18. April 2023 – Catania/Sizilien, 18 Grad leicht bewölkt
Das morgendliche Ritual ist schnell absolviert und nach dem Frühstück huschen wir auf das Pooldeck und schauen uns den Hafen von oben an und in der Ferne ist der höchste aktive Vulkan (3.300 Meter hoch) Europas zu erkennen. Ich habe mal gelesen, dass die Höhe sich immer wieder ändert und zwar nach einem Ausbruch. Es gibt öfters kleine Erdbeben, die Menschen auf der Insel haben gelernt damit zu leben. Sizilien ist übrigens die größte Insel des Mittelmeeres.
Unsere Tour startet bei trockenem Wetter und es geht ein Stück durch Catania, dass wir uns vielleicht noch anschauen werden, wenn uns nach dem Ausflug noch nach bummeln ist.
Eine gut ausgebaute mautpflichtige Autobahn geht in Richtung Taormina, unser heutiges Ausflugsziel. Auf der einen Seite liegt das Meer und auf der anderen Seite entdecken wir die zerklüftete Landschaft mit Häusern an den Hängen.
Leuchtend gelb blüht der Stachelginster und dann erreichen wir nach einer Stunde die berühmte Stadt in den Bergen.
Der Ätna ist nicht weit entfernt und man kann von dort aus hoch wandern. Nein, das wollen wir nicht machen – Stadtbesichtigung steht auf dem Plan.
Durch das Stadttor Porta Catania, das im Jahr 1440 erbaut wurde, betreten wir den mit vielen Sehenswürdigkeiten ausgestatteten Ort. Und schon sind wir mitten drin im Gewusel.
Die Fußgängerzone, Corso Umberto, ist gleichzeitig die zentrale Hauptstraße und sie endet im Norden, am Stadttor Porta Messina. Ach, Messina, der Name war gestern schon gefallen. Es gibt eine Straße von Messina – aber nicht an Land. Es ist die Wasserstraße zwischen der Fußspitze des italienischen Stiefels und der Insel Sizilien. „Ach, hier könnte ich es gut aushalten“, sage ich zu meiner Tochter. Sie nickt, ist mit schauen beschäftigt. Die Häuser spiegeln südliches Flair wieder, Blumentöpfe, hübsche Balkone, schmale Gassen, Läden, Boutiquen – man weiß eigentlich gar nicht, wohin man zu erst schauen soll.
Und wie in fast jeder Stadt, gibt es zentral eine Kirche beziehungsweise einen Dom. Dieser hier ist San Nicolo di Bari gewidmet und wurde im 13. Jahrhundert erbaut und ähnelt wie viele Kirchen aus der Zeit einer Festung. Sie trägt den Spitznamen Festungskathedrale oder Cattedrale Fortezza. Für einen Teil der Säulen wurde Taormina-Marmor verwendet. Vor der Kirche befindet sich der Minotaurusbrunnen, der auch das Symbol der Stadt ist und die Flagge ziert. Insgesamt ein schöner Platz, der zum verweilen einlädt.
Verhungern kann man in dieser Stadt auf keinen Fall. Alle paar Meter locken die Speisekarten der Restaurants und es duftet lecker nach Essen. Ich wundere mich über den Namen des Restaurants, Caffé Wunderbar, eine Verknüfung italienisch und deutsch?. Auf jeden Fall eine hübsche Fassade und wie sich herausstellt, ist es das älteste Restaurant in der Stadt, das 1960 eröffnet wurde. Der berühmte Ernest Hemingway ist, wie viele andere Persönlichkeiten auch hier gewesen. Die Lage des Caffé ist genial - der Platz IX. Aprile ist umgeben von Sehenswürdigkeiten. Die Kirche San Giuseppe mit dem zwiebelförmigen Glockenturm auf der einen Seite und auf der östliche Seite des Platzes befindet sich die Gemeindebücherei in der ehemaligen Kirche San Agostino, erbaut 1448.
Ich glaube, man braucht schon mehr als einen ganzen Tag, nur um die Fußgängerzone samt der Seitengassen zu erkunden. Liebevoll gestaltete Außenbereiche von Restaurants und Fassaden sowie Schaufenster von Geschäftshäusern – das Staunen nimmt kein Ende.
Wir bleiben vor der Auslage eines Feinkostladens hängen und schauen uns drinnen um.
Der Laden ist winzig, der Mann hinter der Verkaufstheke sehr nett. Pistazien sind beliebt hier und wir erstehen kleine Fläschchen Pistazienlikör, Pistazienpaste und belohnen uns mit einem Leckerli. In einer Ecke des Ladens dreht eine Eismaschine die cremige Masse und wir sind gleich dabei und bestellen uns eine Sahneeis und ein Sorbet. Welch ein Geschmackserlebnis, einfach lecker!!! Gestärkt bummeln wir weiter und bleiben vor den Schaufenstern der Geschäfte stehen. Meine Güte, was es hier alles gibt – viele Dinge, die Frauenaugen strahlen lassen.
Irgendwie
haben wir die Zeit vertrödelt und verpassen es, rechtzeitig am
Eingang des antiken Theaters zu sein. Unsere Gruppe ist bereits auf
Besichtigungstour und uns lässt man leider nicht mehr hinterher
rein. „Komm, ärgern wir uns jetzt nicht – kann passieren und ich
verspreche dir, du wirst noch „alte Steine“ sehen in den nächsten
Tagen“, vertröste ich meine Tochter. Also gehen wir wieder in
Richtung Fußgängerzone und machen das Beste draus.
Und weil laufen doch ein wenig hungrig und durstig macht, suchen wir uns ein Café und essen natürlich Pistaziengebäck und dazu gibt es einen Espresso. Wir treffen eine nette Mitreisende mit ihrer Mutti und genießen den gemeinsamen Moment. Die „Kinder“ reden miteinander und wir zwei Mütter freuen uns, dass wir mit ihnen unterwegs sind. Es ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass erwachsene Kinder mit den etwas betagten Eltern verreisen.
So, wir müssen uns auf den Weg machen, der Bus wartet. Mille Grazie meinem Mann, der uns diesen Ausflug geschenkt hat. Über die kurvenreiche Straße geht es zurück nach Catania.
Die Stadt ist auch einen Besuch wert, was ich so vom Bus aus sehe. Am Hafen angekommen, entscheiden wir uns für einen kleinen Bummel. Mitten im Ort gibt es eine historische Stätte, die leider nicht gänzlich frei gelegt werden kann. Auf ihr stehen ringsherum Gebäude.
Vorbei an riesigen antiken Gebäuden, wie dem Dom, schlendern wir umher und weil ich meine, ich finde hier auf Sizilien Schuhe für meine kleinen Füße, betreten wir ein schickes Kaufhaus. Schuhe gibt es, aber nicht für mich – Tochter strahlt! Und dann entdecke ich auf einem Ständer einen hübschen leichten Regenmantel im Leopardenlook. Ja, den muss ich haben und zack, Karte gescannt und der Mantel gehört mir. Als wir auf die Straße treten, brechen wir in Gelächter aus: warum? Es regnet und so kann ich den neuen Mantel gleich mal testen. Er trägt sich super, ist bequem, leicht und die Kapuze nett geschnitten.
Wie kommen wir jetzt aber zurück zum Hafen bei dem Regen? Ein paar Meter weiter steht ein Hop on-Bus und wir fragen den Kontrolleur, wo er denn hinfährt. Puerto kommt da von ihm. Ob wir denn mitfahren könnten, wir haben aber keine Fahrtkarte. Er schaut uns schelmisch an und deutet an, wir dürfen einfach einsteigen. Himmel, wie lieb von dem Mann und so stehen wir nach kurzer Zeit vor dem Terminal. Natürlich bekam der Charmbolzen von uns ein Trinkgeld.
Auf dem Schiff herrscht gähnende Leere, die meisten der Passagiere sind noch „on Tour“ oder haben sich nach drinnen verkrochen. Der Regen hält nicht lange an und so kann man das Sail away bestimmt trocken erleben. In der Vinothek ist alles vorbereitet für den Suitentreff.
Ich schaue meine Tochter an und wir haben den gleichen Gedanken – denken an die Suitentreffs mit Mutti auf unseren gemeinsamen Reisen. Sie fand es immer so spannend, was auf den kleinen Löffelchen dekoriert war – meinte dann immer, eine gute Portion, um was zu probieren. Da hatte sie nun auch wieder recht und das kleine Gläschen Champagner haben wir ihr immer gegönnt. Gibt es ja nicht alle Tage.
Im Bella Donna warten heute Abend Spezialitäten der Emilia Romagna auf uns und mein Abend klingt in der Blu Bar aus mit Klaviermusik und schönen Songs, die Ladislav singt. Gut zum entspannen, denn morgen früh legt die Blu in Valetta an und ich überrasche meine Tochter mit einen Ausflug, den ich schon mit meinem Mann gemacht habe. Ich denke, die Tour wird ihr gefallen. Gute Nacht, wo das Kind ist, keine Ahnung – Hauptsache sie hat viel Spaß, Urlaub vom Alltag und Arbeitsstress ist immer gut für die Seele.