21. April 2023 – Katakolon, 20 Grad, sonnig
Wenn ich Katakolon höre, denke ich sofort an Olympia, die Säulen und das Museum dort. Mein Mann konnte sich damals nicht losreißen von diesem geschichtsträchtigen Ort und genau dahin möchte ich heute meine Tochter entführen. Und dann fällt mir noch ein zähnefletschender Hund ein, der sich uns in den Weg stellte. Aber dazu später mehr.
Ich habe das Einlaufen verschlafen und somit gibt es kein Bild vom Sonnenaufgang. Ganz so tragisch ist das nicht, so bin ich wenigstens gut ausgeruht. Das Schiff liegt heute bis 20 Uhr im Hafen und wir haben keine Eile. In Ruhe drehen wir eine Deckrunde und schauen auf das glitzernde blaue Wasser und die sanften Hügel in der Ferne.
Einen Ausflug haben wir nicht gebucht, denn ich erinnere mich daran, dass ab der Pier Busse nach Olympia fahren. Als wir das Schiff verlassen, sehe ich, es gibt die Busse noch. Kleiner Spurt zum Kiosk, der Mann fragt uns, ob wir mit dem Bus fahren wollen. Natürlich wollen wir, er drückt uns die Tickets (15 Euro) in die Hand und meint, wir sollen uns beeilen und rüber zur Haltestelle laufen. Der Bus sei gut gebucht, ruft er noch hinterher. Der Busfahrer, sowie ein Reiseleiter stehen draußen und schauen uns mit großen Augen an und fragen, ob wir mitfahren wollen. Oh oh, der Bus sei voll, aber sie werden eine Lösung finden! Schließlich gibt es noch einen Platz für mich und meine Tochter darf sich vorne zu dem Reiseleiter setzen, der deutsch spricht. Kaum sitzen wir, fährt der Bus auch schon los. „Glück gehabt“, geht es mir durch den Kopf.
An der Endstation halten wir vor einem kleinen Kiosk und ich staune über den recht günstigen Preis des Biers: 1 Euro.
Ab hier kann jeder machen, was er möchte. Entweder die Eintrittskarte für die Geburtsstätte der olympischen Spiele kaufen, die auch den Besuch des Museums beinhaltet oder ansonsten mit dem Reiseleiter einen Spaziergang außen herum machen und die riesige Anlage von außen betrachten. Wir entscheiden uns erst mal für den Spaziergang und was wir danach machen, werden wir sehen.
„Also so schlecht ist das jetzt nicht“, meint meine Tochter. Wir haben eine tolle Sicht auf die riesigen Tempelreste und auf das antike Stadion, das nach den Ausgrabungen 1961 wieder hergerichtet wurde.
Ich bin so mit herum gucken beschäftigt, dass ich nicht mehr weiß, für was diese Säule dort am Ende des Weges steht. Auf jeden Fall muss es was wichtiges sein, sonst wären wir nicht dort hin gelaufen. Der Akazienbaum steht in voller Blüte und verströmt einen süßlichen Geruch.
Es geht zurück zum Museum, wir haben Zeit und kaufen uns die Eintrittskarten. Der Gang vorbei an den riesigen Steinfiguren der Tempel und deren Giebel ist beeindruckend. Vor allen Dingen, dass die Menschen, die die Ausgrabungen durchführten, peinlich auf jedes Stück achten mussten. So konnten manche Figuren wieder fast komplett zusammengesetzt werden.
Ein Blick auf die Uhr, wir gehen noch zu den „alten Steinen“. Die Säulen ragen empor und lassen erahnen, wie riesig die Anlagen gewesen sind.
An vielen Stellen liegen noch Steinblöcke und vielleicht werden sie irgendwann ihren Platz finden, wenn etwas rekonstruiert wird. In tiefen Gräben und abgesteckten Feldern sind Leute dabei, noch Reste freizulegen. Es hat sich gelohnt, nochmal hierher zu kommen und meine Tochter ist ganz angetan von der Stätte.
Der Bus bringt uns zurück nach Katakolon, die Sonne scheint, was machen wir jetzt noch mit dem Nachmittag. „Wollen wir etwas am Wasser bummeln und was essen?“ kommt von ihr. „Ja, das eine gute Idee“ und finden bald einen schönen Platz in einem Lokal. Essen lecker Seafood, schauen auf den Hafen.
Ein wenig die Beine vertreten liegt auch noch drin und so laufen wir erst zur Kirche und dann in die entgegensetzte Richtung einen Hügel hoch, von dem aus man eine wunderbare Sicht auf den Hafen hat.
Diese steile Strecke bin ich mit meinem Mann auch schon gelaufen und wir mussten die Tour abbrechen, weil ein Hund sich in den Weg stellte und sich heiser bellte wegen uns. Das Herrchen rief ihn nicht zurück und wir hatten echt Schiss, dass er uns anfällt, wenn wir weiterlaufen. Mal sehen, ob der Hund noch lebt. Der Liebhaber von altem Kram ist auch noch da und sein Grundstuck ist fast schon eine Kunststätte.
Mitten drin blöken ein paar Ziegen und die Weihnachtsdeko hängt auch noch „Krass, was der alles zusammengetragen hat“ und meine Tochter kommt aus dem Staunen nicht raus. Die Sicht von hier oben ist einfach toll ...
In der Ferne hören wir plötzlich einen Hund bellen und wir machen kehrt, ein paar Fotos schießen und laufen ein Stück am Wasser entlang. „Na, das ist jetzt was für mich hier. Da könnte ich echt noch angeschwemmtes Zeug einsammeln“, flüstere ich ihr zu.
Das Wasser ist glasklar, ideal für ein kleines Erfrischungsbad. Kurz stecke ich mein Hand rein, ui, zu kalt zum baden.
Entlang kleiner Häuser mit schönen Vorgärten geht es zurück zum Hafen
und oben auf dem Pooldeck warten leckere Cocktails auf die Passagiere. Die Offiziere sind fleißig am shaken und auch wir gönnen uns einen Drink. Herrlich, einfach in der Sonne zu sitzen, etwas zu trinken, die Sicht genießen – Urlaub ist eine feine Sache.
Heute Abend habe ich eine Überraschung für mein Kind parat, wir gehen Essen – aber nicht im Büffetrestaurant, sondern wir machen die „Tour de Gourmet“, die sie nicht kennt. In der Vinothek wartet der Willkommenstrunk auf uns und dann geht es zur Sushi Bar, wo der erste Gang angerichtet ist: Wakamesalat und Sushi – lecker. Der zweite Gang wird im Buffalo Steak House serviert. Ein zartes Stück Fleisch, ein Stück Lobster, Schrimps mit einer feurigen Soße, Salat, Ofenkartoffel – ich bin sehr zufrieden. Meine Tochter hat sich das vegetarische Steak bestellt.
Ich war erst skeptisch, ob das wohl schmeckt? „Hier, probier mal“ und schon schiebt sie mir ein Stück davon rüber. Ich bin ehrlich überrascht, es hat mir geschmeckt!!! Die Konsistenz und Faserung, wie ein Steak eben und perfekt gewürzt.
Zum Sonnenuntergang nehmen wir den dritten Gang im Rossini ein. Ladislav hat sich in Schale geworfen und empfängt uns lächelnd mit dezenter Musik.
Was wurde uns serviert? Ich bekam Ochsenbäckchen mit einer delikaten Soße und meine Tochter Fisch, der so toll angerichtet war, dass man das Kunstwerk gar nicht zerstören wollte. „Danke Mama für die Einladung, das war echt was ganz besonderes“, höre ich von ihr und freue mich, dass ihr diese kulinarische Tour gefallen hat.
Sie verabschiedet sich, weil sie noch eine Verabredung hat und ich bummle über das Deck, schaue in die Bars rein und komme beim Brauhaus vorbei. Ja, was ist denn hier los? Brechend voll, Leute stehen draußen und singen mit. Oh, ich hatte vergessen, dass heute Abend ja Karaoke stattfindet. Ich ergattere noch einen Stehplatz und amüsiere mich köstlich. Nehme mein Handy hoch und mach einen Videomitschnitt, denn 2 Mädels singen gerade „aber mit Sahne ...“ Ich kenne die zwei Hübschen und als ich ihnen das Video zeige, lachen sie herzhaft und dann bin ich auch schon weg. Unterwegs sehe ich ein Crewmitglied, das kunstvoll die Anzeigetafel beschriftet. So was muss man können, dann kommt ein kleines Kunstwerk zustande.
Müde bin ich noch nicht und suche die Anytime Bar auf, bestelle mir ein Glas Prosecco und unterhalte mich mit einem Paar, das dort sitzt. Es war ein so lustiges Gespräch, dass wir die Zeit vergessen haben und plötzlich erklang „Last Order“. Ich schaue auf die Uhr, grinse und sage zu ihnen „ein Glück, morgen ist Seetag – ein Tag ohne Landgang“. Und schon prusten wir wieder los. „Nee, morgen ist kein Seetag, wir sind schon um 7.30 Uhr in Argostoli!“ sagt die junge Frau zu mir. Ich fass mich an den Kopf, ich glaube, ich bin reif fürs Bett. Schnell das letzte Glas leeren, wir laufen in die gleiche Richtung, abwärts und dann wünschen wir uns eine gute Nacht und vielleicht sieht man sich ja mal wieder an Bord. Was war das doch noch für eine schöne späte Stunde mit den beiden.
Mein Kind ist schon da und schaut mich an … schluckt die Worte runter und wir besprechen, was wir morgen machen wollen. Auf jeden Fall am Vormittag den Koffer schon mal richten und noch ein wenig das Pooldeck genießen, kleinen Stadtgang machen und dann ist der letzte Urlaubstag schon fast rum. Gute Nacht!