5. September 2023 - Seetag
Am Morgen schaukelte es noch immer auf dem Schiff – aber nicht ganz so kräftig wie in der Nacht. Wie später durchgesagt wurde, sollte uns dieser Seegang den ganzen Tag erhalten bleiben. Da mussten wir durch …
Meinen Frühmorgenkaffee trank ich im Windschutz des Terrassendecks. 9°; mal Sonne, mal Wolken; für kurze Zeit Windstärke 5.
Auf zum Frühstück – wieder im Bedienrestaurant. Danach machten wir es uns in Decken gehüllt auf „unserem“ Balkon am Heck des Decks 9 gemütlich. Inzwischen 11°, mehr Sonne als Wolken, wieder Windstärke 7, die wir bei zeitweise aufgewühlter See auch merkten.
Am Nachmittag wurde eine Rettungsübung durchgeführt. Ein vom norwegischen Festland kommender Hubschrauber näherte sich langsam dem Heck der Vasco da Gama, zwei Rettungskräfte und eine Rettungstrage wurden per Seil heruntergelassen, zwei Mitarbeiter unseres Schiffes ein kurzes Stück heraufgezogen, dann wieder auf Deck 10 abgeseilt.
Letztendlich wurden die beiden „Retter“ und die Rettungstrage in den Hubschrauber gezogen. Ein beeindruckender Ablauf des Geschehens, zumal der Helikopter bei der damals herrschenden Windstärke 8 schwierig auf den Punkt zu steuern war und auch mehrere Anläufe gebraucht hatte.
Anschließend, und zwar nach der Kaffeepause (Zuschauen war anstrengend!), drehten wir viele Runden um den Außenpool; der Rundgang auf Deck 6 war noch immer gesperrt.
Nach dem Abendessen wohnten wir der Show „Laís – Und der Oskar geht an …“ bei. Stimmgewaltig - wie auch in fast allen Shows - wurden uns weltbekannte Filmtitel Hollywoods präsentiert.
6. September 2023 – Haugesund
Als ich morgens auf das Terrassendeck kam, hatten wir gerade den Ausgang des Hardangerfjords passiert, in dem kurz zuvor unsere Leipziger Freunde mit der AIDAmar hineingefahren waren. Leichter Wind bei Windstärke 3; 11°; mehr Sonne als Wolken über dem Festland,
auch wenn die Berge der norwegischen Küste von Wolken verhüllt waren – mystisch und wunderschön. Nach dem späten Frühstück beschlossen wir, frische Luft auf dem Rundgang des Decks 6 zu schnappen. Die Insel Røvær kündigte an, dass Haugesund nicht mehr weit entfernt war. Und schon drehten wir in den Sund ein. Haraldshaugen, DAS norwegische Nationalmonument, glitt an uns vorüber.
Gewidmet wurde es König Harald Hårfagre, auf gut deutsch Harald Schönhaar. Harald ermunterte im 9. Jahrhundert die 28 anderen Stämme Norwegens mit im wahrsten Sinne des Wortes schlagkräftigen Argumenten, sich ihm anzuschließen und ihn als Herrscher anzuerkennen. Viele der Stammesoberen blieben dabei auf der Strecke – zum Ausgleich übernahm er einige Ehefrauen der verschiedenen Stammesfürsten. Er heiratete sie. Oder nahm sie als Nebenfrauen. Damals üblich und sehr praktisch. Böse Zungen behaupten, dass er mindestens 10 Ehefrauen und Konkubinen hatte.
872 hatte es der schöne Haarträger erreicht. Er einigte Norwegen. Oder das, was man damals als Norwegen ansah. Harald starb 932 und wurde dort beigesetzt, wo sich heute Haraldshaugen befindet (norw. Haugen = Hügel). Zum 1.000. Jahrestag der Reichseinigung wurde über seiner Ruhestätte das Monument mit einem 17 m hohen Granitobelisk und 29 mit den Namen der Stämme versehenen Stelen errichtet.
Nur ein paar Meter davon entfernt steht auf einem Felsblock ein Kreuz, das 1.000 Jahre alt ist. Diese Stelle war in früheren Zeiten ein Thingplatz. Man sagt, dass dort während der Versammlungen die Bauern das Christentum angenommen hatten und aus diesem Grunde das Kreuz (Krosshaugen) errichtet wurde.
Nach wenigen Minuten fuhren wir an der Insel Sørhaugøy mit dem Leuchtturm Tonjer Fyr vorbei
und schon tauchte der Kreuzfahrtterminal vor uns auf.
Gegen 11.45 Uhr legte die Vasco da Gama an, nicht, wie am Tag zuvor angekündigt um 14 Uhr. Alles unter Sonnenschein und knallblauem Himmel. Die beste Gelegenheit, um nach einem schnellen Mittagessen das Schiff für einen Stadtspaziergang zu verlassen. Quer durch das Industriegelände erreichten wir die recht steile Risøy-Bru. Wir schafften sie und hatten von oben einen herrlichen Ausblick auf den Smedasundet
und die sich links und rechts vom Sund erhebenden Häuser. Auf der einen Seite vorwiegend Restaurants, ihnen gegenüber Bootsgaragen sowie Wohn- und Geschäftshäuser. Am Ende der Brücke lauerte die Sundpromenade als unser erstes Ziel. Zunächst der auf dem Foto ersichtliche Bootsanleger mit einigen Bänken. Eine gehörte zunächst uns und wir genossen die Sonne und den Blick auf den geschäftigen Sund.
Dann zurück – wir mussten unbedingt ein Mädel besuchen. Auf einem Sockel räkelte sich eine gut gebaute weibliche Figur mit sehr, sehr langen Beinen.
Aber kalt. Aus Stein. Tatsächlich – es war Marilyn Monroe. “Diamonds Are a Girl’s Best Friend” sang sie – davon hatte sie in ihren letzten Tagen mit Sicherheit genug. Diamanten, aber keine guten Freunde … leider … Warum wurde sie in Haugesund zur Schau gestellt? Ihr Vater war in dieser Stadt geboren und wanderte später in die Vereinigten Staaten aus, wo seine Tochter ihr Glück und auch Unglück fand.
Wir verließen die zu Stein gewordene Marilyn und folgten der Sundpromenade. Entlang eines ellenlangen Piers, der sich in den letzten Jahren zum wichtigsten Ausgehviertel der Stadt entwickelt hatte. Viele gemütlich anzusehende Restaurants mit Wintergärten und Außenterrassen.
Hier tobt im Sommer bei gutem Wetter der Bär. An diesem Tag nicht. Trotz der Sonne war es recht frisch. Uns machte es nichts aus – nach den letzten kühlen Tagen fühlten wir uns sehr wohl, zumal uns alles links und rechts vom Sund gefiel. So machte der Stadtspaziergang Spaß!
Meist weiße Holzhäuser, aber auch ältere Jugendstilbauten, am Ende der Sundpromenade neuere Zweckbauten. Alles, Altes und Neues, harmonierte. Auch die Bebauung auf der gegenüberliegenden Sundseite passte zum Gesamtensemble.
Am Ende der Promenade schwenkten wir ins Ortsinnere bis zur im Jugendstil erbauten Vår Frelsers Kirken mit ihren in den blauen Himmel stechenden Turm. Leider wie bei unserem letzten Besuch geschlossen.
Also einige Meter zurück bis zur Skulptur „Die Seefahrer“ oder auch „Fiskerne“ hinter einem lustig vor sich hinplätschernden Brunnen.
Dieses Denkmal weist auf den geschäftlichen Ursprung Haugesunds hin, der auf dem Heringsfang basierte.
Von hier aus schlenderten wir über die Haraldsgata (Der schönhaarige Harald folgte uns auf Schritt und Tritt …) mit wunderschönen, sehr gepflegten Geschäftsbauten aus Holz.
Ganz, ganz langsam, die Haralsgata entlang bis zur Fußgängerzone; angeblich die längste Fußgängerzone Norwegens. Ob das wohl stimmt? Mir war sie auf jeden Fall zu lang. Die Blicke meiner besseren Hälfte konzentrierten sich auf die Geschäftsauslagen; meine eher auf das, was an außergewöhnlichen Denkmälern ins Auge fiel. Ja, es gab einige Skulpturen und sie vertrieben uns die Zeit bis wir das Ende der Fußgängerzone erreichten. Dann wieder ein kurzes Stück zurück und über die Risoy-Brücke, an deren Zenit wir noch einmal die Blicke von oben auf den Smedasundet genossen. Weiter ging´s – durch das Industriegelände bis zu einem kleineren Hafenbecken. Von dort aus präsentierten sich auf der anderen Seite des Wassers am Rande der Stadtinsel Norde Svinholmen wunderbar gelegene Häuserzeilen. Nein, wir wurden nicht neidisch …
Ein Stückchen weiter wurden wir daran erinnert, womit sich viele Bewohner der Stadt ihren Lebensunterhalt verdienten.
Die Aibel-Werft, die ihr Hauptaugenmerk auf den Bau und die Wartung von Plattformen für die Offshore-Energiewirtschaft wirft; auf dem Foto sehen wir eine für das Gasfeld Penguins vorgesehene Plattform.
Wir erreichten das Schiff. Mit kleinem Hungergefühl. Der Kuchen stand bereit wie auch der Kaffee. Mit beidem verzogen wir uns auf das Terrassendeck und ließen uns nebenbei bei angenehmer Unterhaltung von der Sonne verwöhnen. Nach einer Ausruhstunde war es bald Zeit für das Abendessen. An diesem Abend etwas ganz Besonderes und vermutlich das vorgezogenen Abschiedsmenue, wie wir es von den beiden Großen kannten: der portugiesische Abend im Mediterranean Restaurant. Ein Genuss … die gegrillten Shrimps in Chili-Koriander-Knoblauch … die Caldo Verde Suppe (Kartoffelsuppe mit Würstchen und Grünkohl) … der aus gebratenen Paprika und Pflaumentomaten, Salatgurke, Koriander, Rotwein-Essig und Chili-Knoblauch-Crème bestehende Portugiesische Salat … der gebackene Fisch auf portugiesische Art (Fischfilet, Weißweinsauce mit Knoblauch und Tomate, Röstkartoffeln) oder Espetada de Carne (Rindfleischfilet am Spieß, Zwiebeln, Paprika, Tomaten, Langkornreis, in einer Vinaigrette marinierte Tomaten) … und zum Abschluss Queljadas de Sintra (Käsetorte) … einfach himmlisch …
Leider waren an diesem Abend die Zeiträume zwischen den einzelnen Gängen relativ lang, so dass wir das Auslaufen an der frischen Luft versäumten. Aber wir konnten es ganz gut durch die Panoramascheiben am Heck verfolgen. Während des Sonnenuntergangs hielt mich jedoch nichts mehr am Tisch – kurz auf Deck 6 und das Ergebnis zeigte, dass es sich gelohnt hatte!
Damit endete an diesem Abend nicht die Verwöhnphase. Das Vasco da Gama Show Ensemble unterhielt uns mit „Piano Man“. Stücke von Elton John, allerdings nicht so anspruchsvoll wie die Shows mit Gastkünstlern. Aber die Interpretation von „Candle in the wind“ war ausgezeichnet.
Und weiter: Captain´s Club wartete mit „Portugiesischen Spezialitäten“, mit Köstlichkeiten des Chefkochs, auf.
Und mit meinem letzten Mai Tai dieser Kreuzfahrt …
7. September 2023 – Seetag
Dunstig war´s am nicht so frühen Morgen. Windstärke 5; 14°. Wir befanden uns auf der Höhe Mittel-Dänemarks. Die Sonne besiegte den Dunst und behauptete sich fast den ganzen Tag lang. Kein Wunder, dass sich viele Passagiere dem Sonnenbaden frönten.
Auch wir – mit den nötigen Unterbrechungen beim Essenfassen, Kofferpacken, Kalorienausgleich durch Runden auf Deck 6. Irgendwann kam der Abend, das Abendessen, ein letzter Absacker und …
8. September 2023 - Hamburg
Als wir aufwachten, lag das Schiff schon ganz, ganz ruhig am Kai. Mist – vorbei die wunderbare Kreuzfahrt. Vorbei die leckeren Speisen. Vorbei die Erlebnisse auf der Vasco da Gama, die wir trotz eher weniger Unzulänglichkeiten wieder aufsuchen wollen.
Hamburg zeigte sich am frühen Morgen von seiner schönen Seite (Gibt´s auch andere?).
Lange hielt ich es ganz oben nicht aus – einige Abschiedsrunden durch das Schiff mussten allerdings sein und ich ließ sie nicht aus. Dann noch einmal ein leckeres, ausgedehntes Frühstück. Die Überführungsfahrt per Bus nach Bremerhaven, wo unser Auto auf uns wartete. Die Chaos-Fahrt nach Hause. Warum musste sich auf der Autobahn alles gegen uns verschwören?! Aber wir kamen an und sehnten uns zurück auf die Vasco da Gama, von der wir leider ein kleines Andenken mit nach Hause brachten. Aber halb so schlimm … Schlimmer war und ist, dass es bis zu unserer nächsten Kreuzfahrt länger dauern wird.
Kommentare 3