
Noch immer 9. Juli 2015 - Hammerfest
Ja, es war eine verdammt kurze „Nacht“. Gegen 8 Uhr wurde ich wach – ohne Wecker. Einige Zeit später fuhr ich direkt auf Deck 12. An diesem Morgen nicht zu Fuß via Treppenhaus. Allein das Öffnen der Augen mit anschließendem Offenhalten war eine große Leistung … Oben angekommen fiel es nicht mehr so schwer. Die Augen offenzuhalten. Blauer Himmel. 13°, Sonne satt. Der Wind war allerdings sehr kalt. Gut für – nein, gegen – die Müdigkeit. Wie auch der erste Morgenkaffee. Early bird ein wenig später … Auf dem Oberdeck war so gut wie nichts los, als wir uns dem Hafen von Hammerfest näherten.
Noch wacher wurde ich beim Betrachten der an uns vorbeiziehenden Berglandschaft. Vorwiegend blanker Fels, teilweise bewachsen. In den höheren Lagen weite Schneefelder.
Wir bekamen Begleitung. Gut sah es aus, das Schalke-Schiff. Blau-weiß mit einem tollen Hintergrund. Das Schiff wich nicht von unserer Seite und begleitete uns fast bis zum Hafen. Die von der Form an Trockenfischgestelle erinnernde evangelische Kirche,
der Hausberg Salen und ein Magnet Hammerfests, das Gebäude des Eisbärenclubs, begrüßten die AIDAluna und natürlich uns. Unser Schiff machte gegenüber der Innenstadt fest. Doch zunächst warfen wir Blick auf die unmittelbare Umgebung. Unbestreitbar – Hammerfest lebte nicht nur vom Eisbärentourismus sondern auch vom Fischfang …
So, Zeit für das späte Frühstück. Viel Koffein wurde in die Körper „gepumpt“, verbrauchte Kalorien ersetzt. Dann aber los – runter vom Schiff und nunmehr Auge in Auge mit den Fischerbooten, die wir zuvor von oben fotografiert hatten.
Anschließend ab in die Stadt - nicht zu Fuß sondern mit dem über AIDA bereitgestellten Shuttle-Bus (€ 10,-- für Hin- und Rückfahrt). Der Bus hielt unmittelbar vor dem Herzen der Stadt – der Heimat des Eisbärenclubs. Nicht so gediegen wie die urenglischen Clubs. Unansehnlich. Ein Zweckbau. Und - wie wir wenig später erkannten – im Inneren neben dem Museum ein großer Verkaufsraum. Vieles drehte sich bei den Andenken um … logisch um Eisbären. Nun aber schnell rein ins Clubgebäude, denn das Hurtigrutenschiff MS Midnatsol näherte sich dem Kai. Ohne Hape Kerkeling. Dieser eine Mann hielt sich bestimmt in dem einen Fjord auf. In seinem Fjord … So, die „Tore“ der MS Midnatsol öffneten sich. Massen strömten hinaus. Wohin? Natürlich in den Eisbärenclub. Aber sie mussten sich hinter MarcoPolo einreihen. Sie wollten wie auch MarcoPolo Clubmitglied werden. Sie alle wurden es. Wie auch Kreuzfahrergerds und Floppys. Mit Mitgliedsnummern so um die 8.000 nach meiner – vor etwas mehr als zwei Jahren zahlte ich bereits meinen Mitgliedschaftsobolus. Aktuell nkr 200,-- für die lebenslange Mitgliedschaft. Ein Gag. Die neuen Mitglieder erhielten schön in einer Plastiktüte geborgen Ausweis, Urkunde, Pin, … Zum Glück waren die Dinge nicht zu schwer, denn wir wollten uns noch ein wenig mehr in Hammerfest umschauen.
Ältere Häuser, z.B. aus Jugendstilzeiten, sahen wir in Hammerfest nicht. Aufgrund des unsinnigen Befehls „Verbrannte Erde“ machte die deutsche Wehrmacht kurz vor Kriegsende die Stadt dem Boden gleich. Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau. Jede Menge Zweckbauten, aber auch kleine Gassen mit gemütlichen Holzhäusern. So wie die, durch die wir Richtung Kirche schlenderten.
Und schon standen wir vor der 1961 geweihten Kirche.
Nicht nur wir allein – wir merkten, dass zwei größere Schiffe im Hafen lagen. Die Passagiere besuchten die wenigen interessanten Ecken der Stadt. Und dazu gehörte die schlichte evangelische Kirche, die richtig voll wurde. Von Besuchern, die wie wir von dem einfachen, lichtdurchfluteten Kircheninneren sehr angetan waren. Der Sonnenschein brachte alles sehr schön zur Geltung – besonders die farbenprächtigen Glasmosaike. Nach der Besichtigung der Kirche machten wir einen kleinen Abstecher zum gegenüber liegenden Friedhof mit dem ältesten Gebäude der Stadt, der Friedhofskapelle.
Wie ein Wunder überstand sie 1944 die Zerstörung. Weiter ging´s - auf einem schmalen Pfad oberhalb der Wasserlinie. Immer in Blickweite unserer AIDAluna. Unser Ziel war ein aufgedocktes Fischerboot, das bessere Tage gesehen hatte. Dieses wurde vom Eigentümer erkannt und es begann, was sein musste. Das Abwracken und wir beobachteten einige Minuten den Beginn.
Nun aber zurück zum Eisbärenclub.
Wir wollten als stolze Mitglieder die Ausstellung besuchen. War aber nichts, denn direkt vor uns war ein Shuttle-Bus angekommen und die Räumlichkeiten waren wie zuvor gerammelt voll. Also weiter – zum nahe gelegenen Marktplatz mit dem Rathaus. Womit schmückte sich der Eingang dieses öffentlichen Gebäudes? Klar – mit Eisbären. Und nicht nur mit einem …
Nicht schlecht sah die Plastik am Rande des Marktplatzes auf. Merkwürdig – keine Eisbären! Dafür Wellen (oder Eisberge?) und ein Segelschiff – eine enge Verbindung zu dieser Stadt.
Nur einige Schritte weiter ergatterten wir eine freie Bank vor einem vor sich hin plätschernden Brunnen, ein Geschenk des ehemaligen US-Botschafters in Norwegen. Seine Mutter stammte aus Hammerfest. Die Skulptur trägt den Namen „Mutter und Kinder“ und stellt die Mutter des Botschafters mit ihren vier Kindern dar. Nach ein paar Minuten Ausruhens machten wir uns auf, den Hammerfester Hausberg Salen zu „erklimmen“. Nahe dem Musikpavillon – natürlich mit Eisbär versehen – begann der Zick-Zack-Weg und wir waren nach kurzer Zeit oben. Ein herrlicher Ausblick auf die Stadt, die Bucht und den Sund.
Und auf unser Schiff.
Und auf die weitere Umgebung. Selbst hier oben war ein wenig mehr los als gewöhnlich. Nicht nur wir gönnten uns die phantastischen Ausblicke. Wobei die meisten Besucher sich auf die Umgebung des Restaurants konzentrierten.
Gerne hätten wir ein wenig länger die Umgebung auf dem Salen erforscht. Doch die Zeit war wie üblich begrenzt. Also runter – und während der wenigen Minuten des Abstiegs erfreuten wir uns immer wieder an den Ausblicken auf die insgesamt übersichtliche Stadt.
Und unten am Marktbrunnen hatten wir wieder Glück. Eine freie Bank im Sonnenschein. Mittagspause! Und dann zum dritten Mal Richtung Eisbärenclub. Endlich – die Räumlichkeiten waren erträglich leer. Im angeschlossenen Museum bestaunten wir den ausgestopften Eisbären, ausgestopfte Vögel aus der Region, Waffen und Ausrüstungsgegenstände von Walfängern und Forschern undundund …
Und machten uns danach Richtung Schiff auf. Nicht per bezahltem Shuttle-Bus sondern zu Fuß. Das herrliche Wetter wollte es so. Und siehe da – ohne weitere Eisbären kamen wir nicht davon. Selbst die Hydranten waren bärisch …
Und in einem Schaufenster stand das, was nicht nur uns gewünscht wurde: Ha en fin dag! Hatten wir – seit Tagen …
Vorbei an schönen und gepflegten Holzhäusern – so, wie man sie in Norwegen immer wieder sieht.
Bis wir in die Nähe unserer AIDAluna kamen. Dort bestaunten wir die Bezeichnung eines Linienbusses:
Anscheinend das Motto Hammerfests. Eine höfliche Stadt mit freundlichen Einwohnern.
So, wir enterten nicht sofort unser Schiff. Die Meridiansäule stand noch auf unserem Programm. Wir mussten sie nicht sehr lange suchen … Schon wieder ein Weltkulturerbe und zwar seit 2005. Dieses Denkmal wurde 1856 erstellt, eine bronzene Kugel auf einem Granitsockel. Es erinnert an die von 1815 bis 1852 erfolgte Vermessung der Erde von diesem Punkt bis zur Stadt Ismail an der 2.872 km entfernten Donaumündung. Größe und Form der Erde wurden mit dieser Messung mehr und mehr verifiziert.
Das war´s dann für uns von Hammerfest – nur einige Minuten später standen wir vor unserem Schiff. Und tatsächlich – wir schafften es an diesem Hafentag, rechtzeitig im Weite Welt-Restaurant zu Kaffee und Kuchen zu erscheinen. Anschließend genossen wir ein Sonnenbad nördlich des Polarkreises. Bis die Pflicht rief … AIDA lud Interessierte unserer Clubstufe zu „kulinarischen Highlights“ ein. Und ob wir interessiert waren – endlich wieder etwas zum Futtern! Nach einem Aperitif und kleinen Häppchen – neudeutsch Canapés – stürmten wir das Buffalo und genossen ein ausgezeichnetes Drei-Gänge-Menue.Unsere Bäuche waren voll – und anschließend auch unsere Betten. Wir hatten Nachholbedarf …
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