14. März 2023 – Basseterre, St. Kitts 25 Grad sonnig
„Waren wir oder waren nicht schon mal hier?“ frage ich meinen Mann. Es ist nämlich so mit AIDA – wir machen eine Reise, finden die Tour toll und bei den Orten, die wir schon gesehen haben, verlieren wir oft den Überblick. „Neeee, waren wir nicht, ist Neuland für uns“ kommt als Antwort zurück. Also gut, da wir ja keinen Ausflug gebucht haben, weil wir ja diesmal alles gemütlich mit freier Zeiteinteilung machen wollen – heißt es kurz Basseterre erkunden. Da wir französisch können, wissen wir gleich, dass der Ortsname soviel wie „niedriges Land“ bedeutet. Schaut man sich die Lage an, wird es sichtbar: Der Ort liegt tief unten und wird von Bergen umgeben.
Die französische Bezeichnung hat was mit der Gründung der Stadt zu tun, denn es waren die französischen Kolonialherren, die sie im Jahr 1625 gründeten. Interessant ist, dass der Regierungssitz von Old Road Town 1727 nach Basseterre verlegt wurde. Der Ausbruch von Cholera raffte dann 1854 die Hälfte der Menschen dahin und ein paar Jahre später vernichtete ein Feuer 500 Häuser und über 5.000 Menschen waren von heute auf morgen ohne Obdach. In der Folge gab es heftige Naturkatastrophen und Erdbeben, Hurrikane fegten über St. Kitts und trotzdem gibt es heute zum Glück ein paar gut restaurierte Gebäude aus der Kolonialzeit. Wir hoffen einige bei unserem Rundgang zu sehen. Also los geht es.
Schon im Hafen wird sichtbar, es wurde was zum Schutz der Stadt getan. Riesige Felsbrocken dienen als Wellenbrecher. Unsere Luna liegt neben der „Grandeur of the Seas“, ein Kreuzfahrtschiff der Royal Caribbean. Mir gefällt die Luna besser, allein schon wegen des Kussmundes.
Die Passagiere werden nett empfangen, es gibt ein ansprechendes Kreuzfahrterminal. Der Platz davor ist riesig und ein entsprechenden Hinweis ist zu sehen, am Nachmittag um 17 Uhr ein Gläschen zu trinken und zu rauchen. Na ja, ist das eine Zigarre? Ich sage jetzt nicht, wonach das aussieht. Die Welt kann schön und bunt sein.
Der Shop hat mich magisch angezogen. Reingeschaut und festgestellt, eigentlich brauche ich gerade kein Kleid, habe genug für die Reise eingepackt. Aber, es hätte ja sein können und würde meinen Mann fragen: „... und, wie gefällt es dir?“ Er grinst dann meistens und sagt: „Du kannst alles tragen, mein Schatz!“ So entzieht Man(n) sich geschickt einer Diskussion. Welche Frau kennt das nicht.
Ein Denkmal erinnert an ein dramatisches Schiffsunglück. Die M.V. Christena sank am 1. August 1970. 233 Menschen kamen ums Leben und viele Familien wurden zerrissen. 90 Passagiere überlebten das Desaster.
Das Nationalmuseum wird gerade restauriert, es stammt aus dem Jahr 1894 und war ursprünglich das Treasury Building. Bis Ende des Zweiten Weltkriegs waren dort rund die Hälfte aller Regierungsbüros untergebracht. Mein Mann als Museumsliebhaber wäre gerne reingegangen. Die Ausstellungen der Exponate und Fotos gibt sicher Aufschluss über die koloniale Geschichte und das frühere Leben auf St.Kitts und Nevis.
Dicht gedrängt stehen die Holzhäuser und ich bin begeistert von dem, was ich sehe. Es ist wirklich schön in der Stadt. Daumen hoch für den Hinweis, man solle seinen Müll nicht einfach irgendwo hinwerfen. Huch, da läuft doch ein Ibis auf der Straße herum und die Autofahrer verhalten sich ganz rücksichtsvoll.
Und dann erreichen wir „The Circus“. Nein, das ist kein Circuszelt, sondern ein achteckiger Platz, das Wahrzeichen der Stadt. Hier treffen sich die Liverpool Street, Bay Road, Fort Street und die Bank Street. In der Mitte des dem Piccadilly Circus nachempfundenen Platzes befindet sich das Thomas Berkeley Memorial mit der Stadtuhr und einer Trinkquelle.
Wir studieren den kleinen Stadtplan und sehen, es sind nur 3 Sehenswürdigkeiten vermerkt. Nächstes Ziel ist die Anglikanische St. George's-Kirche. Errichtet wurde sie 1670 von den Franzosen und damals Notre Dame genannt. 1907 wurde die Kirche durch die Engländer abgebrannt und danach gleich wieder aufgebaut und erhielt somit diesen englisch Namen.
Es gibt noch eine andere Kirche im Ort und zwar die Katholische Kirche Co-Cathedral of Immaculate Conception und sie steht am Independence Square. Für die Bewohner hat diese Kirche eine besondere Bedeutung, denn im Jahr 1829 war die katholische Religion verboten worden. Sie zeugt vom Fortbestehen der Katholischen Glaubensgemeinschaft von St. Kitts. Ein sehr imposantes Gebäude äußerlich, innen finde ich sie eher schlicht gehalten.
Ein paar Schritte weiter treffen wir auf den Independece Square und mitten in dem kleinen Park steht ein wunderschöner Brunnen. Wir setzen uns einen Augenblick und genießen der Rundblick. Ein riesiger Baum weckt meine Neugierde. Meine Güte, was der für Wurzeln hat, sogar oberirdisch. „Sieht aus, wie Krokodilhaut oder?“ frage ich meinen Mann. Er mustert die Wurzelausläufer und nickt.
So, das war es dann auch mit Stadt anschauen und es geht zurück in Richtung Hafen, vorbei an netten Häusern.
Und nun wird es Zeit für eine Erfrischung. Wir sind ja schließlich in der Karibik und wenn wir schon nicht baden, kann unsere Kehle einen kühlen Schluck vertragen. Beim Postamt ist ein kleines Lokal, Stühle stehen im Schatten und wir bestellen uns ein Bier. Die Flaschen sind winzig und deshalb nehmen wir einfach 3 mal Carib. Hinter uns kommen Leute und holen ihre Postsachen aus den unzähligen Schließfächern. Ansonsten geht es gemächlich zu. Na ja, fast, aus dem Lautsprecher dröhnt Musik, aber wenigstens eine, die wir mögen.
Wer mich kennt, weiß, ich liebe Männer in Uniform und so bleibt es nicht aus, dass ich die Polizisten frage, ob mein Mann mich mit ihnen fotografieren kann. Natürlich ist die Antwort und ich darf das Foto auch für meinen Reisebericht verwenden. Die sprechen englisch, aber irgendwie klingt es nicht so hoch-englisch. Und als wir uns umdrehen, steht plötzlich noch eine Polizistin da und schon habe ich ein Foto gemacht.
Die Shopping Mall ist gut besucht und Tauben sind auf der Suche nach etwas essbaren. Ich muss mordsmäßig aufpassen, dass es keinen Zusammenstoß gibt, als sie plötzlich losfliegen. Das hätte mir noch gefehlt, dass ich mit Taubenschitt bekleckert werde.
Zurück an Bord, tanken wir noch etwas Sonne und erleben gegen 18 Uhr einen tollen Sonnenuntergang mit musikalischer Untermalung durch den Pianisten Panos. Ja, das gefällt mir.
Das Abendessen im Weite Welt war heute genau nach meinem Geschmack. Themenabend: Teppanyaki. Da wird das Fleisch auf einer heißen Platte gebraten und dann kommt Gemüse dazu, asiatische Gewürze, leckere Soße drüber und fertig.
Die Bühne hat keine Zeit, heute abzukühlen. Entertainment Manager Olli ist ganz gespannt, wie die Gameshow: Backbord oder Steuerbord ausgehen wird.
Und kurz nach seiner Show kommt der Mentalmagier Marc Gettmann.
Wir haben ihn schon einmal auf einer Reise gesehen und ich muss sagen, der Mann ist wirklich ein Magier. Sprachlos sind wir, als er Dinge errät, die er nicht gesehen hat. Unglaublich und zum Schluss wird er mit tosendem Applaus belohnt. Hoffentlich tritt er nochmal auf. Ich kann von seinen magischen Kräften nicht genug bekommen.
Kurz setzen wir uns an die Luna Bar und dann sehe ich, es wird wieder geprobt auf der Bühne.
Jaaaaaaaaaaa, es ist Eric Paisley, der für seine kommende Show probt und schon sitzen wir auf der Bank, lauschen seinem Gesang – von uns aus hätte er noch Stunden singen können. Die Vorfreude steigt auf sein Konzert. Davon werde ich dann auch berichten.
Nach so viel Show ist uns jetzt nach frischer Luft. Auf dem Pooldeck ist viel los. Kein Wunder, es ist warm und die White Night ist im vollem Gange. Musik, Tanz und ich sehe, wie das Getränk in meinem Glas die Farbe wechselt: von blau auf violett. Was das wohl ist????
Gute Nacht, morgen haben wir ein strammes Programm, St. Maarten wartet auf uns. Schnell noch die Tasche packen und Licht aus. Mein Wecker ist gestellt: Sonnenaufgang 6.19 Uhr.