5. Juli 2015 – 3. Seetag
Endlich – Ausschlafen! Na ja, gegen 7.30 Uhr war ich ganz oben am Bug. Wenn mich schon meine Familie nicht begrüßte …
… übernahm dieser Wal die Aufgabe. Leider nur der eine Wal. Aber immerhin. Ganz, ganz anders als ein verschlafenes „Guten Morgen…“ So richtig toll war das Wetter nicht. Lausig kalt. Die Sonne hatte sich vor uns versteckt. Doch halt – vor uns, am Horizont, sah es ein wenig besser aus. Die Sonne versuchte, sich durch die Wolken zu kämpfen; Flecken blauen Himmels waren auch vorhanden.
Ein Lichtblick. Lichtblick? Richtig! Zeit für das Frühstück. Wieder mit Kreuzfahrergerds. Anschließend trafen und zerstreuten wir uns – der Neunerclan – „in alle Winde“. Sofern es überhaupt möglich war. Kreuzfahrergerda und meine bessere Hälfte nahmen an einem Silberschmuck-Workshop teil. Ich setzte mich auf Deck 14 in die Sonne. Sonne? Sie kam nur kurze Zeit durch die Wolken. Aber sie kämpfte weiter. Doch noch immer vergebens. Seenebel. Luft 4°. Wasser 7 °. Und ich saß dort und schrieb diese Zeilen …
Als wir uns zum Mittagessen bereit machten, kam eine Durchsage von der Brücke. Der Seenebel hatte sich verzogen, die Sonne gab ihr Bestes. Weit vor uns lag die Jan-Mayen-Insel. Blau, teilweise tiefblau umrandet.
Es gab kein Halten mehr – auch nicht bei uns.
Das Mittagessen musste warten … Die Besetzung begann. Nein, nicht die der zahlreichen freien Liegen. Die der Plätze am Bug und an der vorderen Backbordseite. Freie Plätze waren keine vorhanden. Na ja, fast keine. Gut, dass ich so schmal und schlank bin …
Die Fotografierorgie begann. Ein wahrer Rausch … aber kein Wunder, denn das, was sich vor unseren Augen resp. Linsen auftat, war berauschend! Ein Wunder! Erneut – wie sehr selten – lag die Insel vor unseren Augen und zwar frei von Nebel!
Zunächst der Südteil. Eher felsig, nicht sehr hoch.
Ab und zu Wasserfälle. Teile der Felsen begrünt. Wie lange noch? Bis der Frost die Vegetation für Monate bedecken, wenn nicht sogar zerstören wird.
Dann der Nordteil mit dem alles überragenden 2.277 m hohen Beerenberg-Gletscher. Vom Schnee gekrönt.
Blau – weiß – blau … Meer … Gletscher … Himmel … es war wie so vieles auf dieser Kreuzfahrt einfach nur schön!
Nur eine kurze Information zur Jan-Mayen-Insel: Diese in der Grönlandsee liegende Insel wurde 1614 vom niederländischen Walfangkapitän Jan Jacobs May van Schellinkhout entdeckt und nach ihm benannt. Sie ist 373 qkm groß und gehört zu Norwegen. Ihr Blickfang ist – auch für diesen Reisebericht - der 2.277 m hohe Beerenberg-Gletscher.
So, nun zurück an Bord. Ca. 2 ½ Stunden dauerte die Passage. Was machten wir in dieser Zeit? Na klar, wir stärkten uns. Aber nur kurz. Anschließend suchten wir alle einen Bugplatz und fanden ihn. Erneut ein Wunder, dass sich der Beerenberg noch immer frei vom in dieser Gegend oftmals auftretenden Nebel in seiner ganzen Schönheit präsentierte! Wir sogen diese Schönheit regelrecht mit unseren Augen auf. Dann kündigte sich mit einem Blick auf die Uhr die Kaffeezeit an. Wir wurden Besetzer. Nein, schon wieder nicht von Liegen. Von einem Tisch im Außenbereich des Weite Welt-Restaurants. Natürlich auf Backbordseite. Kaffee und Kuchen schmeckten in dieser Stunde doppelt so gut.
Sonne, fast windstill, neben uns – okay, nicht ganz, drei Seemeilen entfernt – der Beerenberg. Herz, was willst Du mehr?!
Nachdem wir die Insel passiert hatten, hüllte sich der Gletscher langsam wieder ein. Nebel wie üblich … Aber uns war es egal – wir hatten ihn! So, wie wir ihn haben wollten!
Nun war es Zeit, sich der bereits seit einiger Zeit stattfindenden Polartaufe zuzuwenden.
Kein Neptun wie vor zwei Jahren, dafür die gewohnten Prüfungen. Anschließend die vom Kapitän persönlich unterschriebenen Urkunden. Und danach ein Foto mit Kapitän May – das Ausharren in der Kälte hatte sich doch noch gelohnt! Übrigens, mein Kompliment an unseren Kapitän, der drei Stunden lächelnd im Freien stand und trotzdem nicht auf Deck festfror!
Am Abend traf sich der Neunerclan im Marktrestaurant. Soljanka & Co. Sehr, sehr lecker bei der von uns bevorzugten lockeren Unterhaltung. Nach einem Absacker im Café Mare fielen wir todmüde, aber überglücklich in die Falle.
6. Juli 2015 – 4. Seetag
Noch ein Tag zum Ausruhen, das kurz nach 7 Uhr begann. Bedeckter Himmel, weit hinter uns ein breiter Streifen blauen Himmels. Vor uns eine Seenebelwand. Über uns versuchte die Sonne, sich durch die Wolkenlücken zu quälen. Es gelang auch ab und zu und so wurde die Morgentemperatur von 3 ° relativiert.
Da der Rest der Familie noch nicht parat stand, vervollständigte ich bei nüchternem Magen – nun gut, ein Pott Morgenkaffee hatte sich schon breit gemacht – meine Notizen für die Reiseberichte. Ich musste schnell schreiben, um das Festfrieren meiner Finger am Kuli zu verhindern …
Wir frühstückten wieder mit Kreuzfahrergerds. Auch Frühaufsteher. Oder so ähnlich … Danach inhalierten wir die frische Seeluft – im Seenebel.
Und wer begrüßte uns, als wir später an der, na, wie hieß sie noch? Richtig, an der Ohschän-Bar vorbeikamen?
Ein großer Wal, der uns mit mehreren Fontänen sein „Lebt wohl“ zurief. Natürliche hatten wir keine Kameras dabei …
Mittagessen, Ausruhen auf Deck. Vor dem Abendessen schauten wir ins Theatrium. Marc Gettman, charmanter Zauberkünstler. Zwei des Neunerclans kamen ein wenig später und „belegten“ auf Deck 9 eine Bank in der zweiten Reihe. Ein gefundenes Fressen für Marc – es war einfach nicht zu vermeiden, dass der weibliche Teil der beiden ein wenig länger assistieren musste. Sie stand ihren Mann, äh, ihre Frau phantastisch …
Anschließend trafen wir uns alle im Marktrestaurant. An unserem Tisch. Heck. Backbord. Merkwürdig, auch nach Tagen gingen bei uns und bei schmackhaftem Essen die Gesprächsthemen nicht aus. Der Absacker fiel an diesem Abend aus – alle wollten am nächsten Tag früh auf den Beinen sein.
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