21. März 2023 – Ponta Delgada, Azoreninsel Sao Miguel 17 Grad wechselhaft
Nach 5 Tagen nur Wasser um uns herum, erreichen wir die Azoren. Die Luna legt um 9 Uhr im Hafen von Ponta Delgada an und gleichzeitig heißt es auch: „Willkommen, jetzt lernen sie gerade ein kleines Azorentief kennen – es regnet. Aber keine Angst, es hat den Befehl bekommen, sich zu verziehen. Warten sie bitte noch ein wenig, dann wird der Regen verschwunden sein!“ Und genau so war es und dann starten wir unser Tagesprogramm.
Die Inselgruppe der Azoren ist rund 1.500 Kilometer von der portugiesischen Küste entfernt. Neun Inseln liegen mitten im Atlantik und jede von ihnen soll reizvoll sein. Wir lernen 2 auf unserer Reise kennen. Sao Miguel gehört zur Ostgruppe und Terceira, wo wir morgen sind, zur Zentralgruppe. Die Geschichte dieser Inselgruppe nahm wohl vor rund 20 bis 25 Millionen Jahren ihren Anfang. Der Meeresboden riss auf, unter Wasser drang Lava nach oben und so wuchs Santa Maria als erste Insel dort empor. Forschungsarbeiten konnten die Bewohner der neu entstandenen Inseln inzwischen etwas beruhigen. Vulkanausbrüche gibt es auf den Inseln aktuell nicht, denn die aktiven Vulkane liegen alle ringsherum und zwar unter Wasser.
Wir sind heute auf der größten Insel der Azoren, auf Sao Miguel. Auf der Hauptinsel leben 140.000 Menschen und davon 70.000 in der Hauptstadt Ponta Delgada. Übrigens bedeutet Ponta Delgada übersetzt „Dünne Spitze“, denn die Stadt entstand auf einer kleinen Landspitze, wie man es auf der Landkarte sehen kann.
Gut ausgerüstet mit Regenjacken machen wir uns auf den Weg.
Ganz in der
Nähe des Hafens ist das berühmte Stadttor, vor dem gerade gebuddelt
wird. Es wurde im 18. Jahrhundert erbaut und die drei großen Bögen
bestehen aus dunklem vulkanischem Basaltgestein.
Wo einst die kleine Wallfahrtskapelle gestanden hatte, findet der Besucher heute die „Igreja Matritz de Sao Sebatiao“.
Die Außenfassade fasziniert mich und der Innenraum ist reich an wunderschönen Schnitzereien aus Zedernholz.
Als wir wieder draußen auf der Straße stehen, merken wir, es ist bei der Vielzahl der Dinge, die man hier anschauen kann – echt schwierig sich alles zu merken. Ich habe nicht viel Lust, was aufzuschreiben und ganz ehrlich, wir wollen einfach bummeln und die Eindrücke auf uns wirken lassen. Ob die Kirche jetzt so oder so heißt, ist mir gerade egal. Dann muss ich zu Hause eben etwas recherchieren anhand der Fotos und werde sicher fündig werden.
Die Bürgersteige, auf denen wir unterwegs sind, haben so gut wie alle, verschiedene Ornamente. Alles wirkt sehr aufgeräumt und sauber. Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind hier ganz alleine unterwegs. Die Einheimischen sind entweder arbeiten oder in ihren Häusern, die Straßen sind menschenleer. Ab und zu höre ich ein Auto fahren. Aber das scheint hier in der Stadt nicht so einfach zu sein, denn es gibt ein riesiges Netz aus schmalen Gassen mit einem ausgeklügelten Einbahnstraßensystem.
Wie ich das Thema anspreche, brechen wir beide in Gelächter aus. Da waren wir in Frankreich unterwegs und suchten unser Hotel. Fuhren herum, manchmal sahen wir es in der Ferne und kaum waren wir dicht dran, mussten wie abbiegen wegen einer Einbahnstraße. Und dann kam noch eine und noch eine und noch eine. Ich weiß nicht, wie lange wir gekurvt sind, bis der Eingang gefunden war. So könnte es den Touristen hier auch passieren, wenn sie sich einen Mietwagen nehmen. Zu Fuß spielt es ja keine Rolle, ob eine Straße eine Einbahnstraße ist – man kann spontan abbiegen.
Wer nicht laufen möchte, kann hier auch mit einem Zügle durch den Ort fahren oder feudaler in einer Pferdekutsche sitzend an den Sehenswürdigkeiten vorbeifahren.
Nach eineinhalb Stunden laufen, trinken wir einen Espresso und ruhen uns kurz aus. Ja, die Beine sind nach den Seetagen nicht mehr so trainiert, stellen wir fest.
Der Campo de Sao Francisco ist ein riesiger Platz, umgeben von Gebäuden. Heute trägt der Platz den Namen Praca 5 de Outubro. In der Mitte befindet sich ein riesiger, aus Australien stammender Metrosidos-Baum (Eisenholzbaum), der 1870 dort gepflanzt wurde.
Früher wurde der Platz militärisch genutzt, denn es war der Exerzierplatz des Forte Sao Bras. Weiter ist dort eine Kirche und ein ehemaliges Kloster zu sehen. Das wurde 1821 geschlossen, weil alle religiösen Orden dort und auch in Portugal verboten wurden. In der heutigen Zeit leben in dem Kloster wieder Nonnen. Im Sommer finden auf dem Platz Veranstaltungen und Konzerte statt und dazu passt dann auch der kleine runde Pavillon.
Auf dem Platz steht auch ein riesiges Denkmal, dass an die Insulaner erinnert, die nach Amerika ausgewandert sind und dort ein neues Leben begannen.
Der Hafen ist wieder in Sichtweite gerückt und wir überlegen, ob wir noch ein Stück weiter laufen. „Okay, ein wenig Training ist nicht verkehrt!“ sagt mein Mann und zieht mich mit. Gegenüber ist eine Art Festung zu sehen und da geht es hin. Es ist das Forte de Sao Braz, das einzige von drei, das noch erhalten ist. 1552 wurde es zum Schutz der Einwohner vor den Überfällen durch Piraten errichtet. Direkt daneben war der Ankerplatz.
Kanonen aus dem Jahr 1874 stehen am Eingang und wir schauen kurz in den Innenhof.
Heute findet man dort das Museu Militär dos Acores. Der Rest der Anlage ist für den Publikumsverkehr gesperrt, denn es ist eine militärische Einrichtung. Die Parkanlage ringsherum ist schön angelegt, die riesigen Blüten der Strelizien leuchten in sattem orange und blau.
Eine Weile verharren wir am Denkmal der Opfer des 1. Weltkriegs. Es erinnert an die portugiesischen Soldaten und Seeleute, die gefallen sind.
„Nun haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder gleich zurück zum Schiff oder noch ein wenig durch die Gegend trödeln“, frage ich meinen Mann. „Na, wenn du so fragst, hast du doch noch Lust zu laufen und wie ich dich kenne, möchtest du sicher noch ein paar interessante Dinge fotografieren“ kommt da als Antwort. „Du hast recht, es gibt überall auf der Welt noch so viel zu entdecken und wir wissen ja nicht, ob wir jemals wieder hierher kommen. Also los!“ und ich ziehe ihn am Arm.
Und was wir alles gesehen haben und wie der Abend verlief, davon berichte ich im Teil 2 über Ponta Delgada