschwand der Nebel und kam erst einige Minuten vor der Rückfahrt zum Schiff zurück. Und blieb. Die nach uns Angekommenen hatten die berühmte Karte gezogen. Ergo: Wer DAS Nordkap-Erlebnis genießen will, muss mit uns fahren. Wann ist es wieder so weit? Vielleicht im nächsten Jahr? Abwarten …
Die Rückfahrt ließ sich nicht vermeiden. Ebenso wenig diverse Fotostopps am Rande der E69. Wie hier am Kjeftavatnet.
Nun noch einige Kilometer weiter und wir bogen rechts auf eine Regionalstraße ab. Unser Ziel war die 60-Seelen Weltstadt Skarsvåg, angabegemäß das nördlichste Fischerdorf der Welt.
Tatsächlich – wir sahen Fischerboote. Unbeschäftigt. Kein Wunder an einem Sonntag. Verlaufen konnte man sich nicht in diesem Ort, der nebenbei vom Tourismus lebt. Fördernd waren die niedlichen, zum Glück nicht Renntiere, die sich von uns nicht stören ließen.
Ein Prachtexemplar, das seine Wege zog. Ganz langsam …
Skarsvåg wird von vielen Individualtouristen besucht, da vor dem Ortseingang ein Wanderweg zu der Felsformation Kirkeporten abzweigt (Rundweg ca. 2 km). Wenn man vor der Kirchenpforte steht, kann man in der Ferne das Nordkap und das berühmte Horn sehen. Besonders attraktiv in den Zeiten der Mitternachtssonne. Wir hatten leider nicht die Zeit, Kirkeporten zu besuchen – vielleicht beim nächsten Mal?!
Es wurde Zeit für die endgültige Rückfahrt. Unterwegs lockten immer wieder herrliche Ausblicke. Wie kurz hinter der Abzweigung in Richtung des Fischereidorfes Kamøyvær.
Ganz unten der Ausläufer des Skipsfjorden. Die Hotel- und Campinganlage Scandic Nordkapp. Auf der anderen Seite des Fjords die nach Honningsvåg führende Straße. Wir nahmen sie und gaben kurze Zeit später den Wagen an der Mietwagenstation ab – selbstverständlich vollgetankt.
Noch knapp 30 Minuten bis zum "Alle Personen an Bord". Wir nutzten sie voll aus, schlenderten Richtung Schiff und nahmen Abschied von den vor dem Touristentempel aufgebauten beiden Trolls und dem Schiffshund Bamse.
Ein in Norwegen sehr populärer, viel gereister Bernhardiner, der in Honningsvåg auf die Welt kam, und nach dem Angriff Deutschlands auf Norwegen mit seinem Herrchen nach England floh. Er schlichtete mit seinem gutmütigen Wesen mehrfach Streit zwischen den Besetzungsmitgliedern auf diversen Schiffen und rettete zwei Matrosen das Leben.
Richtung Hafenausgang sah es nicht gerade erfreulich aus. Wolkenberge …
Egal, wir hatten das optimale Nordkaperlebnis und wussten, dass sich in diesen Regionen das Wetter blitzschnell ändern könnte.
Wir hörten das Typhon der Vasco da Gama. Es rief uns … scheinbar waren wir die letzten an Land befindlichen Passagiere. Na und – pünktlich 15 Minuten vor „alle Personen an Bord“ betraten wir unser Schiff. Nach weiteren 30 Minuten legte es ab – kurz vor uns das Hurtigruten-Schiff Richard With,
das sofort den Turbo einschaltete und schneller als wir Honningsvåg verließ. Imposant, wie es vor der felsigen Nordkapinsel Magerøya das Weite suchte.
Für uns war es Zeit für Kaffee und Kuchen. Anschließend trafen wir wieder auf dem Oberdeck ein. Norwegen und speziell Magerøya fesselten uns immer noch, Die einsamen Farbtupfer = Hütten vor der imposanten Felslandschaft.
Wir nahmen nicht die Route am Nordkap vorbei; die Vasco da Gama fuhr die südliche Route. Uns wurden bisher unbekannte Teile der Inseln präsentiert. Wie diese unwirtliche Bucht im Westen der Insel.
Der Abschied von Magerøya fiel schwer. Aber er wurde uns versüßt. Je weiter wir uns von der Nordkapinsel entfernten, desto mehr zeigte es sich, dass wir zur richtigen Zeit das Nordkap besucht hatten.
Ein einziges dunkles Wolkenfeld über der Felsinsel …, was auch mit den Folgeausblicken bestätigt wurde.
Wir genossen den teilweise blauen Himmel über uns und sagten dem Nordkap „Auf Wiedersehen“. Auf ein sechstes Mal?
Am frühen Abend wurde uns der Ansatz eines Sonnenuntergangs geboten.
Nun gut, die Sonne fiel nicht ins Meer – aber nach diesem sehr gelungenen Tag voller Erlebnisse durften wir keine Steigerung erhoffen …
Nach dem Abendessen war Showtime. „Jamie: In meiner Welt“. Er präsentierte mit seiner tollen Stimme ein sehr ansprechendes Repertoire mit Hits aus dem Musical Grease, von Tom Jones und aus den 80er Jahren.
Bevor wir Richtung Falle gingen, bekamen wir die Ankündigung mit, dass wir in dieser Nacht in ein Sturmtief fuhren mit 4 bis 5 m hohen Wellen …
4. September 2023 – Seetag
… wovon wir nichts Wesentliches merkten. Oben auf Deck erkannte ich, dass wir uns auf der Höhe der nördlichen Vesterålen befanden. Begrüßt wurde ich von einem Regenbogen - es sollte an diesem Tag nicht der letzte gewesen sein. Bei 9° und Windstärke 7 war es recht frisch.
Während unseres ausgiebigen Frühstücks verstärkten sich die Schiffsbewegungen. Der Wind wurde stärker und stärker. Weitere Steigerungen sollten auf uns zukommen. Nach dem Frühstück verzogen wir uns dick eingemummelt auf unseren im Windschatten liegenden Privatbalkon auf Deck 9. Über dem Meer kam ein Regenbogen; er ging. Dafür kam ein weiterer Regenbogen. Und er …
Die Schiffsbewegungen wurden immer heftiger. Die Folge: Der eine oder andere Passagier musste in die berühmte Tüte ko…., nein, sich erleichtern. Ob anschließend mehr Platz in den Restaurants zur Verfügung stand?
Die Vesterålen waren auf der Backbordseite gut zu erkennen; von Steuerbord schoben sich dicke schwarze Wolken auf uns zu. Auch sie erleichterten sich … Damit nicht genug: Petrus zeigte seine ganze Macht – Blitz und Donner bei Windstärke 8. Die Vasco da Gama schaukelte mehr und mehr …
Ob uns mittags von der Schiffsleitung zum Ausgleich dieser vermeintlichen Unbilden auf dem Pooldeck das „Festival der Grillspezialitäten“ geboten wurde? Ganz nett und schmackhaft … Und schnell bildeten sich Schlangen an den beiden Ausgabestellen.
Auch wir begnügten uns nicht mit nichts – schließlich soll man der Seekrankheit vorbeugen und essen, essen, essen, … Was denn essen? Z.B. französische Zwiebelsuppe, Kartoffel-Chorizo-Cremesuppe. Und/oder Süßkartoffelsalat, Avocado mit Krabbensalat, Kichererbsensalat mit Lammfleisch, Aufschnittplatte, Sandwiche. Wer noch nicht satt war: gebratenes Spanferkel, gegrillte Hähnchenkeule, Minutensteaks, gegrillter Lachs, Barbecue-Rippchen, Käsekrainer, gegrilltes Gemüse, gebratene Kartoffeln, Maiskolben, gebratener Reis. Nachtisch musste sein: Schwarzwälder Kirschtorte, Muffins, Creme catalan, Erdbeer Mousse, Himbeercreme, Ananas-Chili-Salat, Churros (Die waren ein Gedicht mit mehreren Strophen …).
Das reichte – und danach musste der volle Magen in Ruhestellung versetzt werden: Matratzenhorchstunde bei immer stärker werdenden Seegang. Anschließend hatten wir vor, die frische Luft zu genießen. Petrus war nicht dafür und er schickte uns nicht nur einen Regentropfen nach dem anderen. Wir waren deshalb auf einmal weniger dafür und begaben uns in das superruhige Studierzimmer. Lesen und Bearbeitung der Urlaubsfotos. Bis zur Kaffeepause und zur Durchsage, dass aufgrund des frontalen Sturms mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h Trondheim erst am nächsten Tag statt um 17.00 Uhr erst um 21.00 erreicht werden könnte; geplant war das Ablegen um 23.00 Uhr. Ein kurzer Stadtausflug in Trondheim bei Nacht – nein, das lohnte sich nicht. Zum Ausgleich würden wir Trondheim passieren und dann am Nachmittag des Folgetags die Heimstatt der Wikinger, Haugesund, erreichen. Das Alternativausflugsprogramm würde am nächsten Tag präsentiert werden. Gut, der Hafentausch war nachvollziehbar. Bei dem kräftigen Geschaukel und der aktuellen Geschwindigkeit von ca. 11 kn/h konnte der Zeitplan nicht eingehalten werden.
Vor dem Abendessen besuchten wir die Show „Foreign Affairs“ mit Laureen Day. Eine super Stimme, ein abwechslungsreiches Repertoire wie Fado, Tango, Jazz und mit Titeln aus bekannten Musicals. Schade, dass nur sehr wenige Zuschauer anwesend waren. Allerdings kein Wunder, denn bestimmt lagen viele Passagiere aufgrund des Wellengangs in der Horizontale. Das vermuteten wir auch beim Abendessen. Leere im Waterfront Klassik. Leerer war es bei unseren Kreuzfahrten nur einmal – bei der Orkanfahrt der AIDAcara. Damals waren im Marktrestaurant ganze zwei Tische besetzt …
Wir ließen uns Hirsch-Carpaccio, Schweinefilet, … munden und förderten vor dem Zubettgehen unsere Verdauung mit dem üblichen Absacker. Auch wenn unsere Kabine auf Deck 5 fast hin zur Mitte günstig lag, wurden wir kräftig in den Schlaf geschaukelt …
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